Edinburgh Testbericht

Edinburgh-city
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Erfahrungsbericht von LosGatos

Das Athen des Nordens

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

In Anbetracht des Titels könnte jetzt so manch ein User auf die Idee kommen, ich sei den Griechen so verbunden, dass ich die ganze Welt auf ihr Land zu projizieren versuche oder umgekehrt. Schließlich habe ich ja auch erst kürzlich behauptet, Melbourne sei die drittgrößte Stadt Griechenlands und damit für etwas Verwirrung gesorgt. Natürlich mag ich die Griechen, aber dieses Mal (wie sowieso in den wenigsten Fällen) ist das Attribut „Das Athen des Nordens“ nicht auf meinem Mist gewachsen: die schottische Hauptstadt wird gemeinhin tatsächlich so bezeichnet. Wieso und ob gerechtfertigt, dazu später mehr.

In Edinburgh sollte unsere Reise losgehen. Natürlich mussten wir dort erst mal hinkommen. Wir waren mittags in München aufgebrochen, in Frankfurt zwischengelandet. Dann jedoch verzögerte sich mal wieder unser Lufthansaflug – technischer Defekt der Maschine. Mir schwante schreckliches, hatte die Lufthansa erst 2 Wochen vorher einen von mir gebuchten Flug 5 Minuten vor Abflug aus ähnlichem Grund abgesagt. Aber dieses Mal fand sich eine Ersatzmaschine und mit einstündiger Verspätung ging es endlich los. Der Pilot behauptete zwar erst, wir würden nach Birmingham fliegen, ließ sich dann aber doch von uns zu einer Flugzeugentführung umstimmen. Zügig mit viel Rückenwind flogen wir gen Nordwest und kamen fast pünktlich in Edinburgh an.

Von oben blickte ich auf den Firth of Forth und auf die Stadt Edinburgh. Alles war sehr grün. Aber anders als bei uns. The grass is greener...

Am Taxi-Stand mussten wir eine ganze Weile warten, denn es hatte sich eine lange Schlange gebildet, die nur langsam abgebaut wurde. Möglicherweise war es durch das Edinburgh Festival, ein jährlich stattfindendes kulturelles Ereignis, bedingt, dass weniger Taxis zum Flughafen hinausfuhren. So nutzte ich noch die Gelegenheit, um unseren Vermieter anzurufen, dass wir uns leicht verspätet hätten. Schließlich saßen wir jedoch in einem typisch britischen Taxi mit Chauffeurin, die uns in ca. 20 Minuten für 15 Pfund incl. Trinkgeld zu unserem Ziel brachte.

Unser Zimmer hatten wir per Internet für 4 Nächte vorausgebucht. Wegen des Festivals war es nicht leicht gewesen, etwas zu finden. So lag unsere Pension (Bed & Breakfast) nicht im Stadtzentrum, was natürlich den Vorteil hatte, dass sie etwas ruhiger lag. Beim Plausch mit dem Vermieter machten wir gleich Bekanntschaft mit dem für mich (LosGatos) ungewohnten schottischen Akzent: Town spricht man dort nicht „taun“, sondern „tohn“. Jedenfalls machte der Wirt uns klar, wie man dort hinkommt, mit Bus oder Taxi in ca. 10 Minuten.

Näheres zu unserer Unterkunft kann man übrigens hier erfahren:
http://www.aboutscotland.com/edin/parkview.html

Nach kurzer Rast machten wir uns auch gleich auf den Weg. Wir wählten den Bus, der fast vor der Tür abfuhr. Mehrere Linien standen zur Auswahl. In der Regel lohnt sich in Edinburgh der Erwerb einer Tageskarte, wenn man 2 mal pro Tag fährt. Da wir auch zurück mit dem Bus fahren würden, traf das auf uns zu. Der Preis der Tageskarte ist abhängig davon, ob man sie vor oder nach 9:30am kauft. Wir zahlten 1,50 Pfund pro Person. 2 Einzelfahrten wären teurer gewesen. Es empfiehlt sich, das Geld passend zu haben, da Busfahrer häufig nicht wechseln können. So auch bei uns. Aber ein schottischer Fahrgast bot freundlich an zu wechseln. Meist fährt man im Doppeldecker. Unsere Lieblingsplätze waren natürlich oben in der ersten Reihe. Ein Nachteil beim Busfahren für den Ortsunkundigen in Edinburgh besteht übrigens darin, dass sowohl an den Haltestellen wie im Bus nur die Haltestellen der jeweiligen Linie angegeben sind. Es gibt aber keine Übersicht über das gesamte Streckennetz, woraus man ersehen kann, wo man umsteigen muss.

