FINANZtest Testbericht

Finanztest
ab 10,99
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Erfahrungsbericht von ET2000

Inkompetenz der man blind vertraut

Pro:

Themenvielfalt, Vermittlung von Basiswissen

Kontra:

sehr mangelhafte Tests

Empfehlung:

Nein

Inkompetenz der man blind vertraut

Geht es um Versicherungen / Finanzdienstleistungen ist Finanztest wohl so ziemlich das verbreiteste Format unter den Menschen die sich ansonsten eher nicht mit dieser Thematik beschäftigen müssen. Leider gilt das StiftungWarentest Siegel als Qualitätsmerkmal denen viele Menschen blind vertrauen.

Für mich Grund hier einmal eine Bewertung abzugeben.

Den Kern des Magazins bieten sicherlich die Tests. Daher zentriert sich meine Bewertung vor allem auf diese Tests.


Finanztest testet

Ein „gut“ oder „sehr gut“ von Stiftung Warentest ist für viele Menschen ein Entscheidungskriterium. Jedoch sind die Tests meistens mangelhaft und daher für Vergleiche nicht geeignet. Fast in jedem Fall gibt es bessere Bewertungen von spezialisierten Agenturen. Da Stiftung Warentest ein breites Spektrum abdeckt ist man alles andere als unabhängig. Die kleine Redaktion kann ja auch garnicht in allen Bereichen kompetent sein.

So nutzt man mal die Teststrecken von Ford, die Labors von Blaupunkt und Berater von Allianz, HUK oder ähnlich um vorher festzulegen was wie bewertet wird. Ratingagenturen haben dagegen oft (längt nicht alle) den Vorteil das sie Fachleute beschäftigen die nur ein kleines Spektrum bewerten müssen und sich darauf fokussieren können.

Einige Beispiele über die Mängel von Finanztest möchte ich hier einmal, hoffentlich nachvollziehbar erläutern.


1.Fall (BU Test 07/2006)

Hier ein Beispiel. Ich vergleiche einfach einmal die Bedingungen der LVM mit denen der UniVersa. Die LVM erhielt hier die Bedingungsnote 1.0, die UniVersa die Bedingungsnote 1.8.
Doch wo liegt der Unterschied ?
Lt. Finanztest wurde kritisiert das UniVersa nur eine eingeschränkte Nachversicherungsgarantie gewährleistet. Sprich der Versicherte hat weniger Möglichkeiten seinen Risikoschutz zu erhöhen.

Hierzu vergleichen wir einmal die Bedingungen:

Die UniVersa gewährt eine Nachversicherung wenn das Einkommen steigt. Die LVM sagt man kann den BU Schutz auch erhöhen wenn man ein Haus kauft oder ein Kind hinzu kommt.
Dazu ist zu sagen das der Gesetzgeber eine max. BU Absicherung von 75% des Nettoeinkommens zulässt. Heisst das im Falle eines Hauskaufs wenn bereits 75% abgesichert sind auch nicht mehr abgesichert werden können. Und wenn der Versicherte Hundert Kinder hat.
Die UniVersa sagt das man bei Einkommenserhöhungen bis zum 48. Lebensjahr erhöhen kann. Die LVM sagt nur bis 40. In diesem Fall ein Vorteil für die UniVersa.
Wo ist hier also der Vorteil seitens der LVM ?

Wir bleiben bei den gleichen Gesellschaften im Test. Finanztest kritisiert das eine abstrakte Verweisung bei der UniVersa nur eingeschränkt ausgeschlossen ist. Hier geht es darum das der Versicherte nicht zur Umschulung gezwungen oder auf einen anderen Beruf verwiesen werden kann.

Hier der Auszug aus den Bedingungen der UniVersa:
§2 Abs. 1
„Ist die versicherte Person als Selbsständiger, Freiberufler oder Arbeitnehmer mit Direktionsrecht tätig.... " dann ist eine Umorganisation des Arbeitsplatzes möglicht.

Ansonsten schliesst also die UniVersa auch die Umorganisation aus (also für z.B. Angestellte).
Jetzt nehmen wir einmal die Arbeitnehmer mit Direktionsrecht heraus und schwupps haben wir den Wortlaut der Bedingungen der LVM. Ein Nachteil ?

Die anderen Punkte wurden bei den Gesellschaften gleich bewertet und sind in den Bedingungen weitgehend identisch und wurden auch identisch bewertet.

