Zirkus Probst Testbericht

ab 7,77
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Erfahrungsbericht von knopfi

Alee hopp!

Pro:

neue Homepage, ausdruckbarer Ermäßigungsschein per Net

Kontra:

keine aussergeöhnliche Show, relativ teuer, keine wirklichen Logenplätze

Empfehlung:

Ja

Ein Trommelwirbel liebe Zirkusfreunde,

wow, wie lange war ich schon nicht mehr in einem richtigen Zirkus? Jahrzehnte? Ein ganzes Jahrhundert? Irre ich mich, oder wurde im Fall der Fälle gerade einmal das letzte Jahrzehnt eingeläutet? Und wie hieß die zu letzte besuchte Menagerie überhaupt? Ich weiß es nicht mehr. Krass wie schnell die Zeit vergeht und mit ihr so manche Erlebnisse…


=== „Gedankenjongleur“ ===

Nun, ist ja nun eigentlich auch kein Beinbruch. Im Grunde genommen rissen mich die kleinen Plakate an den Straßenlaternen, welche ankündigten, dass sich demnächst ein Zirkus in der Stadt befindet, ebenso wenig vom Hocker, wie ein grinsender Politiker kurz vor den Wahlen.
Aber wieso eigentlich nicht? Was ist gegen durchtrainierte Artistinnen im knappen Röckchen zu sagen? Oder den Clowns, die sich immer und immer wieder auf eigene Kosten zum Klops machen? Gegen die Zauberer, die staunenden Kindergesichter, die männchenmachenden Elefanten oder die mal nicht gestresst wirkenden Erwachsenen? Natürlich nix.
Andererseits fragt man sich, wozu man eigentlich noch in die völlig billig wirkenden Zelte stromert, sich auf megaharte Bänke platziert, nur um eine Show zu sehen, die man heutzutage kostenlos in der Einkaufstraße, spätestens aber im Fernsehen zu Gesicht bekommt. Wozu dann noch die recht hohen Eintrittspreise zahlen? Entfernt erinnere ich mich noch, dass wir einmal vor einem eher unbekannten Exemplar von Zirkus standen. Dank der recht hohen Eintrittspreise fiel unsere Wahl auf eine andere, nette abendfüllende Alternative.

Tja, und nun hat der recht renommierte „Zirkus Probst“ seine Zelte in der City aufgeschlagen. Grund genug, einmal darüber nach zu denken, sich eine gute Freundin zu schnappen und mit ihr diesen Jahrzehnte nicht vollzogenen Lass-Uns-Mal-Wieder-In-Den-Zirkus-Gehen-Schritt zu planen. Hey, wer weiß, vielleicht verpasst man ja doch die Super-Show! Zudem wird dieser Zirkus fünfundsechzig. Hat also das Renten-Jubiläum erreicht. Für einen Schausteller-Betrieb nicht unbedingt selbstverständlich. Grund genug, sich von den Aushängen inspirieren zu lassen und die eventuell extra für das Jubiläum geschaffene Show anzusehen. Man ist ja lern- und ausbaufähig.


=== „Informationsfluss“ ===

Apropos Aushänge. Bei solchen kurzfristig entschiedenen Aktionen stehen diese natürlich nicht unbedingt direkt vor dem eigenen Fenster parat. Demnach fehlen uns die Grundinformationen, die man schon gern hätte. Ist schon blöd, wenn man gerade am Eingang ankommt und die letzte Vorstellung des Tages seit einer Stunde läuft. Ärgerlich wäre auch die innerliche Absage wegen der völlig überhöhten Preisstrategie. Nöp, das muss nicht sein.
Aber man ist ja nicht blöd und vollzieht einen Blick ins World-Wide-Web. Mittlerweile hat wohl jedes kleine Unternehmen eine dortige Präsenz aufgebaut. Wieso nicht auch ein Zirkus?

Tatsächlich. Unter der unglaublich einfachen Eingabe von www.zirkusprobst.de schlägt der Browser die gleichnamige Startseite auf. Selbige präsentiert sich eher spartanisch und nicht sonderlich einfallsreich. Dafür aber gelangt man per Mausklick schnell und agil zur Homepage des Vereins. Auch hier steht der Sinn und Zweck einer Internetplattform an erster Stelle. Kurz und knapp verlinkt finden sich hier kleine Buttons, die per Klick zum Gästebuch, Fan-Shop, History, Marketing, Kontakten und zu den Geschäftsbedingungen führen. Mit dieser Homepage erreicht man keinen Designerpreis, dennoch erfüllt sie ihren Zweck. Innerhalb eines Blickes erfährt der Besucher zwar, wo und wie lange der Zirkus im Moment gastiert, die Vorstellungszeiten fehlen leider völlig.

