Tafelberg Testbericht

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Erfahrungsbericht von maertens

Tisch, Tafel, Berg und Decke.

Pro:

grandiose Aussichten, interessante Fauna und Flora

Kontra:

250 Meter um die Seilbahnstation ziemlich überlaufen

Empfehlung:

Ja

So touristisch wie das Wahrzeichen Kapstadts ist, so sehenswert ist der Tafelberg auch. Beim letzten Aufenthalt am Kap stand dieser Berg zum Abschluss der Reise auch wieder auf unserem Programm, jedoch hat er es uns dieses mal nicht leicht gemacht.
Den ersten Tag war er wolkenverhüllt und schickte von oben Regenschauer und Fallwinde herab. Den zweiten Tag sah es genauso aus, so dass wir zunächst beschlossen, Lions Head zu besteigen, einem kleineren Berg daneben, der nicht in den Wolken steckte. Eine weise Entscheidung, allerdings nur für Schwindelfreie zu empfehlen, denn der Aufstieg ist recht steil und der Abgrund „gurgelnd“. Allerdings wurden wir mit grandiosen Aussichten auf den Stadtteil Sea Point und die zwölf Apostel entschädigt, eine Aufnahme findet Ihr hier: http://db1.fotocommunity.de/neu/pic/85/1017985.jpg

Oben angekommen zeigte sich auch bald, dass die Wolkendecke zunehmend dünner wurde, bald zeigte sich auch die Spitze des Tafelberges. Das war unser Signal: Nichts wie los und diesen Wink des Schicksals nutzen, denn der Tafelberg wolkenfrei ist so häufig nicht zu bekommen. Denn der Berg ist eine zickige 700 Millionen Jahre alte Dame, das „Tischtuch“ ist häufig gedeckt, doch dazu später mehr. Nur noch soviel: Aus Angst, das Wetter könnte wieder umschlagen wählten wir die Seilbahn zum Aufstieg, obwohl wir eigentlich vorhatten, den Berg zu besteigen.


Der Berg:

Sonderlich hoch ist der Tafelberg eigentlich gar nicht. Mit 1067 Metern über Meeresspiegel an der Seilbahnstation und 1086 an der höchsten Stelle (Maclear´s Beacon ) ist es eher ein Zwerg. Den Unterschied in den Höhen macht schon deutlich, dass die „Tafel“ recht eben ist.
Flankiert wird der Berg vom 1000 Meter hohen Devils Peak im Osten, dem 669 Meter hohe Lions Head im Westen sowie den zwölf Aposteln im Süden. Die Kanten des Tafelberges fallen an vielen Stellen steil ab. In Seilbahnnähe sind solche Stellen durch Geländer gesichert, etwas entfernt davon nicht mehr. Es ist schon spannend, an einer solchen Kante zu stehen (oder sicherheitshalber zu liegen) und 700 Meter senkrecht in die Tiefe zu schauen mit der City Bowl von Kapstadt als Kulisse.

Die „Tischdecke“:

Das Phänomen der Tischdecke (Table Cloth), jener Wolke, die sich einer Tischdecke gleich sehr oft über das Plateau des Tafelberges ergieß, macht es den Wanderern nicht gerade leicht. Wohl deshalb steht in jedem Reiseführer, dass man sich sofort auf den Weg machen soll, wenn der Tafelberg wolkenfrei ist. Diese Wolken bilden sich auf dem Plateau, wenn feuchte Luft aus dem südöstlichen Gebiet aus Richtig warmer Indischer Ozean über den Berg getrieben werden und in der kühleren Höhe kondensieren. Sie fallen dann von den Kanten herunter und machen sich als kühler Wind bemerkbar. Diese Wetterlage tritt vor allem im südafrikanischen Sommer häufig auf.

Seilbahn:

Die Seilbahn wurde schon 1929 eröffnet und 1997 grundlegend renoviert. Seither schwebt man in sieben Minuten in einer runden, sich drehenden Kabine von 302 Meter steil hinauf auf die erwähnten 1069 Meter. Ganz billig ist die Fahrt nicht mehr, inzwischen kostet die Hin- und Rückfahrt 105 Rand bzw. 55 Rand für Kinder (12.70 bzw. 6,70 Euro). Das ist für Südafrikanische Verhältnisse sehr teuer. Andererseits passen in die neuen Seilbahn wesentlich mehr Fahrgäste, die Wartezeiten sind kürzer (bei meinem ersten Besuch 1993 warteten wir 45 Minuten, ehe wir oben waren…). Und die Windanfälligkeit ist auf Grund der neuen runden Bauweise geringer.

