Heineken Newcastle Brown Ale Testbericht

Es war während einer meiner zahlreichen Reisen ins nordenglische
Newcastle, als ich einer dort Pub genannten Kneipe an der Bar stand und
hörte, wie ein Ureinwohner der Stadt oder zumindest der Region seine
Bestellung aufgab. "A dog for me", sagte der Mann in dem Dialekt, der
genau so genannt wird wie die Einwohner. Einen Hund also wollte der
Geordie haben? Nun ja, er bekam bald darauf ein dunkles Bier und schien
damit zufrieden. Ein Bier übrigens, das auch ich besonders schätze. Und
das mit der Hund-Bestellung habe ich beim nächsten Mal auch ausprobiert -
mit Erfolg. Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Männer aus
Newcastle verabschiedeten sich gern von ihren Frauen, weil sie nach
draußen wollten - wegen des Hundes. In Wirklichkeit aber zog es sie ins
nächste Pub, wo sie ihr Lieblings-Bier tranken: "Dog", also Hund. Und
schon war zuvor eigentlich nichts gelogen.

Der Kauf

Immer, wenn ich mit dem Schiff ins Vereinigte Königreich reise, habe ich
auf dem Rückweg ein paar Flaschen Newcastle Brown Ale dabei. Aber wenn
ein englisches Bier (merke: Guiness ist irisch!) ein Exportschlager ist,
dann ist es dieses, denn selbst in den fernenen Vereinigten Staaten von
Amerika durfte ich mein Newcastle Brown Ale schon genießen - und auch
so manche deutsche Schankwirtschaft bietet dieses Produkt britischer
Braukunst feil. Zu finden ist es auch in ausgewählten sehr guten
Getränkemärkten, wo die Flasche mit 0,55 Litern Inhalt (das entspricht
annähernd einem britischen Pint) allerdings mit 2,50 bis 3,00 Euro
gehandelt wird - also kein preiswertes Vergnügen.

Über Ale

Ale ist ein althergebrachter Begriff für ein fermentiertes alkoholisches
Getränk, das hauptsächlich aus gemälzter Gerste hergestellt wird. Ale
ist in Großbritannien beheimatet, wo der Begriff "Ale" auch als Synonym
für Bier verwendet wird. Ales werden mit obergärigen Hefen bei
Temperaturen von 15 bis 25 Grad vergoren. Die Gärung ist kürzer und
erfolgt bei höheren Temperaturen als bei Lagerbier.

Geschichte des Newcastle Brown

1770 wurde in Newcastle die Brauerei John Barras & Company
gegründet. 1890 schloss diese sich mit mehreren kleineren Brauereien zu
The Newcastle Breweries Ltd. zusammen. Newcastle Brown Ale wurde für
diese Firma erstmals 1927 von einem Braumeister namens Jim Porter
gebraut. Nach drei Jahren intensiver Forschung war ein obergäriges Bier
mit malzig-süßem Aroma entstanden, welches sich zum beliebtesten in
Flaschen abgefüllten Ale Englands entwickeln sollte. 1928 gewann
Newcastle Brown Ale die Goldmedaille auf der "International Brewers
Exhibition" in London. Andere Preise folgten - daher die Medaillen auf
dem Etikett. 1960 folgte der Zusammenschluss mit Scottish Brewers zu
Scottish & Newcastle, womit der internationale Aufstieg begann.
Jedes Jahr werden allein in Großbritannien über 41 Millionen Flaschen
verkauft; somit ist Newcastle Brown Ale dort Marktführer bei den Ales.
Mittlerweile wird das beliebte Bier in über 40 Länder exportiert.
Bedingt durch die Übernahme der Scottish & Newcastle im Frühjahr
2008 durch ein Konsortium der Brauereiriesen Carlsberg und Heineken
wird Newcastle Brown Ale nunmehr unter der Regie von Heineken
vertrieben. In den USA wird Newcastle Brown Ale mit dem Markennamen
Geordie Schooner Schooner verkauft. (Quelle: Wikipedia).

