Südafrika Testbericht

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Erfahrungsbericht von Joebln

Gratwanderung zwischen erster und dritter Welt

Pro:

meine Tipps

Kontra:

was ich vergessen hab

Empfehlung:

Ja

** Geografie **
Südafrika bedeckt mit mehr als 1 Mio. qkm den äußersten Süden des afrikanischen Kontinents. Es grenzt an Namibia, Botswana und Mosambik. Des Weiteren bilden die beiden Königreiche Lesotho und Swasiland kleine Inseln im Staat - wie es früher Westberlin im \"roten Meer der DDR\" war.

Im Osten wird Südafrika vom warmen Indischen Ozean umspült, während im Westen der kalte Atlantik fließt. Beide Ozeane treffen sich auf der Höhe von Kapstadt. Dabei kann man die Vermischung der Wassermassen sogar mit bloßem Auge beobachten.
Und so gegensätzlich die Luftströmungen sind, die die beiden Ozeane mit sich führen, so unterschiedlich und unbeständig sind auch die klimatischen Bedingungen in Südafrika.

Grob geophysikalisch teilt man Südafrika in das innere Plateau mit den ständig sichtbaren Drakensbergen und die das Plateau umgebenden schmalen Küstenstreifen. Während die westliche Küste mit rauer, felsiger und durch starken Wind gebeutelter Schönheit und großem Seevogelreichtum beeindruckt, ist die östliche Küste mit dem wärmeren Wasser bei Touristen und einheimischen Badeurlaubern sehr beliebt.

Das Klima im Lande ist sehr abhängig von den ständig wechselnden Winden, der starken Meeresströmung und den doch sehr ausgeprägten und unterschiedlichen Höhenlagen.
Die Temperaturen und Niederschläge wechseln sogar innerhalb des Landes sehr oft. Speziell zwischen den Küsten und auch auf dem Zentralplateau kann das Wetter zwischen trocken heiß, feucht heiß und kalt und windig wechseln, was das Kofferpacken natürlich nicht einfacher macht.
Bei unserer Rundreise im April hatten wir im Kruger Park über 30° und Sonne, in Durban schwüle Hitze und Regen, in Oudtshorn trockene Hitze bis 37°, auf der Gardenroute viel Wind und Regen bei knapp 17° und in Kapstadt dann viel Sonne, aber auch Wind bei 30°.

Entsprechend unterschiedlich stellt sich dann auch die Vegetation in Südafrika dar und reicht von subtropischen Palmen und Mangroven an der Ostküste über schier endlose Graslandschaften auf dem Zentralplateau bis hin zu Sukkulenten und Aloe an der kargen Westküste.

Die besonderen Magneten Südafrikas sind aber natürlich die Natur- und Wildparks. Diese sind besonders im östlichen Teil sehr stark zu vertreten und die wichtigsten und bekanntesten Namen sind natürlich der Kruger Park, Ithala, Umfolozi oder Addo. Daneben gibt es auch noch diverse kleinere Parks, die man (noch) als Geheimtipp sehen kann und die sich oft auf einige Tiere oder besondere Pflanzen spezialisiert haben. Als Naturpark sei hier noch der Tsitsikamma erwähnt. Näheres kann man bei den Berichten zu den einzelnen Parks nachlesen.
Südafrika ist sich mittlerweile der Anziehungskraft der Parks als wichtigste Einnahmequelle im Tourismusbereich bewusst und so werden die Parks kontinuierlich vergrößert, aufgewertet und weiter erschlossen. Dabei wird neben sanftem Tourismus aber auch versucht, die einheimische Bevölkerung nicht nur vom Tourismus, sondern auch durch sanfte Bewirtschaftung der Parks (z.B. Holzkohleherstellung) mit in den Wirtschaftskreislauf einzubeziehen.

