Scapa 14 Jahre Testbericht

Scapa-14-jahre
ab 15,80
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Summe aller Bewertungen
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  • Geruch:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  hoch
  • Nachwirkungen:  gering

Erfahrungsbericht von elch33

NICHT für Seehunde geeignet!

5
  • Geschmack:  sehr gut
  • Geruch:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  hoch
  • Nachwirkungen:  gering
  • Kaufanreiz:  Preis

Pro:

weich, rund, fruchtig, süß

Kontra:

nix

Empfehlung:

Ja

Nach längerer Pause in Sachen Single Malt Whisky gibt es diesmal wieder einen Bericht über ein schottisches Lebenswasser – den SCAPA. Es handelt sich hierbei um die zweitnördlichste Destille Schottlands. Sie liegt auf den Orkneys, jener mystischen Insel, die eigentlich für ihr durchgehend, rauhes Klima bekannt ist. Im Winter wird es gar nicht richtig hell, dafür wird man im Sommer mit Tageslicht fast rund um die Uhr belohnt. Übrigens – Orkney ist ein isländischer Name und heißt übersetzt „Insel der Seehunde“. Wer entlang der Ostküste hinauf nach John O`Groats fährt, kann von hieraus mit der Fähre auf die Hauptinsel übersetzen. Von deren Hauptort Kirkwall geht es ein paar Meilen südwärts, direkt am Ufer von Scapa Flow gelegen. Als alternative Übersetzmöglichkeit zu John O`Groats, bietet sich Scrabster einige Meilen westlich gelegen an.

Lange Jahre sagte mir der Namen SCAPA nur etwas im Zusammenhang mit zwei spektakulären Aktionen in beiden Weltkriegen. Kurz nach dem Waffenstillstand im Jahre 1918 versenkten die Reste der deutschen Kriegsmarine vor der Küste von Scapa Flow ihre übriggebliebenen Schiffe. Die Kunde von der Waffenruhe drang erst einen Tag später zu den Verantwortlichen. Im 2.Weltkrieg schaffte es ein deutsches U Boot, hier den für undurchdringlich gehaltenen Sperrgürtel der Briten zu überwinden und dort eines der größten Schiffe der britischen Kriegsmarine zu versenken.

Zurück zur Destille – im Jahre 1885 wurde sie von den Herren Macfarlane und Townsend gegründet. Cirka 70 Jahre später ging sie dann in den Besitz von Hiram Walker und ist somit heute Teil der Allied Distillers Ltd. Im Jahre 1993 wurde die Destille geschlossen, jedoch im Gegensatz zu vielen anderen Brennereien nicht verkauft. Konkurrenz gab und gibt es auf den Orkneys nur durch Highland Park, die mittlerweile auch die Lagerhäuser des „ehemaligen“ Konkurrenten mitbenutzen. Ehemalig deswegen, weil im Zuge dieser Vereinbarung festgelegt wurde, das die Produktion des Scapa wieder vom einstigen Rivale aufgenommen werden soll. Wann und wie dies allerdings genau geschehen soll, ist noch nicht bekannt.

Normalerweise wird dieser Single Malt Whisky als zwölfjährige Abfüllung angeboten – wie bei jeder anderen Destille auch, gibt es zusätzlich Spezialabfüllungen mit neun, zehn oder fünfzehnjährigem Whisky. Diese werden aber meist über Zwischenhändler als Sondereditionen weiterverkauft. Im Gegensatz zu Highland Park wird bei Scapa ungetorfter Malz verwendet. Durch Verwendung einer Raubrandbrennblase erhält das fertige Produkt dann doch ein gewisse Öligkeit.

Verpackung:

Wie bei einem guten Single Malt üblich, ist die Flasche in einer sehr stabilen Kartonage verpackt. So kann ihrem wertvollen Inhalt normalerweise nicht viel geschehen. Über drei Seiten erstreckt sich eine Zeichnung der Destille an der Küste von Scapa Flow. Gerade auf den Inseln werden die Lagerhäuser gerne direkt am Wasser errichtet. Diese Depots werden dabei vor allem bei Sturm vom Meer umspült und gibt dem Whisky nun seine eigene, persönliche Note. Weiter gibt es auf der Verpackung Notizen über die Destille, ihre Lage und das Produkt an sich zum nachlesen.

Korken:

Ein guter Korken ist sehr wichtig. Ohne ihn verliert ein guter Whisky zu schnell an Geschmack und Ausstrahlung. Einen solchen Tropfen trinkt man nicht innerhalb von ein paar Tagen, dies erstreckt sich schon über einige Wochen, ja Monate. So ist es also wichtig, einen geeigneten, sprich relativ schweren Verschluß zu verwenden. Ich selber habe eine kleine Marotte. Wenn immer möglich, rieche ich beim Öffnen der Flasche erst mal am Korken. Der Geruch gibt mir dann schon mal einen kleinen Eindruck über den Inhalt. Eine recht intensive Salznote liegt in der Luft.

