Canyoning Testbericht

ab 29,26
Auf yopi.de gelistet seit 09/2010

5 Sterne
(2)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von erwin999

Die Hose gestrichen voll!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Im Mai dieses Jahres wurde ich von meinem Arbeitgeber zu einem Führungskräfteseminar ins Pichlmeiergut bei Schladming im Ennstal – dort wo Michael Schumacher immer beim Österreich GP absteigt - mit Outdoorprogramm eingeladen.

Diese im Moment besonders für Führungskräfte in Mode gekommenen Seminare mit Schwerpunkt Outdoor-Übungen sollen einerseits das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Teamgeist stärken und einem auf der anderen Seite das eigene Verhalten in Stresssituationen bzw. seine persönlichen Grenzen aufzeigen.

Die Übung wo man aus meiner Sicht die meiste Überwindung gebraucht hat war eindeutig Canyoning. Viele werden sich jetzt fragen, was das ist, aber ich möchte die Spannung bewahren und es steht alles schön der Reihe nach in meinem Bericht.

Es war ein wunderschöner Tag als wir vom Hotel zum Canyon im Ennstal aufbrachen. Ich hatte bereits beim Frühstück ein flaues Gefühl im Magen, weil ich nicht genau wusste, was auf uns zukommt. Die Erzählungen über Canyoning und das was uns dabei erwarten würde löste dieses mulmige Gefühl aus.

Wir wurden vom Hotel abgeholt und direkt in den Ort Pruggern zum Camp Pruggererhof der Best Adventure Company (www.bac.at) gebracht.
Wir wurden von einem Führer der BAC empfangen, der uns in wenigen Worten den Ablauf der Canyoning-Tour erklärte. Da wir alle so eine Tour noch nie gemacht hatten, war auch eine Einschulung in die Abseiltechnik vorgesehen.

Zuerst ging es aber zur Ausrüstungsausgabe. Wir mussten uns bis auf die Badehose ausziehen und erhielten jeder einen dickeren Neoprenanzug mit Kapuze (bildet einen dünnen Wasserfilm zwischen Haut und Innenseite des Neoprenanzuges, damit einem nicht kalt wird), Neoprensocken und Neoprenhandschuhe. Weiters bekamen wir einen Kunststoffhelm mit versiegelter Styroporeinlage. Nachdem wir das alles angezogen hatten, mussten wir nur mehr die mitgebrachten Outdoor-Schuhe mit Profilsohle über die Neoprensocken anziehen.
Abschließend erhielt jeder von uns noch einen Abseilgurt mit je einer Schlaufe für die Oberschenkel, verbunden mit einem breiten Gürtel über den Hüften. In der Mitte dieses Gürtels wurde in der Höhe des Nabels in einer Schlaufe ein Abseilhaken eingehängt.
Wir schauten aus wie Astronauten und mussten alle lauthals Lachen.

In diesem Aufzug stiegen wir in einen Bus und wurden zur Einstiegstelle des Canyons gebracht.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte jeder von uns die Hosen gestrichen voll.
Die Einstiegstelle in den Canyon befand sich am Ende einer Staumauer. Jetzt gab es kein zurück mehr und die Neugier vor dem bevorstehenden Erlebnis motivierte uns alle.
Als erstes mussten wir uns ca. 15 Meter ins Wasser abseilen. Das Wasser hatte ca. eine Temperatur von 8 Grad Celsius und als ich ins Wasser klatschte blieb mir kurz die Luft weg, da es eine Weile dauerte bis sich der Wasserfilm im Neoprenanzug erwärmt hatte.

Wir mussten ein paar Meter schwimmen um dann eine Weile den Canyon entlang über unterschiedlich große und glitschige Steine, die unterschiedlich tief im Wasser lagen zu gehen.
Dann kam die erste Hürde. Plötzlich standen wir vor einem ca. 5m hohen Abgrund, der in einen sogenannten Pool mündete. Die einzige Möglichkeit um weiterzukommen war es, in diesen Pool zu springen. Der Pool war ausreichend tief, sodass keine Gefahr bestand, aber es schaute nicht ungefährlich aus. Der Tourführer sprang voraus und einer nach dem anderen machte es ihm nach. Augen zu und durch lautete die Devise beim Absprung. Man musste wegen der Kleidung die Beine ein wenig anhocken und eine Faust machen und die Hände vor die Brust geben.
Das Eintauchen in das kalte Wasser raubte einem die Luft und man verlor kurzzeitig die Orientierung. Aber jeder war stolz es geschafft zu haben.
Einige Zeit mussten wir jetzt schwimmen, um dann eine Weile über Stock und Stein durch kaltes Wasser zu waten. Teilweise nur knöcheltief, aber teilweise auch bis zu den Hüften reichend.

