Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Taschenbuch) / Christiane F. Testbericht
- Handlung:
- Niveau:
- Unterhaltungswert:
- Spannung:
- Humor:
- Stil:
Erfahrungsbericht von CyberQueeny
Wenn Anerkennung alles ist
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
heute möchte ich über ein Buch schreiben, welches ich gerade durchgelesen habe. Es handelt sich dabei um den Klassiker „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, welches in fast jeder Schule zum Standardprogramm gehört.
**KAUFGRUND**
Bei uns wurde das Buch nicht in der Schule gelesen, sondern nur der Film angesehen. Dieses Buch habe ich erst kürzlich in einem Buchpaket bei Ebay erworben und wollte es natürlich mit dem Film einmal vergleichen.
**ALLGEMEINES**
Titel: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Autor: Christiane F. aufgeschrieben von K. Hermann und H. Rieck
Verlag: Heyne
Preis: Damals hat es 12,90DM gekostet. Heute kostet es neu 9,90€
Jahr: Meine Ausgabe ist von 1999
Seitenzahl: 366 Seiten, darunter viele Fotos im Mittelteil
ISBN: 3453162847
Rubrik: Biographie über Drogen und Babystrich
Art: Taschenbuch
**BUCHRÜCKEN**
"Mit zwölf kam Christiane F. in einem evangelischen Jugendheim zu Haschisch, mit dreizehn in einer Diskothek zum Heroin. Sie wurde süchtig, ging vormittags zur Schule und nachmittags mit ihren ebenfalls heroinabhängigen Freunden auf den Kinderstrich am Bahnhof Zoo, um Geld für die Droge zu beschaffen.
Ihre Mutter bemerkte fast zwei Jahre lang nichts vom Doppelleben ihrer Tochter. Christiane F. Berichtet mit minuziösem Erinnerungsvermögen und rückhaltloser Offenheit über die Schicksale von Kindern, die von der Öffentlichkeit erst als Drogentote zur Kenntnis genommen werden.
Christiane F. lebt heute wieder in Berlin. Den Kampf gegen die Drogen hat sie immer wieder von neuem geführt. Vor Rückfällen ist kaum ein ehemaliger Junkie sicher."
**BUCHINFOS DER AUFSCHREIBER**
"Wir trafen die damals 15 jährige Christiane F. zu Beginn des Jahres 1978 in Berlin, wo sie als Zeugin in einem Prozess aussagen musste. Wir verabredeten uns mit ihr zu einem Interview, das Recherchen über die Situation von Jugendlichen vervollständigen sollte. Vorgesehen waren zwei Stunden für das Gespräch. Aus den zwei Stunden wurden zwei Monate. Wir waren bald nicht mehr in der Rolle des Interviewers, sondern des betroffenen Zuhörers. Aus den Tonbandprotokollen der Gespräche entstand dieses Buch. Wir meinten, dass die Geschichte von Christiane mehr über die Situation eines großen Teils der Jugendlichen aussagt, als es ein noch so sorgfältig recherchierter Bericht könnte. Christiane F. wollte dieses Buch, weil sie wie fast alle Fixer das Verlangen hatte, das verschämte Schwiegen über die Drogensucht von Heranwachsenden zu brechen. Alle Überlebenden aus ihrer Fixer Clique und die Eltern unterstützten das Projekt. Eingefügte Protokolle der Mutter und Kontaktpersonen Christianes sollen anderen Perspektiven vermitteln und zur Analyse des Problems Heroinsucht beitragen."
Kai Hermann *1938, war Reddakteuer bei "Die Zeit", "Der Spiegel", "Twen" und "Stern" und lebt heute als freier Journalist in Landsatz, Kreis Lüchow- Dannenberg, Bucveröffentlichungen u. a. : "Die Revolte der Studenten", "Entscheidung in Mogadischu". Auszeichnungen: Theodor- Wolff- Preis, Karl- von- Ossietzky- Medaille.
Horst Rieck, geboren 1941, lebt als freier Journalist in Berlin und Damnatz, Kreis Lüchow- Dannenberg. Als Mitarbeiter von "Stern", "Twen" und "Die Zeit" beschäftigte er sich vorwiegend mit Problemen der Jugend.
**MEINE INHALTSANGABE**
Das Buch beginnt mit einigen Auszügen aus der Anklage von 1977 und mit Auszügen aus dem Urteil von Christiane F.