** Geschichte **
Bantu und Xhosa sind die beiden größten einheimischen Völker dieses schon immer sehr vielfältig besiedelten Landes, auf die die ersten europäischen Siedler im 16. Jahrhundert stoßen.
Der Niederländer Jan van Riebeeck landet im April 1652 am Fuß des Tafelberges und baut einen Versorgungsstützpunkt auf. Aus Nahrungsmittelknappheit muss er einen Teil seiner Leute entlassen und diese siedeln sich als Farmer an. Später ziehen diese \"Buren\" auf richtigen Trecks durchs ganze Land und gründen neue Siedlungen. Dabei kommt es immer wieder zu blutigsten Kriegen mit den Einheimischen – insbesondere den Xhosa.

Ende des 18. Jahrhunderts übernehmen die Briten die Vorherrschaft. Und Südafrika wird eine Kolonie des Empires. Bis 1910 kommt es wieder zu Streitigkeiten und Kriegen zwischen Weißen und Schwarzen – aber auch untereinander. Am 31.05.1910 werden dann die Burenrepubliken und britischen Kolonien vereinigt und unter Premierminister Louis Botha (Stellvertreter: Jan Smuts) wird die Unionsrepublik Südafrika ausgerufen. Die Schwarze Bevölkerung wurde weder bei der Gründung beachtet, noch wurden ihr irgendwelche Rechte in der neuen Republik zugestanden.

Die rechtliche Trennung weißer und schwarzer Bevölkerung bleibt auch in den folgenden Boomjahren (erster Weltkrieg) bestehen und verschärft sich zur später bekannten Apartheid, in dem die regierenden Nationalisten (kamen 1948 an die Macht) in den 50er und 60er Jahren die schärfsten Rassengesetze aufstellten, die es je gab. Das gipfelte im Verbot von Sex zwischen den Rassen und Mischehen oder auch dem nicht möglichen Zugang zum öffentlichen Leben oder höherer Bildung für Schwarze.

Schließlich wurde das Homeland System geschaffen, nach dem es möglich war, Schwarze in mit Stacheldraht und Flutlicht begrenzte Gebiete zu pferchen, die man im Notfall völlig abriegeln konnte. Die Spuren sind heute noch nicht beseitigt und bedrückend/erdrückend bei Port Elisabeth oder Kapstadt zu sehen.

Ab den späten 60ern des 20. Jahrhunderts formierten sich immer stärkere Widerstände gegen das Apartheidsregime. Der militaristische Flügel des ANC (Mandela) und der radikale PAC versuchten, durch Sabotage Bewegung in die Sache zu bringen, während es immer wieder zu Massendemonstrationen kam, die auch blutig niedergeschlagen wurden und Südafrika außenpolitisch isolierten. Ende der 80er Jahre waren die Townships in einem Zustand der Anarchie, der selbst konservative Weiße an der Aufrechterhaltung ihrer Machtstellung zweifeln lies.

1989 übernahm de Klerk das Ruder als Präsident und ließ in Folge ANC und PAC wieder zu und Nelson Mandela nach über 27 Jahren Haft wieder frei. 1994 wird Mandela nach ersten demokratischen Wahlen im Lande der neue Präsident. Trotzdem konnte die Apartheid natürlich nicht über Nacht abgeschafft werden. Und insbesondere im Osten des Landes bemerkt man sogar als Tourist am Umgang der Weißen mit den Schwarzen, die in der Regel immer noch Dienstboten (heute würde man Servicekräfte sagen) sind, wie quälend langsam sich solche tief verwurzelten Ansichten ändern: Sei es, dass die Kellnerin zu Schnecke gemacht wird, weil das Essen nicht den Erwartungen entspricht, oder Hotelpersonal durchsichtiger als Luft zu sein scheint. (Haben wir alles live erlebt)

** Wirtschaft **
Südafrika wird gerne als 3. Welt Land im Mantel der ersten Welt bezeichnet und so falsch liegt man damit auch gar nicht. Aufgrund der immensen Naturreserven (Gold und Platin in erster Linie) hat sich eine Hochtechnologie entwickelt, die modernste Wirtschaftsstrukturen und eins der besten Banksysteme der Welt beinhaltet. Andererseits gibt es für die sehr schnell wachsende Bevölkerung und das immer noch extrem niedrige Bildungsniveau der meisten Schwarzen nicht genügend Arbeitsplätze und kein ausreichendes soziales Netz. So verbreitert sich die Kluft zwischen Superreichen und hungernden Armen immer mehr und stellt einen nicht zu unterschätzenden Risikofaktor dar: 45% der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, 2,3 Mio. bräuchten dringend Nahrungsmittelhilfe und täglich sterben rund 72 Kinder.

