DSC-Zettler ZET-Phone 5 Testbericht

Es ist kaum zu glauben, diese Verquickung von Zufällen, Ausreden, Mangelerscheinungen und Lösungen.
Zufall??
Weiß ich nicht so genau, jedenfalls kam unser Telefon zu Fall, also vom Schreibtisch ungebremst bis auf den Fußboden und gab seinen Geist auf. Zum ersten Mal war ich glücklich, allein zu Hause zu sein.
Zwar nicht wie der mehr als ich bekannte Kevin, aber es gab keine Möglichkeit, anderen die Schuld zu geben: das war ich ganz allein!!
Allerdings habe ich auch da meine Zweifel, denn Henry Newton ist zweifellos auch daran beteiligt.
Schließlich hat der die Schwerkraft erfunden, nicht gefunden.
Erst seit Newton fällt oder hängt alles nach unten.
Vorläufiger Beweis:
Schaut Euch mal Bilder oder Statuen aus der Zeit vor Newton an:
Alle Mädels mit steif aufgerichteten Brüsten!!
Erst seit Newton gibt es weibliche Wesen mit Hängebrüsten!!
Über den scheinbaren Widerspruch oder Gleichklang zwischen ‚steif’ und ‚aufgerichtet’ und ‚Mädels’ an anderer Stelle.

Ich alleine hatte es geschafft, ohne die Unterstützung anderer mir wohl- oder schlechtgesonnener Menschen, obgleich ich eigentlich ein relativ guter Mannschaftsspieler bin.
„Relativ“??
Ich hör’ den Aufschrei schon: jetzt fängt der alte Zausel auch noch mit dem ollen Einstein an.
Ist ganz einfach erklärt.
Wenn irgendjemand die – ganz bewusst ohne das besitzanzeigende Fürwort ‚seine’ oder ‚ihre’ – Nase in meinen Hintern steckt, hat er/sie/es drin und ich hab’ sie drin, aber ich steh’ mich relativ besser dabei.

Auf jeden Fall hatte unser Telefon zumindest eine seiner Eigenschaften aufgegeben, ich konnte nicht mehr telefonieren und weil dieses Telefon noch aus dem letzten Jahrtausend stammt – einer unserer Techniker hat mal behauptet „Wenn Du das auf einem Antik-Markt verkaufst, krieg’ste richtig Geld dafür!“ – wurde es Zeit, die Telekommunikations-Branche mit Geld zu unterstützen und das ist gar nicht so einfach wie es sich erweisen sollte und ein neues zu kaufen.

Also begab ich mich zu unserem lokalen Netz-Anbieter ‚Osnanet’, mit dem ich bisher lediglich gute Erfahrungen gemacht hatte, und erheischte ein neues Telefon.
„Wir verkaufen keine Telefone!“
„Dann leihen Sie mir eins!“
„Nöh, wir haben gar keine ‚Hardware’!“
Nun ist trefflich darüber zu disputieren, ob Telefone zu ‚Hardware’ gehören, denn dann dürfte ein Apparat, der ca. 1,20m tief fällt, nicht seinen Dienst versagen.
Die haben überhaupt keine Telefone!!
Die stellen mir ein ‚Netz’ zur Verfügung, verlangen Geld dafür, ohne mir die Gerätschaften zu geben, dieses Netz zu nutzen.
Hoch lebe das Spezialistentum!!
Kommt mir so vor als ob ein Autohändler mir einen Wagen ohne Lenkrad verkauft.
Weil ich es mir allerdings seit 1971 aus Protest versage, in Deutschland selbst Auto zu fahren, bin ich – vorsichtig ausgedrückt – ein wenig von der Entwicklung des Autoverkaufs abgeschnitten und weiß nicht, was da jetzt so alles üblich ist.