Die Eintrittspreise (€ 18,00 – € 25,00) werden übersichtlich mit einer farbigen Skizze der Plätze dargestellt. Eine sehr schöne Geste ist die Möglichkeit, sich sogenannte Ermäßigungskarten auszudrucken. Diese sind satte fünf Euro wert und müssen an der Kasse vorgelegt werden. Schwerbeschädigte, Arbeitslose und Studenten bekommen auch ohne diese Ausdrucke bei Vorlage des jeweiligen Ausweises diesen Rabatt. Kinder dürfen Später habe ich in einem nahe gelegenen Kaufhaus (Karstadt) etwas eingekauft. Auch hier drückte man mir solche „Ermäßigungskarten“ in die Hand. Lediglich hier erfuhr ich von der Kooperation der beiden Unternehmen. Etwas happig finde ich die Preise für die Kleinsten unter uns. Pro Kind (2-13 Jahre) werden € 10,00 - € 12,00 fällig. Ob die fünf Euro der „Ermäßigungskarte“ auch hier gelten, bleibt unerwähnt. Sollte meiner Meinung nach aber unbedingt ausprobiert werden!
Dass man die Eintrittskarten auch telefonisch vorbestellen kann ist nichts Außergewöhnliches, hier sei aber erwähnt, dass es sich um eine Handy-Nummer handelt, die angerufen werden darf. Besser gesagt um drei verschiedene.

So! Jetzt haben wir alles was wir benötigen und können uns auf den Weg machen. Neugierig genug, um dem altwürdigen Artistentempel einen Besuch abzustatten.


=== „Wissenswertes“ ===

Parkplätze gibt es heute genug. So mitten in der Woche scheinen sich die Leute auch um halb sieben Uhr Abends nicht für Zirkusluft zu interessieren. Gut so, dementsprechend platziere ich meinen Wagen in Reichweite des Einganges. Dank des feucht-fröhlichen Novemberwetters und dem aufgeweichten Boden dürfen wir uns von einer Pfütze in die nächste retten. Das ist sozusagen unser internes Warm-up für die Hauptshow.
Klassische Zirkusmusik dringt aus der kleinen Wagenburg zu uns herüber. Offenbar hat die Vorstellung schon begonnen. „Läuft seit knappen zwei Minuten“, berichtet uns die freundliche Dame an der Kasse. Sie wirkt echt relaxt und hat selbst an solch trüben Tagen wie heute ihren Humor nicht verloren. Sehr gut. Prima auch: Sie befragt uns nach eventuell vorhandenen Ermäßigungskarten, welche man im Internet kostenfrei herunterladen könne. Natürlich haben diese und bekommen die Logenkarten somit nette fünf Euro pro Nase günstiger. Statt € 25,00 zahlen wir also nur € 20,00 pro Karte. Schnäppchen! Sie wünscht uns viel Spaß und wir durchqueren die seichte Pforte zu Artistik, Spaß und Zauberer.

Das blaue Zelt wirkt stabil. An der Bauweise hat sich wohl hier seit Jahrhunderten nicht viel verändert. Zig Strippen, Seile, Pfähle, Drähte und Gestänge halten das gute Stück in Form. Mittig ist die Manege, auf der sich nun eine Truppe mongolisch-stämmige Seilhüpfer ihr Tageswerk vollziehen. Der Backstagebereich wird durch ein künstlerisch attraktives Tor mit drei Pforten von der Manege getrennt. Rote schwer wirkende Vorhänge dienen als Sichtschutz.
Hoch oben hat sich die Zirkusband platziert. Bestehend aus einem Bassisten (welcher sich aus unerfindlichen Gründen nicht von seiner Sonnenbrille trennen konnte) und einem Schlagzeuger. Vielleicht, ja vielleicht sitzen irgendwo dahinter noch weitere Musiker, die an ihren Instrumenten stricken. Was ich allerdings als eher unwahrscheinlich sehe, denn die alternativen Tonwerkzeuge kamen meiner Ansicht vom Band.