Wer sich traut (kein Grund zur Panik) und durch die Provinz Kwazulu Natal fährt, erlebt diese krassen Gegensätze in der ärmsten Provinz Südafrikas hautnah und bedrückend real: Lange Warteschlangen vor den wenigen Krankenhäusern, Kinder mit Blähbauch, ausgemergelte Tiere am Straßenrand, halb zerfallene Hütten ...

Dagegen steht wiederum ein ausgezeichnetes Straßennetz – auf dem es sich wirklich klasse fährt – ein gutes Schienennetz sowie hochmoderne und technisierte Seehäfen und eine mehrfach ausgezeichnete Fluglinie - SAA.

Das alles hat natürlich auch zur Folge, dass rund ein Drittel der 40Mio Bevölkerung in den Townships rund um die großen Städte leben und dort teilweise unter grausigsten Bedingungen hausen. Besonders krass ist der Anblick, wenn man auf den N2 nach Kapstadt fährt und sich die Townships vom \"30km-bis-Kapstadt\" Schild bis an die eigentlichen Vororte der Mittelklasse ausdehnen.

** Menschen **
Südafrika ist ein wahrer kultureller Schmelztiegel. So gibt es heute 11 offizielle Sprachen (am verbreitetsten sind Englisch, Afrikaans, Nord- und Süd-Sotho, Zulu und Xhosa) und rund 2000 unabhängige Kirchen, die vom traditionellen Christentum bis zum afrikanischen Glauben reichen. Neben den Christen bilden Moslems, Hindus und Juden die größten Religionsgemeinschaften.

Rund um Durban leben die meisten Inder, die noch sehr stark nach dem Kastenwesen und dessen Vorschriften aus dem indischen Mutterland leben und ihre Regeln dem hinduistischen oder islamischen Glauben entnehmen.
Am Westkap ist die größte Islamische Gemeinde vertreten, die durch die afrikanischen Einflüsse aber schon eigene Traditionen entwickelt hat.

Vom traditionellen afrikanischen Stammesleben ist leider durch die aggressive europäische Besiedlung nicht viel übrig geblieben. Aber es gibt immer noch Stämme, die versuchen in der neuen Freiheit, alte Traditionen auch ohne touristische Show aufleben zu lassen: seien es die farbenprächtigen geometrischen Muster an den Häusern der Ndebele, die Rundhütten der Zulu oder die Perlenarbeiten der Xhosa.

** Leben **
Die wichtigste Rolle in der südafrikanischen Freizeit spielt der Sport. Bei unserem Besuch mussten wir feststellen, dass es in jedem Hotel mindestens 4 Sportkanäle im Fernsehen gab, aber nicht einen Nachrichtensender. Absoluter Favorit unter den Sportarten ist Fußball (15000 Clubs mit rund 1 Mio. regelmäßiger Spieler), aber nur knapp gefolgt von Rugby und Kricket. Auch Golf und Tennis werden zunehmend beliebter.

Das Essen in Südafrika ist geprägt durch einheimisches Fleisch wie Springbock, Kudu, Impala, Strauss und auch schon mal Krokodil sowie Meeresfrüchte. Dabei ist die Küche aber immer stark geprägt von der jeweiligen regionalen ethnischen Dominanz: Durban ist mit seinen hunderttausenden Indern natürlich für seine Currys mittlerweile sogar weltberühmt. Während das Essen für Touristen wirklich ausgesprochen preisgünstig und abwechslungsreich ist, steht für die meisten auf dem Land lebenden Schwarzen täglich eine Art Maisfladen und Gemüse auf dem Tisch – während in den Städten am schnellsten und billigsten in diversen Burgerbuden gegessen wird. Das Ergebnis ist die aus den USA hinlänglich bekannte Fettleibigkeit.

