Tod und Teufel. 8 CDs. (Hörbuch) / Frank Schätzing Testbericht

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ab 10,65
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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Der Teufel steckt im Detail

Pro:

Gibt einem ein anschauliches Gefühl für diese Zeit, spannend und lehrreich

Kontra:

Historische Fakten zu umfangreich und zu weit weg von der Story, der überraschungsarme Schluss

Empfehlung:

Ja

Seitdem der 1957 in Köln geborenen Autor Frank Schätzing mit seinem Ökologie-Thriller „Der Schwarm“ es bis ganz nach oben in die Bestsellerlisten geschafft hat, dürften sich spätestens auch die hartnäckigsten Zweifler daran gewöhnen, dass auch aus deutschen Landen Qualität in Verbindung mit Spannung, im Bereich der Unterhaltungsliteratur kein Fremdwort mehr ist. Nicht von ungefähr: denn schon Schätzings Erstlingsroman „Tod und Teufel“, der erst Anfang der 90er - also alles in allem recht spät – mit dem professionellen Schreiben begann, beeindruckte weit über die Grenzen seiner rheinischen Heimat hinaus. Der Mitbegründer der Kölner Werbeagentur Intevi brachte dann in den späten 90ern, die eher nicht so bekannten Publikationen „Mordshunger“ (ein kulinarischer Krimi), die Kurzgeschichtensammlung „Keine Angst“ und den Psychothriller „Die dunkle Seite“ heraus. Im Jahr 2000 erschien das vorletzte Buch des Freizeitkochs und Hobbymusikers: der Politik-Thriller „Lautlos“; bevor seiner Karriere mit besagtem „Der Schwarm“ ein geradezu explosionsartiger Schub widerfuhr.
Sein viel beachtetes Debüt vor dem Hintergrund des Dombaus zu Köln, soll nun hier Gegenstand meines Berichtes sein.



Handlung


Jacop, der angesichts seiner widerspenstigen, feuerroten Haare meistens nur „der Fuchs“ genannt wird, ist ein Dieb und Herumtreiber, der unbekümmert in den Tag hineinlebt. Seine einzigen Interessen gelten der Beschaffung von genügend Fressalien um sich den Magen vollzuschlagen, oder um sich eine warme Schlafstätte für die Nacht zu organisieren.
Als er eines schönen Tages sich in luftiger Höhe eines Apfelbaums befindet, von dessen Zweige er sich verbotenerweise eine herrliche Frucht nach der anderen stibitzt, sieht er wie der Kölner Dombaumeister von einem dunklen Schatten vom Gerüst in den Tod gestoßen wird. Die Schnelligkeit mit der die vage Gestalt danach wieder verschwindet, lässt ihn unvermittelt an den Leibhaftigen denken. Jocop will schnellstmöglich die Flucht antreten; doch da sieht der, dass sich die zerschmetterte Gestalt am Boden noch bewegt. Der Fuchs kniet sich über den Dombaumeister, und dieser haucht ihm mit letzter Kraft etwas ins Ohr, bevor er endgültig vor seinen Schöpfer tritt.

Danach werden aus dem Umfeld von Jacop einige Freunde und Bekannte ohne scheinbar ersichtlichen Grund umgebracht. Langsam dämmert es dem Fuchs, dass er vom Mörder gesehen wurde, und das dieser auf der Jagt nach ihm ist, da der Tod des Dombaumeisters noch am selben Tag, als tragischer Unfall von dem Mächtigen der Stadt dargestellt wurde. Er kommt bei Goddert, einem trinkfesten Färber und seiner hübschen Tochter Richmodis unter, in dessen Haus Jacop sich zunächst einmal verstecken kann. Auch Jaspar ein Gottesmann und blitzgescheiter Gelehrter hilft ihm langsam hinter die undurchsichtige Geschichte zu kommen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um ein von langer Hand eingefädeltes Komplott der mächtigen Dynastie der Patrizier handelt. Hier soll eine Sache vertuscht werden, die im weitreichenden Spiel um die Macht und den Einfluss in der Domstadt, mit harten Bandagen ausgefochten wird.

