Ich liebe dich - Reinhard Mey Testbericht

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ab 1,99
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Erfahrungsbericht von Mesalina

Musik zum Träumen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich habe diese CD gekauft, als ich mich wirklich mies fühlte - zwar wurde es durch das Anhören der 16 Titel auch nicht viel besser, aber ich konnte mich so richtig reinhören und reinträumen.
Auch heute noch lege ich die CD ein, wenn ich mal ein wenig träumen will oder auch als Ersatz für die diversen Kuschel-Rock-CDs.

Ebenfalls sehr ansprechend und passend zu einer solchen doch eher von zwischenmenschlichen Gefühlen geleiteten CD finde ich das Cover: \"La grande famille\" von René Magritte lädt einfach auch zum Träumen ein. Im Inlay selbst, das auf Altpapier gedruckt ist, sind alle Lieder mit Text zu finden.
Auf der letzten Seite beschreibt Reinhard Mey, was für ihn Liebe ist... schon alleine deshalb, sollte man sich die CD kaufen ;)

Die Lieder:
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Auf der CD sind insgesamt 16 Lieder, die im Zeitraum zwischen 1967 und 1992 entstanden sind. Es fängt auch mit dem ältesten Lied auf der CD an – und hört mit dem \"jüngsten\" auf.

Das erste Lied auf der CD ist „Ich wollte wie Orpheus singen“, das 1967 veröffentlicht wurde.
Mey singt hier vom Vergleich mit Orpheus, der so schön singen konnte, dass selbst Felsen weinten. Doch ist diese Kunst des Orpheus nichts – denn „ ich hab’ dich gewonnen. Und was will ich noch mehr?!“
Dieses Lied ist sehr ruhig und angenehm zu hören, denn die Melodie ist sehr klar und einfach. Auch wenn ich den Charme, den dieses Lied verströmt, erst nach einigen Malen herausfand.

1972 veröffentlichte Mey das Lied „Manchmal wünscht’ ich“ – eine musikalische Aufforderung, die eigenen Gedanken, die gemeinsame Zeit und die Liebe dem anderen offen zu legen, aber auch die Erkenntnis, dass das nicht immer möglich ist. Auch hier ist wieder die Gitarre das führende Instrument, doch kann man auch unterschiedliche Instrumente heraushören (fragt mich aber bitte nicht, welche das sind).

Eines meiner Lieblingslieder von Reinhard Mey ist das dritte Lied auf dieser CD: „Herbstgewitter über Dächern“ (1972) - eine wunderbare Liebeserklärung an einen geliebten Menschen. Hier ein kleiner Textauszug:
„Herbstgewitter über Dächern, Schneegestöber voller Zorn, Frühjahrssturm im Laub vom Vorjahr, Sommerwind in reifem Korn. Hätt’ ich all das nie gesehen, säh für alles andre blind, nur den Wind in deinen Haaren, sagt ich doch, ich kenn den Wind.“
Wäre man auch taub, blind, gefühllos, würde man allerdings nur einmal den Geliebten hören, sehen, fühlen – dann kann man sagen „ich hab gehört, gesehn, gelebt“.
Auch wenn es so klingt, als ob dieses Lied sehr ruhig und „schmachtend“ vorgetragen wird, ist das nicht so: es ist zwar ruhig, doch nicht zu ruhig, hat eine wunderbare beschwingte Melodie und die Mischung von Gitarre und Gesang ist einfach zum Träumen.

Das vierte Lied (1974) handelt ebenfalls von der Liebe. Es erzählt, dass die Liebe von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr größer wird. Eben „Wie vor Jahr und Tag“.
Hier wird allerdings – im Gegensatz zu dem vorigen Lied - sehr würdevoll von dieser Liebe gesungen. Streicher, Bläser und Gitarre begleiten den Gesang Meys, der mit folgenden Worten endet: „Viel mehr als gestern liebe ich dich heute, doch weniger, als ich dich morgen lieben wird’.“

1975 besingt Mey eine Enttäuschung: „Es bleibt eine Narbe zurück“ handelt davon, dass die Verletzungen durch Worte nicht wieder gut zu machen sind. Doch bleibt immer noch die Hoffnung, dass der andere doch „die Wunden, die ich dir zugefügt hab“ verzeihen möge.
Dieses Lied ist – obwohl es mit dem problematischen Thema „Streit“ und „Verzeihung“ handelt – von der Melodie eher heiter und eingängig.

