Nokia 1611 Testbericht

Nokia-1611
ab 32,98
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

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Erfahrungsbericht von aroza

Wozu ein Handy so alles taugt...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

In einer fabelhaften Welt fand dereinst Amelie in einem Versteck ein Kästchen mit verschiedenen Kostbarkeiten und Geheimnissen. Was war das, wem gehörte das, was für Geschichten hingen an diesen seltsamen Dingen? Frage über Fragen, die sich mir neulich beim Aufräumen – ja, ja, so was passiert bei mir zuweilen auch – geradezu zwangsläufig stellten. Dabei war mit nämlich ein altes Handy, ein Nokia Energy, oft - wie eben hier bei Yopi - auch als Nokia 1611 bezeichnet, in die Hand gefallen und nach einigem Überlegen fiel mir ein: „Ach ja, das ist ja meins!“ Ja ja, lang ist’s her, geradezu ein Grund, um eine wehmütige Krokodilsträne auf die Wange zu pressen, ein wenig nachzudenken, zu grübeln, sich an alte Zeiten zu erinnern und einen Bericht zu schreiben.

Vor langer, langer Zeit begann der Mensch, aufrecht zu gehen und kurz danach erfand er das Mobiltelefon. So lange zumindest scheint es schon her zu sein. Ist es aber eigentlich nicht, selbst wenn uns heute die Geräte, die vor fünf Jahren durchaus noch gängig waren, überaus anachronistisch erscheinen mögen. Doch, gibt es wirklich einen Grund, heutzutage ein Nokia Energy – so mal als konkretes Beispiel – zu belächeln?

Was erwarte ich von einem Mobiltelefon

Der Begriff ist an sich – im Gegensatz zum Pseudoanglizismus „Handy“ – selbsterklärend. Man muss mit diesem Gerät ortsunabhängig telefonieren können. Alles andere ist – selbst wenn uns die Industrie das manchmal vorgaukeln möchte – nicht die Aufgabe eines Telefons und hat zuweilen auch nur bedingt etwas mit der Steigerung des Nutzerkomforts zu tun. Viele moderne Zaubergeräte sind und bleiben trotz allem Schnickschnacks eben doch nicht viel mehr als Telefone. Von multimedialen Schnittstellen kann da eigentlich noch nirgends wirklich und befriedigend die Rede sein. Für pragmatische und lösungsorientiert denkende Nutzer ergeben sich so in meinen Augen folgende Forderungen: Empfangsqualität (1), Sprachqualität (2), Bedienkomfort (3), Mobilität (4) und Außenwirkung (5). Der Reihe nach möchte ich diese Punkte an dieser Stelle einfach einmal für das Nokia Energy abarbeiten.

1.) Empfangsqualität

Das Nokia Energy verfügt über eine Antenne mit einer Länge von ca. 2 Zentimetern, die einfach auf das Gerät geschraubt wird. Habe schon gelesen (woanders), dass man da ersatzweise auch Holzschrauben nehmen könnte. Naja, glaube ich ja nicht wirklich dran. Jedenfalls habe ich die Empfangsqualität immer als relativ gut eingeschätzt. Abgesehen davon, dass der Empfang zuweilen durch Unzulänglichkeiten bei der Netzabdeckung durch den Anbieter nicht zufriedenstellend war, hatte ich nie den Eindruck, dass sich bei den neueren Geräten eine qualitative Verbesserung ergeben hat. Und wenn, dann ist der wohl marginal, jedenfalls verglichen mit den Geräten, mit denen ich seitdem zu tun hatte.

2.) Sprachqualität

Die Sprachqualität möchte ich als durchschnittlich bezeichnen. Ich kenne Leute, bei denen durch irgendwelche Wackelkontakte im Gerät – man sollte es, wie das bei Handys nun einmal so ist, nicht unbedingt runterfallen lassen – ab und zu einmal Aussetzer im Gespräch waren. Glaube aber, dass die da selber Schuld waren. Ich hatte so etwas nie. Es war immer alles schön deutlich zu verstehen und die Lautstärke konnte man ausreichend erhöhen. Bis an die Schmergrenze.

3.) Bedienkomfort

Das Energy verfügte schon damals über die bei Nokia noch heute gängige Menüführung. Das heißt, das man über einzelne Punkte, wie z.B. Einstellung, Verzeichnis, SMS (bei meinem Gerät noch ohne Möglichkeit SMS zu versenden) etc. das Telefon relativ einfach und übersichtlich bedienen konnte. Es lassen sich 99 Nummern speichern, wobei es mir nie gelungen ist, verschiedene voreingestellte Nummern zu löschen. Bei späteren Modellen war das kein Problem mehr.