In der Hanover Street stiegen wir aus, weil wir den Eindruck hatten, in der Innenstadt zu sein. Nach wenigen Minuten hatten wir die Hauptflaniermeile Edinburghs, die Princes Street erreicht. Vor uns lag in einer Mulde ein mittelgroßer Park, die Princes Street Gardens, durch den noch weiter unten die Bahnlinie verläuft. Dahinter ragten Häuser empor. Irgendwie fühlte ich mich an den Central Park in Manhattan erinnert, nur war alles etwas kleiner. Und rechts davon lag schon das Wahrzeichen Edinburghs, die Burg, wonach Edinburgh auch benannt ist, denn „Din Eidyn“ heißt wiederum Burg auf gälisch. Neben der Burg sah man die Scheinwerfer, die das Military Tattoo auf dem Vorplatz der Burg anstrahlten. Wir dachten, wir könnten in den nächsten Tagen dort auch mal abends hingehen. Aber später stellte sich heraus, dass das Military Tattoo in diesem Jahr an diesem Abend letztmalig stattfand und dass es ohnehin schon Wochen vorher ausverkauft sei. Tattoo steht hier übrigens nicht für bunte Körperverzierungen, sondern für Zapfenstreich, mit anderen Worten reichlich Dudelsack.

Da wir erst mal etwas essen wollten (schließlich waren wir ja mit Lufthansa in der Holzklasse hierher gekommen, und da ist bekanntlich Schmalhans der Küchenmeister), schauten wir uns nach entsprechenden Möglichkeiten um. Da wir nicht lange suchen wollten, entschieden wir uns für Pizza Hut. Es war ziemlich voll, und wir mussten feststellen, dass auch derartige Low Budget Restaurants hierzulande schon ganz schön ins Geld gehen. Danach schnupperten wir noch etwas Festivalatmosphäre und fuhren mit dem Bus heim.

Den nächsten Tag begannen wir erstmals mit britischem Frühstück und fuhren wieder mit dem Bus in die City. Erstes Ziel war das Scott Monument, errichtet zu Ehren des berühmtesten schottischen Schriftstellers Sir Walter Scott, der viele „Heimatromane“ geschrieben hat und sich damit um sein Land verdient gemacht hat. Nachdem man Eintritt (wie überall in Schottland) bezahlt hat, hat man die Möglichkeit, bis zu 287 Stufen über eine Wendeltreppe hinaufzusteigen. Von oben genießt man den Blick bis zum Firth of Forth im Norden, hinunter auf die Princes Street, zum Carlton Hill mit National Monument und Nelson Monument im Osten und natürlich zum Castle in südwestlicher Richtung. Jedenfalls hatten wir die Stufen auch am nächsten Tag nicht nur in bester Erinnerung, sondern auch in den Knochen. Weiter ging es auf die Burg, das Edinburgh Castle. Der Aufstieg ist weit weniger anstrengend als Scott’s 287 Stufen. An der Burg kauften wir dann das 14-tägige Historic Scottland Explorer Ticket, womit wir dann hier und in der nächsten Zeit an anderen Kulturstätten „freien“ Eintritt haben würden (siehe auch mein vorheriger Bericht „Schottland – Tipps & Tricks“). Nun konnten wir uns vor Ort mit der Geschichte Maria Stuarts auseinandersetzen. Auf der Burg gibt es übrigens auch einen winzig kleinen Friedhof für Offiziershunde.

