Rommelsbacher KM 2501 Testbericht

Nicht nur Tiefkühlpizzen und Frosta-ist-für-alle-da-Fisch entfalten ihr ganzes Aroma und ihren Wohlgeschmack erst nach Erhitzen. Auch Pastagerichte gewinnen ungemein, wenn man Spaghetti, Maccaroni und Tagliatelle vor dem Genuss ein Bad in kochendem Wasser gönnt.


Leider sind meine Hausdame Miss Ipsum und meine Wirtschafterin Miss Pringlewood ziemliche Ludditen. Als solche weigern sie sich beharrlich gegen die Anschaffung eines Mikrowellenofens, und so hat diese Technik zum schnellen Erhitzen von Tiefkühlkost auf dem Sitz meiner Familie bis heute nicht Einzug gehalten. So ein Teufelszeug, beschwören die beiden Damen, käme ihnen nicht in die Küche – eher würden sie beide die Kündigung einreichen. Da ich weiß ziemlich genau, dass an dem Tag, an dem die beiden Misses ihre Drohung wahr machen, auch mein Butler Jeeves den Dienst quittieren würde, habe ich zurückgesteckt.

Deshalb gibt es auf Poshingcourt bis auf den heutigen Tag nur sehr herkömmliche Herde. Der kleinste davon ist ein Modell der Firma Rommelsbacher. Den nutzen meine Damen dem Vernehmen nach aber nur selten. Genau genommen nutzen sie ihn nur dann, wenn bis auf meine Wenigkeit mal wieder niemand auf Poshincourt weilt (in den Sommermonaten kommt das relativ häufig vor; während meine Familie zur Sommerfrische auf dem Kontinent ist, entfleuche ich gern der stickigen Stadtwohnung und erhole mich im Haus meiner Väter). Mit anderen Worten: Der kleine Herd mit den zwei Kochplatten bleibt der Zubereitung von kleineren Mahlzeiten vorbehalten.

Meine Ankunft verläuft nach einem stets gleichen Ritual: ich brause mit dem Aston an der Orangerie vorbei die kiesbestreute Auffahrt hinauf (und handele mir damit missbilligende Blicke des Gärtners ein) und bremse den Wagen erst kurz vor dem Sockel der großen Freitreppe ab, die zum Haupthaus führt. Jeeves steht dann meist schon bereit, um mein Gepäck in Empfang zu nehmen, sich nach meinem Befinden zu erkundigen und zu fragen, ob ich die Erfrischung in der Bibliothek oder im kleinen Speisesaal nehmen möchte. Und dann folgt unweigerlich die nächste Frage von Miss Ipsum, die inzwischen zu uns getreten ist: „Soll ich den Rommelsbacher in Betrieb nehmen?“ Und nachdem ich das bejaht habe, zieht Miss Ipsum eine Augenhöhe in die Höhe und erwidert mit einem etwas süffisanten Unterton: „Ganz wie Sie meinen.“

Ich habe mich letzthin bei Jeeves einmal danach erkundigt, warum Miss Ipsum „den Rommelsbacher“ offenbar nicht sehr schätzt. Zunächst hat Jeeves sich zwar etwas gewunden, aber dann hat er mich doch mit der gewünschten Auskunft beschieden – nicht ohne sich vorher meiner Diskretion zu versichern, versteht sich. Jeeves ist eben eine treue Seele, und es wäre ihm unangenehm, wenn er den Eindruck erweckte, das Personal sei mit der Haustechnik unzufrieden. „Unter uns“, hat Jeeves dann geseufzt, „mir scheint, der Rommelsbacher ist … nun ja, wie soll ich sagen? Er scheint nicht der Zuverlässigsten einer zu sein.“

Offenbar ist es so, dass der Herd die ihm anvertrauten Speisen vergleichsweise unzuverlässig, weil ungleichmäßig erhitzt: „Er ist da ganz und gar unberechenbar – mal erreichen die Aufbackbrötchen den gewünschten Bräunungsgrad im Nullkommanichts, mal scheint sich sehr, sehr lange nichts zu tun. Und dann scheint es da noch Unterscheide zwischen ‚vorn’ und ‚hinten’ zu geben: Ja näher in Richtung Ofentür sich die Backware befindet, desto länger scheint es zu dauern, bis sie sich bräunt.“ Und Brötchen im hinteren Ofenbereich? Es stehe ihm nicht zu, Mutmaßungen anzustellen, gab Jeeves mir zurück. Aber er habe sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass das Personal zuweilen über angebrannte Brötchen klage: „Den Schaden ersetzt das Personal aber natürlich aus eigener Tasche.“

Als ich das erfahren habe, war ich natürlich entsetzt und habe Jeeves gebeten, dem Küchenpersonal solche Schäden zukünfig nicht mehr vom Lohn abzuziehen. Stattdessen schlug ich vor, beizeiten Ausschau nach einem neuen Gerät zu halten. Davon will aber nun Jeeves nichts wissen. Er gebe zu, dass der Herd „nicht das Gelbe vom Ei sei“ und dass das Personal sich mit recht dagegen weigere, den Herd zum Backen von Apfelkuchen zu verwenden („Miss Pringlewood befürchtet, das Gebäck könne an einer Stelle anbrennen, während es an anderer Stelle noch klitschig sei.“) Trotzdem sei das Gerät „unterm Strich ja durchaus funktionstüchtig“; mit Blick auf die Lücken, die das Feuer im Westflügel in die Kasse gerissen habe, sei es nicht vertretbar, ohne größere Not ein neues Gerät anzuschaffen.

Er wolle natürlich nicht verschweigen, dass die Köchin sich verschiedentlich darüber beklagt habe, dass man nicht gleichzeitig eine der Herdplatten und den Ofen benutzen könne. Man habe sich aber ganz gut in der jetzigen Rommelsbacher-Situation eingerichtet. Für die Zukunft rate das Personal vom Kauf von Geräten der Marke Rommelsbacher freilich ab: Dafür seien die Erfahrungen, die man mit dem unzuverlässigen Zeitgenossen gesammelt habe, „am Ende des Tages etwas zu … unbefriedigend.“

Ich habe mir das natürlich zu Herzen genommen: Sollte der Rommelsbacher dereinst den Dienst quittieren, werde ich ihn ersetzen. Allerdings nicht durch ein weiteres Mitglied aus seiner Familie.