Opel Adam Testbericht

Einleitung

Der alte Golf V hat seine beste Zeit hinter sich, ein neues Auto für meine Frau musste her.
Ins Auge fiel der Opel Adam, der dann mehrere Wochen in allen Konfigurationsmöglichkeiten zusammengestellt worden ist.
Der Opel Adam ist sicher ein Auto mit Zielgruppe von weiblichen Fahrern, zumindest bei uns hat sich diese Zielgruppe als zutreffend herausgestellt.

Fahreigenschaften

== Motor ==
Der 1,4 Liter-Vierzylinder mit 100 PS Leistung stellte zum Zeitpunkt der Bestellung das Leistungsstärkste Aggregat für den Opel Adam dar, die neuen Motoren hätten die Wartezeit noch auf Ende 2014 hochgeschraubt.
Der 1,4 Liter-Vierzylinder mit 100 PS Leistung tuckert im Opel Corsa seit geraumer Zeit vor sich hin, hat sich als zuverlässig erwiesen, dennoch fehlt ihm ein Adrenalin-Potential in allen Gängen.
Insofern ist der Motor der wirklich einzige Wehrmutstropfen bei diesem Auto, der allerdings durch kein Geld der Welt durch ein agileres Aggregat hatte ersetzt werden konnte.
Selbst in den ersten Gängen kann der Motor die fehlende Agilität in den höheren Gängen nicht durch eine andere Charakteristik wettmachen.
Man merkt deutlich, dass das Auto nicht für Landstraße oder Autobahn abgestimmt worden ist, die 176 km/h Spitze, die angegeben werden, nehmen da eher nur eine Alibifunktion ein.
Schade eigentlich, denn das Auto hebt sich erfreulich von anderen ab, hat einen stolzen Preis, da passt ein solcher Motor definitiv nicht dazu.

== Verbrauch ==
5,5 Liter Super soll der Kleinen laut Hersteller im Mittel verbrauchen, ein Wert, den wir bisher noch nicht ansatzweiße erreichen konnten. Derzeit liegt der Kleine bei vor allem Landstraßenverkehr bei 6,8 Liter und entpuppt sich damit als unzeitgemäß durstig.

== Fahrdynamik ==
Aufgrund des Motors hat man zwar ein Auto, das wie auf Schienen fährt und ähnlich dem Mini ein Fahrgefühl wie in einem Rennkart vermittelt, nur der Dampf fehlt wirklich.
Andererseits hat der Adam, bei uns mit einem Sportfahrwerk und 215er Reifen, eine atemberaubend gute Straßenlage und flitzt auch in hohem Tempo supersicher um die Kurven. Und eben die Kurven sind das, was der Mini liebt. Die lange Gerade mit Gasfuß ist nicht sein Revier.

Fahrkomfort

== Lenkung==
Ausgesprochen direkt ist die Lenkung. Die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung ist genau und vermittelt ein tolles Fahrgefühl. Für den Einparkvorgang ist auch durch Tastendruck die Servolenkung nochmal feiner einstellbar – das fühlt sich dann so an wie auf der Kirmes im Autoskooter.
Insgesamt überzeugt die Lenkung in allen Bereichen.

== Lenkrad ==
Bei eingebundenen Smartphone lasse sich fast alle wesentlichen Funktionen über das Lenkrad steuern. Radio, Telefon,

== Intellilink ==
Unser Adam hat das Intellilink-Infotainments-System von Opel. Über ein großes Farbdisplay mit Touchscreen - Funktion lassen sich alle Einstellungen im Auto einstellen: Dazu gehört das Schließverhalten der Zentralverriegelung über die Freisprechanlage, die Navigationsfunktion, Klingeltöne, Steuerung von Apps, Radioeinstellungen usw.

Navigation (App BringGo) und Fernsprechanlage lassen sich nur über ein angeschlossenes Smartphone nutzen, für die Navigation muss das Smartphone via USB Kabel angeschlossen sein, für das Telefonieren reicht Bluetooth.
Android (S4) und Apple (5S) lassen sich problemlos einbinden, bei Apple Iphone steht dann auch Siri zur Sprachsteuerung zur Verfügung.
Die Sprachausgabe wie das Verständnis von Sprache sind ausgezeichnet.
Das Smartphone dient dann hier auch als CD-Player – Ersatz, denn die Medien auf dem Smartphone können problemlos abgespielt werden.
Zwar verzichtet Opel hier auf „richtige“ Navigation etc. und lagert diese Funktionen via Schnittstelle auf Apps aus, das Ergebnis ist aber erstaunlich überzeugend.
Das Touchscreen System arbeitet genau, auch wenn man die Fingertapsen recht deutlich sieht und man auch recht deutlich drücken muss.


== Navigation ==
Die Navigation wird beim Intellilink ausgelagert auf eine App eines südkoreanischen Herstellers. Die App heißt BringGo und lässt sich in den jeweiligen Stores downloaden.
BringGo kostet recht viel. Zwar ist der erste Monat günstig (0,89 Cent), ab dem zweiten Monat wird es aber teuer. Je nach Version, die man herunterlädt (inkl. Datenupdate oder ohne) liegen die Kosten bei 50 oder 60 Euro im Jahr.
Über die Jahre kommen da also einige Cent zusammen.
Das System ist deutlich billiger, als ein festeingebautes Navi mit Farbdisplay, über die Jahre aber auch teurere als ein gutes Navi im separaten Gerät.

