Louis Spiegelverlängerung Testbericht

So manches Zubehör fürs Motorrad wird - so glaube ich jedenfalls - erst ab einer gewissen Altersstufe interessant. Früher in der Sturm und Drang Zeit war man eher geneigt alle möglichen Teile, die vollkommen unangemessen Gewicht und Windwiderstand erhöhen, vom Bock zu reißen. So unnütze Dinge wie Spiegel etwa. Diese elenden Micky-Maus-Ohren hatten möglichst klein auszufallen und bitteschön eng anzuliegen. Geschwindigkeit war alles und im Namen der schnittigen Linie kümmerte die Sicht nach hinten nicht die Bohne - der nächste Gegner lauerte schließlich stets in der Kurve voraus, was hinter Dir lag juckte nicht mehr.

Was nutzt schon ein rankes Mopped, wenn mittlerweile der Fahrer das eigentliche Gewichts- und Aerodynamikproblem darstellt? Man(n) ist gesetzter geworden, was der Bauchansatz leider oft allzu deutlich macht. Das zuweilen schmerzlich erkämpfte Wissen, dass man den Krieg auf der Straße vor allem als Zweiradfahrer eigentlich nur verlieren kann, macht ebenfalls gelassen. Gleichzeitig reift die Erkenntnis, dass Du inzwischen wohl weniger Jahre vor, als hinter Dir hast. Da man bis hierher mehr oder minder tapfer durchgehalten hat, hängt man an dem bisschen Rest-Leben dann doch noch. Man(n) beginnt vernünftig zu werden. OK, manchmal jedenfalls.

Genug philosophiert. Wir halten fest: Es verändert das Alter nicht nur die Sicht der Dinge, sondern - blöderweise - auch oft die Silhouette. Und genau eben jene schiebt sich bei heutigen Motorrädern jedoch auch schon ohne dass man einen dicken Ranzen vor sich herträgt, gerne ins Bild. Will heißen, dass man in seinen Rückspiegeln selten mehr sieht, als seine Schultern und die Handschuhe. Ja, Ja. Die modernen Zeiten. Die Karren werden immer durchgestylter, besonders gilt das für die Riege der Sportler und Supersportler, ausladende und tatsächlich brauchbare Spiegel scheinen da nicht ins Konzept zu passen.

Funktionsweise und Anbau
Berni's Spiegelverlängerungen sind im Prinzip nichts anderes als Sockel aus schwarzem Hartkunststoff, die zwischen Verkleidung und Spiegel gesetzt werden müssen. Grundsätzlich sind sie, von der Form her, mehr oder weniger oval, haben eine Höhe von 4 cm (das ist auch der Zuwachs an Armlänge, welche der Spiegel weiter vom Hobel absteht) und zwei durchgehende Befestigungslöcher. Mitgeliefert sind entweder Adapter-Hülsen und Schrauben oder - wie im Falle meiner GPZ - einfach nur verlängerte, brünierte Zylinder-Schaftschrauben M6, die anstelle der kurzen, originalen verwendet werden.

Die Montage unterscheidet sich natürlich jeweils abhängig von Typ und Modell des Bikes, ist aber weitgehend überall identisch oder zumindest sehr ähnlich. Hierzu sind die Originalbefestigungsschrauben herauszudrehen und (irgendwie klar) die Spiegel abzunehmen. Der Rest ist genauso simpel: Die Formteile aufgesetzt und mitsamt beigelegtem Befestigungsmaterial den/die Spiegel wieder ordentlich angeschraubt. Festen Sitz und Einstellung der Spiegel kontrolliert und korrigiert - Et voilá! Freie Sicht für freie Bürger. Eine kleine Hürde gabs doch noch.

TÜV und Gemeinde wollten auch ein wenig verdienen, dabei sind die Sockel (wie ich jetzt per überaus netter Mail Korrespondenz mit dem Hersteller im Nachhinein erfahren habe) abnahme- und eintragungsfrei. Dank vorhandenem Gutachten war das zwar kein Thema - Kostenpunkt (TÜV Nord): 36 Euro - jedoch vollkommen unnötig. Offensichtlich hatte der Prüfer keinen Plan oder keine Lust zu lesen. Hinzu kam dann auch noch die Gebühr bei der Zulassungsstelle für geänderte/neue Fz-Papiere. Logischerweise ebenso unnötig. Eine Eintragung ist obsolet und man muss nur den Wisch stets bei sich führen. Also: Aufpassen und bei der nächsten HU nicht übers Ohr hauen lassen!

Fazit
Über die veränderte Optik der Maschine lässt sich durchaus streiten, dennoch möchte ich die Verlängerungen nicht mehr missen und erfreue mich daran endlich mehr als nur meine Schultern und Arme im Rückspiegel zu sehen. Ein echtes Sicherheitsplus und Für das (Über-)Leben auf der Überholspur unverzichtbar. Wenn auch nicht ganz billig, auf jeden Fall aber trotzdem absolut lohnenswert. Mit dem Anschaffungspreis von 49,95.- Euro ist die Show erledigt, die Teile können zwar (Vorteil: es ist dann weniger Papierkrieg mitzuführen), MÜSSEN aber definitiv nicht eingetragen werden.

So Long

Der Linke-Spur-Pharao

Hinweis:
Auf fast allen Meinungsplattformen wird die Verbreiterung als "Louis Spiegelverlängerung Nr.1" gelistet, da sie offensichtlich von der Hamburger LOUIS-Kette Datenbankeinträge/Kataloglisten einkaufen. Das ist so jedoch nicht korrekt. Richtig heißen die Dinger "Berni's" Spiegelverlängerung. Natürlich gibt es sie - unter ihrem richtigen Namen - auch bei anderen Zubehöranbietern, wie beispielsweise "POLO" oder "HEIN GERICKE" zu kaufen. Preislich liegen übrigens alle Anbieter gleichauf.