Nicht unerwähnt sollten die mittlerweile für ihre Qualität berühmten Weine des Westkaps bleiben und das einheimische Bier - \"Castle\" ist hier Marktführer. Im Allgemeinen ist Alkohol auch viel, viel billiger als wir es kennen. Was leider auch zu diversen Auswüchsen unter jugendlichen Touristen führt – wie man in Kapstadt beobachten kann.

Südafrika stellt sich in vielerlei Möglichkeiten als günstiges Reiseland heraus. Neben der günstigen Währung (nach zeitweise 1:10 jetzt immer noch 1:8) hat der Euro eine Kaufkraft von rund 1,40. So kommt es neben preiswerten Unterkünften, billiger Verpflegung und günstigem Benzin auch zum wahren Shoppingvergnügen. Dabei schlagen die Einkaufstempel um Kapstadt selbst alles mir bisher aus den USA Bekannte an Größe, Stil und Üppigkeit.
Friseurbesuche fallen für Herren mit rund 70 Rand an – dafür gibt’s auch 2 mal Waschen, Schneiden und Stylingprodukte. Bei Sportklamotten sind insbesondere einheimische Marken sehr preiswert – adidas oder nike dagegen so teuer wie bei uns. Dafür ist Casual Bekleidung ausgesprochen günstig. Und richtig billig sind Einrichtungsgegenstände wie Küchenutensilien oder auch Kunsthandwerk.

** Fazit **
Ihr seht, Südafrika stellt sich im Moment als Reiseziel erster Wahl dar:
· Keine Zeitverschiebung während der Sommerzeit
· Umgekehrte Jahreszeiten
· Flugzeit zwischen 9 und 11 Stunden – als Nachtflug gerade optimal
· Gute Kaufkraft des Euro
· Ein Land voll beeindruckender Naturschönheiten und unvergesslicher Wildbeobachtungserlebnisse
· Keine Seuchen
· Keine Kriege
· Sehr gut für Individualisten geeignet
Also: Koffer packen und abhauen - bevor alle anderen schon da waren!


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-17 14:30:46 mit dem Titel Tipps und Tricks nach 5000km durchs Land

Das Ah und Oh für einen erfolgreichen und erlebnisreichen Urlaub in Südafrika ist eine gute Vorbereitung. Das Land ist meines Erachtens einfach zu groß, um es völlig unvorbereitet auf blauen Dunst erforschen zu können. Aber das sieht sicherlich auch jeder anders. Ich möchte Euch im folgenden ein paar Hinweise und Tipps geben, die zum Gelingen eines schönen Urlaubs, an den man sich noch lange erinnert, beitragen können:

Unsere Planung starteten wir mit Hilfe der Website www.suedafrika.net (für das Wetter), einem VistaPoint Reiseführer, dem ADAC Travelset (für die Route) und der aktuellen GeoSpezial Ausgabe Südafrika (Beschreibung der Naturparks).
Anhand der im VistaPoint Reiseführer bereits vorgeschlagenen Route und mit Hilfe der wirklich exzellenten Beschreibungen und km-Angaben ließ sich eine erste Route zusammen stellen. Diese korrigierten wir dann noch anhand der Beschreibungen und Empfehlungen zu den Naturparks im GeoSpezial.