Eine junge Dame fängt uns ab, möchte uns unseren Platz zeigen. Hmm… Dass es sich bei den Logenplätzen nicht um kuschelweiche, hämorrhoidenschonende Sessel handelt, habe ich ja nicht erwartet. Aber kleine harte Stühle lassen den Begriff „Loge“ nur erahnen. Dafür stehen diese ganz vorne. In die erste Reihe dürfen wir allerdings nicht: “Ist für Kinder reserviert!“ Sehr löblich. Abgesehen dass die Sitzschalen absolut unbequem sind, ist unsere Sichtweite durch zig große Köpfe eher eingeschränkt. Blöd! Flexibel wie wir sind erkennen wir, dass die hinter uns befindlichen „Sitzreihen“ nicht nur bequemer erscheinen, sondern dank der treppenartigen Aufstellung auch eine bessere Sicht versprechen. Der Schein trügt nicht. Das ist doch mal was. Für einen Euro weniger bekommt man bessere Sicht als in der Loge. Auf das sowieso verbotene Streicheln der vorbei trabenden Tiere könnte ich also verzichten. Sowas sollte man wissen 

Die seilhüpfenden Artisten verlassen nun die Bühne und „James“ übernimmt. Wie es sich Stück für Stück herausstellt ist „James“ der moderne Clown. „James“ trägt eine kurze, sehr eng geratene Hose, ein graues Shirt und moderne rote Chucks. Offenbar haben die übertrieben geschminkten Klassiker mit den übergroßen Schuhen ausgedient. Aber „James“ macht seine Sache gut. Er erscheint jedes Mal in der Manege, wenn umgebaut wird. Lässt Teller drehen, pantomimt und bringt sogar die Zuschauer ins Geschehen ein. „James“ redet nicht, er mimt seine Show. Jeder seiner fünf Auftritte bringt einen Lacher mit und macht Spaß.

Zwei Moderatoren kündigen eher gelangweilt als super motiviert die nächste Nummer an. Während man die Frau in blauem Glitzerkleid kaum versteht, klingt er wie ein langjähriger Raucher, dessen Stimme den Tommy-Pieper-Touch angenommen hat. Ebenso gleichgültig stehen die fünf Vorhangwärter am Tor des Geschehens und warten auf ihren Einsatz. Endlich können sie den roten Vorhang beiseite nehmen und den hereinströmenden Shetland-Ponys ihren Weg frei räumen. Die nun folgende Nummer ist niedlich; die Kleinsten unter uns werden ihren Spaß haben. Umwerfend ist das Ganze allerdings nicht. Auch die mitwirkenden sehr gut gepflegten Pferde werfen mich persönlich nicht unbedingt vom Hocker. Männchen machend hin oder her.
Na sieh an, jetzt wird jongliert. Nachdem „James“ die Bühne geräumt und man die Manege mit menschenfreundlicher Folie ausgelegt hat, kommen bekannte Gesichter auf die Bühne. „Sind das nicht die Mongolen vom Seilspringakt?“ Wir grübeln ein wenig nach, doch die langen Zöpfe und die Form ihrer Gesichter lassen keinen Zweifel. Aber auch sie vollziehen ihre Nummer mit Erfolg. Werfen hier und da ihre Kegel und Ringe gen Luftikus und fangen sie wieder auf. Nix Spektakuläres, aber nett anzusehen!

Wieder lässt „James“ seine unbeholfenen Gags durch die Manege ziehen, dreht Teller auf dem Spieß, stolpert hier und dort mal durch den Sand und bringt den einen oder anderen Schmunzler mit sich. Wieder wird die Manege währenddessen tiergerecht umgerüstet. Und kaum hat „James“ die Manege - geschafft aber glücklich- verlassen, trudeln zig kleine und große Haustiere aus ihrem Versteck hinter dem roten Vorhang. Esel, Huhn, Hund, Ziege und Co hüpfen freundlicherweise über sich selbst, wippen, schaukeln, fliegen. Wieder eine nett anzuschauende Dressur, der absolute Brüller versteckt sich allerdings auch hier nicht.


=== „Süßes und Saures“ ===

Nun ist Pause.

Noch während „James“ mit dem verkündeten Pausenschild über die Bühne driftet, verkünden die Moderatoren, dass man im Außenbereich die mitwirkenden Tiere besichtigen könne. 15 Minuten sind angesetzt. Als wäre es so gewollt riecht es im ganzen Zelt nach frisch gerösteten Mandeln, Zuckerwatte und anderen Leckereien.