Doch der Killer, der - wie sich herausstellt - zwar nicht der Beelzebub ist, aber sich dennoch als ein ungemein gefährlicher Gegner mit allerlei diabolischem Geschick erweißt, ist derweil dem Fuchs und jenen denen er begegnet unvermindert auf der Spur. Die Zeit drängt deshalb immer mehr, und Jacop und Jasper versuchen schleunigst Licht ins Dunkel der dubiosen Angelegenheit zu bringen, auch weil der Mörder ihnen immer nachhaltiger nach dem Leben trachtet.



Kritik


Frank Schätzig wildert unverblümt in den historischen Gefilden, in denen z.B. ein Umberto Eco oder auch ein Ken Follett schon ihre größten Erfolge feiern durften. So ist es auch kein Wunder, dass Schätzings im Köln des Jahres 1260 spielende Geschichte, ziemlich nahe an den archaisch anmutenden Meisterwerken wie „Der Name der Rose“, oder „Die Säulen der Erde“ angesiedelt ist. Doch sein historischer Krimi kommt im Gegensatz zu so manch schwerfällig-umfangreichen Geschichts-Wälzer ziemlich schnell auf den Punkt, denn der Autor kann gleich von Anfang an sein Publikum in die Handlung hineinziehen, ohne allzu weitschweifig ausholen zu müssen. Er schafft es verhältnismäßig geschickt und auch relativ zügig im weiteren Verlauf der Handlung eine Atmosphäre zu bewirken, die einen umgehend in diese Zeit hineingleiten lässt. Jederzeit wenn der Autor mit seinem eingangs als Verlierer sich darstellenden Helden unterwegs ist, oder er die Bösartigkeit des Oberschurken hervorhebt, die anhand von Fähigkeiten aufgezeigt werden, die ihn als unbesiegbar erscheinen lassen, hängt man dem Autor richtiggehend an den Lippen.

Hier hat er einen guten Weg bestritten, um eine spannende Story im Gewand jenes interessanten Zeitgeschehens zu erzählen, die dann auch alle Zutaten hat, um auch auf längere Sicht richtiggehend zu fesseln. Fast schon riecht man den Schmutz und das Elend, sowie den täglichen Überlebenskampf, wenn das Geschehen sich diesen harten Lebensumständen der damaligen Zeit zuwendet. Dennoch versteht es der Autor zuweilen einen gewissen augenzwinkernden Witz in seine Erzählung einzubauen, wenn auch manchmal hart an der Grenze zur Übertreibung. Exemplarisch sind dafür vielleicht die beiden Trunkenbolde zu nennen, die sich - nicht wirklich böswillig, aber dennoch unnachgiebig - gegenseitig niederzumachen versuchen, indem sie so manchen „hochgeistigen“ Schlagabtausch führen. Manch trübsinnige Szene wird somit nicht selten aus ihrem Ernst gerissen, bevor sie dann unter Umständen allzu verbissen erscheint.

Ein Mangel an der Technik des Romans, der mir immer stärker aufgefallen ist, ist das Ausarten von Beschreibungen der geschichtlichen Hintergründe, auch wenn diese später für den Plot und das Verstehen der Zusammenhänge von bedeutender Aussage sind. Hier hat sich Schätzing einfach viel zu sehr von seiner eigentlichen Geschichte und seinen Figuren wegtreiben lassen, sodass diese ausführlichen historischen Exkursionen wie eine Art Fremdkörper wirken. Der unbedarfte Betrachter bekommt so des Öfteren eine volle Dröhnung Geschichtsunterricht aufgebrummt, die er in diesem Umfang wohl gut und gerne vermieden hätte.

