Canon 16-35mm f2.8L EF USM Testbericht

Und weiter geht es in der Reihe mit Berichten zu Canon Objektiven aus der EF-Reihe, den Abschluß bilden die Berichte über Zoomobjektive.

Von mir etwas ungewohnt, werden die Berichte kurz und knackig werden, bei den Objektiven werde ich in erster Linie auf den Einsatzzweck eingehen, für den sie jeweils geeignet sind.
Als erstes Zoomobjektiv stelle ich Euch heute das Canon EF 16-35mm 1:2.8L USM vor.

Geeignete Kameras

Das Objektiv verfügt über das Canon EF Objektivbajonett.
Damit ist es für alle Canon Spiegelreflex-Kameras mit Autofokus geeignet.
Die angegebene Brennweite ist für den Einsatz an Kleinbild-Filmen vorgegeben.
Beim Einsatz an Digitalkameras ergibt sich eine Brennweitenverlängerung, hier eine Auswahl:

• Canon EOS 30 D: Faktor 1.6 (ergibt ca. 25,6-56mm Brennweite)
  
• Canon EOS 60 D: Faktor 1.6 (ergibt ca. 25,6-56mm Brennweite)
  
• Canon EOS 10 D: Faktor 1.6 (ergibt ca. 25,6-56mm Brennweite)
  
• Canon EOS 1 D: Faktor 1.3 (ergibt ca. 20.8-45.5mm Brennweite)
  
• Canon EOS 1 D Mark II: Faktor 1.3 (ergibt ca. 20.8-45.5mm Brennweite)
  
• Canon EOS 1 Ds: keine Brennweitenverlängerung
  
• Canon EOS 1 Ds Mark II: keine Brennweitenverlängerung
  
• Canon EOS 300 D: Faktor 1.6 (ergibt ca. 25,6-56mm Brennweite)
  
• Canon EOS 350 D: Faktor 1.6 (ergibt ca. 25,6-56mm Brennweite)

Diese Aufstellung werde ich jetzt durch alle Objektiv-Berichte durchschleppen, es wird ja nicht jeder Interesse an jeder Brennweite haben.

Erster Kontakt

Ups, was für ein Brocken! Das war mein erster Gedanke, als ich das langersehnte Stück Technik in den Händen hielt.
Zwar ist es von der Baulänge her noch recht kompakt, aber der Durchmesser zeigt gleich an, das wir hier wieder etwas hochlichtstarkes in den Händen halten.
Mit ein bißchen Zähneknirschen nehme ich zur Kenntnis, das meine schöne Filtersammlung in 72mm hier nicht paßt, es sind 77mm Filter bzw. Einsteckfilter gefragt. Schade.

Handhabung

Hier ergeben sich zunächst keine Überraschungen, EF-typisch wird lediglich der rote Punkt an Objektiv und Body in Flucht zueinander gebracht, eine Vierteldrehung mit dem Uhrzeigersinn und das Objektiv sitzt.
Zum manuellen Fokussieren muß ein kleiner Schiebeschalter bewegt werden, das Zoomen erfolgt am zweiten Ring (dem Body nähergelegenen), alles läuft gewohnt satt und rund.
Für ein Zoom in diesem Brennweitenbereich ist die Anfangslichtstärke mit 1:2.8 vergleichsweise hoch, gegenüber meiner 24er Festbrennweite geht zwar eine Blendenstufe verloren, die man aber noch verschmerzen kann.

Besonderheiten

Das „USM“ in der Typbezeichnung steht auch beim 16-35mm wieder für den Ultraschallantrieb des Fokussierungs-Motor. Nahezu lautlos und extrem schnell wird die Schärfe nachgeführt. Gezoomt wird manuell, für Umsteiger von digitalen Kompaktkameras zunächst sicher ungewohnt.
Als besonderes Gütezeichen gilt auch das „L“ der Typbezeichnung, hiermit wird auf eine spezielle Vergütung und die höchste Korrekturstufe der Linsen hingewiesen.

Technische Eckdaten

Autofokus-Zoom-Objektiv mit Canon EF-Anschluß
Brennweite: 16-35mm
Größte Blende: 2.8
Kleinste Blende: 22
Filterdurchmesser: 77mm
Optischer Aufbau (Linsen/Glieder): 14/10
Blendenlamellen: 7
Naheinstellgrenze (bei größter Brennweite): 28cm
Durchmesser/Länge: 83.5/103 mm
Gewicht: 600g

Die kompletten technischen Daten finden sich bei http://www3.canon.de/images/pro/fot/slr/file/EF_2_144dpi.pdf

Preis

Die unverbindliche Preisempfehlung von Canon beträgt 1.669,- Euro, ich habe in 2004 1.850,- dafür bezahlt.
Heute (26.03.2005) findet man die günstigsten Online-Angebote ab etwa 1.380,- Euro, wobei ich den Online-Kauf bei dieser Geräteart nicht wirklich empfehlen würde. Auch gebraucht oder per Ebay bin ich bei optischen Geräten immer extrem vorsichtig, zu leicht kann man sich echten Schrott einhandeln, der äußerlich unversehrt erscheint.
Und noch mal deutlich: das ist kein Spielzeug zum Knipsen, sondern ein professionelles Werkzeug. In dem Sinne ist es auch nicht teuer, sondern im besten Sinne „preiswert“. Was nicht günstig bedeutet, sondern einfach, das es „seinen Preis wert ist“.