Die Anreise kann mit etlichen verschiedenen Fluggesellschaften erfolgen. Die Preise können extrem schwanken und man sollte vielleicht zwei Sachen beachten.
Zum ersten würde ich einen Nachtflug empfehlen. Durch den nicht vorhandenen Zeitunterschied, kann man in der Regel im Flugzeug gut schlafen und kommt dann recht erholt morgens an. Wer sich nicht traut, an diesem Tag schon sein Auto zu übernehmen und eine kleine Strecke zu fahren, sollte in einem der Flughafenhotels übernachten. Insbesondere Johannesburg ist touristisch gesehen nicht wirklich interessant und noch dazu die Hochburg südafrikanischer Kriminalität.
Weiterhin sollte man darauf achten, Direktflüge zu buchen. Es bringt herzlich wenig, wenn man erst von Kapstadt nach Johannesburg geflogen wird, dort wieder Umsteige- und Wartezeiten hat, um dann von dort den Interkontinentalflug zu starten. Na gut, 200 EUR Ersparnis wären dann vielleicht ein Argument.

Übernachtungen sind in Südafrika bis auf das Gebiet der Transkei völlig unproblematisch. Es werden immer und überall B&B\'s, kleine Pensionen und bekannte Hotel-Ketten angeboten. Also kommen auch völlig flexible Backpacker auf ihre Kosten.
Ich will allerdings schon im Vornherein wissen, wohin ich mein Haupt bette und so wühlten wir die Baustein Kataloge von Meier\'s, DERTour und TUI durch auf der Suche nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Frühjahr 2003 lag dieses für 3-4 Sterne Hotels bei 20-40EUR pro Person und Nacht.
Für einige Orte ließen sich in den deutschen Katalogen keine Hotels oder Camps finden.
So buchten wir zum Beispiel das Camp im Ithala über die Website des KZN Wildlife per Email und Kreditkarte völlig unproblematisch und mussten uns 2 mal vor Ort ein Hotel suchen. Die Preise hierfür lagen für 3-4 Sterne bei rund 40-50 EUR pro Zimmer und Nacht.
Allerdings muß man hier bei der Außenwerbung aufpassen. Der angezeigte Preis bezieht sich auf 1 Person bei Belegung im Doppelzimmer. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs bestand allerdings in allen Hotels ausgesprochen viel Verhandlungsspielraum, wenn man es denn freundlich und bestimmt anging.

Mietwagen sind natürlich unerlässlich in Südafrika. Wobei hier auch einiges zu beachten ist. Die Preise sind nicht sehr hoch – wir haben für dreieinhalb Wochen bei AVIS rund 600 EUR für einen Wagen der Corsa Klasse bezahlt, wurden aber auf Passat aufgewertet. Den Angaben zum Gepäck in den Katalogen der Veranstalter darf man nicht trauen. Gerade Rundreisende müssen drauf achten, dass alles Gepäck unsichtbar im Kofferraum verstaut werden kann. Das hätte mit einem Koffer und 2 Reisetaschen im Corsa nie geklappt.
In Südafrika hat man grundsätzlich 300-600 EUR Eigenbeteiligung und es wird nur auf Anforderung eine Endrechnung gestellt. Darauf sollte man bestehen, denn spätere Reklamationen sind schwer durchsetzbar. Wildunfälle werden überhaupt nicht abgedeckt, dafür ist der Steinschlag in die Windschutzscheibe inklusive. Bei jedem Unfall (wir hatten einen Steinschlag und eine kaputte Radkappe) wird kurz ein Bericht ausgefüllt und eine Bearbeitungsgebühr verlangt. Alles in allem hat die original Radkappe des Renault Laguna (unser Austauschwagen) am Ende 55 EUR gekostet!
Benzin wird immer berechnet – auch wenn man von der Tankstelle vor dem Flughafen kommt. Hier lohnt sich die Schlussrechnung, da dann ja nicht auf den Liter genau geprüft werden kann, wie viel im Tank ist. Anzeige voll reicht! Oder man entscheidet sich gleich, die erste Befüllung zu bezahlen und kann dann den Wagen leer abgeben.
Ein zweiter Fahrer, Einwegmieten und sonstige Extras kommen dann vor Ort auf die Abschlussrechnung. Unsere hatte mit der Radkappe knapp 100 EUR.