Einen Ort, an dem die Stille herrscht, an dem Zuflucht genommen werden kann, an der Trauer leichter gemacht werden kann – davon handelt das 6. Lied: „Du bist die Stille“.
Mit diesem Titel ist auch die Melodie schon festgelegt: sehr ruhig und flüssig spielen zuerst Gitarre, danach weitere Instrumente dazu.

Das siebte Lied, das 1977 erschien, heißt „All’ meine Wege“. Es handelt sich bei diesem Lied um die „Selbsterfahrung“ – nicht nur in der Liebe, aber auch und gerade hier.
So kann Mey in diesem sachten Lied feststellen „eigentlich, weißt du, wollt’ ich immer nur das Beste. Doch es ist ein schmaler, gewund’ner Pfad dahin. Und mancher Zweifel, und manches Irrlicht führten mich dahin, wo ich bin.“

Bei der Hälfte der CD sind wir nun angelangt: „Dieter Malinek, Ulla und ich“. Ein beschwingtes, aber auch trauriges Lied über einen weitgereisten, alleswissenden Fremden, der die Freundin ausspannt. So kann es wirklich passieren – oder ist es vielleicht so gewesen?

„Von Kammerjägern, Klarsichthüllen, von dir und von mir“ ist ein naives Lied, in dem Mey herrlich mit den Wörtern spielt. Das will ich euch natürlich nicht vorenthalten: „Der Kammerjäger jagt Kammer, der Jammerlappen lappt Jammer, der Landstreicher streicht Land, der Brandstifter stiftet Brand. Die Klarsichthülle hüllt Klarsicht, und die Zierpflanze pflanzt Zier. Nur ich rühre mich gar nicht vor Sehnsucht nach dir!“

Eine Frage, die sich immer wieder stellt, egal wie lange man schon mit einem lieben Menschen zusammen ist, ist auch auf dieser CD „Was weiß ich schon von dir?“ (1979). Diese Erfahrung wird mit ruhigen Streichern, einfachen Worten und Fragen an die Person nebenan ausgedrückt.

Und dann ist die Liebe doch vorbei – „Ab heut und ab hier“ (1979) handelt von der Trennung. So endet die letzte Strophe „Lass uns aufhör’n und zu kennen, ohne Spruch und Redensart, uns ohne viel Worte trennen, eh das Lächeln noch erstarrt“.
Dieses Gefühl kann ich wirklich gut nachfühlen, denn es beschreibt den Trennungsschmerz sehr gut und auch das Gefühl, dass man den anderen nicht mehr sehen, ihn nicht mehr kennen will.
Die Melodie ist traurig, aber nicht deprimierend, wie es ein solcher Trennungsschmerz oft ist. Hier ist ebenfalls die Gitarre das eigentliche Instrument, das den Text und Gesang untermalt. Beim Refrain und teilweise auch bei der Strophe wird sie von anderen Instrumenten begleitet.

\"Wie lieb’ ich dich\" ist der Schlusssatz des 12. Liedes „Sommermorgen“ (1980). Sehr ruhig und verspielt wie die Melodie ist, spürt man direkt, wie die Sonnenstrahlen auf der Bettdecke tanzen und wie das noch schlafende Gesicht des anderen davon bestrahlt werden.
Ein Lied, das gute Laune macht und zum Träumen einlädt.

Unfassbar – so könnte man „„Welch ein glücklicher Mann“ (1988) beschreiben: Ein Glück, ein Zufall, der zwei Menschen so zusammen gebracht hat, dass sie sich von Grund auf kennen.
Das Glücksgefühl, das sich in dem Text ausdrückt, spiegelt sich auch in der Melodie wieder: neben Gitarre hört man deutlich den Bass und das Schlagzeug heraus, die das Lied fröhlich begleiten.