Anreise:

Wie in ganz Südafrika ist der öffentliche Nahverkehr nicht gerade berauschend. Das Auto als Transportmittel dominiert. So sollte man zum Tafelberg entweder mit dem Mietauto wie wir oder mit dem Taxi anreisen, eine recht preiswerte Angelegenheit, verglichen mit deutschen Preisen. Auf überteuerte „Angebote“ örtlicher Reisebüros kann man getrost verzichten.

Die Anfahrt zur Seilbahn ist recht einfach. Aus der Kapstädter Innenstadt, aus Richtung Champs Bay oder Sea Point gibt es zahlreiche Wegweiser, die zum Cableway hinweisen. Vor Ort kann man an der Strasse parken, man wird ohnehin von zahlreichen Parking Boys auf Parklücken hingewiesen, ein Trinkgeld von einigen Rand erwartend. Nur nicht hektisch werden, das Einparken auf der linken Straßenseite erfordert etwas Geschick.

Aufstieg/Wanderungen:

350 verschiedene Routen soll es nach oben geben, zwölf davon offiziell. Für den „ordinären“ Touristen kommen jedoch im Wesentlichen nur zwei in Frage. Zum einen der Aufstieg vom oberen Ende des berühmten Kistenbosch National Botanical Garden durch die Skelton Gorge oder der Weg über die Platteklip Gorge, deren Einstieg ca. 500 Meter östlich von der Seilbahn-Talstation zu finden ist. Beide sind wir leider nicht gewandert, deshalb will ich es damit auch bei meiner Beschreibung belassen.
Auf dem Plateau selber gibt es eine Reihe befestigter Wege. Glücklicherweise hat man die Badeschlappen tragenden Touris schon nach ca. 250 Metern nach der Seilbahnstation hinter sich gelassen. Horden von knipsenden Japanern geht man am besten aus dem Weg. Spätestens am Einschnitt der Platteklip Gorge ist man sie alle los. Und dann hat man eine einigartige Natur und grandiose Ausblicke auf Downtown Kapstadt, die Capeflats, die Küstenorte, den Atlantik, Robben Island, den Indischen Ozean (der ja eigentlich bis zum Nadelkap noch Atlantik ist, rein geografisch gesehen…) und die Berge am Kap der Guten Hoffnung fast ganz für sich alleine. Jedenfalls war es bei uns so. Ein einzigartiges Erlebnis!

Fauna/Flora

Das erste, was einem auf dem Plateau des Tafelberges auffällt, ist die karge Landschaft ohne Bäume. Und das, obwohl es weder trocken noch kalt ist. Schuld ist wohl der felsige Untergrund, sowie Erosion und Wind.
Bei näherer Betrachtung jedoch ist sowohl Vegetation als auch Tierwelt einzigartig und vielfältig. Blumen die man sonst nur aus dem Garten kennt wachsen hier in ihrer Wildform, Klippschiefer geben sich keck zu erkennen, verschiedenste Eidechsen, Greifvögel und Insekten. 1432 Pflanzenarten hat man hier gezählt! Nicht umsonst ist der Tafelberg 1998 zu Nationalpark erklärt worden. Laut Reiseführer soll es auch Paviane und Antilopen auf dem 6000 Hektar großen Plateau geben, die haben wir jedoch im Gegensatz zu den anderen Landesteilen hier nicht erblickt.

Tipps:

Oben auf dem Berg gibt es zwei Restaurants. Ich würde aber eher auf Verzicht plädieren. Nehmt Euch lieber etwas Proviant und vor allen etwas zu trinken nach oben und picknickt an freier Luft mit Ausblick.
An Bekleidung sollte man nicht sparen. Die Fallwinde und Luftströmungen lassen Temperaturen von nicht selten bei 10 Grad Celsius wie unter Null erscheinen. Es können unten am Strand 30 Grad und mehr herrschen, nur 1000 Meter höher sind alle Gesetze der „thermischen Höhenstufung“ außer Kraft gesetzt.
Festes wasserfestes Schuhwerk ist selbstverständlich ein Muss.
Wer sich weiter informieren will findet hier Informationen: http://www.tablemountain.net

Fazit:

Wer nicht auf dem Tafelberg war, hat Südafrika nicht gesehen. Zwar touristisch übererschlossen und dennoch reizvoll sollte man die Wanderung auf den Hausberg Kapstadts nicht missen. Grandiose Ausblicke und eine einzigartige Natur entschädigen für alle negativen Beigeschmäcker.

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