Draußen dämmert es bereits und die am Eingang befindlichen Anhänger sind rundherum beleuchtet. Jeder der bunt bemalten Zirkuswagen verkauft etwas anderes. In einem sind warme Snacks zu haben, der nächste bietet Souvenirs rund um den „Zirkus Probst“ an, der übernächste Getränke und im über-übernächsten ist für Süßwaren zuständig. Die Preise halten sich im Rahmen, die Portionen scheinen ach okay. Mehr als für Zuckerwatte (€ 3,00) und gebrannte Mandeln (100g € 2,00) ist in unseren Mägen leider kein Platz. Na ja, zumindest wollen wir uns diese nicht sinnlos vollstopfen, denn der Abend ist ja noch lang 
Den Verkauf vollziehen die weiblichen Artistinnen teilweise selbst. Keine Frage, in einem Familienbetrieb muss jede Hand mit anpacken. Doch nicht wirklich alle der „Verkäuferinnen“ haben tatsächlich Spaß dort hinter dem „Tresen“. Gelangweilt sitzt zum Beispiel die junge Dame im Süßwaren-Wagen, schaltet den Zuckerautomaten an und beginnt meine Zuckerwattenbestellung abzuarbeiten. Dass ich bei der Herstellung keine artistische Einlage erwarte, dürfte klar sein. Doch zumindest ein kleines Lächeln bei der Herausgabe und ein winziges Stück Persönlichkeit beim Empfang des Geldes muss einfach drin sein. Selbst bei Kindern, die für recht teures Geld merkwürdige Plastikdrachen mit Popcorn im Innenteil kaufen, fällt kein Lächeln ab. Schade.
Den Kindern allerdings fällt dies natürlich nicht auf. Sie freuen sich über die vielen Pommes, die Süßigkeiten und die Souvenirs aus den Wagen. Zumindest hier hat die Zirkustruppe ihr Ziel erreicht.

Wir werden auf eine Unterschriftenaktion aufmerksam, die ein kleines Ständchen am Zelteingang anpreist. Man setzt sich für den Erhalt der Zirkustiere ein. In Form von Unterschriften möchte man sich hierfür einsetzen. Ganz meiner Meinung, denn Tiere gehören zum Zirkus wie Clowns und Artisten. Zumindest dann, wenn man diese artgerecht behandelt. Dies scheint man hier im „Zirkus Probst“ absolut ernst zu nehmen, denn alle hier in die Pflicht genommenen Tiere zeigen weder äußerlich noch vom Verhalten her Missstände auf. Die junge Dame empfiehlt uns die Tiere hier im eigenen Streichelzoo anzuschauen.
Wir beschließen dies auch zu tun und begeben uns zum Selbigen. Die Langeweile und Unpersönlichkeit scheint im „Zirkus Probst“ Sitte zu sein, denn auch die „Wärterin“ (Artistin) gähnt uns den Eintrittspreis von € 2,00 pro Person nur so entgegen. Wir belassen es damit und verzichten.

Die Mandeln bekommen wir wiederum im Inneren des Zeltes. Hier hat man einen kleinen Stand aufgebaut, der fertig abgepackte Süßigkeiten feil bietet. Wir erobern uns ein Tütchen der verblüffend lecker riechenden Mandeln und erhaschen tatsächlich ein Lächeln der Verkäuferin. Es geht doch!
Und wenn jetzt die Mandeln noch so geschmeckt hätten wie sie rochen, dann wäre zumindest das Experiment „Süßigkeiten“ gelungen. Doch Lecker ist was anderes. Die Mandeln schmeckten alt, aufgewärmt und langweilig. Solche Dinger erwarte und bekomme ich am Automaten im Bahnhof, aber nicht hier in einem Zirkus. Hier bekommt die hausinterne Werbung „frisch geröstet“ eine absolut andere Bedeutung.