1990 hat Reinhard Mey das Lied „Ich hab meine Rostlaube tiefergelegt“ zum ersten Mal veröffentlicht by Mesalina. Eine wunderbare Erinnerung an die Zeit der allerersten Liebe. Das Werben des Mädchens, das Entlangfahren, die Qual des Tanzens und auch der Lohn: Der erste Kuss, die Geduld, Zärtlichkeit und später das erste Mal.
Ein herrliches, unbelastetes Lied, das im Country-Stil begeistert.

Der Alltag, der in jede Beziehung Einzug hält, wird bei \"Wir\"(1990) besungen: Mann und Frau leben nebeneinander, nicht mehr miteinander, obwohl beide gerne mit dem anderen reden wollen, schaffen sie es nicht.
Dieses Lied ist – finde ich – das traurigste auf dieser CD. Das hat nicht nur mit der Melodie zu tun, die sehr ruhig und gemächlich ist, sondern damit, dass es wirklich so ist. Menschen, die sich lieben, können nicht mehr miteinander reden. Die Liebe, die beide füreinander empfinden, springt nicht mehr über. Jeder der beiden ist einsam.

Das letzte Lied dieser CD hat ihr auch den Titel gegeben „Ich liebe dich“ (1992).
Ein Lied, das zeigt, dass Liebe ganz anders ist: egal, ob jetzt Denker oder dann Clown, die Hauptsache ist „Ich liebe dich“. Und diese drei Worte werden ohne Umschweife gesagt, gesungen, gespielt, geschrieben.
Herrlich auch die Melodie, die sanft, aber auch bestimmend ist. Ein Lied, das eine wunderbare Liebeserklärung ist.


Fazit:
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Wie kann ein einzelner Mensch nur so über das tiefste und schönste der Gefühle singen? Die Texte sind alle so realistisch, so ansprechend, dass ich meine, Reinhard Mey hat meine Gefühle besungen.
Und genau das macht die CD aus: die ganze Bandbreite der Liebe wird abgedeckt: von der ersten Liebe, das Warten auf den ersten Kuss, dem Verlassenwerden in der Jugend, die Enttäuschung, die einen zu Boden zwingt, aber auch die Hoffnung, das der andere verzeiht – alle diese Gefühle sind in ruhigen Liedern zum Ausdruck gebracht worden. Kein Lied klingt salbungsvoll, alle sind ehrlich und greifbar, wie auch die Melodien, die sich zwischen sehr ruhig bis zu ruhig bewegen.

Wie Ihr vielleicht schon mitbekommen habt, kann ich Euch diese CD einfach nur empfehlen. Gerade dann, wenn mal wieder „Herzschmerz“ zu verdauen ist, oder auch zum Verschenken als eine Liebeserklärung – diese CD eignet sich hervorragend dafür.

Auch für die Leute, die Reinhard Mey noch nicht kennen, ihn und seine Lieder aber gerne kennenlernen wollen, kann ich (Mesalina) sie nur empfehlen: sie bietet einen Mix aus verschiedenen Platten Meys.

Ach ja:
Reinhard Mey spendet seinen Anteil aus dem Erlös dieses Tonträgers der KINDER-AIDS-HILFE DEUTSCHLAND e.V.

39 Bewertungen, 6 Kommentare

  • sebbelino

    05.05.2006, 01:54 Uhr von sebbelino
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich, liebe grüße

  • jowitka

    26.07.2002, 08:09 Uhr von jowitka
    Bewertung: sehr hilfreich

    @-->--->--

  • Schlingel62

    28.06.2002, 15:31 Uhr von Schlingel62
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hört sich sehr gut an, mussmir auch mal ne CD von MEYkaufen. Gruss Günter

  • Goldband

    18.06.2002, 18:55 Uhr von Goldband
    Bewertung: sehr hilfreich

    Reinhard Mey finde ich einfach super. Seine CD's stapeln sich bei mir.

  • Alusru

    11.06.2002, 15:09 Uhr von Alusru
    Bewertung: sehr hilfreich

    Find ich Klasse lieben Gruß Uschi.

  • Finron

    10.06.2002, 22:27 Uhr von Finron
    Bewertung: sehr hilfreich

    "Über den Wolken..." Ja, der Reinhard Mey hat schon was...