An Tankstellen kann man nur bar bezahlen, dafür gibt es full service. Man kann also im Auto sitzen bleiben und während des Tankens (95/97Oktan) werden meist sogar noch die Scheiben geputzt, was bei uns auch immer sehr nötig war. Mann sollte schon ein wenig auf eine krumme Endsumme achten, um diese dann fürs Trinkgeld aufrunden zu können. Übrigens ist nicht das ganze Land mit Tankstellen zugepflastert. Daher empfiehlt es sich, bei längeren Touren, morgens gleich voll zu tanken.

Die Straßenverhältnisse sind in Südafrika bis auf die Transkei eigentlich sehr gut. Die meistens Straßen sind, ähnlich unseren Fernverkehrsstraßen, zweispurig und haben einen breiten Seitenstreifen. Vom langsameren Fahrzeug erwartet man in der Regel, dass es auf den Seitenstreifen fährt, um den Überholenden vorbei zu lassen. Gefahren wird sowieso wie der Henker und Licht ist ein Fremdwort. Wer also im Dunkeln (ist nicht zu empfehlen) oder bei Nebel fährt, muß ausgesprochen vorsichtig sein.
Höchstgeschwindigkeit ist in Orten meist 60, außerhalb 120km und es wird links gefahren, was uns eigentlich so gut wie keine Probleme bereitete, weil wir ja überwiegend auf klaren Überlandstraßen waren. In der Stadt kann es schon kniffliger werden. Das sollte man vielleicht erst nach einer kleinen Eingewöhnungsphase angehen.

Rund um größere Städte gibt es auch Autobahnen, die manchmal bis zu 8 Spuren aufweisen, aber auch relativ gut befahrbar sind.
Dafür muß man bei Fahrten durch Swasiland und die Transkei viel Zeit einplanen. In Swasiland darf man generell nur 50 km/h fahren und in der Transkei sind die Straßenverhältnisse teilweise sehr schlecht und man muß sich ständig vor Tieren und Kindern auf der Fahrbahn in acht nehmen.

Die Beschilderung ist im Großen und Ganzen eigentlich gut. Wir hatten keinerlei Probleme und uns auch nur ein oder zwei mal etwas verfahren. Das Kartenmaterial des ADAC kann man getrost vergessen, es ist sehr grob und völlig veraltet. Wir hatten ein Touristenheft von AVIS mit guten Karten drin und außerdem noch eine gute Faltkarte.
Von 3stelligen Straßennummern sollte man sich fern halten, diese sind generell unbefestigt oder enden abrupt im Schotterbett. Auch sonst trafen wir auf viele kilometerlange Baustellen, die man mit Hilfe von Ampelanlagen einspurig befahren konnte. Wartezeiten von 20min waren keine Seltenheit und meist hat man dann auch noch einen LKW vor sich, der sich nur mit Mühe den nächsten Pass hoch quält.

Da wir gerade beim Thema Sicherheit waren:
Südafrika ist kein unsicheres Land. Ganz im Gegenteil, die politischen Verhältnisse sind recht stabil, aber die immer stärker aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich fördert Kriminalität. Und das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zur Zeit unserer Reiseplanung Ende 2002 gab es wieder viele Berichte im deutschen Fernsehen, wo ständig nur von Überfällen und Morden berichtet wurde. Auch die Reisetipps vom auswärtigen Amt, die dem Travelset des ADAC beilagen, waren nicht sehr aufbauend. So ziemlich jeder fragte uns, ob wir wirklich nach Südafrika wollten und ob das nicht zu gefährlich wäre.
Aber das ist es nicht!!
Einige Regeln sollte man beherzigen. Man sollte immer ein Handy bei sich tragen. Es gibt 3 Betreiber, wobei nur mit MTN und Vodacom Roamingverträge bestehen. Die Preise kann man auf den Seiten seines Providers ermitteln. Ist gar nicht so teuer. SMS sind sogar billiger als bei uns.
Aber es geht noch günstiger: An Flughäfen kann man ein einheimisches Handy mieten. Das ist laut GeoSpezial wohl megabillig, aber wie es da genau aussieht (z.B. Einwegmieten) kann ich nicht sagen.
Bargeld sollte man nicht übermäßig viel mit sich rumtragen. In den meisten Geschäften und Hotels kann man mit Kreditkarte bezahlen.
Wertgegenstände wie Kameras und Schmuck sollten nicht auffällig vorgezeigt werden.
Man sollte niemals offen mit einem Stadtplan rumlaufen. Lieber geht man in einen Laden oder ein Café und schaut sich dort den Plan an.
Im Auto sollte niemals etwas sichtbar liegen bleiben. Während der Fahrt in Städten sollten die Fenster geschlossen und die Türen verriegelt sein (was durch das Auto schon von alleine erledigt wird)
Ruhige Gegenden (verlassene Büroviertel und Townships) sollte man nicht besuchen. Während der Nacht sollte man in touristischen Gebieten bleiben.
Dubiose Ansprechpartner sollte man freundlich, aber bestimmt abblitzen lassen.
Bei Unfällen darf man (leider) nicht anhalten.

