Metallica Testbericht

Metallica
ab 12,80
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut
  • Gesamteindruck:  sehr gut

Erfahrungsbericht von ausforming_von_ciao

Hetfield lässt die Puppen tanzen

Pro:

kult, geniale Stücke

Kontra:

nicht alle Stücke sind genial (the thing that should not be)

Empfehlung:

Ja

Wir schreiben das Jahr 2003

METALLICA, wer kennt sie nicht? Zumindest in heutiger Zeit sind sie bekannter denn je, ob das nun an der Musik, oder an diversen Schlagzeilen liegt bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist jedenfalls, dass ihre letzten Werke in Metal-Kreisen mehr als umstritten sind und auch die Chemie im Inneren der Band scheint erhebliche Mängel aufzuweisen. Ich stelle jetzt auch einmal die Vermutung auf, dass es recht viele gibt, die außer „Nothing else matters“ so gut wie nichts von der Band kennen. Allen MTViva-Anhängern möchte ich jetzt einmal die andere (bessere) Seite der Band zeigen, alle Metal-Fans dürfen natürlich auch gerne weiterlesen, schließlich kann man ja auch etwas in Nostalgie schwelgen.

Zeitsprung

Wir schreiben das Jahr 1986

Eine junge Band namens Metallica steht am Höhepunkt ihrer Karriere, zumindest auf dem musikalischen. Bereits auf ihrem 83‘er Debüt-Album „Kill ‘em all“ hatten die vier Musiker bereits gezeigt, wozu sie fähig sind und bauten ihren Stil weiter aus, was am deutlich melodiöseren „Ride the lightning“, erschienen im Jahre 1984, gut zu sehen ist. Im Jahre 86 schuf die Band um James Hetfield und den dänisch-stämmigen Lars Ulrich ein Meisterwerk, das sie in den kommenden Jahren nicht mehr toppen sollten. Mit „Master of puppets“ wurde ein Meilenstein der Musikgeschichte geschrieben, der mehrere Bands beeinflusste und noch heute zu den besten Metal-Alben aller Zeiten gehört. Da das (damalige) Line-Up der Band wahrscheinlich nicht allen Lesern bekannt sein dürfte (obwohl, liest sich ein Nicht-Metal-Fan einen solchen Bericht überhaupt durch? Egal, man darf ja hoffen), hier die einzelnen Mitglieder (die allererste Besetzung sah etwas anders aus, spielt allerdings keine große Rolle):

James (Alan) Hetfield, geboren am 3.8.63 in Los Angeles, ist damals wie heute für Gitarre und Gesang zuständig.

Lars Ulrich wurde am 26.12.63 im dänischen København geboren und spielt Schlagzeug.

Kirk Hammett (18.11.62 / San Francisco) an der Lead-Guitar

Cliff (Lee) Burton (10.2.62 /Los Angeles – 27.9.86 [R.I.P.] ) spielte damals Bass.

Die kommende Bandhistorie wurde vom Tode Cliff Burtons überschattet, der bei einem Busunglück während einer Skandinavientour ums Leben kam.

Das 1988 veröffentlichte „...and justice for all“ wurde dann mit dem neuen Bassisten Jason Newsted eingespielt und brachte uns immerhin einen weiteren absoluten Klassiker, die Anti-Kriegs-Hymne „One“.
Nach diesem Album setzte die Kommerzialisierung der Band langsam ein, wobei dieser Prozess anfänglich noch recht schleppend in Gang kam. Unbestreitbar ist jedenfalls, dass Metallica 1991 mit ihrem selbstbetitelten Black Album den kommerziellen Durchbruch schafften. Das Album wurde zur Massenware und enthält mit „Nothing else matters“ den wahrscheinlich bekanntesten Song der Band. Über die folgenden Alben Load (1996) und Re-Load (1997) muss nicht sonderlich viel gesagt werden, das 1998 erschienene „Garage Inc.“ Besteht aus diversen Cover-Versionen und ihr bislang letztes Album „S&M“ dürfte Dank Orchester-Unterstützung mittlerweile auch dem letzten Metal-Ignoranten ein Begriff sein.
Nach eben diesem Album kam es dann zum Bruch mit Newsted, ein neuer Bassist steht noch in den Sternen...


Das soll’s zur Geschichte der Band gewesen sein, kommen wir zum eigentlichen Kern des Berichtes, dem Album!