„Gehen Sie doch zum ‚Saturn’, der ist hier gleich um die Ecke!“
Heiliges Entsetzen schüttelt mich.!!
Ich lebe, seit ich 1966 den Spruch ‚Support Your local dealer!’ auf einer Londoner Mauer gesehen habe, in dem Bewusstsein und Bemühen, die örtlichen Einzelhändler zu unterstützen und meide solch marodierenden Filialisten.
Kennt der mich und will gar keine weitergehende Geschäftsbeziehung mit mir eingehen?
Oder will der mich nur mit einem ‚Experten-Rat’ loswerden??

Also auf zum ‚Saturn’! Der ist wirklich gerade um die Ecke und nicht wie seit Kubrick’s ‚2001’ vermutet, Milliarden von Kilometern weit weg.
Dieser Laden ist hier im Dorf nach einem ‚Shop in Shop’-Prinzip aufgebaut.
Dort lerne ich, dass der 1974 von Martin Scorsese gedrehte Film „Alice doesn’t live here anymore“ nicht mehr so stimmt, denn eine ‚Alice’ hat im Erdgeschoss einen Stand, verkauft aber auch keine Telefone.
Im ersten Obergeschoss gibt es eine Kasse, vermeintlich Auskunft und ein englisches Sprichwort ‚There is always something that tops it’ wird auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft.
Meine Bitte „Ich möchte ein Telefon kaufen“ wird mit der mehr Auskunft erheischenden Frage gekontert:
„Ja, was wollen Sie denn mit dem Telefon tun?“
Meine Antwort „Telefonieren, schlicht und einfach telefonieren.“ löst bei der Dame schieres Entsetzen aus.
Sie gibt mir eine Wegbeschreibung und ich gelange zu einem Glaskasten, auf dem steht ‚Bitte sprechen Sie mich an!’ und in dem ein weiteres weibliches Wesen sitzt.
Ich berufe mich auf die Aufforderung und sage „Ich soll Sie ansprechen, steht jedenfalls da!“, bekomme als Antwort: „Ja, gute Idee, aber ich gehöre nicht zum Personal, sondern versuche auch Kundin zu werden. Der ‚Verkäufer’ ist vor einigen Minuten ‚geflohen’.“
Der erste Teil der Antwort stärkt zumindest mein männliches Selbstbewusstsein.
Um diesen Glaskasten herum sind in nahezu endlosen Metern Telefone ausgestellt. Telefone mit und ohne Schnur, Duo-Sets, Tripple-Sets oder Quadro-Sets’. Mit beleuchtetem und unbeleuchtetem ‚Display’. Mit ‚SMS-Funktion’, was auch immer das nun sein mag. Schreibweisen sind so übernommen, also keine Dreckfuhler.
Telefone mit ‚Eigenschaften’, von denen ich noch nie gehört habe, dass es sie gibt, also weder die Telefone noch die Eigenschaften, und deswegen weiß ich auch nicht, was ich damit soll.

Dann – heureka – ein blau-grauer Karton mit dem Bild eines Telefons und der Aufschrift

ZET-Phone 5
Einfach – Nur telefonieren . .
‚Nur’ sogar in einer anderen Farbe gedruckt.

Der Hersteller ist eine Firma

DSC-ZETTLER
Kommunikations-Technologie, die am
Industriering 4 in
85238 Petershagen residiert, die als Möglichkeiten, sie zu erreichen

Tel.: 08137 – 53238
FAX: 08137 – 53240
[email protected] und im
Internet: www.dsc-zettler.de
angibt.
Service soll ich erhalten bei einer Firma ‚eben’ – Nomen est Omen?? - mit gleicher Anschrift, allerdings unterschiedlichen Telefon- und Faxnummern.

Und das Erstaunliche ist, dieses Gerät soll lediglich 9,99 € kosten, was mir auch an der Kasse mit einer Quittung, die gleichzeitig Garantie-Karte sein soll, bestätigt wird.

