Nightmare Before Christmas (DVD) Testbericht

ab 10,58
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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Schnurriger Film auf toller DVD

Pro:

Schnurriger Film, tolle DVD

Kontra:

Die Welt

Empfehlung:

Ja

Bei der Edition, die in meinem Regal Platz gefunden hat, handelt es sich um die englische Erstausgabe. Die ist, mal abgesehen von der fehlenden deutschen Synchronfassung, inhaltlich identisch mit der hierzulande erhältlichen Version, kommt aber im hübschen, vergleichsweise aufwändig produzierten Digipack daher. Als ich mir diese Ausgabe zugelegt habe, lag noch keine DVD für den deutschen Markt vor, und ich wusste auch nicht, ob sich daran etwas ändern würde. Die Frage, die sich mir stellte, lautete mithin: Kaufen und in Kauf nehmen, dass irgendwann eine baugleiche und dabei günstigere deutsche Ausgabe in den Handel kommt - oder verzichten und riskieren, dass keine deutsche Version veröffentlicht wird und das englischsprachige Original irgendwann vergriffen ist und nicht wieder aufgelegt wird?

Ich habe, nach einigem Zögern, dann doch zugegriffen. Warum ich gezaudert habe, wird sicher mit Blick auf den Preis klar: die 80 DM, die mich die DVD damals gekostet hat, lassen einen schon mal hadern (meine Erfahrung: Bei der Kaufentscheidung kann es helfen, einen richtig miesen Arbeitstag hinter sich zu haben, im Laufe dessen in einem langsam der Entschluss heranreift, sich nach ausgestandener Mühsal angemessen zu belohnen). Derzeit ist die DVD für gerade mal ein Viertel dessen zu haben, was ich damals für meine Ausgabe bezahlt habe; und für die schlappen 9,99 Euro, die man für die DVD berappt, wird richtig was geboten: diese DVD nennt sich zu Recht "Special Edition" und wer den Film mag, kann bedenkenlos zugreifen.

Das Vergnügen beginnt bereits mit einem DVD-Menü, dessen Gestaltung ganz im Geiste des Filmdesigns ist. Lichter in der Halloween-Stadt gehen an, neben per Fernbedienung angewählten Optionen erscheinen Fledermäuse und natürlich leuchten Kürbislaternen schummrig im Dunkel: dieses Menü ist ein schönes, anschauliches Beispiel dafür, wie sich einfache Effekte wirkungsvoll einsetzen lassen.

Neben dem eigentlichen Film finden sich auf der DVD diverse Beigaben, an denen ich viel Freude hatten: ein gut 25-minütiges "Making of" gestattet Einblicke in die Entstehung des Puppentrickfilms, in drei überaus nutzerfreundlichen, weil gut strukturierten Galerien lassen sich jede Menge Bilder bewundern, die schon fast obligaten Beigaben "Trailer" und "Teaser Trailer" fehlen auch hier nicht; darüber hinaus gibt's vier geschnittene und drei nicht umgesetzte Szenen zu entdecken, die in Form von Storyboards illustriert werden. Freunde des gesprochenen Wortes können außerdem einen szenenspezifischen Audiokommentar zum Film zuschalten, in dem Regisseur Henry Selick und Kameramann Pete Kozachik vor allem auf technische Details der Produktion eingehen.

Die Highlights im Bonusmaterial waren und sind für mich aber zwei Kurzfilme von Tim Burton, von dem auch die Vorlage für das Drehbuch von "Nightmare before Christmas" stammt. Sein 30-minütiges Realfilmdebüt, die Parodie "Frankenweenie", ist unterhaltsam, wirklich angetan hat es mir aber vor allem der Sechsminüter "Vincent": tatsächlich war der kurze schwarz-weiße Puppentrick seinerzeit ausschlaggebend dafür, dass ich mir die DVD gekauft habe.

An dieser Stelle muss ich die Maske wohl fallen lassen: Ich mag den abendfüllenden "Nightmare before Christmas", aber "Vincent" mag ich sogar noch ein bisschen mehr. Als ich "Nightmare before Christmas" 1993 im Kino gesehen habe, wurde "Vincent" quasi als Appetithäppchen vor dem Hauptgang serviert - und weckte seinerzeit Erwartungen auf Größeres, die der Hauptfilm dann leider nicht ganz einlösen konnte. Vielleicht sollte man die beiden aber auch einfach nur vergleichen und nicht aneinander messen? Beiden, "Vincent" und "Nightmare before Christmas", liegt eine Idee von Tim Burton zugrunde, und bei beiden handelt es sich um in der so genannten "Stop Motion"-Animationstechnik verwirklichte Trickfilme. Beide sind zwar ganz unverkennbare Kinder ihres geistigen Vaters Tim Burton, aber es gibt eben auch grundsätzliche Unterschiede: "Vincent" ist ein wenige Minuten kurzer Schwarzweißfilm (was durchaus seinen Grund hat), "Nightmare before Christmas" ist ein farbige, abendfüllende Unterhaltung. Noch dazu Unterhaltung, die aus dem Hause "Disney" stammt, denn der Vermarktung des Films haben sich die Disney Studios angenommen: das kennen wir mittlerweile ja auch von den computeranimierten Filmen aus den "Pixar" Studios, die Walts Erben satte Gewinne bescheren, während es den Eigenproduktionen aus dem Hause Disney in den letzten Jahren irgendwie stets etwas an Glanz fehlt.