BATTERY (5:10)
Akustische Klänge erfreuen unser Ohr mit einer sehr ruhigen Melodie, die, ohne jetzt zu übertreiben, nur so vor sich hin plätschert. Nach kurzer Zeit wird das Intro zweistimmig gespielt, ehe nach einer guten halben Minute die Stimmung rauer wird, soll heißen E-lastiger, das Schlagzeug setzt ein, die eigentliche Melodie bleibt aber noch erhalten. Dies ändert sich nach einer Minute aber schlagartig, ein paar Drum-Schläge und die Herren Hetfield und Hammett brettern los was das Zeugs hält. Was nun folgt ist ein recht schneller, rhythmusorientierter Abschnitt, der von Hetfields Gesang begleitet wird. Einmal, also zwischen den Strophen, bekommt man ein kurzes Solo zu Gehör, ehe Hetfield wieder weiter singt und schreit.
Im Mittelteil wird das Tempo dann kurzzeitig etwas gesenkt und es gibt auch wieder eine deutlich heraushörbare Melodie, in die Hammett mit einem Schrammel-Solo einfällt und sie innert kürzester Zeit wieder vom Felde fegt.
Das Ende wird dann abermals von schnellen Riffs dominiert, die einem ja schon aus dem früheren Songverlauf bekannt sind.

MASTER OF PUPPETS 8:38
Erneut ein instrumentales Intro, allerdings von ganz anderer Bauart wie beim Vorgängersong. Von Beginn an scharfe, sehr kurze Riffs, viele Breaks und einige kurze Solopassagen. Nach einigen „Startschwierigkeiten“ wird das Schlagzeug dann auch dauerhafter Gast und treibt den Titel regelrecht vor sich her.
Nach einer Minute setzt dann James mit dem Gesang ein und beginnt mit der Geschichte der Drogenabhängigkeit und der Macht, die der „Master“ (also die Droge, oder der Dealer, wie man das auch immer sehen will) über einen erhält. Kurz vor dem Refrain wird das Tempo dann etwas gedrosselt, die Breaks werden ein wenig länger und der Gesang gezogener. Nach diesem „Obey your master“ (mit nachhallendem master), beginnt der eigentliche Refrain, der wiederum nur so von Breaks gespickt ist (Just call my name, cause i’ll hear you scream – break - Master – break – Master) Diese Struktur wird ein Mal wiederholt, wobei der zweite Refrain an seinem Ende langsam verhallt und in einen ruhigen Mittelteil überführt.
Dieser instrumentale Mittelpart ist sehr melodisch gehalten und besticht durch sein wirklich gelungenes Solo, das bei Minute fünf in eine härter werdende Bridge überführt. Nach einigen monotonen Drum-Schlägen steigert sich der Song immer mehr, „Master, Master, wher’s the dream that I’ve been after?...“ Wobei James deutlich hörbar nicht nur allein seine Stimme zum Besten geben darf (Chor kann man es einfach noch nicht nennen).
Nach kurzem Zwischenspiel folgt ein fingerbrecherisches Hammett-Solo und der Song kehrt zu seinem alten Rhythmus zurück. Nach einigen Solo-Einsprängseln und der letzten Strophe endet der Titel mit einem hämischen Gelächter, das im Nichts verhallt.
Schlichtweg genial!

THE THING THAT SHOULD NOT BE 6:32
Aus meiner Sicht der schwächste Song der Platte, da die ganze CD aber dermaßen genial ist, hat man es immer noch mit einem sehr guten Stück zu tun, nur reicht es eben nicht ganz an die anderen heran.
Wiederum ein akustisches Intro, allerdings mit einem deutlich düstereren Klang. Die Lautstärke wird langsam gesteigert und mit verzerrten Gitarren stampft ein Riff auf uns zu, das man so schnell nicht mehr aus dem Ohr bekommt. In den Strophen dominiert das Schlagzeug und der Gesang Hetfields, der sich gewissermaßen ein Duell mit den Gitarren liefert.
Im Refrain wird der Text etwas abgehackter, nur noch einzelne Worte kommen passend zu den Drumschlägen und leiten wieder in die nächste Strophe über. Dieses Format wird wiederholt und es folgt ein etwas schräges Solo von Mister Hammett, das zur düsteren Atmosphäre des Stückes mehr als nur passt.
Das Ende ist dann wieder eher unspektakulär, eben das den Song dominierende Riff einige Male wiederholt.