Wir bleiben weiter im BU Test. Die HUK wird als besonders preiswert dargestellt. Betrachtet man einmal die Beiträge dann fällt folgendes auf: Es gibt einen Tarifbeitrag und einen Zahlbeitrag. Der Zahlbeitrag ist niedriger da ein Teil der erwarteten Überschüsse direkt verrechnet wird. HUK verrechnet hier mal gleich (wie einige andere Anbieter) im Schnitt 50%. Heisst wenn der Tarifbeitrag 100 Euro ist dann ist der Zahlbeitrag 50 Euro. Andere Gesellschaften rechnen anders. So kann das z.B. so aussehen das der Tarifbeitrag 90 Euro ist der Zahlbeitrag aber 70 Euro. Heisst schlichtweg man kalkuliert vorsichtiger. Den Trick der HUK wenden Gesellschaften gerne an um Beiträge niedrig erscheinen zu lassen. Wie die Gesellschaften unter gleichen Bedingungen und mit in der Vergangenheit nicht gerade hohen Renditen und dazu mittelprächtigen Kostenquoten dann diese enormen Überschüsse erwirtschaften wollen bleibt ein Rätsel. Ein Rätsel welches allerdings auch Finanztest nicht interessiert. Darüber hinaus schliesst z.B. die HUK nicht den §172 aus und kann so durch ein Hintertürchen die Beiträge noch weiter erhöhen als bis zum Tarifbeitrag. Andere Gesellschaften schliessen den Paragraphen aus, können also auf keinen Fall erhöhen.
Und wieder andere fallen auf das man bei Bestandskunden schon kräftig erhöht. Auch das bewertet Finanztest nicht.

2.Fall (PKV Test 12/06)

Grundsätzlich hat man bei Finanztest mal so festgestellt das der Wechsel in die PKV nur für wenige lohnt. Weil es muss ja jeder seinen eigenen Beitrag zahlen und wenn dann Frau und Kind je einen eigenen Beitrag haben dann kann es teuerer werden als in der GKV.
Nun, hier muss man zunächst einmal Tarife der PKV nehmen die in der Leistung analog zur GKV stehen. Diese sind nämlich günstiger. Und in der GKV haben einige Zusatzversicherungen die ja auch Geld kosten. Und schwupps schaut es schon ein wenig anders aus.
Allerdings hat Finanztest hier teilweise Recht. Denn sind Vater, Mutter schon etwas älter und wechseln dann erst in die PKV wird es teurer da die Beiträge vor allem auch vom Eintrittsalter abhängen. Was Finanztest allerdings vergessen hat ist das die Kinder irgendwann eigenes Geld verdienen und so dann der PKV Beitrag wegfällt. Der hohe Beitrag in der GKV Familienversicherung bleibt dagegen.
Wie kommt Finanztest überhaupt auf den Gedanken das der Personenkreis klein ist ? Viele sind Doppelverdiener. Heisst meist eine Person ist gesetzlich versichert, hat vielleicht die Kinder kostenfrei in der Familienversicherung und der andere Ehepartner hat ein kleines Gewerbe.
Genaue Daten die die Finanztest These belegen gibt es natürlich wie immer nicht. Man setzt auf die Kraft der Worte.

Jetzt aber speziell zu dem Test. Bereits 1997 hat das Bundesaufsichtsamt offiziell verlauten lassen das ein damaliger Test von Finanztest nicht zum Vergleich geeignet ist. Aber warum gross was ändern ? Der einfache Bürger von der Strasse steht doch so auf das tolle Stiftung Warentest Siegel (Ist das eigentlich immer noch so das die Fa. Blaupunkt bestimmt welche Kriterien bei Tests von Autoradios wie bewertet werden ? - kurze Frage eines ehemaligen Betriebsleiters eines Herstellers der mal an einer Vorbesprechung zu einem Test teilgenommen hat).

Die HUK gewinnt hier in einigen Sparten als die Versicherung mit dem aktuellen günstigsten Preis-/Leistungsverhältnis. Nunja, wie wäre es denn mal mit einer kurzen Anfrage bei der HUK wie die Altersstruktur der HUK Versicherten aussieht. Die HUK kennt nämlich kaum Personen die über 50 sind. Man kalkuliert einen 50 Jährigen mit ca. 120.000 Euro Kosten und hat eine Kostenquote von ca. 66% (Schaden, Verwaltung usw.). Alle anderen Gesellschaften kalkuliert mit mind. 160.000 Euro und haben Kostenquoten die ähnlich liegen (z.B. LVM ca. 61%, Concordia ca. 61%). Finanztest findet das geil und gibt „sehr gut“. Allerdings steht dann ein paar Zeilen weiter das die Beitragsentwicklung nur mit der Note 2,6 bewertet wird. Und das schon jetzt wo man noch gar keine alten Versicherten hat. Wenn die erst einmal dazu kommen..... Finanztest scheint da eher kurzfristig orientiert. Sicher, es ist ja auch so einfach für jemanden zu wechseln wenn man mal älter ist, ein höhere Eintrittsalter hat, die Rückstellungen verliert..... (Ironie aus)

Die Debeka wurde Jahre lang empfohlen. Meine Kritik war damals die Gleiche. Und nun, oh Wunder ist die Debeka im Test nicht mehr weit vorne.