Ein weiterer Tribut an die Zeit: Es lassen sich nur die fünf letzten Rufnummern aufrufen.

4.) Mobilität

Mobilität hängt von zwei Faktoren ab. Der eine ist durch die physischen Maße des Gerätes vorgegeben. Es wiegt 245g, also 100g bis 150g mehr, als die heutigen Modelle. Die Raummaße betragen 178mm * 56mm * 30mm. Böse Zungen bezeichnen das Energy deshalb als Telefonzelle. Das ist gelogen. Telefonzellen sind viiieeel größer und gelb oder grau. Jedenfalls ist das Energy für heutige Ansprüche wirklich etwas groß – man bekommt es nicht in die Tasche, ohne danach eine Beule in der Hose zu haben (und das jetzt mal nicht falsch verstehen) und trägt dann trotz des unwesentlichen Gewichtsunterschiedes doch etwas schwerer. Als an einem modernen Handy.

Der zweite Punkt im Punkte „Mobilität“ ist die Ausdauer der Akkus. Das Energy verfügt über
Einen NI-MH-Akku mit einer Spannung von 6V und einer Kapazität von 500mAh. Das war für seine Zeit ausgezeichnet und kann auch heute noch mit so manchem Gerät, was noch im Äther mitfunkt, locker mithalten. Bis zu 1½ Wochen im Standby-Betrieb ist mein Rekord. Oder – zugegeben – der meines Nokia Energy. Auch heute noch ist das akzeptabel.

5.) Außenwirkung

Zwar nicht mehr so heftig wie in den vergangenen Jahren hat man trotzdem manchmal den Eindruck, dass sich die Menschen über ihre technische Ausrüstung definieren. Klar, dass da das Energy mit seinem markanten, grellem Türkis eher mit einer gewissen Kurzlebigkeit rechnen musste. (Klar, es gab auch andere Farbtöne, recht häufig war eben „mein“ türkis.) Das war damals für die Selbstwertprothesen-Träger schon schwierig, mit dem Gerät zwei Monate nachdem es auf dem Markt war, Eindruck zu schinden, heute wird das sicher in diesen Kreisen ebenfalls nur schwer gelingen. Aber, und das möchte ich an dieser Stelle mal so als Fazit für mich festhalten, wer heute ein Energy benutzen würde – sei es, weil er es kostenlos bekommen hat oder weil er es als Nostalgie- und Zweithandy gern mal ausführt – der dokumentiert eine starke Portion Selbstbewusstsein und Individualismus. Und, dass er verstanden hat, wozu ein Mobiltelefon da ist: zum Telefonieren. Das ist etwas Besonderes, das Individualistentum, ganz nahe dran am Trendsetter – warum schließlich gab es in den vergangenen Jahren Leute, die Plateauschuhe chic fanden?

Mein Fazit: Hätte ich kein anderes Handy würde ich sicher keine Fantastillionen Euro für irgendwelche Spielzeuge in Richtung Tamagotschi ausgeben, ich würde auf mein Energy zurückgreifen – die Qualitäten, die man erwartet, hat es im Großen und Ganzen noch heute. Außer, dass man halt keine SMS verschicken kann. Naja, wenn das alles ist...

Was macht man, wenn man sein Energy los werden will, wenn man also davor zurückscheut, sich zurück zu den Wurzeln zu begeben. Ein Vorschlag von mir wäre, es beim Garagenbau als modisches Accessoire mit einzumauern, in seinem Aquarium den Fischen eine neue Landschaft anzubieten, es mit der Säge zerteilen und zwei Kakteen pflanzen oder es den Gartenzwergen in Ommas Vorgarten verpassen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich gehe einmal davon aus, dass keiner von diesem Bericht erwartet hat, ein pro oder kontra für oder gegen eine Kaufentscheidung zu bekommen. Wer heute ein Nokia Energy kauft ist entweder ein Sammler – dem geht’s nicht um den Gebrauchswert – oder bekloppt. Aber geschenkt kann man’s schon nehmen, allein schon um den ganzen Irren mal einen Spiegel vorzuhalten.

Für meinen Biertest (Öffnen einer Flasche mit Kronverschluss mittels eines Gegenstandes - in diesem Fall wäre das das Handy gewesen.) ist es übrigens nicht geeignet, es ist zu rund.

Diesen Bericht habe ich übrigesn auch bei Ciao veröffentlicht.

18 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Stefanl8

    05.07.2002, 12:23 Uhr von Stefanl8
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das mit dem Bieröffnen habe ich auch schon ausprobiert, bei mir klappt es ganz gut ( habs 6210 ) , Gruß Stefan