Hauptbahnhof Leipzig Testbericht
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Erfahrungsbericht von Travelwriter
Das Kaufhaus in Sachsen mit Bahnanschluss...
Pro:
Gute Einkaufsmöglichkeiten auch am WE, sehr sauber und freundlich
Kontra:
Sehr weitläufig, mehr Informationen über aktuelle Zuglage wünschenswert
Empfehlung:
Ja
LAGE
Beim diesem sehr mächtig wirkenden Bahnhof handelte es sich um einen Kopfbahnhof (Sackbahnhof), der mitten in der Stadt nur 300 Meter Luftlinie vom alten Markt entfernt lag. Ich selbst lernte ihn schon öfters als Umsteiger kennen, wenn ich zum Beispiel auf dem Weg von und nach Dresden war.
PARKEN
Links und rechts der Bahnsteige befanden sich die Parkdecks West und Ost. Was mir z.B. am Parkdeck Ost sehr gut gefallen hat, es bildete mit den Bahnsteigen fast eine Einheit. Man konnte von den Bahnsteigen auf die Wagen gucken und umgekehrt. Dadurch hatten sie nicht diese übliche düstere Atmosphäre von Tiefgaragen.
Betrieben wurden diese Parkdecks von der Firma Pollux, die allerdings laut Website eine eigenartige Preispolitik hat. Für eine Stunde wären 0,50 Euros zu bezahlen gewesen. Für die zweite Stunde 1,20 Euro, für die dritte Stunde 1,30 Euro. An Samstagen beträgt die maximale Parkgebühr 15 Euro, an allen anderen Tage 3 Euro.
WEITLÄUFIGKEIT
Der Leipziger Bahnhof gilt als der größte Bahnhof Deutschlands und deshalb waren auch seine Wege relativ weit. Die Bahnsteige waren zum Beispiel über 200 Meter lang. Sitzt man bei einem einfahrenden Zug am Ende der Wagen, muss man schon sehr weit laufen, um zum Beispiel zum Service Point zu kommen. Für Umsteiger ist es vielleicht gut zu wissen, das es in der Mitte der Bahnsteige einen Personentunnel gibt, der die Bahnsteige verbindet.
Wegen seiner Konstruktion als Kopfbahnhof führten mich alle Bahnsteige auf eine zentrale Querverbindung zu, in deren Mitte sich auch der Service Point befand. Bis hierher empfand ich den Bahnhof als sehr übersichtlich.
Der Weg zu den Ausgängen (Insgesamt vier), zur Lounge und vor allem auch zum Service Center erforderte dann von mir schon etwas mehr Konzentration, da zum Beispiel das Service Center auf einer anderen Geschossebene lag, als die Bahnsteige.
Ich denke, es wäre im Vorfeld auch gut zu wissen, ob man für sein weiteres Ziel in der Stadt den Bahnhof nach vorne, nach rechts oder nach links verlassen muss. Den durch die Breite des Bahnhofes ist das Laufen mit vollen Gepäck von der falschen Seite zur richtigen Seite schon eine längere Strecke.
Auch muss man bei aller Freude über den schönen und sauberen Bahnhof sagen, durch seine Größe und Weitläufigkeit, kann man sich schon mal ordentlich vertun. Zu einem großen Teil ist er nämlich ein Kaufhaus und im Kaufhaus verliert man bekanntlich nicht nur Kinder, sondern oft auch sich selbst. Wer aber im Kaufhaus nicht weiter weiß, kann sich zumindest dort an einen Infostand wenden.
AUSSCHILDERUNG
Die Ausschilderung hätte meiner Meinung wegen der soeben geschilderten Weitläufigkeit noch Potential für Verbesserungen. Sie war zwar da, aber nicht besonders präsent. Ich denke, wer es eilig hat, braucht große Hinweise, keine kleinen. Was ich auch ein wenig vermisste, war eine Anzeige der aktuellen Abfahrten/Ankünfte in verschiedenen Teilen der Ladengeschosse. So hätte ich viel gemütlicher bummeln können und wäre über Verspätungen trotzdem informiert gewesen.
FAHRKARTENVERKAUF
Der Kauf von Fahrkarten war sowohl im Reisezentrum (08:00 - 19:00, SASO 08:00 - 18:00) als auch bei den zahlreichen Fahrkartenautomaten im Gebäude oder direkt am Beginn der Bahnsteige möglich. Besonders praktisch waren dabei die Automaten direkt an den Bahnsteigen, dort informiere ich mich ja gerne über die elektronische Fahrauskunft nach weiterführende Verbindungen.
SERVICE
Gepäckträger oder Informationspersonal entdeckte ich keine am Bahnsteig, was mich im Nachhinein dann doch etwas verwunderte. Die Institution der Gepäckträger war für mich auf den Bahnsteigen schon mal präsenter?
Für Autofahrer gab es die Möglichkeit des DB-Carsharing, so wie die Miete von Fahrzeugen (im Service Center).
