Cadillac Seville Testbericht

General Motors hatte Ende 2000 ein kleines Problem: Eine nicht unerhebliche Anzahl vollausgestatter Seville STS Bj. 1999 oxidierte unverkauft in Antwerpen vor sich hin. Also entschloss man sich, die Fahrzeuge zum Sonderpreis zu verramschen. 36000 Euro kostete das Gefährt, ein absolutes Schnäppchen.

Der STS ist der leistungsstärkste Fronttriebler auf dem Markt. 305 PS aus der V8-Northstar sorgen für zügige Beschleunigung bis zu den 240 km/h Endgeschwindigkeit, die man aber mit einer Limousine dieser Größe nicht unbedingt fahren möchte, nicht nur aufgrund des Spritverbrauches, den der eingebaute Tripcomputer unerbittlich anzeigt.
Der Seville ist vom Stil her eine Sportlimousine. Verglichen mit Luxuslimousinen aus Stuttgart oder München ist die Karosserie relativ niedrig, so dass ich mit meinen 1,84 bereits die niedrigste Sitzeinstellung wählen muss.

Sobald man sich im Seville niederläßt, beginnen die elektronischen Helferlein ihr Werk. Die Fernbedienung der Zentralverriegelung selektiert auch das Fahrerprofil. Für zwei Fahrer lassen sich Positionen des Fahrersitzes, Lenksäule, Außenspiegel, Klimaanlage und sogar Senderbelegung der Bose-Anlage abspeichern. Sogar die Position der CD aus dem 6fach-Wechsler wird beim Abschalten der Zündung gespeichert, so dass man beim nächsten Start weiterhören kann, auch wenn zwischendurch der Partner das Fahrzeug benutzt hat.

Überhaupt ist die Bose-Anlage vom Feinsten. Auf Wunsch generiert sie jeden gewünschten Schalldruck bis die Ohren schmerzen, ohne dass sich Klangverfärbungen zeigen. Neben einem sechsfach-Wechsler und einem Kassettenspieler befindet sich noch ein Slot-In CD-Player im Armaturenbrett, in dem sich die frisch erworbenen CDs auf der Rückfahrt vom CD-Laden problemlos abhören lassen, ohne am Wechsler herumnesteln zu müssen. Weiter erwähnenswert sind DSP-Programme für verschiedene Raumsounds und eine spezielle Einstellung für optimalen Sound am Fahrersitz.

Die übrigen Sinne werden durch die feine Lederausstattung und hochglanzpolierten Holzapplikationen verwöhnt. Auch Fondspassagiere finden Sitzheizung und persönliche Leseleuchten zu ihrer Verfügung.

Nach dem Drehen des Zündschlüssels setzt sich die 4,6 Liter Maschine in Bewegung. Der Klang des Motors ist zurückhaltend, aber man hört, dass 8 Zylinder ihre Arbeit aufgenommen haben. Das Aggregat beschleunigt den Wagen zügig, auch wenn nicht wirklich sportlich. Tritt man ordentlich aufs Gas, reagiert der Motor mit unwilligem Grollen und setzt endlich das gewünschte Drehmoment frei. Auf der Autobahn endet der Geschwindigkeitsrausch bei etwa 240 km/h, aber der Wagen hält keineswegs zum Rasen an. Optimal ist eine Reisegeschwindigkeit von etwa 160 - 180 km/h, dann hält sich auch der Spritverbrauch einigermaßen in Grenzen.

Beim Anfahren ist zu berücksichtigen, dass der Wagen durch die Vorderräder angetrieben wird. Das ist bei Navigation auf schlüpfrigen Oberflächen vorteilhaft, aber beim Sprint an der Ampel kann es schon mal zum Durchdrehen der Vorderräder kommen, da die Hinterräder mehr Vortrieb auf die Straße bringen.

Was gibt es nun an dem Wagen auszusetzen ?

Die Regelung der Klimaanlage zeigt nach einiger Zeit Abweichungen - es beginnt ein bisschen kalt zu ziehen, dann wird wieder nachgeheizt und so weiter.
Die automatische Lichtautomatik ist inzwischen so unempfindlich geworden, dass sie auch bei schönster Sonne die Scheinwerfer aktiviert.
Am Lenkrad befinden sich Bedienungstasten für die Bose-Anlage und die Klimaanlage. Letztere finde ich überflüssig, an dieser Stelle hätte ich lieber die Steuerung für den Trip-Computer, für die man im Moment die Hand vom Lenkrad nehmen muss.

Fazit:
Super ausgestattete Sport-Limousine, leider etwas durstig. Besonders für lange Strecken ideal.