Duft:

Ich schenke mir einen kleinen Schluck in mein Nosingglas ein und rieche mal kurz daran. Sofort wird mein erster Eindruck des kraftvollen Salzgeruches bestätigt. Daneben bemerke ich ein recht blumiges Aroma und eine Spur Vanille. Die Einflüsse des Torfes tun ihr übriges dazu, um einen komplexen, würzigen Duft zu erhalten.

Genuß:

Ich nehme nun einen ganz kleinen Schluck und behalte ihn für drei, vier Sekunden im Mund, bevor ich ihn herunterschlucke. So kann ich bereits feststellen, ob es sich bei dem getesteten Single Malt, um einen relativ weichen Whisky handelt, oder ob es sich wie im diesen Falle, um einen etwas „rauheren“ Zeitgenossen dreht. Wie immer verzichte ich dabei auf jeglichen Zusatz von Wasser, von solch sonderbaren Zugaben wie Eis oder Cola ganz zu schweigen. Hier soll eindeutig das Genießen im Vordergrund stehen, mehr als zwei kleine Drinks gönne ich mir dann ohnehin nie.

Geschmack:

Ich liebe die Single Malts von den Inseln. Sie sind meist sehr kraftvoll, haben ein starkes Aroma und einen runden komplexen Geschmack. So auch in diesem Fall. Ich schmecke deutlich das Zusammenspiel von Torf und Salz. Trotzdem bleibt ein gewisser Fruchtanteil hierbei nicht auf der Strecke. Es ist für mich eine geniale Symbiose zwischen Schärfe und einer fruchtigen Süße, die hier den mehr als positiven Gesamteindruck abrundet.

Farbe:

Hier sieht man dem Scapa seine zwölfjährige Lagerung deutlich an. Die Farbe des Single Malt schwankt zwischen Bernstein und honiggold. Leider wird dieser Eindruck durch die Zugabe von Farbstoff noch etwas verstärkt. Dieses Mittel wird leider immer öfter angewandt, um die Produkte „farbgleich“ zu machen.

Abgang:

Zuerst spürt man schon etwas die Schärfe des Scapa. Doch die verfliegt relativ schnell und zurück bleibt eine gewisse Süße, die dann sehr beharrlich ist und lange im Mund verbleibt. Sie ist keineswegs unangenehm, sondern trägt positiv zum hervorragenden Gesamteindruck bei.

Wasser:

Wie schon oben mag gesagt, trinke ich meine Single Malts am liebsten pur – ohne Zugabe von Wasser. Trotzdem habe ich es diesmal mit ein paar Tropfen probiert. Wichtig ist dabei, das man zu gleichen Teilen Whisky und Wasser vermischt. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Die Farbe verändert sich immer mehr Richtung Gold, dabei bleibt das Aroma trotzdem komplett erhalten. Vom Geschmack wird der Whisky schon etwas weicher und sanfter.

Fazit:

Der SCAPA wird als einer der großen Unbekannten im Single Malt Geschäft bezeichnet. Ich würde diesen Single Malt nicht unbedingt für Einsteigerwhisky empfehlen. Im Gegensatz zu einem „leichten, weichen“ Whisky aus den Lowlands, hat es dieser Vertreter von den Inseln doch ganz schön in sich. Mir gefällt dabei vor allem die Kombination aus allem. Beim SCAPA findet man Eigenschaften, die bei anderen nicht zu entdecken sind. Er ist torfig, salzig und trotzdem gleichzeitig weich, rund und fruchtig süß. Wer jemals alternativ einen Lagavulin, Laphroaig oder Ardbeg getrunken hat, weiß wovon ich rede. Eine Bekannte von mir sagte dieser Tage nur schon beim Geruch von letzterem, „der riecht ja wie eine verbrannte Schuhsole“….

Preislich gesehen liegt der SCAPA eher im unteren Single Malt Segment. Die in diesem Falle verkostete 12jährige Variante ist ab cirka 25,-- Euro aufwärts zu haben. Von G&M gibt es z.B. eine 25jährige Sonderabfüllung. Die schlägt dann mal gleich mit über 100 Euro zu buche. Manchmal muß man schon etwas suchen, um den Scapa in den Geschäften zu finden. Nur wenige, meist größere Warenhäuser haben ihn in ihrem Programm. Ihr werdet sehen – die Mühe für die Sucherei lohnt sich!

Andererseits trinkt man diesen Whisky ja auch nicht jeden Tag, sondern man gönnt sich ab und zu mal einen Drink, z.b. nach einem guten Essen oder in guter Gesellschaft. Eine ganz besondere Empfehlung habe ich noch für Euch: laßt die Finger weg von Eis oder gar Cola – wenn überhaupt, würde ich lediglich etwas Wasser hinzufügen. Ich selber mag dies allerdings nicht so. Der SCAPA in purer Form genossen, kann dann seine ganzen Stärken und Qualitäten ausspielen.

Wer allerdings keinen Whisky, oder überhaupt keinen Alkohol mag, sollte natürlich besser die Finger davon lassen.

In diesem Sinne

Slainte mhath

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