CityNightLine Testbericht

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ab 29,48
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Erfahrungsbericht von Hagar66

Nach München träumen...

Pro:

Komfort und Ruhe

Kontra:

altes Wagenmaterial auf dieser Strecke

Empfehlung:

Ja

Letztes Jahr habe ich meine Stammverbindung von zu Hause nach München mal mit dem Nachtzug zurückgelegt. Grund dafür war die Überlegung, meiner Frau das Auto (davon haben wir nur eins) zu Hause nutzbar zu hinterlassen, anstatt dass es doof tagelang am Flughafen rumsteht, sowie meine Freude an Zugfahrten ganz allgemein.

So ganz unbeleckt bin ich auch nicht, bin ich doch mehrere Monate lang jede Woche für einen Tag mit Nachtzügen nach Paris und zurück gefahren, sowie ab und zu mal nach Wien. Von einer dieser Wien- Fahrten hatte ich das schweizerische Unternehmen CityNightLine (es gibt ja viele Nachtzuganbieter, z.B. DB Nachtzug, CityNightLine, Euronight, Urlaubsexpress, ... ) auch in bester Erinnerung behalten.

Für mich passte dieses Mal am Besten der Citynightline (in den DB- Fahrplänen steht dies abgekürzt als CNL), weil er mir den höchsten Verbindungskomfort ermöglichte und von dieser Reise möchte ich Euch berichten.

Gewählt habe ich die CityNightLine Verbindung von Amsterdam nach München, der ich in Duisburg zugestiegen bin. Das bedeutete für mich zwar 2,5 Stunden Anfahrt, aber auch ca. 8 Stunden Liegezeit und darauf kommt es bei einem Nachtzug ja wohl an. Zu vertretbarer Zeit losfahren und ins Bett kommen, und auch zu vertretbarer Zeit am Zielort ankommen, das war es was ich wollte. Leider hatte der Zug in Duisburg erklärungslos geschlagene 55 Minuten Verspätung. Dadurch lernte ich zwar nette Leute am Bahnsteig kennen, denn Nachzugfahrer sind gesellig, aber dumm war es trotzdem.

Auf meiner bereits länger zurückliegenden Fahrt von Dortmund nach Wien mit CNL hatte ich hervorragendes neues Zugmaterial in Doppelstockausführung mit reichlich Platzangebot, großer Sauberkeit und tollem Service kennen gelernt und hatte mich richtig wohl gefühlt. Wie enttäuscht war ich, als in Duisburg am Gleis Wagenmaterial aus grauer Vorzeit (60er oder vielleicht auch 70er) vorfuhr, das auch innen seinen morbiden Charme versprühte, z.B. Toiletten mit direktem „Durchgriff“ auf die Gleise. Nun gut, dachte ich mir, es ist nicht mehr zu ändern, und Du schläfst sowieso.

Bis aber dazu kam, war noch die Fahrkarte abzugeben und die Weckzeit zu vereinbaren. Hier zeigte sich der sehr freundliche Schlafwagenschaffner sehr flexibel. Er konnte mir zwar nicht beantworten, ob wir am nächsten Morgen pünktlich ankommen würden (Nachtzüge haben ja in der Regel recht lange Halte- bzw. Abstellzeiten, so dass das möglich ist), aber ich konnte mit ihm vereinbaren, dass er mich 45 Minuten vor der tatsächlichen Ankunft in München wecken würde. Ein schöner Service, vielen Dank dafür!

Dann ging es für mich ins Abteil mit meinem Bett. Gebucht hatte ich ein „Economy Double“, also sozusagen ein Doppelzimmer, das man sich mit jemand anderem teilt. Das ist das Maximale, was meine Firma für mich bezahlt. (Nebenbei: es gibt auch folgende andere Klassen (preislich aufsteigend sortiert: Ruhesesselwagen, Liegewagen, eben Schlafwagen Economy, sowie Schlagwagen DeLuxe, ab Liegewagen auch mit unterschiedlich hoher Personenzahl im Abteil.)

Da in meinem Abteil schon jemand schlafend im unteren Bett lag, der sich obendrein recht breit gemacht hatte, musste ich zunächst mal im Halbdunkel (ich wollte meinen Mitschläfer nicht wecken) dessen Sachen etwas mehr stauen und dann meine eigenen unterbringen. Dann flugs umgezogen und ab in die Kiste. Das Bett war ca. 70 x 190 cm groß und gut zu liegen. So bin ich dann auch selig eingeschlafen und habe bis zum nächsten Morgen nichts mehr wahrgenommen. Hier möchte ich einmal eine deutliche Lanze brechen: Immer wieder höre ich von Bekannten und Kollegen, im Zug könnte man ja nicht gut schlafen. Mit vielleicht etwas Gewöhnung ist meiner Meinung nach eher das Gegenteil der Fall. Wer kennt nicht von längeren Zugfahrten tagsüber den monotonen Singsang der Schiene, der so einlullend wirkt, dass man fast seinen Zielbahnhof verpasst? Ich jedenfalls habe noch nie Probleme gehabt. Selbst den Auszug meines Abteilgefährten in Ulm habe ich komplett verschlafen!

So wurde ich dann am nächsten Morgen freundlich geweckt und hatte das Abteil ganz für mich alleine. Aufstehen, waschen (Waschgelegenheit im Abteil!), anziehen, fast so wie zu Hause. Das Frühstück (im Preis inbegriffen) wurde mir ins Abteil gebracht und nachdem das untere Bett zu Sofa umfunktioniert wurde, konnte ich ganz gemütlich die Landschaft an mir vorbeiziehen lassen und dabei den Tag mit Kaffee und Brötchen einläuten.

Bis kurz vor München hatten wir auch die Verspätung wieder vollständig aufgeholt, sodass ich meinen Arbeitstag problemlos beginnen konnte.

Besonderheit:
Wenn man innerhalb von 2 Jahren 10 Mal mit der Citynightline fährt, bekommt man die elfte Fahrt in der am häufigsten gebuchten Klasse umsonst. Das ist nicht mal auf die gefahrene Strecke beschränkt, das heißt man kann sich im Streckennetz der CNL AG frei bedienen! Dafür muss man sich nur bei der ersten Fahrt einen Oftfahrerausweis ausstellen lassen und diesen bei jeder Fahrt zum Eintrag vorlegen. Der Oftfahrerausweis gilt dann auch als Fahrausweis und er ist auch übertragbar, da man seine persönlichen Daten nicht unbedingt eintragen muss.
Das ist doch recht lohnend (auch im Vergleich zu Vielfliegerprogrammen), wenn man z.B. seine Angehörigen mal irgendwo hin entführen will.

Preise, Streckennetz und weitere Informationen:
Da Preise, Streckennetz etc. natürlich Änderungen unterworfen sind, möchte ich sie hier nicht aufführen, sondern auf die Homepage www.citynightline.ch verweisen. Dort ist das alles aufgeführt, und es besteht auch eine online Buchungsmöglichkeit. Nur ein Hinweis vielleicht: Unabhängig von der zurückgelegten Strecke gibt es im Moment Ruhesessel schon für 29,- Euro. Macht das Lust?

Fazit:
Die Nachtzugreise ist für mich eine umweltbewusste, preiswerte(re) und erholsamere Alternative zum Fliegen und ich habe es, trotz des Wagenmaterials auf „meiner“ Strecke schon öfter gemacht.

Vielleicht kann ich ja den ein oder anderen animieren, es mir nachzutun?!

Danke fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren.