Konstanz Testbericht

Konstanz
ab 479,86
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Erfahrungsbericht von odile2002

"Imperia heisst Euch willkommen..,.........

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

.........wenn Ihr nach Konstanz kommt!“
Während unseres diesjährigen Fasnachtsurlaubs entschlossen wir uns spontan zu einem Ausflug nach Konstanz. Ende Februar/Anfang März sind hier nur ein paar Touristen unterwgs, so dass man die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt in Ruhe anschauen kann.

Besonders die Werke des Künstlers Peter Lenk, Imperia und Laubebrunnen, wollten wir uns genauer ansehen. Immerhin hatten diese Anfang der Neunziger für überregionales Aufsehen gesorgt.Aber davon später mehr

Begleiten Sie uns auf der Entdeckungsreise ?

Meine Lieblingsstadt am Bodensee ist seit jeher Konstanz. Mit dieser Vorliebe stehe ich nicht allein, denn seit über 5000 Jahren wohnen hier nachweisbar Menschen. Dies verwundert nicht, denn Konstanz` besondere Lage an Bodensee und Seerhein lädt sozusagen zur Besiedelung ein.

Zunächst lebten hier die Jungsteinzeitmenschen in ihren Pfahlbauten, später siedelten die Kelten an diesem Ort.

-das im ehemaligen Zunfthaus der Metzger untergebrachte Rosgartenmuseum beherbergt die „Prähistorische Sammlung Ludwig Leiner“. Was der Apotheker Leiner (1830-1901) hier an Modellen, Skelettteilen, Zeichnungen und Fundstücken zusammengetragen hat, ist einmalig. Sein Ziel, die Vor- und Frühgeschichte des Bodenseeraums zu dokumentieren, hat er auf eindrucksvolle Weise erreicht.

Als die Römer zu Beginn des ersten Jahrhunderts n. Chr. den Bodenseeraum eroberten, erkannten sie die strategische Bedeutung dieses Platzes sofort.
Ein Kastell und eine Zivilsiedlung entstanden und wurden nach dem Kaiser Constantinus Chlorus„Constantia“ genannt. Nach dem Niedergang des Römischen Reiches entstand aus dem Castellum die erste richtige Stadt am Bodensee.

Bereits 590 wurde Konstanz Bischofssitz. So verwundert nicht, dass die Stadt einige bedeutende Sakralbauten vorzuweisen hat.

Sehenswerte Sakralkunst

- Das Liebfrauenmünster wurde von 1052 - 1089 erbaut, nachdem der Vorgängerbau größtenteils eingestürzt war. Aus früherer Zeit (ca. 950 ) ist noch die romanische Hallenkrypta erhalten.
Trotz zahlreicher Renovierungen und Ergänzungen erweist sich der dreischiffige Innenraum des Münsters als vorwiegend romanisch. Die 16 mächtigen Monolithsäulen mit ihren harmonischen Kapitellen entstanden im 11. Jhdt.

Besonders sehenswert sind ausserdem das reichgeschnitzte Chorgestühl und das Münsterportal (beide um 1470), die „Schnegg“( der berühmte gotische Treppenturm), der „Bockstorffer Altar“( ein Meisterwerk der Renaissance) und die „Konstanzer Goldscheiben“, deren älteste um 1000 von Reichenauer Mönchen gefertigt wurde.

Kunsthistorische Leckerbissen aus allen Epochen sind hier zu besichtigen. Dabei habe ich bei weitem noch nicht alle Kostbarkeiten genannt, die das Liebfrauenmünster bietet.

-Die Stephanskirche entstand im 12. Jhdt. als romanische Säulenbasilika und wurde im 15. Jhdt. spätgotisch ausgebaut. Hier kann man Skulpturen des Bildhauers Hans Morinck (16. Jhdt.) und zahlreiche Gemälde bewundern.

-Die kleine Dreifaltigkeitskirche ist mit bedeutenden Fresken aus der Konzilszeit geschmückt.

-1235 wurde das ehemalige Dominikanerkloster gegründet. Heute dient das Gebäude als Hotel, aber der romanische Kreuzgang blieb erhalten und ist zugänglich.
In diesem Gebäude wirkte im 14. Jhdt. der Mystiker Heinrich Suso. Rund 50 Jahre später war Jan Hus hier inhaftiert . Ausserdem ist dieses Gebäude das Geburtshaus des Grafen von Zeppelin (1838), der im nahegelegenen Friedrichshafen seine legendären Luftschiffe baute.

1192 erhielt Konstanz den Status einer freien Reichsstadt. Zahlreiche prächtige Bürgerhäuser aus dem 13. -16. Jhdt. sind als sehenswerte Zeugen bürgerlicher Wohnkultur erhalten.

Sehenswerte Profanbauten

-Das wohl bedeutendste Bürgerhaus ist das „Haus zur Kunkel“ (um 1300) mit seinen mittelalterlichen Fresken. Diese haben keine religiösen Themen, sondern berichten vom Leben und Arbeiten der Menschen jener Zeit !

Weiter besonders schöne Bürgerhäuser sind :

-das „Haus zur Katz“ (Oskar von Wolkenstein dichtete hier im 15. Jhdt.)

-das „Haus zum hohen Hafen“, dessen Fassade von Malereien geschmückt wird, die die Belehnung des Grafen Friedrich von Zollern mit der Mark Brandenburg darstellen.
Dieses Ereignis fand tatsächlich hier während des Konstanzer Konzils statt. Damit wurde der Grundstein für das Haus Hohenzollern und das Land Preussen in Konstanz gelegt.

-das Wessenberghaus, das heute die Städt. Gemäldegalerie und Wessenberg-Bibliothek beherbergt.

-das Rathaus, das früher den Leinenwebern als Zunfthaus diente, verfügt über einen malerischen Arkadenhof. Leinen war übrigens ein „Exportschlager“ des damaligen Konstanz.

Die Konstanzer Fussgängerzone ist eine wahre Fundgrube an alten Häusern. Mit etwas Phantasie fühlt man sich in den engen winkligen Gässchen kurzzeitig ins Mittelalter versetzt.
Wundern Sie sich nicht, dass die alten Häuser alle Namen tragen. Im Mittelalter waren Hausnummern noch nicht gebräuchlich. Deshalb erhielten die Gebäude Namen, die der besseren Orientierung dienten.

Relikte des Konstanzer Konzils

Die frühere Bedeutung der Stadt Konstanz war so gross, dass hier von 1414 bis 1418 das einzige Konzil tagte, das jemals auf deutschem Boden stattfand.
Dieses bescherte der Christenheit einen neuen Papst und dem Deutschen Reich einen neuen Kaiser.
Auch die Hinrichtung der Reformatoren Jan Hus und Hieronymus von Prag auf dem Scheiterhaufen war eine Folge dieses Konzils.

Noch heute kann man Zeugen dieser Ereignisse besichtigen.

-So blieb das mächtige Konzilsgebäude erhalten. Es wurde von 1388 -1391 als zweigeschossiger Bau errichtet und diente als Kaufhaus und Lagerraum für den Italienhandel.
Während des Konzils fand hier nur die Papstwahl statt. Ansonsten versammelten sich die Kirchenfürsten im Münster.

-Das Jan-Hus-Haus nahe dem Schnetztor (altes Stadttor 14. Jhdt.) gehört seit 1923 der Prager Gesellschaft und wird seit 1980 als Gedenkstätte genutzt. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass Jan Hus in einem anderen Haus gewohnt hat. Für sein tragisches Schicksal spielt dies allerdings keine Rolle.

-Seit 1862 dient der „Hussenstein“, ein riesiger Findling, als Gedenkstein für die beiden Opfer des Konzils. Trotz Zusicherung freien Geleits wurden die böhmischen Reformatoren verurteilt und verbrannt. Die genaue Hinrichtungsstätte ist nicht bekannt.

-An eine andere Seite des Konzils erinnert „Imperia“. Die 10 m grosse und 18 t schwere Figur begrüsst seit 1993 an der Hafeneinfahrt alle Besucher, die wie wir über den See nach Konstanz kommen. Die leicht geschürzte, dralle Schöne erinnert an die weltliche Seite des Konstanzer Konzils.

Die damals ca. 7000 Einwohner zählende Stadt musste über 70 000 Besucher beherbergen. Darunter auch viele Gunstgewerblerinnen.
Imperia wurde in einer Novelle Balzacs nach Konstanz zur Zeit des Konzils versetzt. Die echte Imperia hat Jahrzehnte später gelebt und hat die Stadt nie besucht.