Noch lustiger sind die Leistungsbewertungen der Finanztest. Nachdem man früher immer kritisiert wurde hat man die Bewertungen jetzt schön verschleiert eine Gesamtnote gegeben und ein paar Pauschalaussagen in den Raum geworfen.
Liebe Finanztest, wie sieht das denn aus: 80% Zahnersatz sind gut oder ? Nur wenn ihr jetzt noch die Summenbegrenzungen der ersten Jahre berücksichtigen würdet, wenn ihr sagt welche Form Zahnersatz versichert ist usw. wäre das supi.
Und Hilfsmittel werden bezahlt, toll ! Pauschal oder gibt es da bei einigen Gesellschaften bestimmte Kataloge wo genau nur die bezahlt werden die da drin stehen ? Wäre Sebastian Deissler (der Fussballspieler) mit psychischen Problemen überall versichert wenn ihr das als gut bewertet
wenn da pauschal psychische Dinge abgesichert sind ? Wohl eher kaum.
Was Finanztest grundsätzlich nicht berücksichtigt ist wie die Kunden einer Versicherung denken. Im Schadenfall sind da dann komischer Weise auch immer andere Gesellschaften vorne bei denen die Kunden zufrieden sind. Die Testsieger bei Finanztest fallen hier oft garnicht so gut aus. Aber was zählt denn letztendlich ?

Ich könnte jetzt die PKV Tests der letzten 10 Jahre nehmen und ich behaupte mal ein Buch über die Mängel von Finanztest schreiben. Incl. Stiftung Warentest selbst käme ich sogar auf eine Serie. Vielleicht drehe ich ja mal ne Telenovela wenn die dann noch gefragt sind.


3.Fall Renten-/Lebensversicherung

Wir schrieben das Jahr 1997. In diesem und in folgenden aber auch in vorherigen 1-2 Jahren wurde die Hannoversche Leben als Versicherung empfohlen. Richtig geile Rendite und man solle sich doch für den Testsieger langfristig entscheiden.
Die Fachwelt fragte sich wie denn eine Gesellschaft mit durchschnittlich hohen Kosten und unter gleichen Bedingungen (Mündelsichere Anlage mit ca. max. 20% Aktienquote) durchschnittlich mehr Rendite erzielen wollte als alle anderen auf dem Markt. Das fragte sich dann auch das Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen und schwupps verschwand die Hannoversche Leben im Mittelfeld (Zwangsversetzt). Man hat auch nie das erreicht was man wollte. Sorry, stimmt nicht man wollte ja Kunden und nen StiftungWarentest Qualitätssiegel.
Und jetzt gibt es die liebe Asstel. Der Mutterkonzern Gothaer war zwar etwas wacklig, die Werbekosten liegen im gigantischen Bereich aber auch Asstel will langfristig wieder mehr erzielen als alle anderen auf dem Markt. Wetten das wir uns in 5-8 Jahren wiedersehen.


4. Fall Englische Lebensversicherungen werfen mehr Rendite ab

Es gibt 2 Formen der Kapitallebensversicherung. Die deutsche und die von anderswo. Die deutschen müssen ca. 80% in mündelsichere Anlagen anlegen. Ansonsten heisst dat Dingen fondgebunden LV. Da bei den englischen Versicherern aber das EU Recht zur Anwendung kommt dürfen die 80% in Aktien investieren, sind also fondgebunden, dürfen sich aber Kapitallebensversicherung nennen. Toll oder ? Leider hat das Finanztest nicht bedacht.