Christiane ist sechs Jahre alt und ihre Schwester fünf, als sie vom Lande in den Plattenbau Gropiusstadt in Berlin ziehen. Dort ist es kinderunfreundlich, dreckig und sie lernt, dass Macht alles ist. Schnell lernt sie, wie sie sich durchzusetzen hat und das verbotene Dinge am meisten spaß machen. Zwar gibt es von ihrem gewalttätigen Vater immer Schläge, aber sie kennt es nicht anders. Als sich ihre Eltern scheiden lassen, findet ihre Mutter schnell einen neuen Freund und zusammen ziehen sie in eine kleine Wohnung. Sie gerät ständig mit ihm in Streit und als ihre Schwester zum Vater zurückgeht, bricht alles um sie zusammen. Der Anschluss in der Schule fehlt, da sie zwei Wochen zu spät in die neue Schule kommt. Sie lernt Kessie kennen und kommt über Kessie in eine Clique, wo gerne mal ein Joint geraucht wird. Es folgen LSD und Tabletten. Da ist sie 12 Jahre alt. Als dann alle ins Sound, Europas modernste Disko wollen, geht sie natürlich mit. Sie belügt ihre Mutter dafür. Dort gibt es schon einige Fixer und als Kessies Mutter hinter alles kommt, verbietet sie Kessie den Umgang. Sie kommt somit noch rechtzeitig von der Szene weg. Zu diesem Zeitpunkt lernt sie Atze ihren ersten Freund kennen und durch ihn Detlef. Detlef kümmert sich rührend um sie, als sie den ersten Liebeskummer hat. Alles ist super, bis er plötzlich auf Heroin umsteigt. Sie fühlt sich ausgeschlossen und hat Angst vor diesem Zeug. Es dauert einige Zeit und sie verliert die Angst. Am 16.4.1976 snieft sie das erste Mal Heroin. Detlef und sie kommen wieder zusammen und rutschen immer mehr ab. Dabei zieht sie spätere Freundinnen mit in diesen Sumpf. Öfters versucht sie alleine oder mit Detlef den Entzug, aber beide schaffen es nicht. Viele Freunde und Bekannte sterben um sie herum, Gefängnis, Babystrich und der nächste Druck. Aus mehr besteht ihr Leben nicht mehr. Es dauert lange, bis sie den Absprung alleine schafft.
Neben Christianes Erzählung, kommen noch in kursiver Schrift Einsichten von der Mutter, der Polizei und vom Jugendhaus.
**LESEPROBE**
Seite 67: Früher war ich mit meinem Hund in die Natur gegangen und hatte auch irgendwie durch den Hund die Natur erlebt. Nun zog ich vorher eine Pfeife durch, wenn ich nicht auf Pille war. Ich erlebte eine ganz andere Natur. Die war nicht so, wie sie war. Sie löste sich auf in Farben, Formen und Geräusche, die sich in meinen Stimmungen spiegelten. Ich fand das Leben das ich führte, einfach unheimlich cool. Es kamen ein paar Monate, da war ich meistens mit mir selbst zufrieden Irgendwann gab es aber einen Stillstand in der Gruppe. Shit, also Haschisch, und Trips gaben nicht mehr den richtigen Kick. Man hatte sich daran gewöhnt. Irgendwie war das der Normalzustand…
Seite 91: Ich sog das Pulver durch die Nase ein. Alles was ich spürte war ein beißend bitterer Geschmack. Ich musste den Brechreiz unterdrücken und spuckte dann noch eine Menge von dem Zeug wieder aus. Dann kam es unheimlich schnell. Meine Glieder wurden wahnsinnig schwer und waren gleichzeitig ganz leicht. Ich war irrsinnig müde und das war ein unheimlich geiles Gefühl. Die ganze Scheiße war mit einemmal weg. Kein „It is too late“ mehr. Ich fühlte mich so toll wie nie. Das war am 18.04.1976, einen Monat vor meinem 14. Geburtstag.
**FAZIT**
Wie oben erwähnt habe ich in der Schulzeit einmal den Film gesehen. Dieser fängt sehr viel später an und geht wenig auf die Kindheit ein. Das Buch hingegen beginnt mit den ganzen Anfängen und dadurch war vieles einfach klarer zu verstehen.
Dieses Buch gibt einen wirklich genauen Einblick, wie leicht es mit den Drogen beginnt und wie harmlos es am Anfang ist und wie schnell man abrutschen kann und wie schwer es ist, dort wieder herauszukommen. Wie so schön formuliert wurde, kaum ein Junkie ist vor Rückfällen sicher. Daher finde ich dieses Buch sehr wertvoll, um zu verhindern, dass andere Jugendliche diesen Schritt machen und später die gleichen Probleme ihr ganzes Leben haben.
Ich selbst bin in St. Georg zur Schule gegangen und auch wenn die Schule abgeschlossen war, haben sich doch regelmäßig Fixer bei uns in die Toiletten verirrt und darunter gab es auch den berühmten goldenen Schuss. Trotzdem hat das keinen von den Schülern abgeschreckt, ihre Erfahrungen mit den Einstiegsdrogen zu machen.
Wie in dem Buch von der Kindheit erzählt wird und viele es auf diese Kindheit schieben, finde ich schade. Ich selbst habe einen cholerischen Vater und Gewaltausbrüche waren nicht selten, nur das viele Kinder eben eher selten zu mir durften, da es in einer kleinen Stadt nicht so häufig vorkommt, wie in einem Plattenbau. Ich musste sogar die Schule wechseln, da ich einen kompletten Absturz hatte. Trotzdem hab ich nie auch nur etwas von Drogen probiert und ich bin der Meinung, dass es etwas mit der Persönlichkeit zu tun hat. Ihre Schwester hatte die gleichen Erlebnisse und sie hat ebenfalls nicht damit angefangen. Mein ehemaliger Lebensgefährte hatte ein gutes Elternhaus, liebe volle Eltern und ist trotzdem über den ein oder anderen Joint inzwischen zu den harten Drogen gekommen und ohne Einsicht ist da nicht zu helfen. Dementsprechend habe ich noch einen anderen Bezug zu diesem Buch, da ich die Mutter und ihre Hilflosigkeit sehr gut verstehen kann.