Um die Ansagen auf Deutsch zuhören, reicht es nicht, das Auto auf Sprache Deutsch einzustellen, man muss das auch im App auf dem Smartphone tun. Die Aussprache der netten Dame, die den Weg lotst, ist Gewöhnung bedürftig, geht aber.
Eine einzige Schwäche hat das System: Muss die Route neu berechnet werden und fährt man in der Innenstadt, dann sollte die nächste Straße nicht die sein, die man fahren sollte, denn dafür ist die Lösung noch zu langsam im Berechnen der neuen Route.


== Passagiere hinten ==
Du hast Feinde? Die sind über 1,65 groß? Toll. Nimm Rache, lädt sie auf eine Probefahrt ein und setzt sie nach hinten.
Jepp – der Opel Adam ist klasse, der Raum für Mitfahrerhinten ist es aber nicht. Konzeptionell ist der Adam eigentlich auch eher ein Zweisitzer mit Alibi-Rückbank, aber natürlich weiß man das bei der Auswahl des Autos auch schon so.
Zwei IsoFix- Vorrichtungen sind hinten mit dabei (waren bei dem Angebot des Autohauses ohne Mehrpreis enthalten), Babyschalen etc. lassen sich damit also supersicher transportieren. Bei größeren Kindern wird der Platz aber sicherlich eng, und auch das Reinsetzen wird etwas knifflig werden, denn die zurückklappbaren Vordersitze bieten nur bedingt ein angemessen anschnallen von Filius oder Filia hinten.

== Platzangebot vorn ==
Vorne merkt man dem Opel Adam sein Kleinstwagen –Status nicht an. Fahrer und Beifahrer haben viel Platz wie in einem Auto der Poloklasse oder besser. Die Sitze in Teilleder sind im Rücken angenehm, die Sitzfläche hätte allerdings länger sein können.

== Kofferraum ==
Mit 160 L ist der Kofferraum sehr klein. Da die Rückbank aber geteilt umklappbar ist, kann das Kofferraumvolumen verdreifachen. Kleinen Urlaubstrips zu zweit sind damit möglich, ein Kinderwagen lässt sich dann auch transportieren.
Ansonsten zeigt der Adam deutlich, dass er eigentlich ein Singleautor ist.

== Was fehlt ==
Unserm Opel lag kein Warndreieck bei und auch kein Este-Hilfe-kasten. Ersteres wird im Kofferraum an zwei Gummilaschen befestigt, für den Verbandskasten gibt es keine vorgesehene Lagermöglichkeit. Eine Hilfetasche lässt sich aber in einen der Ablagefächer unterbringen. Dennoch ist das ein Punkt, der einen den Kopf schütteln lässt.

Ablageflächen insgesamt gibt es im Opel-Adam recht wenige, auch eine Mittelarmlehne, bei der Breite des Kleinen durchaus möglich, ist nicht von Opel zu haben. Schade.
Das Handschuhfach ist ausreichend dimensioniert, geräumig ist es aber nicht wirklich.
Auch hat man keine Möglichkeit, die Anschnallgurte in der Höhe zu verstellen, was bei einigen Körpergrößen das Anlegen des Gurtes unangenehm macht. Da die Fahrer- und Beifahrertür angenehm groß ausfallen, ist die B-Säule recht weit weg vom Fahrer, der Gurt muss also durch akrobatisch anmutende Körperbewegungen von der B-Säule nach vorne gezogen werden.

Zuverlässigkeit

Bisher hat es keine Probleme mit dem Kleinen gegeben. Wir hoffen natürlich, dass das so bleibt.

Haltungskosten

Die Inspektionsintervalle sind gewöhnungsbedürftig und unzeitgemäß. Alle 30.000 km muss der Kleine in die Werkstatt. Das geht ja. Aber unabhängig von der Laufleistung muss der Kleine bei Nichterreichen der KM-Grenze alle 12 Monate in die Werkstatt.
Gerade die Deckelung auf einen 12 Monat-Intervall mag durch die Auslegung auf Kurzstrecken im Stadtverkehr sich logisch noch erklären lassen, dennoch erscheint der 12 Monats-Zyklus dann doch eher als Idee, die Werkstätten auszulasten. Selbst ein Adam, der 8000 km im Stadtverkehr zurücklegt, sollte das ohne Probleme mit dem Öl etc. verkraften können.

Weitere Erfahrungen & Fazit

Der Opel Adam ist ein gelungenes Auto, das aber untermotorisiert ist und für den Preis einige „Vergesslichkeit“ aufweist, bei denen Opel eigentlich nachbessern muss.
Wenig durchdacht sind Ablagefächer, Unterbringung von Erste-Hilfe-Kasten etc., keine Höhenverstellbaren Gurte etc.
Dagegen hat das Auto eine tolle Straßenlage, eine fantastische Lenkung und vorne ein gutes Raumangebot.
Insgesamt ein tolles Auto für alle, die keine Familienkutsche und keinen Rennwagen brauchen.