=== „Tierisches“ ===

Wir begeben uns wieder auf unsere Plätze. Zur rechten Zeit, denn mit einem Gong trommelt man das Publikum wieder ins Zelt. Und während die Masse langsam aber zielgerichtet auf ihre eigenen Plätze stromert, gehen auch schon wieder die Manegen-Spots an. Hier hat sich einiges getan. Ein Gitterzaun wurde aufgebaut- Ein Zeichen, dass hier gleich gefährliche Tiere ihr Können unter Beweis stellen.
Stimmt auch. Im Takte der Hausband gleiten graziöse Tiger auf die Showfläche. Laut der Raucherstimme der Moderatoren ist es sogar der Zirkuschef persönlich, der sich nun den übergroßen Katzen widmet. Alle Achtung natürlich allen, die mit diesen Katzen problemlos umgehen können! Die Tiger springen hier hin, mal dorthin, machen Männchen, springen durch einen brennend-animierten Hula-Hup-Reifen – Gut gemacht, aber so wirklich der Burner, dem man regelrechte Standing- Ovations widmet, finde ich nicht wirklich.

Nachdem die Tiger die Manege verlassen haben, lernt das Publikum die Schnelligkeit der bisher langweilig dreinschauenden „Torwärter“ kennen. Gekonnt düsen sie von teamgerecht von einer Gitterzeile zur nächsten, hängen diese aus, klappen sie ein und tragen sie weg. Natürlich darf während dieser Umbauphase „James“ nicht fehlen, den es diesmal in die Singerei verschlagen hat. Lustig war´s allemal. Vielleicht ist es nicht ganz kindsgerecht, dass man sich am Schluss des Ganzen mit einem übergroßen Revolver in den Kopf schießt.

Die Manege füllt sich nun nochmals mit den Artisten mongolischer Art. Sie vollziehen ihre Runden nun in Deckenhöhe und springen per Wippe auf die Schulter des anderen. Man merkt, dass nicht jede der vielen Nummern perfekt ausgreift beziehungsweise noch in den Kinderschuhen steckt, daher klappt nicht jeder Sprung auf Anhieb. Doch man nimmt es mit Humor und setzt sich sofort wieder an den erneuten Versuch, bis die Nummer klappt und der Applaus verdient ist. Ausdauer muss der Artistengruppe echt zu Gute halten.
Darauf folgen exotische Tiere wie Kamele, Steppenrinder, Dromedare und Lamas. Hier ist es Direktor Reinhard Probst höchstpersönlich, der sich laut Ansage mit der Nummer beschäftigt. Und es ist auch nett anzuschauen, wie sich die possierlichen Tierchen über die Bühne bewegen. Wie gesagt, es ist nett, aber auch kein wunderbares Beispiel für einen alteingesessenen Zirkus, der übrigens in diesem Jahr sein fünfundsechzigjähriges Bestehen feiert.

Das die „Vorhangwächter“ mehr können als nur gelangweilt die rote Gardine auf- und zuzuziehen oder auf die Schnelle Tigergitter abzubauen beweisen sie tatsächlich in der letzten Nummer des Abends. Hier setzt man auf den wilden, wilden Westen. Im Indianerkostüm springt die Dompteuse in die Manege, mit ihr zig kleinen Ponys. Mit fein geflochtener Mähne stolzieren die „Kleinpferde“ niedlicherweise über die Arena, schön im Kreis. Es folgen die eben erwähnten Nebencharaktere in Form von Cowboys. Rauf aufs Pony, drehen, runter, Wechsel. Zum allerersten Mal an diesem Abend kann ich staunen und bin sogar begeistert. Sollte es gar so sein, dass man für die besonders hartnäckigen Zuschauer ein letztes Ass im Ärmel parat hält? Der kleine „Ponykreislauf“ entwickelt sich zu ausgereiften weißen Pferden. Auch hier hat man die Mähne geflochten, was den Tieren tatsächlich etwas Elegantes verleiht. Sie zu noch feineren Hauptattraktionen werden lässt. Auch sie lassen sich von den Artisten auf ihrem Rücken zu Kunststücken verleiten. Alle Anwesenden machen hier ihre Sache mehr als gut.

Und nun folgt auch schon das Finale. Die Manege füllt sich mit den menschlichen Artisten. Dank der zuletzt aufgetretenen „Wächter“ dürfen diese ja nun auch in den Mittelpunkt und den Applaus in Empfang nehmen. Ein Verbeuger hier, ein Verbeuger da – Und schon sind sie alle wieder hinter der Bühne verschwunden. Lediglich die beiden Moderatoren verbleiben mit der Zirkusdirektion und verkünden, dass der Zirkus nun sein „Rentenalter“ erreicht hat; natürlich noch viele Jahre sein Metier ausüben möchte. Ein bisschen Werbung in eigener Sache darf natürlich auch am Ende jeder Show nicht fehlen.
Im Rummel des weggehenden Publikums lässt sich eine der Pferde-Dompteusen nochmals auf der Manege blicken. Per Mikrofon verkündet sie, dass „wer will“ nun auf den Ponys geritten werden können. Dies natürlich gegen Gebühr. Wer´s mag!