Das Buch ist nun schon recht alt, aber man merkt, dass auch heute wenig getan wird. Zwar reden viele von „Keine Macht den Drogen“ und es gibt viel mehr Aufklärung und auch etwas mehr Hilfe, aber im Grunde ist vieles noch wie damals. In der Schule helfen Lehrer immer noch sehr selten.
Christiane zeigt dem Leser, dass gerade Jugendlichen ohne Perspektive, Halt, Unterstützung, Anerkennung und Liebe oft Cliquen das Wichtigste sind und Verbotenes reizt. Ich denke, da Drogen gerade so verboten sind, reizt es noch mehr, sie zu probieren und auch zu zeigen, das Erwachsene falsch liegen.
**BEWERTUNG**
Ich kann das Buch sowohl für private Lesezwecke, als auch für den Schulunterricht nur empfehlen. Daher bekommt es volle fünf Sterne von mir.
Pro: Anschaulich, ehrlich, hart
Contra: nichts
Euch ein schönes Weihnachtsfest, eure Sarah
40 Bewertungen, 24 Kommentare
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05.09.2012, 22:49 Uhr von DieDoris
Bewertung: sehr hilfreichKlassiker, den jeder mal gelesen haben sollte!
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24.01.2009, 15:34 Uhr von panico
Bewertung: sehr hilfreichAbsolute Pflichtlektüre !!!Allerliebste Grüße von panico :-)
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17.01.2009, 23:19 Uhr von AngelikaR
Bewertung: besonders wertvollBW. Toller Bericht. Dieses Buch ist ein Bestseller meiner "Jugend". LG
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25.12.2008, 18:21 Uhr von MasterSirTobi
Bewertung: sehr hilfreichEin toller Bericht ! LG MST
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25.12.2008, 14:11 Uhr von tk7722
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr interessanter Bericht, liebe Grüße
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25.12.2008, 12:34 Uhr von Iris1979
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht. Schöne Erholsame Feiertage. LG Iris
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25.12.2008, 12:02 Uhr von hbscgirl
Bewertung: sehr hilfreichwünsche ruhige weihnachtsfeiertage. lg
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25.12.2008, 01:24 Uhr von senora
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche dir ein wunderschönes Fest. LG
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25.12.2008, 01:20 Uhr von Bunny84
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche dir angenehme ruhige Weihnachtstage und eine gute Nacht. Lieben Gruß Anja
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24.12.2008, 23:15 Uhr von Jerry525
Bewertung: sehr hilfreichEinen angenehmen und ruhigen Feiertag lg vom JERRY
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24.12.2008, 23:03 Uhr von jacki0987
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche ein besinnliches Weihnachtsfest! Liebe Grüße von Jacqueline
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24.12.2008, 22:39 Uhr von racheane
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest, liebe grüße Anne
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24.12.2008, 22:09 Uhr von lanzbulldog79
Bewertung: sehr hilfreichWünsche dir ein schönes Weihnachtsfest. LG Sven
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24.12.2008, 21:54 Uhr von giselamaria
Bewertung: besonders wertvollsuper, dieses Buch habe ich vor zig jahren gelesen, und weitergegeben, an meine Töchter und andere - aber es dient leider nicht dazu, ganz im Gegenteil, sich abzusenden von diesen ganzen Giften - deshalb bin ich etwas skjeptisch gegenüber diesem Buch. LG
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24.12.2008, 21:03 Uhr von Zzaldo
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße sendet dir Stephan
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24.12.2008, 19:49 Uhr von yasmine1703
Bewertung: besonders wertvollbw, Grüße von Yasmine
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24.12.2008, 18:32 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichwünsche dir einen schönen heiligenabend lg. petra
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24.12.2008, 17:35 Uhr von Herr_Tom
Bewertung: sehr hilfreichSchones Weihnachten! LG Thomas
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24.12.2008, 17:27 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichFrohe Weihnachten wünscht dir Sigrid
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24.12.2008, 17:15 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichfrohes Fest wünsche ich dir
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24.12.2008, 16:37 Uhr von Clarinetta2
Bewertung: sehr hilfreichich habe es gelesen, sehr traurig toller bericht
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24.12.2008, 16:29 Uhr von sindimindi
Bewertung: sehr hilfreichIch kenne den Film...beeindruckend und erschütternd! LG und frohes Fest, Roland
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24.12.2008, 16:27 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichEinen schönen heiligen ABEND für deine ganze Familie wünsche ich
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24.12.2008, 16:24 Uhr von peter_nordberg
Bewertung: sehr hilfreichFrohe Weihnachten. lg Peter
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