Der Titelheld von "Vincent" ist ein kleiner Junge mit einem großen Vorbild: Klein-Vincent wäre gern so wie Schauerfilm-Ikone Vincent Price. Vincents Frau Mama hat dafür freilich wenig Verständnis und würde es begrüßen, wenn der Sohnemann sich ein bisschen mehr nach Art anderer zehnjähriger Jungs verhielte. Aber statt draußen mit anderen Kindern im sonnenbeschienenen Garten zu spielen, verkriecht Vincent sich lieber im Keller. Daselbst träumt er dann schon mal davon, diverse Tanten in neue Exponate für sein Wachsmuseum zu verwandeln und mit Hund Abercrombie, an dem er unheilige Experimente vornimmt, den Londoner Nebel unsicher zu machen. Neben Zombiehund Abercrombie gibt's sogar noch eine Herzensdame, die allerdings, nach Poe'schem Vorbild, lebendig begraben ward. Nach sechs Minuten nimmt's ein schlimmes Ende mit Vincent, der zunächst des Wahnsinns fette Beute wird und sich dann zum Sterben niederlegt - nicht unbedingt ein Ende, das ins Disney-Portfolio der Heile-Welt-Geschichten passte.

Der eigentliche Clou an der in Reimen erzählten Geschichte ist aber, dass die Mär von Vincent von keinem Geringeren als dem seligen Vincent Price persönlich zu Gehör gebracht wird - einen besseren Erzähler hätte Burton sich für seine Hommage à Price sicher nicht wünschen können, und so liegen in "Vincent" wahrscheinlich auch die Wurzeln der späteren Zusammenarbeit von Price und Burton für "Edward mit den Scherenhänden". Die Optik von "Vincent" lehnt sich erkennbar an die expressionistischer deutscher Stummfilme an: Burton hat "Das Kabinett des Dr. Caligari" offensichtlich mit Gewinn gesehen.

Dagegen nimmt sich "Nightmare before Christmas" geradezu harmlos aus: Hier gibt's ein Happy End, und außer dem bösen Oogey Boogey kommt auch niemand zu Schaden (der hat's aber auch wirklich nicht besser verdient: den Weihnachtsmann entführt man eben nicht ungestraft!)

Die wunderbar versponnene Geschichte erzählt ein Märchen, wie es sich wohl nur ein Tim Burton ausdenken kann. Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht Jack, seines Zeichens Herrscher über das Halloweenland. Das spindeldürre Skelett mit der überaus ausdrucksvollen Mimik gebietet über ein ziemlich malerisches Völkchen von Vampiren, Untoten und anderen Schauergestalten, die ein Ziel eint: den Halloweenabend im Menschenreich so spukig wie irgend möglich zu gestalten. Federführend bei der alljährlichen Planung ist Kürbiskönig Jack, der sich quasi als Event Manager betätigt. Der lässt sich zwar nach außen nichts anmerken, ist aber des alljährlichen Gespensterkarnevals inzwischen arg überdrüssig. Das ahnt aber allenfalls die kleine "Rag Doll", die Halloween-Herrscher Jack insgeheim sehr ins Puppenherz geschlossen hat. Als es den von ihr Angeschmachteten unversehens ins Weihnachtsland verschlägt und der von dort mit dem revolutionären Einfall zurückkehrt, er selbst wolle demnächst an die Fußstapfen des Weihnachtsmannes treten und an seiner Stelle die Inszenierung der weihnachtlichen Bescherung übernehmen, ist sie die einzige, die in Jacks Plänen deutlich die Schnapsidee erkennt: Der Herrscher über die Spukgestalten als Vertretung für den Weihnachtsmann? Dass kann nicht gutgehen!

Tut's auch nicht, denn dafür fehlt's dem Kürbiskönig einfach am nötigen Ein- und Durchblick: trotz intensiver eigener Forschungen zum Thema ist und bleibt die Weihnacht für Gerippe Jack ein Buch mit sieben Siegeln.

So liegt denn auch der Weihnacht à la Jack ein fatales Missverständnis zugrunde. Das beginnt mit einem Namen, den Jack ganz einfach falsch verstanden hat: Als von einem gewissen Santa Claus die Rede ist, versteht Jack "Sandy Claws". Damit liegt für Jack der Fall natürlich klar: dieser Sandy Claws (im Deutschen, wenn ich mich recht erinnere, mit "Santa Graus" übersetzt) muss, nomen est omen, ein Kerl ganz nach Jacks Geschmack sein! Das Unheil nimmt seinen Lauf: Der Weihnachtsmann nimmt eine unfreiwillige Auszeit, als Jack ihn kurzerhand kidnappen lässt - was übrigens erst im zweiten Anlauf gelingt, da zunächst irrtümlich der Osterhase entführt wird (die Szene, in der dieser aus dem Sack hüpft und sich einer Schauergestalt mit offenbar sehr kindlichem Gemüt gegenübersieht, die beim Anblick von Meister Lampe ganz begeistert "Häschen!" ruft, zählt zu meinen persönlichen Favoriten).