=== „Ende gut, alles gut?“ ===

Vielleicht erwarte ich einfach zu viel von einem Zirkus der heutigen Zeitepoche. Gerade heutzutage, in denen ein Zirkus dem Publikum richtig was beweisen muss, damit er überhaupt überleben und weitere fünfundsechzig Jahre den Markt dominieren kann. Ich erwarte keine übertriebenden Stunts oder nervenaufreibende Szenarien mit gefährlichen Tieren, doch zumindest sollte ein Zirkus dieser Sorte schon andere Einlagen bieten, wie diese hier.

Wo sind die klassischen Clowns? Wo die vielen variierenden Attraktionen in Form von Artisten und Tieren? Zwar hat der „Zirkus Probst“ eine angenehme Show abgeliefert, in der Artisten tatsächlich ihr Können unter Beweis stellten, doch dass es sich eigentlich nur um stetig wechselndes „Personal“ an diesem Abend handelt, stellt ein mangelndes Zeugnis aus. Es fehlte einfach der Kick. Das gewisse Etwas. Vielleicht hätte ein Zauberkünstler noch etwas tun können, oder alternative Tiere. Vielleicht hätten die Tiger wirklich ein Stück mehr vorführen können? Wer weiß. Ich werde das stete Gefühl einfach nicht los, dass man an diesem Abend einfach eine abgespeckte Variante an Show abgeliefert hat.
Warum macht man das? Um an einem Mittwochabend, in einer kleinen Stadt, bei nur halbvoll gefüllten Ränge Kosten einzusparen? Bei offiziellen Eintrittspreisen von € 25,00 pro Nase (Erwachsener/ Loge) ist das meiner Ansicht nach die falsche Art von Sparen. Allerdings muss ich gestehen, hat man hier die Jüngsten unter uns mehr als glücklich gemacht. Viele Tiere mit süßen Kunststückchen kommen bei Kindern immer gut an. Ich bin mir aber auch sicher, dass dies der Halligalli-Zirkus von nebenan ebenso gut kann, dem ein bisschen gute Publicity egal ist.

Auch der Verkauf von Souvenirs, Süßwaren und anderen Produkten gehört zum strategischen Verkauf. Hiermit verdient man nebenher ein richtig gutes Geld. Doch auch dies sollte mit gutem Service verbunden sein. Gerade in einem Schaustellerbetrieb ist ein Lächeln am Kunden eiskalte Pflicht. Hier haben gelangweilte Gesichter absolut nichts zu suchen, es sei denn, man ist ein Clown. Ein paar nette Worte an den Kunden wären das Mindeste. Ein „Bitte schön“ oder „Danke“ kann auch in einem Zirkuswagen nicht fehlen. Gerade dann nicht, wenn tolle anziehende Spielsachen oder zirkusinterne Souvenirs angeboten werden. In den deutschen Läden ändert sich genau dies, doch wieso nicht auch in einem allzeit bewährtem Zirkus?

Kurz vor dem Beenden dieses Reports wurde der Internetauftritt des „Zirkus Probst“ geändert. Somit muss ich meine Behauptung im obigen Teil berichtigen. Ganz herausnehmen möchte ich ihn allerdings nicht, denn wer weiß wofür es gut war.
Man hat die Seite www.zirkus-probst.de farbenfroher und übersichtlicher gestaltet. Jetzt macht es Spaß auf ihr zu surfen, sich die wissenswerten unabdingbaren Infos über den Zirkus einzuholen. Man hat die Schwere der Tierpflege erkannt und widmet ihr mehr als nur eine Seite. Für einen Zirkus ein wichtiges Element, gerade dann, wenn diese Thematik aktueller denn je ist.
Obwohl unter dem Menüpunkt „Programm“ sich Selbiges mit Fotos und sensationeller Beschreibung befindet, sind nur wenige der beschriebenen Punkte wirklich in der Show zu sehen. Weder die Clowns waren an diesem Abend zu sehen, noch die karibischen Artisten zeigten ihr Werk. Ebenso wartete man auf die Jongleure und Herrn „Jim Bim“ vergeblich.

