Suzuki GSF 1200 S Bandit Testbericht

Ich fahre die Bandit schon seit 05/1998. Das Bike hat jetzt 20.000 Kilometer hinter sich, dies liegt aber daran, dass ich in den letzten beiden Jahren nur 2000 km gefahren bin, da ich sehr wenig Zeit hatte und zudem das Wetter schlecht war.

Das Positive an dem Motorrad ist der Reihenvierzylinder mit den üppigen 1157 ccm. Die vom Hersteller angegeben 98 PS (72 KW) werden auf dem Leistungprüfstand bei verschiedenen Tests überschritten, in der Fachzeitschrift Motorrad waren beim Test 108 PS festgestellt worden, beim Nachfolgermodell (Modelljahr 2001) waren es sogar 117 PS. Wie viel Leistung mein Motorrad hat ist mir nicht bekannt, aber es ist ausreichend. Was für mich viel wichtiger ist, ist das hohe Drehmoment bei niedrigem Drehzahlniveau von diesem Motor. Man kann die Maschine angenehm schaltfaul fahren und hat ab 3000 U/min immer ordentlich Dampf. So macht das Touren richtig Spaß. Das Fahrverhalten ist gutmütig aber das Fahrwerk ist nicht überragend. Hier soll durch Austausch des Federbeins (z.B. Oehlins) sich eine deutliche Verbesserung ergeben, aber ich habe noch nicht ausgetauscht. Ausgedehnte Touren in den Dolomiten oder im bayerischen Oberland sind gut zu fahren, jedoch sollte man keine Fahrleistungen einer Rennmaschine erwarten. Bei schlechten Straßenverhältnissen sollte man das Gas zurücknehmen, da das Fahrwerk sonst schnell an die Grenzen kommt (ich habe vorher die Yamaha FZR 1000 (Joghurtbecher) gefahren und vergleiche die Fahrleistungen der beiden Motorräder). Der Preis, (05/1998) DM 14.300,00 (Barpreis) ist für ein Motorrad in dieser Größenordnung sehr günstig.

Was aber nicht ganz so viel Spaß macht sind einige Punkte die ich ab hier aufführe.

Die Verarbeitungsqualität ist Suzuki-typisch, also nicht auf allzu hohem Niveau. Dies war auch der Grund warum ich während der zweijährigen Garantiezeit neben einer neuen Benzinuhr, einen Benzinstandgeber auch einen neuen Tank bekommen habe. Der Tank war nach nicht einmal zwei Jahren am Einfüllstutzen stark verrostet. Das Benzinanzeigesystem war defekt. Nach vier Jahren rostet der neue Tank schon wieder und die Benzinuhr zeigt auch nicht mehr richtig an. Am Rahmen mussten auch schon einige Stellen nachlackiert werden.

Was noch sehr negativ war, war der schlecht spürbare Druckpunkt (schwammig) der Bremse vorne (zwei Vierkolbenzangen). Dies hat mich eine Reparatur von DM 5.000,00 und diverse Prellungen gekostet (habe ziemlich Dussel bei dem Highsider gehabt). Bei dieser Reparatur wurde auch das Problem mit der Bremse gelöst – durch Einbau einer Stahlflexbremsleitung ist der Bremspunkt jetzt deutlich feststellbar und die Bremswirkung hat sich auch verbessert. Die originale Verkleidung wurde gegen eine Fivestar Halbschale ausgetauscht, welche zwar besser aussieht und durch den H 1 (Projektions-) Scheinwerfer auch das Licht besser ist, aber der Windschutz schlechter ist. Durch den Einbau von einem Superbikelenker wurde das Handling verbessert.

Fazit:
Die große Bandit, ist ein gutes und universell einzusetzendes Motorrad, welches speziell auf längeren Touren angenehm zu fahren ist. Für die Sozia ist die Sitzposition auch entspannt und das Gesäß wird geschont. Wenn die Probleme mit der Bremse beseitigt sind (durch den Einbau einer Stahlflex), dann sind auch hier Vollbremsungen ohne Ärger möglich. Der Umbau sollte spätestens nach vier Jahren erfolgen, da zu diesem Zeitpunkt sowieso die Hydraulikleitungen (Kupplung und beide Bremsen) zu erneuern sind (lt. Inspektionsplan v. Suzuki). Über die schlechte Verarbeitung tröstet der günstige Preis nur bedingt, da die Folgekosten dadurch deutlich höher sind (die Inspektion nach 4 Jahren ist recht happig, da das komplette Motorrad zerlegt werden muss, weil die Lager neu abgeschmiert werden müssen). Der Spritverbrauch von 6-8 Liter auf 100 km ist auch recht üppig.

Ich werde meine Bandit noch einige Zeit, trotz der Macken, fahren. Welches Bike ich mir dann kaufen werde, ist noch nicht klar, aber mit größter Wahrscheinlichkeit keine Suzi mehr.

Keep the good times roll

Veterano