Für soziale Hilfeleistungen war eine Bahnhofsmission vorhanden (Nähe Bahnsteig 1)
SCHLIESSFÄCHER
Die Schließfächer fand ich über den ganzen Bahnhof verteilt. Sie waren in verschiedenen Größen vorhanden und kosteten zwischen 1,50 und 4,00 Euro pro Tag.
TOILETTEN/BARRIEREFREIHEIT
Auf der Höhe der Bahnsteige entdeckte ich eine große Toilettenanlage der Firma Mc Clean. Die Preise je Besuch waren etwas hoch, so musste man als Mann 0,60 Euro berappen, der Besuch der Thronkammer hätte 1,10 Euro betragen. Anschließendes Duschen wäre mit 7,00 Euro verrechnet worden.
Interessanterweise waren auch die Toiletten in der DB Lounge nicht kostenlos, hier öffnete erst ein 50 Cent Stück die Türen.
Der Bahnhof erschien mir insgesamt barrierefrei, es gab Aufzüge und sogar Rollbahnen zur Überbrückung der Geschosse. Leider konnte ich beim Personentunnel in der Mitte der Bahnsteige keinen Aufzug entdecken.
DB-LOUNGE (06:00 - 24:00)
Kurz von meiner Abreise lernte ich auch ein wenig die Lounge kennen. Diese war im alten preußischen Wartesaal unterbracht und war für mich die bisher atmosphärisch schönste DB-Lounge in Deutschland.
Sie darf nur mit einer gültigen Fahrkarte betreten werden, wobei es zwei verschieden gestaltete Bereich für Fahrgäste der 1. und 2. Wagenklasse gab.
Der Bereich der 2. Wagenklasse glänzte vor allem durch große Bänke in heller Atmosphäre und durch einen Kinderspielbereich mit Schaukelpferden.
Im Bereich der 1. Wagenklasse wurde ich am Platz mit kostenlosen Getränken versorgt. Ins Internetcafé hätte ich um 0,05 Euro die Minute ins Internet einsteigen können.
Wäre ich lieber am eigenen Notebook ins Internet eingestiegen, so hätte ich bei vorhandenem eigenen Provider und vorhandenem eigenen Telefonkabel für 1 Euro je begonnener halben Stunde auch über die Telefonleitung surfen können. Eine Alternative über Wireless gab es natürlich auch.
TOURISMUSINFORMATION (10:00 - 18:00)
Direkt gegenüber vom Hauptbahnhof befand sich die Tourismuszentrale der Stadt Leipzig. Wer aber gleich im Bahnhof ein Hotel reservieren möchte, könnte dies auch am Servicepoint der DB selbst tun.
Abweichend von den normalen Öffnungszeiten, hatte die Tourismuszentrale an SA/SO nur von 09:00 bis 16:00, bzw. an Feiertagen von 10:00 bis 16:00 offen.
GASTRONOMIE/KIOSK (09:30 - 22:00)
Hier alle Gastronomiebetriebe und Läden (insgesamt 140!) des Leipziger Bahnhofes zu nennen, würde wohl den Rahmen des Berichts sprengen. Im Grunde genommen empfand ich den Leipziger Hauptbahnhof eher als Kaufhaus mit Gleisanschluss, denn als Bahnhof mit Shopangebot.
In den drei Geschossen des Bahnhofes gab es so ziemlich jeden Laden, den ich mir vorstellen könnte. Vertreter großer Speiseketten wie Mc Donalds, Pizza Hut oder Nordsee waren genau so vertreten wie Vertreter von Bekleidungsketten.
Ich hätte meinen Snack bei Subway genau so einnehmen können, wie bei einem edel wirkenden Verkaufslokal für japanische Leckereien.
Es gab mehrere Läden für Bücher und Zeitungen, genauso wie einen Laden nur für Videospiele.
Das was mir am meisten gefiel war ein Laden, der gemischte Obsthäppchen in kleinen Behältern verkaufte. Zwar nicht die preiswerteste Alternative, aber auf einer Bahnfahrt mal in Melonen-, Apfel- und Ananasstückchen zu stochern als in das deftige Frikadellenbrötchen zu beißen ist doch mal eine schöne Alternative?
Während ich meine Rundgänge entlang der Läden machte, wurde ich übrigens durch große Lautsprecher von der Decke des Bahnhofs angenehm beschallt.
Die Läden öffneten übrigens alle so um 09:30, manche aber auch schon um 06:00 (zum Beispiel der Tabakladen)
POST/BANK
Die Post fand ich als ankommender Reisender an der rechten Seite der Halle (West), wo ich deren Dienstleistungen von 06:00 bis 22:00 in Anspruch nehmen hätte können.
Die Banken (09:30 bis 22:00) waren gleich mit mehreren Filialen vertreten, welche sich über das ganze Gebäude verteilten. Zwischendurch einige Geldautomaten zum Auffüllen der durch das Shoppen geschwächten Geldbörse.
TAXIS/ÖFFENTLICH
Direkt vor dem Hauptbahnhof hätte ich gleich mit der Straßenbahn weiterfahren können, allerdings wohnte ich ja nicht weit vom Bahnhof entfernt.