Meine Flasche

Der lieben Tochter sei dank, dass ich kürzlich wieder einmal ein
Newcastle Brown Ale genießen durfte - sie hatte eine Flasche dieses
Bieres anlässlich meines Geburtstags in einen kleinen Präsentkorb
gegeben und damit das väterliche Herz erfreut. Die in Deutschland
vertriebene durchsichtige aus klarem Glas bestehende Flasche sieht genau
so aus wie die englische - und damit für den deutschen Biertrinker
ungewöhnlich, denn die bauchige Flasche hat einen lang gestreckten Hals
und glänzt ansonsten vor allem durch ihr orange-rot-weiß-blaues Etikett,
auf dem der Namen des Gertränks, vier Medaillen und in einem Stern eine
Stadtszene aus Newcastle zu sehen sind. Außerdem fehlt auch nicht der
seit Jahren gültige Zusatz "The One and Only", frei übersetzt: Das
Einzigartige. Ein Kronkorken versiegelt die Flasche, er ist mit einem
normalen Kapselheber zu entfernen.

Die Zutaten

Wasser, Gerste, Weizen, Glukosesirup, Karamel, Farbstoff E150C, Hopfe, Hefe.

Meine Meinung

Der gemeine deutsche Biertrinker wendet sich mit Grausen ab, wenn nur
das Gespräch auf englisches Bier kommt. Das gilt für mich nicht, denn
ich mag einige der Ales, wobei vor allem die kleinen Brauereien, die ihr
Getränk für gewöhnlich nur regional vertreiben, da einige schmackhafte
Getränke zustande bringen. Mein Favorit im Vereinigten Königreich ist
aber ganz eindeutig das bernsteinfarbene Newcastle Brown Ale, das
übrigens, wenn es schnell gehen soll, auch gern als NBA bezeichnet
werden darf - was wiederum beim Amerikaner für Verwirrung sorgen dürfte.
Der Alkoholgehalt liegt übrigens bei 4,7 Prozent - das ist für
englische Biere schon recht hoch. Und serviert werden sollte das
Newcastle Brown möglichst kalt, womit nun wieder alle Asterix-Freunde
enttäuscht sein werden, die sich nur zu gern an den Besuch des Galliers
in Britannien und die Einkehr in eine Gastwirtschaft erinnern, in der
sie gefragt wurden, ob ihre Cervesia denn auch lauwarm genug sei. Lange
Rede, kurzer Sinn: Warm schmeckt dieses Bier nicht, es sollte schon aus
dem Kühlschrank kommen.

Nur wenn das Bier kalt ist, mundet auch das malzig-süße Getränk mit
Röstaromen und einer ganz leichten Karamellnote. Dann ist dieses Bier
süffig und wird auch denjenigen, der eigentlich ein Vorurteil gegen
englische Biere hat, dazu verleiten, dem ersten Pint ein zweites und
möglicherweise drittes folgen zu lassen. Übrigens entwickelt das
Newcastle Brown beim Einschenken in ein Glas durchaus Schaum und ist
auch insofern anders geartet als die meisten englischen Biere. Natürlich
kann diese Schaumbildung durch vorsichtiges Einschenken in ein schräg
gehaltenes Glas verhindert werden - die meisten Engländer tun auch genau
das, damit der Flascheninhalt auch wirklich in ihr Pint-Glas hinein
passt. Die Brauerei selbst aber empfiehlt, dass in zwei Abteilungen
eingeschenkt wird, wobei der zweite Teil dieses Vorganges erst dann
vorgenommen werden sollte, wenn sich nach dem ersten der Schaum etwas
gesetzt hat.

Ich mag dieses Bier auch, weil es einerseits nicht so herb daherkommt
wie viele Biere Pilsner Brauart, weil es aber zudem einen sehr
charakteristischen Geschmack hat, der irgendwie stets nach einem Mehr
verlangt. In Deutschland wird ein vergleichbares Bier vergeblich zu
suchen sein, und es fällt schwer, all denjenigen den Geschmack zu
erklären, die noch niemals ein Ale getrunken haben. Am besten, sie
probieren dieses Bier selbst einmal. Ich habe jetzt nämlich keine Zeit
mehr. Ich muss nach draußen - wegen dem Hund.