Zum Ende hin passiert Schätzing dann noch ein weiterer - wenn auch leichterer - Ausrutscher, dem aber viele bekannte Autoren vor ihm schon häufig zum Verhängnis wurden. Es geht darin um die alles entscheidende Frage: wie kriege ich ein gelungenes -, ein würdiges Ende der Geschichte hin. Das Finale ist zwar hier nicht unbedingt richtig schlecht, aber es lief mir dann doch alles ein wenig zu glatt und vorhersehbar ab. Ich will zwar nun wirklich die Spannung nicht nehmen: aber nachdem der Autor so viel Mühe darauf verwendet hat, dem Bösewicht das richtige furchteinflössende Gewicht zu verleihen, demontiert er ihn am Schluss einfach so, als wäre die ganze Zeit nichts weiter gewesen. Hier hat Schätzing einfach eine etwas unglaubwürdige Abhandlung entworfen, die zu sehr nach einer Drehbuchvorlage für einen Film aussieht, den man so einfach schon zu oft in ähnlicher Form gesehen hatte.



CD / Sprecher


Wer sich für die nicht ganz preiswerte Hörbuchfassung entscheidet, kommt in den „Genuss“ die Geschichte vom Verfasser höchstpersönlich vorgetragen zu bekommen. Doch hier fängt auch gleich mein Einwand an, auch wenn Schätzig schon im Vorfeld (wohl wissentlich) einmal darauf hingewiesen hat, dass er kein ausgebildeter Sprecher ist. Wieso er dennoch seine Bücher (auch seine anderen Publikationen liest er selbst) nicht von einem Profi rezitieren lässt – ob er gar mit einem übermäßigem Ego (selbst die Musik stammt von ihm) alles selber machen zu müssen ausgestattet ist, lässt sich natürlich nicht mit letzter Gewissheit sagen.
Jetzt mag der eine oder andere gar denken, dass das Buch grottenschlecht vorgetragen wurde. Doch weit gefehlt: Der Schreiber macht seine Sache im Rahmen seiner Möglichkeiten sogar verhältnismäßig gut. Aber jeder der den Vortragskünsten eines richtigen Profis schon mal gelauscht hat, kann mir sicherlich zupflichten, dass der rheinische Singsang des Schriftstellers nun mal nicht das Nonplusultra eines wirklich gelungenen Vorsprechens ist.



Fazit


Empfehlen kann ich „Tod und Teufel“ auf 8 CD’s oder 6 MC’s nur bedingt. Das liegt vor allem am Sprecher Frank Schätzig selbst, der zwar sein Bestes gibt, aber halt letztendlich doch durch seinen limitierten stimmlichen Umfang nicht völlig überzeugen kann. Der relativ hohe Preis dürfte die nächste Hürde für die gelesene 600 Minuten lange, leicht gekürzte Fassung des Buches sein. Sollte sich hier aber in nächster Zeit etwas bewegen (nach unten wohlgemerkt), dann dürfen freilich alle Hörbuchfans getrost zulangen, um sich die durchaus spannende, mit einigem Witz vom Autor persönlich vorgetragene Geschichte erzählen zu lassen.
Kleinere Schwächen wie der etwas trockene Geschichtsanteil und der ideenlose Schlussakkord sind zwar durchaus bemerkbar, wiegen aber alles in allem nicht allzu schwerwiegend, sodass mein Resümee trotz der beschriebenen Schwachpunkte hier doch noch deutlich positiv ausfällt.

© winterspiegel für Ciao & Yopi





Frank Schätzing

Tod und Teufel

Hörbuch

Emos Verlag

Gekürzte Lesung

Preis: 8 CD’s 29,80 € / 6 MC’s 18,00 €

33 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Clarinetta2

    29.04.2007, 15:50 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh+LG Clarinetta

  • mima007

    13.11.2004, 13:17 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    ist das Hörbuch zu "Der Schwarm" doch um einige Längen besser gelungen & unterhaltsamer:-) Guter Bericht, Thomas! VG, mima