WELCOME HOME (SANITARIUM) 6:28
Ebenfalls ein düsterer Beginn, was besonders im passenden Rahmen (siehe The GiPS-Adventure / das PC-Spiel muss man nicht unbedingt kennen) sehr gut zum tragen kommt. Zuerst wird die Gitarre nur gezupft, etwas später wird parallel dazu noch ein ruhiges Solo gespielt. Nach kurzer Zeit hat man es mit einer mehr als nur gelungenen Ballade zu tun, was sich auch im Gesangsstil bemerkbar macht. James beginnt hier nämlich tatsächlich dem üblichen Wortsinne nach zu singen. Ruhig erzählt er fast schon das Leben in der Irrenanstalt aus Sicht eines Insassen.
Langsam nimmt die Härte zu, der Gesang wird wieder rauer und der Refrain bricht über uns herein.
Sanitarium, leave me be
Sanitarium, just leave me alone
Am Ende des Refrains verklingen die Harten Riffs und ein weiteres ruhiges Solostück schließt sich an. Die zweite Strophe verläuft äquivalent der ersten, nur der anschließende Refrain ist etwas länger und verebbt nicht mehr im ruhigen Bereich.
Die Riffs werden schneller und es folgt eine Passage mit messerscharfen Riffs, die vom Schlagzeug nach vorne gepeitscht werden, mitten hinein in die dritte Strophe, die im Vergleich zu den ersten beiden deutlich an Härte gewonnen hat. Sämtliche balladesken Töne sind beseitigt und Kirk darf seine Fingerfertigkeit einmal mehr unter Beweis stellen, ehe die sehr melodische Schlussphase beginnt, die erneut von einem Solo gekrönt wird. Zu guter letzt noch einige Riffs, einige Breaks und es ist aus.
Aus meiner Sicht der beste Song der Platte.

DISPOSABLE HEROES 8:14
Nach dem teilweise balladesken Vorgängerstück legt man jetzt von Beginn an richtig Tempo und Härte vor. Scharfe Riffs durchschneiden die Luft, das Drumming kommt hart und wuchtig daher und steigert sich langsam in die Höhe. Nach diesem Ausbruch ein kleiner Einbruch und schon wird die Härte wieder angezogen. Verschiedenste Rhythmus und Melodie Varianten werden abgerufen und nach 1:30 darf dann auch James Hetfield ans Mikro. Das Tempo bleibt auf dem hohen Level und zwischen durch darf Kirk Hammett einige Soli abspielen.
Nach 2:30 folgt dann der Chorus.

Back to the front
You will do what I say, when I say
Back to the front
You will die when I say, you must die
Back to the front

Ohne Unterbrechung ab in die nächste Strophe und zurück auf das sinnlose Schlachtfeld, auf dem die Soldaten verbraten werden.

Bodies fill the fields I see
The slaughter never ends

Nach einem weiteren Durchlauf ändert sich für kurze Zeit der Rhythmus und man kommt in den Genuss eines weiteren Solos. Da man nun aber doch Lust auf einen Tempowechsel hat, beschließt man nach einem kurzen a capella Part Hetfields das Tempo kurzfristig noch etwas anzuheben. Beendet wird der Titel dann wie er angefangen hat, schnell, hart und gespickt mit verschiedenen Solodarbietungen.

LEPER MESSIAH 5:38
Ganz so extrem wie bei „Disposable Heroes“ geht es nicht los, aber ein akustisches Intro fehlt auch diesem Song. Ein etwas langsameres, aber nichts desto Trotz hartes Riff wechselt sich mit einigen Breaks ab, ehe es durchgehend gespielt wird. Hört sich recht stampfend an und verklingt in mehreren abgehackten Mini-Riffs. Nach der Rückkehr zum Anfangsrhythmus beginnt der Gesang, der wieder eher rau ist. Der Titel stampft weiter vor sich hin, die Band scheint also einen recht großen Gefallen am Riff gefunden zu haben. Ab und zu gibt es zwar einige „Ausbruchversuche“, die allerdings alle zum Scheitern verurteilt sind.
Erst nach 3:15 beginnt ein Übergang in einen anderen Takt, der mir jedenfalls etwas mehr zu sagt (nicht dass der andere schlecht ist, aber die Stelle ist einfach besser). Der Titel wird etwas melodielastiger und das Tempo leicht angezogen. Die Riffs kommen stakkatohafter und auch der Gesang passt sich leicht an. In Folge dieses Wechsels folgt das langerwartete Solo, das wieder in den etwas schnelleren Rhythmus mündet.
Beendet wird der Titel dann mit dem Anfangsriff, das nochmals durch zwei Breaks unterbrochen wird.