Das ‚Nur’ auf dem Karton wird relativiert, denn das ZET-Phone 5 hat noch einige Eigenschaften, die für mich nicht unbedingt zum Telefonieren gehören.
Es sei ein ‚Tisch- und Wandtelefon’. Heißt das, ich kann es gleichzeitig auf den Tisch stellen und an die Wand nageln?
Es – oder ich – habe ‚Tonwahl’. Und das bedeutet, dass ich mich Molltönen äußern darf, jedoch in Durtönen angerufen werde?? Ich werde es erfahren, wenn mich denn jemand anrufen sollte und werde darüber berichten. Das ist durchaus als Drohung zu verstehen.
Es habe ‚Stummschalten’. Was auch immer das sein mag. Kann ich bei einem Anruf das Gerät so schalten, dass mich zwar jemand anruft, aber stumm bleibt, so dass ich ihn oder sie nicht höre?? Oder umgekehrt?? Scheint mir nicht der Sinn oder Zweck eines Telefons zu sein. Aber auch das werde ich erfahren.

Eine engbedruckte Bedienungsanleitung in DIN 6 Größe mit insgesamt acht Seiten mit VII- Unterpunkten ist beigelegt.
Ich werde Euch nicht mit den Einzelheiten belästigen. Aber ein Punkt der Bedienungsanleitung ist als Punkt VII, Absatz 1 als ‚Führen eines Gespräches’ festgelegt.

„Heben Sie den Hörer ab und geben Sie über die Tastatur – sie befindet sich auf den Innenseite des silbrigen Hörers, Einschub von mir – die gewünschte Rufnummer ein. Zum Beenden des Gespräches legen Sie bitte den Hörer wieder auf.“

Da wäre ich jetzt von alleine nicht drauf gekommen. Da bin ich froh und dankbar, dass ich angeblich so umfassend belehrt werde, auch wenn verschwiegen wird, wo oder wohin ich den Hörer wieder auflegen soll.
Eine der zwischendurch von mir gestellten Fragen wird jedoch schon beantwortet:
Beim ZET-Phone 5 handele es sich wahlweise um ein Tischgerät oder Wandmontage.
Wobei jedoch fraglich bleibt, ob ein Substantiv ‚Tischgerät’ sprachlich mit dem Erfolg eines Verbs ‚Wandmontage’ verbunden werden darf.
Oder ist am Ende zu vermuten, dass ich an Montagen die Wand benutzen soll?? Ich werde es herausfinden.
Meine Bewunderung über den sprachlichen Erfindungsreichtum technischer Redakteure habe ich an anderen Stellen schon geäußert und wiederhole mich hier gern.
Das mag auch daran liegen, dass ich die deutsche Sprache selbst erst mühsam erlernen musste.

Alles in allem bleibt zu erwähnen, dass sich das ZET-Phone 5 auf dem Bücherregal, auf dem ich es vorläufig untergebracht habe, recht nett und hübsch macht.
Ob es das tut, weswegen ich es gekauft habe, weiß ich noch nicht – Betonung liegt auf ‚noch’ -, denn bis jetzt hat mich noch niemand angerufen und ich habe auch andere Dinge zu tun als andere Menschen mit Anrufen zu behelligen, denn augenblicklich habe ich andere Aufgaben – wie z.B. das Wohlergehen des mir ehelich anvertrauten Weibes – zu lösen.

Bleibt also nur die kölsche Lösung:
‚Ma weeß et nieht!’

Und auch diesmal weise ich darauf hin, dass dieser Artikel auch auf anderen Plattformen, auch unter dem Namen des mir ehelich anvertrauten Weibs – cunda - erscheinen wird. Ebenfalls – auszugsweise und umformuliert - in etlichen Tageszeitungen,.
Anderslautende Meinungen werden – wie üblich – respektiert, jedoch weitgehend ignoriert.

topfmops bedankt sich fürs Lesen und Bewerten und freut sich auf viele, lesenswerte Kommentare und hofft, Euch eine kleine Anregung gegeben zu haben.