Schon zu DDR-Zeiten war der „Zirkus Probst“ ein langlebiges Ereignis, in den man als Kind einfach gehen musste. Er bot einem einfach alles. Doch diesen Glanz scheint dieser Zirkus irgendwie verloren zu haben. Schade drum. Nun war ich jahrelang nicht mehr in einem Zirkus und nun bot es sich an, doch richtig überzeugt wurde ich nicht. Für relativ viel Geld sitzt man alles andere als in einer Loge, die Show grenzt an Langeweile, die freundliche Atmosphäre sitzt irgendwo im Nachbarsort. Ob es mich nochmals in diesen Zirkus treibt bleibt dahin gestellt. Die positiven Dinge in Form von farbenfroher Homepage, einem ausdruckbaren Fünf-Euro-Rabatt-Coupon, der glanzvollen Wagenburg und den vereinzelt gefundenem Lächeln müssen natürlich erwähnt werden und retten den Zirkus vor der absoluten Blamage meiner Endbewertung. Mehr als drei Sterne und der bedingten Empfehlung kann ich leider nicht geben. Schade, liebe Familie Probst. Ich hatte ehrlicherweise etwas mehr erwartet :-<. Ich hoffe einfach, dass es sich bei dieser Show tatsächlich um einen Ausrutscher handelte und die weiteren Varianten sich mit besseren Leistungen outen. Getreu nach dem Motto: „Unter den Guten einer der Besten…“

PS: Übrigens hat man die Eintrittspreise erhöht. Der Normalpreis für Erwachsene beträgt nun € 28,00 pro Nase (Loge), € 22,00 am Sperrsitz. Allerdings hat man die ausdruckbare Ermäßigungskarte belassen. Sie ist nun wirklich bares Geld wert und ein Muss!



©knopfi.de ´2010

69 Bewertungen, 18 Kommentare

  • knoopiwahn

    29.01.2011, 16:33 Uhr von knoopiwahn
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße von knoopiwahn!

  • l.x.klar@gmx.net

    02.01.2011, 04:41 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    have a happy new year !

  • anonym

    27.12.2010, 22:23 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima beschrieben! Eine schöne Woche - würde mich freuen, wenn du auch mal bei mir vorbei schauen würdest.

  • Mondlicht1957

    18.12.2010, 11:42 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: besonders wertvoll

    Sehr hilfreich und liebe Grüsse

  • Venenum84

    09.12.2010, 18:04 Uhr von Venenum84
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüße von mir an dich!

  • mima007

    09.12.2010, 16:48 Uhr von mima007
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw. Viele Gruesse, mima007

  • catmum68

    08.12.2010, 12:33 Uhr von catmum68
    Bewertung: besonders wertvoll

    besonders wertvoller Bericht, LG

  • senora

    07.12.2010, 16:43 Uhr von senora
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein SH und einen lieben Gruß. Bärbel

  • morla

    07.12.2010, 15:37 Uhr von morla
    Bewertung: besonders wertvoll

    lg. ^^^^^^^^^^^^^petra

  • anonym

    07.12.2010, 13:56 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ..sorry, kein BW mehr

  • Lakisha_1

    07.12.2010, 13:03 Uhr von Lakisha_1
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller Bericht. lg

  • XXLALF

    07.12.2010, 12:41 Uhr von XXLALF
    Bewertung: besonders wertvoll

    und ganz liebe grüße

  • cleo1

    07.12.2010, 12:40 Uhr von cleo1
    Bewertung: besonders wertvoll

    Sehr schöner Bericht. LG cleo1

  • Smolmar

    07.12.2010, 12:38 Uhr von Smolmar
    Bewertung: besonders wertvoll

    Klasse Bericht, danke. Gefällt mir wirklich gut.

  • tina08

    07.12.2010, 11:44 Uhr von tina08
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße ... Tina

  • meerifan1

    07.12.2010, 11:23 Uhr von meerifan1
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und wünsch Dir einen schönen Tag:-). LG Yvonne

  • katjafranke

    07.12.2010, 10:50 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße, KATJA

  • pidimaus2

    07.12.2010, 10:22 Uhr von pidimaus2
    Bewertung: besonders wertvoll

    Klasse Bericht lg pidi