ORION 8:12
Ein langsam anschwellendes Brummen ertönt und macht sich in den Gehörgängen breit. Im Hintergrund nimmt man eine leichte Melodiearbeit der Gitarre war und auch das Schlagzeug wird mit seinem monotonen Schlag immer lauter. Ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber ich fühle mich sofort in einer alten Raumschiff xyz Folge, der Klang passt nämlich perfekt zum Titel des Stückes.
So geht das ganze dann eine Minute lang vor sich, ehe mit verzerrten Gitarren weitergespielt wird. Das Riff ist nun deutlich härter, stammt aber immer noch aus dem Mid-Tempo-Bereich. Nachdem man sich an diesem Riff sattgespielt hat, passiert anscheinend recht schnell, steigt man auf das nächste, etwas melodischere um, auf das allerdings genausoschnell ein weiteres, rhythmusbetonteres folgt. Zum Schluss des ersten Liedabschnittes kehrt man zum Anfangsriff zurück und endet mit einem recht langen Solo.
Ein dumpfer Schlag und man hört erst einmal nichts mehr. Ganz leise erklingen im Hintergrund Gitarrentöne, bis uns ein schaurig schön verzerrter Ton in den wunderbaren Mittelteil führt. Langsame Solopassagen, nur ganz leicht vom Schlagzeug begleitet erfreuen jeden Hörer. Minutenlang bekommen Metallica jedenfalls nicht genug und zeigen uns ihr Können für melodische Geniestreiche (für diesen war Cliff Burton verantwortlich). Nach einiger Zeit entschließen sich dann beide Gitarren dazu, bei dieser „Träumerei“ mitzuwirken und fabrizieren einen Klangteppich der sich gewaschen hat. Gegen Ende des Mittelteils folgt ein Solo in das Cliff dann mit seinem Bass einfällt und zeigt, was man auch aus diesem Instrument herausholen kann.
Einige harte Riffs und man ist in einer anderen Welt. Stakkato-Riffs und eines der schnellen Hammett-Soli folgen und der Titel klingt in einem monotonen Riff langsam aus.
Wer Angaben zum Gesang vermisst, es handelt sich um ein Instrumentalstück.

DAMAGE, INC. 5:08
Die erste Minute gehört nun abermals Cliff Burton, der erneut seine Virtuosität am Bass unter Beweis stellt. Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei und nach einigen Drum-Schlägen steigert sich der Song zu immer größerer Härte, das Tempo wird merklich angezogen und messerscharfe Stakkato-Riffs durchpflügen die Luft. Der Gesang ist dementsprechend, schnell, rau aber passend. Der Refrain beinhaltet dann wiederum einige Breaks und endet mit den gesprochenen Worten „Damage incorporated“. Ungefähr in der Mitte zeigt auch Kirk Hammett nochmals sein Können, danach geht der Song in extremem Tempo zu Ende; und mit ihm auch die ganze Platte.


FAZIT

Was soll man nun als Fazit zu einer solchen Platte schreiben? Man wird sie kaum zusammenfassen können. Metallica haben ein Meisterwerk abgeliefert, das man schlicht und einfach gehört haben muss! „Master of Puppets“ enthält acht hervorragende Songs, die auf Grund ihrer Komplexität dauerhaften Hörgenuss garantieren. Absolute Anspieltipps auf der Platte sind jedenfalls „Welcome home“, „Disposable heroes“ und „Orion“, wobei eine solche Auswahl kaum ausreicht;)
Ein weiterer Punkt, der unbedingt angesprochen werden sollte, sind die Texte. Diese sind im Gegensatz zu den neueren Werken (eigentlich fast aller Künstler) nicht nur Larifari, sondern sind durchaus lesenswert. Dabei sollte es eigentlich auch keine Probleme geben, die Texte sind schließlich im Booklet enthalten.
Den Sound könnte man sicherlich als leichten Kritikpunkt anbringen, aber ich meine was erwartet man denn, das Album stammt aus dem Jahre 1986, da konnte man keine aalglatte Produktion erwarten und irgendwie gehört das Ungeschliffene eben auch dazu.
Mein abschließendes Fazit kann also nur zu einer logischen Schlussfolgerung kommen:

Entweder man hat das Album schon im Regal stehen, oder man muss es sich einfach KAUFEN!!


Bis demnächst, and

Shake Heads!

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