Deshalb brauchte ich auch kein Taxi, die direkt vom Hauptbahnhof standen. Leider kann man bei Regenwetter weder in die Straßenbahn noch ins Taxi unter Dach einsteigen.
Hätte ich weiter zum Flughafen gewollt, wäre ich wahrscheinlich mit einem Regionalexpress (alle halben Stunden) oder einem IC (alle Stunden) in ca. 15 Minuten dort gewesen.
HOTELS
Direkt gegenüber dem Hauptbahnhof nahm ich zwei Hotels wahr, ein NOVOTEL und ein IBIS. Ich persönlich nächtigte im Hotel IBIS, das ich in seiner Ausstattung als überdurchschnittlich im Vergleich zum IBIS Durchschnitt empfand.
SICHERHEIT
Der Bahnhof machte auf mich einen sehr schönen, gepflegten und sicheren Eindruck auf mich. Die Bahnsteige waren übersichtlich und im Ladenbereich befanden sich viele Reisende und Einkäufer.
Bemerkenswert waren aber auch die Bahnhofsdurchsagen für mich, die mich gleich nach Ankunft aufmerksam machten, auf mein Gepäck zu achten.
Falls doch mal etwas passieren sollte, stand eine eigene Wache des Bundesgrenzschutzes im Bahnhofsgebäude bereit (Nähe Bahnsteig 1)
DESIGN
Von Außen wirkte der Bahnhof noch recht alt (Jahr der Ersterrichtung: 1915 durch die Architekten Hans-Max Kühne und William Lossow). Die Hallenkonstruktion ließ deshalb den Nostalgiker in mir schwärmen. Der eigentliche Servicebereich und Ladenbereich war hingegen sehr modern ausgeführt.
Insgesamt empfand ich den Bahnhof als eine sehr schöne Mischung aus klassischem Alt und modernem Neu.
SEHENSWÜRDIGKEITEN
Direkt vor dem Bahnhof befand sich ein kleiner Park, der zum Verweilen einlud. Als echte Sehenswürdigkeit würde ich aber die alte schwere Dampflok und mehrere Dieseltriebwagen auf Gleis 24 bezeichnen. Diese Museumsstücke verbreiten Nostalgie und werten meiner Meinung nach den Bahnhof zusätzlich auf.
RESÜMEE
Ich persönlich war durch das große Angebot an Läden und Restaurants, sowie der riesigen nostalgischen Hallenkonstruktion derartig begeistert, das ich diesen Bahnhof für meine ganz persönlich Nr. 1 unter den deutschen Bahnhöfen gewählt habe. Lediglich als gestresster Bahnfahrer mit knappen Umsteigezeiten sollte man sich gerade bei diesem Bahnhof gut über die Bahnsteige der Anschlusszüge und die richtigen Ausgänge vorab informieren.
Leipzig, Juni 2005
53 Bewertungen, 8 Kommentare
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20.07.2005, 03:38 Uhr von feldhase
Bewertung: sehr hilfreichBericht... über einen Bahnhof. Ich muss doch tatsächlich an Monopoli denken... ;-) Toll recherchiert und bildlich wiedergegeben - 1a! LG vom Feldhasen
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19.07.2005, 23:56 Uhr von pedro57
Bewertung: sehr hilfreichIch kann mir diesen Bahnhof fast bildlich vorstellen. Sehr guter Bericht und gutes Vorbild für alle Berichteschreiber. Gratuliere. Gruss Pedro
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10.07.2005, 20:32 Uhr von PopPrinces
Bewertung: sehr hilfreichGenau so sollten Berichte immer sein... Gefallen mir sehr gut... Gruß Steffi
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04.07.2005, 11:50 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichausführlicher bericht, ganz liebe grüße tammy
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02.07.2005, 10:11 Uhr von Hasi_1972
Bewertung: sehr hilfreichIch Fahre Gerne nach Leipzig und der Bahnhof ist Super schön gemacht. Aber unserer in Halle wird auch allmälich schön. Hasi
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01.07.2005, 00:58 Uhr von April
Bewertung: sehr hilfreichIch muß gestehen, als ich diesen Bahnhof zum ersten Mal betrat, haute es mich der großen Auswahl an Läden wegen echt fast um ;-)! Quasi eine eigene Stadt in der Stadt! LG April
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29.06.2005, 17:28 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichschade, dass es hier kein Besonders Hilfeich gibt. Von mir hättest du es bekommen. Ich kenne diesen Hauptbahnhof in- und auswändig. Allerdings war ich schon eine Weile nicht mehr da und es hat sich viel verändert. Aber es war mal meine ehem
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29.06.2005, 17:07 Uhr von redwomen
Bewertung: sehr hilfreichja echt witzig, was man alles über einen Bahnhof schreiben kann, wenn ich da an unseren kleinen mickrigen Bahnhof in Kolbermoor oder Rosenheim denke. *lach* Aber na gut, über den MÜ-HB könnte man auch viel schreiben und Dresden ist auch
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