5.Fondssparer sind besser als fondgebunde Lvs

Kurzfristig könnte man da in den meisten Fällen Recht haben da die LV alle Kosten auf die ersten, meist 5 Jahre verteilt. Langfristig sieht das anders aus. Bei den Fonds gibt es immer weitere Kosten die übrigens kaum kalkulierbar sind da einige Kosten von den Gesellschaften jedes Jahr neu kalkuliert werden. Übrigens, ein Tipp an Finanztest: Wenn ihr vergleicht nehmt in der Ablaufleistung bitte den Rückkaufswert als Grundlage für den Kunden. Der Kunde bekommt nämlich nicht den tatsächlichen Wert ausbezahlt. Ihr kenn das ja von Devisentausch und so. Der Unterschied liegt bei 8-12% in etwa. Das ist doch viel Geld nehm ich mal an.


FAZIT:
Ich könnte hier jetzt Tests über Unfallversicherung, Haftpflichtversicherung usw.... aufführen. Das Ergebnis ist immer gleich. Die Tests sind schlichtweg ungeeignet, nutzlos.




Sonstiges über Finanztest:

Nach dem negativen Urteil der Tests möchte ich hier noch auf ein paar andere Dinge eingehen.


Allgemeine Informationen

Hier liegt die Stärke von Finanztest. Es werden Gerichtsurteile aufgezeigt, erläutert. Der Leser bekommt viel Allgemeinwissen aus dem Bereich der Finanzen mit, kann einige grundlegende Informationen sammeln. Informationen die durchaus wichtig sein können.

Das Themenspektrum geht über sämtliche Finanzdienstleistungen. Vom Handyvertrag zur Immobilienfinanzierung.

Bzgl. der Themenvielfalt gebe ich daher eine gute Note.
Bzgl. der Informationsvielfalt ebenso.


Neben den allgemeinen Themen gibt es jeden Monat eine Analyse der lt. Finanztest besten Fonds. In der Regel wird ein Betrachtungszeitraum von 5 Jahren zugrunde gelegt und die Fonds dementsprechend ausgewertet. Aber auch hier ist die Auswertung eher fragwürdig. Denn es reicht nicht sich auf die 5 Jahre zu konzentrieren. Diese sagen nämlich nichts über die Entwicklung in der Zukunft aus. Im Prinzip sind die Tabellen nur etwas für Anleger die sich intensiv mit Fonds und deren Inhalte beschäftigen. Nur werden diese bessere Quellen zu Rate ziehen als die kleine Übersicht in Finanztest.


Service:

Auf sachliche Kritik reagiert Finanztest nicht. Während Ratingagenturen Kritk nachgehen und in der Regel reagieren, antworten, erläutern gibt es seiten Finanztest grundsätzlich keine Reaktion. Man steht über den Dingen. Service ist als nicht vorhanden sofern dieser über das Abbuchen der Abogebühren hinaus geht oder es sich um kostenpflichtige Zusatzleistungen von Finanztest handelt.


Endergebnis:

Für mtl. 3,80 Euro erhält man ein werbefreies Magazin welches einem grundlegende Informationen zu sämtlichen Finanzthemen liefern kann. Nicht mehr und nicht weniger. Bzgl. der Tests sollte man sich absolut nicht auf die Ergebnisse verlassen. Jedoch ist deshalb ein Test nicht vollkommen nutzlos. Die kritisierten Punkte kann man leicht selbst vergleichen. Im von mir in diesem Bericht verglichenen BU Test z.B. reicht es 2 Bedingungen nebeneinander zu legen. Punkte die man nicht versteht kann man sich dann von Fachleuten sicherlich erklären lassen. Man sollte auf keinen Fall aus falscher Scheu das Fragen vergessen und sich auf Testberichte verlassen.

Übrigens, eines gibt Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen regelmässig gerne selbst zu. Tests sind immer Momentaufnahmen. Viele Gesellschaften passen bereits 1-3 Monate später kritisierte Punkte in ihren Bedingungen an. Warum aber Finanztest z.B. ab und an Bedingungen zugrunde legt die schon vor einem Test 6 Monate veraltert sind ist fraglich.

29 Bewertungen, 8 Kommentare

  • engelsbrief

    19.04.2007, 02:08 Uhr von engelsbrief
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - liebe Grüsse

  • Sayenna

    17.11.2006, 10:26 Uhr von Sayenna
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :-)

  • anonym

    16.11.2006, 18:15 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    -*- Lieben Gruss, Manuela (c:

  • morla

    16.11.2006, 15:35 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • LittleSparko

    16.11.2006, 14:37 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • anonym

    16.11.2006, 14:17 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • superlativ

    16.11.2006, 13:54 Uhr von superlativ
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüße!

  • sebarei

    16.11.2006, 13:19 Uhr von sebarei
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich find deine berichte über die versicherungen gut, hab nur eine kurze frage: arbeitest du eventuell in der branche?