Das sind mehr oder weniger Tipps, die jeder Tourist beherzigen sollte. Wer ein bisschen die Augen aufhält und gesunde Vorsicht und Skepsis walten lässt, für den besteht keine akute Gefahr.
Wir hatten leider insbesondere in den Städten sehr oft noch die Berichte aus Deutschland im Hinterkopf, was einem ständig ein ungutes Gefühl vermittelte und das Vergnügen etwas schmälerte und zu merkwürdigen Auswüchsen führte: so gingen wir z.B. mehrfach in irgendwelche Geschäfte, wenn wir das Gefühl hatten, jemand liefe schon zu lange hinter uns her.

Essen, Trinken und Shopping – dafür eignet sich Südafrika besonders. Wenn man nämlich erst einmal vor Ort ist, sind die Nebenkosten relativ gering. Die Einheimischen ernähren sich (leider) überwiegend von Fastfood – wobei einheimische Ketten dominieren. Wir haben nur einen McDonalds gesehen. Dafür gab es aber jede Menge KFCs. Auch sonst erinnert die Ernährung stark an die USA. Steakhäuser und Family Restaurants sind an der Tagesordnung. Ich empfehle die \"Spurs – Steak Ranch\". Dort ist es sehr preiswert und ausgesprochen lecker. 300g Filetsteak kosten umgerechnet rund 6 EUR. Und als zweites muß man einfach bei \"Debon Pizza\" gewesen sein. Man bekommt seine Pizza zwar in einer Pappschachtel, aber die Pizza ist so frisch, saftig und dicke belegt, dass man sich alle Finger danach leckt – und das nicht nur, weil es kein Besteck gibt.
In größeren Städten findet man aber auch andere Restaurants wie Inder, Italiener oder Mexikaner.
Alkohol ist sehr billig. Also für feuchtfröhliche Parties ist gesorgt. Aber bittet haltet Maß.
Ein absolutes Muss ist Softeis in Durban. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so ein sahniges, cremiges und leckeres Softeis gegessen wie dort! Echt der Wahnsinn. Aber bitte nicht gleich wieder an die Hüften denken, ist doch Urlaub.

Durban und Kapstadt bieten mehrere Einkaufstempel der Superlative – ganz nach amerikanischem Vorbild. Hier kann man sich locker den gesamten Tag aufhalten. Die Preise sind nicht superbillig. Aber vieles ist günstiger als bei uns. Außerdem macht es doch im Urlaub viel mehr Spaß einzukaufen.
Lebensmittel bekommt man im Sparmarkt. Spar scheint das halbe Land aufgekauft zu haben, genauso wie Coca Cola. Konkurrenz ist unerwünscht. Und durch finanzielle Förderung von Schulen, Sportplätzen und sonstigen Gemeinschaftsprojekten, scheint man sich in Südafrika Exklusiv Rechte erkaufen zu können.

