Bringing Out the Dead - Nächte der Erinnerung (DVD) Testbericht

...zumindest hat mir dieser Film eine eben solche Nacht beschert. Es kommt wirklich selten vor, das ich denke "Meine Güte, wielang dauert der Käse den noch?"
Und eben dieser Film bescherte mir solche "Glücksgefühle"...

Aber, alles der Reihe nach!

Die beschriebene Filmstory auf der Videocasettenhülle hörte sich richtig spannend an:
Ein Krankenwagenfahrer (Nicolas Cage) sieht, nachdem er einmal zu spät zur Hilfe geeilt ist, dauernd den Geist jener 18 jährigen, die vor seinen Augen gestorben ist.

Seitdem scheint er verflucht zu sein, fast jeder Patient, den er behandelt, stirbt. Erst als er die Tochter eines Herzinfarktspatienten kennenlernt, scheint der Fluch langsam vorüber zu gehen.

Was sich so ganz interessant anhörte, schrumpft im Film selber allerdings auf wenige Worte zusammen: Drogenrausch, Blut, Alkohol, Obdachlose, Gewalt, Sarkasmus.

Die Bitterkeit die in den "Rettern" vor sich geht, soll wohl in den dauernd wiederkehrenden satirischen Aussagen, wie z.B. "wir versuchen hier leben zu retten - und nur weil Du zu blöd bist, Dir die Pulsadern richtig aufzuschneiden, stirbt woanders wahrscheinlich grade jemand, da all meine Männer bei Dir sind."
Klingt hart - erst dachte ich "die blöde Eule" - aber anscheinend war der Eulenturm gleich nebenan. Jeder, wirklich jeder in den Krankenhäusern glänzte durch solche Aussagen. Besser noch: einige warteten nur auf einen, der in irgendeiner Art und Weise Anlass geben konnte, ihn grundlos zusammenzuschlagen und so seinen Frust über die überfüllten Krankenhäuser und die Machtlosigkeit herauszulassen.

Das eben durch diese Aktionen noch mehr Betten belegt werden mussten, wurde nicht mal am Rande erwähnt.

Zwar wurde gezeigt, das die Krankenhäuser gnadenlos überbelegt waren und wirklich jeder Platz für die "richtigen" Notfälle gebraucht wurde - aber das die Patienten dort einfach (im wahrsten Sinne des Wortes!) auf die Straße geworfen wurden, fand ich doch für etwas übertrieben.

Überhaupt hat der Film vor allem folgendes: Langatmigkeit, Unlogik, Wiederholungen, sinnlose weil überflüssige Blutszenen, Unglaubwürdigkeiten .... Zu allem übel bleiben auch noch viele Fragen offen.

Man erfährt weder genau, ob sich unser Nicolas Cage jetzt wirklich rauswerfen lassen will oder ob das nur so ein Spielchen zwischen Boss und Untergebenen ist; noch ob er von den Drogen, die er natürlich im Laufe des Filmchens probiert, wieder loskommt; ob er mit der Tochter des Herzanfallpatienten, dem er immerhin Sterbehilfe leistet, ein Paar wird; ob er als Sterbehilfeleistender "entlarvt" wird; ob er auch weiterhin "Geister" sieht.....

Kurz: der ganze Quatsch läßt noch viele Fragen offen, zudem hat Cage durchgehend Nachtdienst, das heißt, wir können uns seine Gähn-Stimme zur passenden Dunkelheit anhören, die durch eine nicht-vorhandene-Handlung stimmungsmäßig untermauert wird.
Na dann, gute Nacht.

Gut, kein Schauspieler kann was für die Stimme, die ihm in good old germany verliehen wird - und das Cage hierzulande wirkt, wie eine Schlaftablette kann ich ihm deswegen auch nicht ankreiden. Den Kerl an sich kann ich sowieso nicht leiden, was mir den Film ohnehin schon nicht allzu sympathisch erscheinen liess.

Aber, um meine Meinung zu rechtfertigen: "8 MM", in denen Glupschauge/Schlaftablette Cage ebenfalls die Hauptrolle spielt, fand ich hingegen sehr gelungen.

Es hat also doch was mit der "Handlung" (welche ich bewußt in Anführungszeichen gesetzt habe) zu tun, dass dieser Film einfach eine überflüssige Leihgabe war.

Naja, ein gutes hatte es ja, das ich mir den Streifen reingezogen hab: ich kann einige Leute davor warnen, den gleichen Fehler zu machen, wie ich.

Und ich habe selten so schnell und so gut "danach" geschlafen.