Globus Baumarkt Testbericht

Sie sind Trendsetter, suchen die Herausforderung? Extreme reizen Sie?

Ihnen sind Bootcamps und Managerseminare in einem alten Knast zu langweilig?

Sie sind russischer Oligarch und wollen mal so richtig Geld für Unnützes loswerden?


Prima - dann kommen Sie nach Wächtersbach in den wunderbaren Globus Baumarkt !

Aus den Staaten hat Globus es geschafft, auch den neuesten Trend in das kleine beschauliche Städtchen in der osthessischen Walachei, pardon, ins hessische Kinzigtal zu holen: Extreme Home Surplus Shopping. Etwas, das Sie herausfordern und alles abverlangen wird, nach dieser Erfahrung sind Sie definitiv reif für die Insel. Aber Vorsicht:
Spätfolgen und Folgeschäden an Physis und Psyche sind bisher noch nicht ausreichend erforscht!

Zum Markt: Freundliches Grün und Orange empfängt den Kunden. Vor dem Haupteingang ist ein Aktionsfeld mit Terassenplatten, dort wird dann in der Adventszeit auch ein Zelt mit Sonderverkauf aufgestellt. Eine Wurstbraterei und eine Bäckerei mit Café sorgen für eine ordentliche Stärkung, bevor man sich in den Markt begibt.

Als erstes fällt der Infostand auf, fast immer mit zwei Personen besetzt. Man fühlt man sich ein kleines bißchen in der Zeit zurückgebeamt. Ok, die Uniform sieht ein bißchen anders aus, aber wer erinnert sich an die köstliche Komödie "Sonnenallee" mit dem Wachhaus ("Gucken Sie mal - Aaaaaamalgaaaaammmm")? Genau so geht es ungefähr auf dem Infostand zu. Die zwei Wachsoldaten scannen mit kundigem Blick jeden hereinkommenden Kunden. Wer mit einem Problem sich an diese zwei wendet, muss erstens fürchterlich freundlich sein und zweitens am Besten schon von der Rundtür her barfuß im Büßergewand auf Knien angerutscht bekommen - denn das Personal kommt sich ungefähr so vor wie der Heilige Stuhl. Freundlichkeit? Ein fröhliches "Hallo, willkommen bei uns" ? Oder gegenüber Reklamanten ein "Oh, Sie scheinen ein Problem zu haben, wie kann ich Ihnen helfen"? Vergessen Sie es. Hier hat man nichts für Sie übrig. Sie sind nichts, Sie sind unwürdig, Sie haben es nichtmal verdient, irgendwie beachtet zu werden, Sie nichtsnütziges Insekt! Aber das ist noch lange nicht alles...

Am Markt wird ständig was verändert, irgendwo wird immer geschraubt. Positiv, Stillstand ist ja Rückschritt - sagt man. Aber oh Wunder: Diese Arbeiten verrichten Heinzelmännchen wohl nachts, denn Personal sieht man nirgends herumspringen. Alle sind irgendwie "verschwunden". Aber wer schonmal gejagt hat, weiß wie es geht. Man tut unauffällig, versteckt und tarnt sich hinter Schlüterschienen, Akkuschraubern, Hochdruckreinigern und schleicht sich an einen der wenigen Mitarbeiter vorsichtig heran, der gerade seine Nase zur Klotür herausstreckt, um zu wittern ob die Luft rein ist. Man lässt ihn auf die "Lichtung" kommen und im richtigen Moment, wenn der Weg zum Außenlager zu weit und der Weg zurück auf die Toilette durch mehrere Regale versperrt ist, schlägt man zu und schnappt sich diesen Mitarbeiter. Anders ist denen nämlich sonst nicht beizukommen, denn diese Wesen sind so scheu, das ein einziges Niesen in einem der Gänge ausreicht, sie in alle Windrichtung davonstoben zu sehen. Teilweise treten sie auch im Rudel auf, vorzugsweise dann am vorher beschriebenen Heiligen Stuhl, um über Nichtigkeiten wie das letzte Eintracht-Spiel zu diskutieren. Hier ist Obacht angesagt, denn Männchen wie Weibchen werden in diesem Fall zu aggressiven blutrünstigen Beißmaschinen, die den Kunden sofort anknurren incl. sämtlicher bewußter bis unterbewußter Drohgebärden. In diesem Fall gilt auch hier die Regel mit dem Büßergewand wie vor beschrieben...

Das Sortiment könnte besser aufgeräumt sein, das wesentliche ist da, leider teilweise sehr sehr überteuert, besonders Markenware. Noname und Hausmarke-Ware ist billig und das in zweierlei Hinsicht. Ich persönlich werde in Zukunft tunlichst die Finger von Primaster und Trendline-Produkten lassen, denn da bestätigt sich: Wer billig kauft, kauft zweimal...

Das Beste sind aber die Kassiererinnen. Sie wollten schon immer mal in rüdem Kasernenhofton von einer 50jährigen blonden Hobbydomina angeblafft werden und nichts dafür bezahlen müssen? Da sind Sie an der Kasse vom Globus Baumarkt Wächtersbach genau richtig! Hier kriegen Sie die volle Packung. Leider gibt es bei "Freundlichkeit" nur ein "sehr schlecht" zur Bewertung. "Unterirdisch" würde es wesentlich besser beschreiben und das ist zwei Stufen unter sehr schlecht.

Die Ware ist gerne mal falsch ausgepreist. Ein Eimer Wandfarbe auf Aktionsfeld für €17,99? An der Kasse verlangt man €22,99. Die Aktion sei abgelaufen, sagt die Domina. Auch nach Rückfrage in der Abteilung bei den scheuen Verkäufern, die ihr deutlich bestätigen, das die Ware für €17,99 im Angebot ist, weigert sich diese renitente Person einen anderen Preis einzugeben. Hm, ich glaube unter Juristen nennt man das Verstoß gegen das UWG, versuchter Betrug und Nötigung, aber ich bin leider kein Jurist. Aber ein Fall für den Verbraucherschutz ist das schon.

Mehr kann man nicht schreiben.

UPDATE VOM 16.8.2011
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Fairerweise muss ich das Ergebnis nach oben korrigieren. Heute rief mich doch glatt der Marktleiter an und wir hatten ein ausführliches Gespräch über die Vorkommnisse, nachdem ich mich auch direkt beim Markt über die Dame an der Kasse beschwert habe. Ihm war das furchtbar unangenehm. Auch sonst hat sich binnen Tagen nach diesem Testbericht ganz schön was in Sachen Service getan: Das sich Mitarbeiter verkrümeln war nicht festzustellen, ehrlich gesagt habe ich bei meinen ganzen Besuchen im Globus Baumarkt noch nicht soviele Mitarbeiter sich um die Kundschaft kümmern sehen wie gestern. Auch als an einer Kasse fünf Leute standen war sofort eine weitere Kassiererin im Anmarsch, damit die Leute zügig und freundlich bedient werden konnten.
Man mag es kaum glauben, aber offensichtlich werden Yopi-Testberichte gerade von Einzelhandelsunternehmen sehr genau gelesen und Mißstände dann beseitigt. Finde ich gut und deswegen auch die Korrektur. Hoffentlich bleibt es so wie es jetzt ist in Sachen Service...