Was Jack nicht weiß: Die drei Knaben Lock, Shock und Barrel, die er mit der Entführung des Weihnachtsmannes beauftragt hat, sind Diener zweier Herren; und als endlich der Richtige im Sack landet, wird der Weihnachtsmann nach kurzer Stippvisite bei Jack beim bösen Buhmann Oogey Boogey abgeliefert, der ganz eigene Pläne verfolgt …

Nach 73 Minuten wendet sich in dem ab sechs Jahren freigegebenen Puppen-"Grusical" dann aber natürlich doch noch alles zum Guten, und so ist "Nightmare before Christmas" unterm Strich denn auch sehr viel familienfreundlicher und harmloser, als der albtraumhafte Titel vermuten lassen könnte.


R e s ü m e e

Wer Tim Burtons kauzigen, versponnenen Humor mag, wird auch mit "Nightmare before Christmas" bestens bedient. Der Regisseur heißt zwar hier Henry Selick, aber Burtons Einfluss ist ganz und gar unverkennbar; und mit Danny Elfman darf Burtons Haus- und Hofkomponist auch zu diesem Film nach Motiven von Tim Burton die Musik beisteuern.

"Nightmare before Christmas" ist, so empfinde ich das immer wieder, technisch brillant, hat aber zwischendurch die eine oder andere dramaturgische Länge, über die auch das schnurrige Design des Films nicht hinwegtäuschen kann: eine Musicalnummer weniger, und das Drehbuch wäre möglicherweise ganz automatisch etwas straffer gewesen.

Die DVD überzeugt hingegen auf ganzer Linie: an Bild und Ton gibt es m.E. nichts auszusetzen, das Bonusmaterial bietet echten Mehrwert, und die stimmungsvolle Gestaltung der DVD-Menüs kann sich ebenfalls sehen lassen. Mit anderen Worten: für knapp zehn Euro gibt's eine DVD, die ihr Geld wert ist und die Bezeichnung "Special Edition" wirklich verdient hat - und von mir gibt's dafür die volle Punktzahl.

48 Bewertungen, 17 Kommentare

  • hjid55

    03.01.2007, 15:38 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg Sarah

  • darras76

    29.04.2006, 12:59 Uhr von darras76
    Bewertung: sehr hilfreich

    Dann kann ich Dir Corpse Bride nur empfehlen, aber die <br/>deutsche Version solltes Du lieber umgehen, nach dem Genuß <br/>des englischen Originals mit Johnny Depps schöner Stimme ist das ein Schlag ins Gesicht*backehalt*

  • Mogry1987

    23.04.2006, 16:18 Uhr von Mogry1987
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH ;) LG Stefanie :)

  • mikrosteff

    19.04.2006, 16:46 Uhr von mikrosteff
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht! lg Steffen

  • Sternenhimmel

    17.04.2006, 22:56 Uhr von Sternenhimmel
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • topware2002

    16.04.2006, 16:37 Uhr von topware2002
    Bewertung: sehr hilfreich

    ‹(•¿•)›~~~~~SH~~~~~‹(•¿•)›

  • Sayenna

    15.04.2006, 17:05 Uhr von Sayenna
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh…...‹(•¿•)›…..LG Ela

  • Django006

    13.04.2006, 19:57 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :o))))

  • anonym

    13.04.2006, 19:40 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh! super bericht. Gruß Steffi (freu mich über gegenlesungen gaaaaaaaaanz dolle!!!)

  • SeriousError

    13.04.2006, 19:15 Uhr von SeriousError
    Bewertung: sehr hilfreich

    <b>Ein "sehr hilfreich" von mir für diesen tollen Beitrag. :o) Gruß SeriousError!</b>

  • Schmunzelchen

    13.04.2006, 18:59 Uhr von Schmunzelchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • kimisocke

    13.04.2006, 18:41 Uhr von kimisocke
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH & LG

  • Chippi31

    13.04.2006, 18:19 Uhr von Chippi31
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh , freu mich über Gegenlesung , LG

  • hier_kommt_alex

    13.04.2006, 18:18 Uhr von hier_kommt_alex
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse bericht gruß alex

  • anonym

    13.04.2006, 18:13 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • TheLick

    13.04.2006, 18:12 Uhr von TheLick
    Bewertung: sehr hilfreich

    Find den Film auch in Ordnung. Aber mein Weihnachtsfavorit ist einfach Michael Caine in der Muppets Weihnachtsgeschichte. <br/>LG

  • luna1011

    13.04.2006, 18:10 Uhr von luna1011
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr toller Bericht!