Vor der Burg kann man in einem Turm eine Holographieausstellung mit einer Camera Obscura besichtigen. Letztere projiziert mit Hilfe eines Periskops ein Bild von Edinburgh in eine große Schale. Dort erfährt man auch, wie es früher war in Edinburgh, dass es keine Kanalisation gab und dass man seine Exkremente zum Fenster hinaus auf die Straße entleerte. Oder etwas über die vielen kleinen zylinderförmigen Schornsteine in schottischen Häusern. Jedes Zimmer hatte seinen eigenen Schlot und produzierte entsprechenden Qualm. Heute ist Edinburgh rauchfreie Zone (nicht raucherfreie Zone), was der Sauberkeit zugute kommt. Dann gingen wir über die sogenannte Royal Mile, die Castle und Holyrood House miteinander verbindet. Hier finden sich viele Geschäfte mit Zielgruppe „Touristen“. Und zum Zeitpunkt des Festivals fand hier das sogenannte Fringe Festival statt, Auftritte von Kleinkünstlern fast rund um die Uhr. Bereits am späten Nachmittag suchten wir ein Restaurant zum Abendessen, welches an diesem Sonntag stark besucht war.

Am dritten Tag fuhren wir mit dem Bus zunächst nicht ins Zentrum, sondern zum Hafen im Stadtteil Leith, um dort die ehemalige Hochseeyacht der Queen, die Royal Yacht Britannia, zu besichtigen. Die Führung erfolgt self-guided, d.h. man erhält ein handyähnliches Funkgerät, mit dem man jeweils durch Eingabe einer Standortnummer die jeweilige Information erhält (in den wichtigsten Fremdsprachen erhältlich). Das Schiff lief 1953 (so wie ich) vom Stapel und war 44 Jahre in Betrieb. In den letzten Jahren fanden Themse-Liesel und Zappel-Philipp eine Seefahrt wohl nicht mehr so lustig, so dass es zur Stilllegung kam. Jedenfalls erfährt man hier auch etwas von königlich britischer Weltanschauung: Eine derartige Yacht sei kein Luxus, sondern für eine Regentin eines Empires, das sich über mehrere Weltmeere ausdehnt, eine Notwendigkeit. Sogar ins Schlafzimmer der Queen mit einem darin befindlichen Schlafbalken erhält man Einsicht. Modernisiert ist dort wohl im Laufe der Jahre nie worden, denn die Einrichtung sieht stark nach 50er Jahren aus. Sogar ein Rolls Royce war auf dem Schiff immer dabei für Landausflüge, solange besuchte Länder keine angemessenen Fahrzeuge zur Verfügung stellen konnten.

Zurück in der City erklommen wir Carlton Hill, einen Hügel vulkanischen Ursprungs. Und hier kommen wir endlich zur Auflösung des Preisrätsels hinsichtlich des Titels dieses Berichtes. Das dort vorhandene 1822 errichtete, aber nie vollendete National Monument (in Gedenken der Gefallenen in den Napoleonischen Kriegen) wurde nach dem Vorbild des Parthenon in Athen geschaffen. Daneben das Denkmal für Lord Nelson, den Sieger von Trafalgar. Natürlich hat man von hier oben einen schönen Ausblick auf die Stadt.

Nach dem Abstieg gingen wir am Holyrood House vorbei, einer Bleibe für die Queen, wenn sie mal wieder nach dem Rechten schaut. Da wir heute jedoch die königliche Kasse durch den Besuch auf der Britannia bereits hinreichend unterstützt hatten, sparten wir uns den Eintritt. Auch Maria Stuart hatte hier schon gehaust. Da LosGatos’ Freundin der Meinung war, das Motto „Soweit die Füße tragen“ sei für heute schon übererfüllt gewesen, fuhren wir erst mal in unsere Unterkunft, um uns auszuruhen. Zum Essen zogen wir später noch mal los.

Am letzten Tag, den wir in Edinburgh verbrachten, ließen wir uns es nicht nehmen, noch den höchsten Punkt Edinburghs, einen seit Urzeiten erloschenen Vulkan, Arthur’s Seat (250m) zu besteigen. Das schöne Wetter, das seit unserer Ankunft hier herrschte, trieb uns halt stets mehr ins Freie als in dunkle Gemächer.

Am Morgen des 28.8. fuhr ich mit dem Bus zur Autovermietung von Europcar, holte unseren vorreservierten Rover ab. Zurück in der Pension lud ich LosGatos’ Freundin samt Gepäck ein, und dann ging unsere Schottland-Rundreise erst richtig los. Das entsprechende Reisetagebuch erscheint hier in Kürze....

Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 17.9.2002
Veröffentlicht bei Ciao, Dooyoo, Yopi und vielleicht eComments und Talk-On

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