Die Natur und Wild Parks sind Südafrikas eigentliche Pfründe. Die Natur ist einfach unglaublich und es ist teilweise atemberaubend, wie nah man den Tieren kommen kann.
Ein absolutes Muss ist natürlich der Kruger Park, weiterhin sollte man den Addo Elefant Park nicht verpassen. Landschaftlich eine Sensation ist das Ithala Game Reserve, das auch ein tolles Camp hat. Im Umfolozi hat man die besten Chancen auf Nashörner und der Tsitsikamma ist für Wanderer und Taucher empfehlenswert.
Daneben gibt es noch hunderte kleinerer staatlicher und privater Parks, da sollte man spontan nach Geschmack entscheiden, aber immer beachten: auch hier wird gerne bei der Beschreibung übertrieben.

Generell empfehle ich ein Camp im Park, um unnötige Fahrzeiten zu sparen. Denn die besten Beobachtungszeiten sind die Dämmerungsstunden ab 5:00 bis 9:00 oder 10:00 und dann ab 16:00 Uhr wieder. Wobei natürlich zu beachten ist, dass die Parks mit Sonnenuntergang (idR kurz nach 18:00) schließen.
In den staatlichen Parks muß man meist noch einen Eintritt pro Person und Fahrzeug zahlen, in den privaten entfällt das bei Buchung eines Camps im Park. Wer über das Internet buchen möchte, dem empfehle ich www.kznwildlife.com.
In den Parks hat man in der Regel eine Hauptstraße, die geteert ist und von der es zu unbefestigten, aber meist gut gepflegten Rundfahrtwegen abgeht. Man kann immer selbst fahren und so bestimmen, was man sehen möchte und wo man lang fährt.
Man kann aber auch geführte Fahrten und Wanderungen machen, die gar nicht mal so teuer sind. Wir haben alles selbst gemacht und bis auf die Raubtiere (Löwen/Leoparden) eigentlich alles entdeckt. Die Busse des Camps fahren schließlich auch nur die selben Routen ab.
In Parks mit Raubtieren sollte man zur eigenen Sicherheit nicht aussteigen. Ein Auto ist uninteressant, aber so bald ein Mensch es verlassen hat, wird er automatisch Beute. Und gerade Raubtiere sind am schwersten zu entdecken.
Als Gefährt empfiehlt sich in den Parks wirklich ein Jeep. Man sitzt deutlich höher und kann daher auch mal über das hohe Gras hinweg sehen. Und die teilweise (insbesondere im Ithala) doch sehr anspruchsvoll zu fahrenden Schotterstraßen bewältigt man mit einem Geländewagen auch besser.
Bei unserem Besuch im Frühjahr 2003 waren bis auf den Addo Park eigentlich alle Parks sehr leer, so dass wir teilweise beim Rumfahren das Gefühl hatten, alleine vor Ort zu sein. Um so intensiver ist natürlich das Erlebnis einer Begegnung mit den Wildtieren.

In den Koffer sollte unbedingt:
Malaria Prophylaxe => kostet rund 50 EUR pro Person und muß bereits vor Reiseantritt begonnen werden
Ein exzellentes Fernglas => Sichtweite mindestens 1km
Ein analoger Fotoapparat => die meisten Digicams sind weder schnell genug einsatzbereit noch schnell genug beim Fotografieren
Sonnenschutz (Mütze, Sonnespray, Sonnebrille)
Wanderschuhwerk, Leichte lange Hosen und Jacken, eventuell ein Regencape oder eine Regenjacke
Gutes Kartenwerk
Ein Handy
Kopien aller Reiseunterlagen und Pässe + wichtige Telefonnummern (getrennt von den Originalunterlagen aufbewahren – vielleicht mit Brustbeutel)
Besteck und Plastiktrinkbecher (Selbstverpflegung in den Camps)

So, das ist es, was mir im Moment so eingefallen ist, um Euch bei den Reisevorbereitungen zu unterstützen.
Wer Fragen oder Wünsche hat, kann sich vertrauensvoll an mich wenden. Ich freue mich auf Eure Mails.

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