1993 löste die Aufstellung der Kurtisane einen kleinen Skandal aus, obwohl ihr Schöpfer Peter Lenk sich bereit erklärte, alle „schicklichen“ Stellen zu bedecken.
Auf ihren ausgestreckten Händen trägt Imperia jeweils ein nacktes Männlein, das anhand der Kopfbedeckung einmal als Kaiser und das andere als Papst identifiziert werden kann. Die Figur dreht sich alle 3 Minuten um sich selbst.

Unter http://www.bsz-bw.de/eu/konstanzbilder/imperia.html können Sie sich selbst ein Bild machen.

Im 15. Jahrhundert hatte Konstanz den Höhepunkt seiner Bedeutung erreicht. Danach verlor es allmählich seine wirtschaftliche und politische Bedeutung. 1821 wurde auch das Bistum Konstanz aufgelöst.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Im April 1848 rückte Konstanz noch einmal kurzzeitig in den Mittelpunkt des Interesses. Friedrich Hecker rief in Konstanz die deutsche Republik aus. Diese hatte allerdings nur 3 Tage Bestand. Dann hatten die Regierungstruppen die kleine Schar der badischen Revolutionäre besiegt.

-Die Proklamation Heckers erfolgte vom Balkon des alten Stadthauses ( heute Stephanschule) am Stephansplatz. Eine Gedenktafel erinnert an dieses denkwürdige Ereignis.

Während der beiden Weltkriege blieb Konstanz vor Zerstörung verschont, so dass viele mittelalterlich anmutende Gässchen und Gebäude erhalten blieben. Die vielen Zeugnisse bürgerlichen Wohnens im Mittelalter sind wirklich grossartig.

-das schon erwähnte Rosgartenmuseum zeigt eine Fülle von Exponaten zur Kultur- und Kunstgeschichte des Bodenseeraums. Montags geschlossen, Di-Do 10.00-17.00, Fr-So 10.00-16.00
Achtung: derzeit wg. Renovierungsarbeiten geschlossen

-im Bodensee-Naturmuseum finden Sie Ausstellungen zur Flora und Fauna, Geologie und Paläontologie des Bodensees. Mo. geschlossen, Di-Do 10.00-17.00 geöffnet

-der schon erwähnte Laube- oder Lenkbrunnen entstand 1990 und sorgte damals für kontroverse Diskussionen.
Der Brunnen besteht aus 4 Becken und einem 8,2 m hohen Triumphbogen.
Während sich in, bzw. an den Becken skurrile Gestalten wie „der stoische Affe“ und die“dralle Konstanze“ lümmeln, ist der Bogen mit gegensätzlichen Reliefpaaren geschmückt - hier Vergangenheit, dort Neuzeit.

Unter www.bsz-bw.de/eu/lenk/laubebrunnen.html können Sie sich den Brunnen anschauen..

Die Besichtigungstour ist zuende

So jetzt schmerzen meine Füsse und Sie sind sicher auch erschöpft. Alle genannten Ziele sind innerhalb des Hafens und der Altstadt gelegen und deshalb leicht zu Fuss erreichbar. Lediglich der Brunnen verlangt Ihnen ein paar Schritte mehr ab. Doch der kleine Umweg lohnt sich.

Sie sind hungrig und durstig?
Dann besuchen Sie eines der zahlreichen Lokale oder Cafés in der Altstadt oder Sie begleiten uns.
Wie Sie vielleicht wissen, ist Konstanz nicht nur die grösste Bodenseestadt, sondern auch Grenzort..
Wir setzen uns jetzt in den Stadtbus und fahren ins schweizerische Kreuzlingen. Die Fahrt dauert nicht lange und gleich hinter der Grenze liegt unser Ziel, das Kaufhaus Migros.

Ohne einen grösseren Vorrat an Original Schweizer Schoggi (= Schokolade) fahren wir nämlich nicht nach Hause. Und hier finden wir eine besonders grosse Auswahl ! Bei der Gelegenheit gehen wir auch gleich ins Migros-Restaurant und stärken uns für die Heimfahrt. Besonders der Kaffee ist empfehlenswert!

Salut und danke für die nette Begleitung
odile

P.S. Jeweils am 2. Augustwochenende findet das Konstanzer Seenachtfest statt. Empfehlenswert ist das grosse Feuerwerk, das Kreuzlingen und Konstanz gemeinsam veranstalten.

P.P.S.: weitere Infos unter www.konstanz-online.de

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