Abbildungsleistung

Mir steht kein Meßgerätepark zur Verfügung, mit dem ich die optischen Eigenschaften messen könnte, ich muß mich auf das Auge verlassen.
Bei Zoomobjektiven rechne ich immer mit einer verminderten Bildqualität gegenüber vergleichbar hochwertigen Festbrennweiten.
Hier überrascht das 16-35mm Zoom angenehm. Verliert das 17-40mm vom gleichen Hersteller (mit 809,- Euro Preisempfehlung auch nicht gerade billig zu nennen) doch deutlich mehr, ich konnte beide Objektive für ein Wochenende testen, bevor ich mich zum Kauf entscheiden mußte.
Die Wahl fiel zugunsten des 16-35mm aus, stärkstes Argument war auch hier wieder die hohe Anfangslichtstärke.
Gerade in nicht besonders hellen Aufnahmesituationen ist die volle Blendenstufe mehr ein echter Gewinn. Der Autofokus des angedockten Bodys profitiert davon, aber auch der Fotograf selbst hat ein leichteres Leben.
Gegenüber der 24er Festbrennweite verliert das Zoom nur wenig, zumindest an meiner EOS 10D Mark II ist der Unterschied fast zu vernachlässigen.

Einsatzzweck

Laut Canon ist das Objektiv in erster Linie entwickelt, um die verstärkte Nachfrage nach kurzen Brennweiten, bedingt durch die Brennweitenverlängerung bei bezahlbaren digitalen SLR, zu befriedigen.
Wäre es nicht so teuer, es wäre das ideale Universal-Weitwinkel für Jedermann.
Ich persönlich nehme es sehr gern mit auf Messen oder Präsentationen, da man dort oftmals nur beengte Platzverhältnisse vorfindet.
Im Vergleich zur Festbrennweite gewinnt man Flexibilität, die man aber mit wenigstens einer Blendenstufe auch wieder bezahlt.
Zwar reichen die 2.8 als Anfangslichtstärke oft noch aus, das Objektiv bringt auch mit offener Blende noch eine gute Schärfe bis in die Ecken, ist aber gnadenlos Lichtstärke gefragt, ist es nicht meine erste Wahl.
So setze ich das gute (und teure) Stück oft schwer artfremd ein... auf irgendwelchen Feiern (wenn ich mich da durchringen kann, überhaupt die dicke SLR mitzuschleppen) oder auch als Urlaubsoptik, mit einem Telezoom dazu im Gepäck als noch tragbaren Zweierpack.

Zubehör

Da sollte zuerst einmal die passende Gegenlichtblende her, für einen vernünftigen Transportschutz wird wohl jeder, der sich das Objektiv leisten kann, ein passendes Behältnis für die Ausrüstung haben.
Den möglichen Extendereinsatz würde ich bei dieser Optik absolut nicht empfehlen, da sollte man besser auf andere Brennweiten zurückgreifen.
Die Filter (nur Pol- und Skylight) mußte ich noch extra... heute aber sicher auch selten gefragt, weil nur wenige Leute noch den Sinn kennen.

Fazit und Empfehlung

Wieder einmal befällt mich leichtes Bauchgrimmen, in diesen Preislagen noch eine echte Empfehlung auszusprechen.
Für das Geld kauft manch einer eine Prosumer-Digitalkamera nebst Zubehör und finanziert eine Woche Urlaub in der Türkei.
Dementsprechend wird sich das Objektiv wohl in erster Linie in der Hand des profis oder des wenigstens sehr engagierten Amateurs wiederfinden.
Abraten kann ich übrigens jedem, der noch den Vorgänger 17-35mm besitzt, das Objektiv zu tauschen, zu gering sind die Vorteile, zu hoch der Preis.
Für Leute, die ein variables Weitwinkel in guter Qualität brauchen, denen der Preis sinnvoll erscheint, sei die Anschaffung jedenfalls wärmstens empfohlen.


Soderle, wie immer an dieser Stelle sind mir Kritik, Kommentare und besonders Hinweise, was Ihr am Bericht vermißt, sehr willkommen!