In der Zwischenzeit war das mulmige Gefühl im Magen verschwunden. Ich und auch die Kollegen genossen das Erlebnis.
Die zweite Hürde folgte auf dem Fuß. Wieder erreichten wir einen Abgrund. Aber dieses Mal lagen zwischen dem Pool und unseren Füssen 7m. Jeder kann sich vorstellen, wie hoch einem das in Augenhöhe vorkommt. Ein direktes Springen war aber von dieser Stelle nicht möglich, weil es direkt unter uns einen Felsvorsprung gab. Es wäre zu gefährlich gewesen von dieser Stelle zu springen.
Aber unser Tourführer sorgte dafür, dass es uns die Kehle zuschnürte. Wir mussten gesichert durch ein Seil linksseitig etwa 2 Meter höher auf einen kleinen Felsvorsprung klettern. Von dieser Stelle aus war der Absprung ohne Gefahr möglich.

Wer nicht springen wollte hatte auch die Möglichkeit sich in den Pool abzuseilen. Aber einer nach dem anderen kletterte hinauf und sprang. Das Gefühl auf diesem Felsvorsprung zu stehen und hinunterzusehen kann man mit Worten nicht beschreiben. Die Angst schnürt einem förmlich die Kehle zu. Aber wir haben es alle geschafft und waren stolz und glücklich.
Das Gefühl des Absprungs, das tiefe Eintauchen in das eiskalte Wasser und sich selbst überwunden und es geschafft zu haben, sind einfach unbeschreiblich.

Jetzt war wieder schwimmen angesagt, dann gehen über glitschige und rutschige Steine. Ein starkes Rauschen kam immer näher und keiner unterhielt sich mit dem anderen. Die Spannung auf den Höhepunkt dieser Canyoning-Tour war einfach zu groß.

Die Tour dauerte in der Zwischenzeit ca. 1,5 Stunden. Trotz Neoprenanzug fröstelte es jeden von uns. Die Anspannung war einfach zu groß geworden. Der Höhepunkt dieser Tour bestand darin sich 25m in einem Wasserfall abzuseilen um letztendlich in einem riesengroßen Pool zu landen.
Der Tourführer gab uns die letzten Anweisungen und dann ging es los. Einer nach dem anderen verschwand plötzlich vor den Augen derer die alles noch vor sich hatten. Man spürte förmlich die Abspannung die jeder vor diesem Erlebnis hatte.

Es ist einfach unbeschreiblich, wenn man mit dem Abseilen beginnt und einem plötzlich das kalte Wasser auf den Helm prasselt. Man darf auf keinen Fall nach oben schauen, weil man dadurch vollkommen die Orientierung und auch jede Sicht verlieren würde, so stark ist die Wucht des herabfallenden Wassers.
Meter um Meter kämpft man sich, mit den gespreizten Beinen immer am Felsen abstoßend nach unten. Sekunden kommen einem wie Minuten vor und trotzdem ist dieses Erlebnis grandios. Man bekommt durch die Wucht des Wasserfalls nur sehr schwer Luft und hat trotzdem ein tolles Glücksgefühl in sich, das man einfach nicht beschreiben kann. So etwas muss man wirklich selbst erlebt haben um es zu verstehen.
Endlich im kalten Wasser angekommen ist es gar nicht so einfach den Haken vom Gürtel zu lösen. Dann muss man ca. 30-40m im kalten Wasser schwimmen, bis man das Ende der Tour erreicht hat und an Land gehen kann. Dort angekommen ist man ziemlich erschöpft, aber das Gefühl es geschafft zu haben versetzt Berge.

Bis sich alle inklusive dem Tourführer abgeseilt haben, vergeht schon eine ganze Weile. Mir ist da ganz schön kalt geworden. Als wir endlich alle am Ziel waren stießen wir ein lautes Hurrageschrei los und fielen uns glücklich in die Arme.
Jetzt war noch ein Fußmarsch von ein paar Minuten zu bewältigen, bis wir alle erschöpft in den Bus, der uns schon erwartete einsteigen konnten um an den Ausgangspunkt zurückzukehren.
Es war dann gar nicht so einfach den Neoprenanzug wieder loszuwerden. Da musste schon einer dem anderen helfen.
Jetzt war uns allen schon ziemlich kalt und auf in die heiße Dusche. Das ist nach so einer Tour unbedingt notwendig, damit man sich nicht erkältet.

Jetzt freuten wir uns alle schon auf ein oder zwei kühle Bier und das gemeinsame Gespräch über dieses wirklich tolle Erlebnis.
Wer nicht unter Höhenangst leidet und nicht vollkommen unsportlich ist, sollte so etwas unbedingt einmal machen. Es ist ein wirklich tolles Erlebnis mit einem unbeschreiblichem Feeling.

27 Bewertungen, 6 Kommentare

  • Bunny84

    31.01.2009, 22:15 Uhr von Bunny84
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht. Ich wünsche dir noch einen schönen Samstag Abend.

  • paula2

    31.01.2009, 19:45 Uhr von paula2
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße

  • wolli007

    30.01.2009, 20:58 Uhr von wolli007
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße, Wolli

  • DOMMEL

    20.03.2008, 18:42 Uhr von DOMMEL
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß aus GT

  • Estha

    17.06.2006, 16:45 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨¨*:•. ... sh ... .•:*¨¨*:•.

  • anonym

    07.05.2006, 15:18 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)