Philips MotoVision Testbericht

Bei allem Spaß, den Motorräder bereiten, sind sie in vielerlei Hinsicht gefährdet. Nicht, dass jeder Biker allein als potentieller Raser automatisch ein rascher Todeskandidat wäre. Nein, es sind die Kleinigkeiten, welche das Leben auf einem Einspurfahrzeug schwerer machen, als in einem vergleichsweise sicheren Bürgerkäfig. Man wird schlicht schon allein aufgrund der schlankeren Silhouette schlechter wahrgenommen. OK, dafür gibt's ja nun seit gefühlten 350 Jahren das Tagfahrlichtgebot, um Motorräder optisch von anderen Verkehrsteilnehmern hervorzuheben. Was des Nächtens, wo alle Katzen bekanntlich grau und alle Moppeds schnell sind, aus nachvollziehbaren Gründen nicht mehr so besonders hilfreich ist.

Diese Alleinstellungsmerkmal wankte zudem, denn die Politik diskutierte in Deutschland schon länger das Tagfahrlicht für alle anderen auch zur Pflicht zu machen. ADAC und Motorradverbände liefen Sturm. Bei unseren Nachbarn, in Österreich, war man indes bereits klüger geworden und hat diesen unausgegorenen Dummfug nach kritisch und ehrlich analysierter Erprobungsphase ganz schnell wieder abgeschafft. Derzeit liegen die Pläne auch hierzulande auf Eis, was allerdings das Kernproblem auch nicht löst. Da muss man was machen, dachten sich diesmal unsere anderen Nachbarn - Die Holländer - in Gestalt des niederländischen Elektrogroßkonzerns Philips und tüftelten mal wieder etwas aus.

Schattenspiele
Philips ist ja nicht nur aufgrund seiner Haushaltsgeräte bekannt geworden, sondern hat sich insbesondere durch seine innovative Lampen-Sparte einen guten Ruf erworben. Schon vor Jahren kreierten die Mannen Glühlampen für den Straßenverkehr, welche durch verbesserte Eigenschaften gegenüber Standard-Halogenlampen glänzten. Gerade für Motorräder sind solche Spezialleuchten eine überaus feine Sache, denn Licht kann man beim Mopped sowieso nie genug haben. Immerhin verfügt der Hobel grundsätzlich nur über einen einzelnen,darüber hinaus stark richtungsgebundenen, Scheinwerfer und wer je mit der Karre fast blind durch eine dunkle, enge Kurve zirkeln musste, weiß dass jedes zusätzliche, lumpige Lux zählt. Allerdings ist damit immer noch die Gefahr übersehen zu werden, nicht beseitigt.

Abends, speziell innerstädtisch, ist man oft immer noch ein kleines Lichtpünktchen unter Vielen. "Be seen!" lautet daher das philips'sche Marketing-Motto, oder anders ausgedrückt: Auffallen ist alles. Während die meisten Scheinwerfer, dem Massengeschmack folgend, eher bläulich xenon-like schimmern, entwickelte Philips mit der "MotoVision" eine speziell auf die Bedürfnisse von Bikern zugeschnittene Glühlampe, die obendrein zur Unterscheidung einen orangenen Schein hat. Zumindest, wenn andere Verkehrsteilnehmer in den Reflektor blicken. Der Fahrer des Motorrads hingegen merkt davon nichts, sondern freut sich über (laut Philips) 40% mehr weißem Lichtanteil, sowie einen Lichtkegel mit höherer Reichweite (angegeben mit 10 - 20 Meter) und optimierter Streuung. Natürlich mit hochbehördlichem Zulassungs-Segen. Das ist ein Wort.

Lichtgestalten
Zu bekommen sind die seit 2006 vergleichsweise neu am Markt eingeführten Funzeln entweder als H4- oder H7-Version im gut sortierten Fachhandel, bzw. an einigen Tankstellen wurden sie auch bereits gesichtet. Hier liegen die Preise jedoch naturgegeben höher. Louis und Polo rufen für die H4/55W beispielsweise 14,95 auf. Für eine Halogenlampe ein stattlicher Preis, zumal die durchschnittliche Lebensdauer mit 1000 Betriebsstunden auf dem Level von 08/15-Standardware liegt. H7 ist übrigens die noch teurere Variante, da man ja gleich 2 Stück benötigt, weil Abblend- und Fernlicht getrennt ausgeführt sind und jeweils eine eigene Lampe (zu rund 20 Euro) erfordern. Für unseren Fuhrpark beliefen sich die Umrüstungskosten somit mal eben auf 55 Schleifen.

Der Auslöser für den Kauf war eigentlich nur die schlechte Lichtausbeute der beiden mit H7 bestückten Scheinwerfer der pharonischen ER-6f. Speziell ihr Fernlicht ist eine Zumutung und verdient das Attribut "fern" ebenso wenig, wie George W. Bush, den Friedensnobelpreis. Nuja, der ist ja auch keine Leuchte. Egal. Zurück zum Thema. Da hier aber grundsätzlich Nägel mit Köppen gemacht werden und das Leuchtmittel des Göttergattinen-Bügeleisens auch schon ein gewisses Alter erreicht hatte, bekam die olle GPZ 500 ebenfalls eine neue "MotoVision" spendiert. Diese benötigt zum Segen für die Staatskasse allerdings nur eine einzelne H4-Lampe. Der Einbau verläuft wie er immer verläuft: Mal so - mal so. Je nach Mopped und Geschick des Bastelnden.

Das gleiche gilt auch beim Ergebnis. Pauschal kann nicht gesagt werden, ob es nun 10,522 oder 19,77 Meter sind, die der Lichtkegel zugenommen hat. Das hängt vom Motorrad und dessen Fahrwerkseinstellung bzw. der Beladung ab. Das subjektive Empfinden signalisiert jedenfalls eine deutliche Verbesserung des Sichtfeldes in Punkto Weite und Ausleuchtung, verglichen mit der H7 Standard-Bestückung, bei der ER-6f. Weniger krass der Unterschied zur hauseigenen Konkurrenz, denn die wackere GPZ war bereits mit H4 "Allweather" bestückt. Die theoretisch etwas höhere Lichtausbeute der "MotoVision" gegenüber dem älteren Schwestermodell war mit bloßem Auge nicht auszumachen. Überdies lässt sich das vom Verbraucher auch nur schwerlich nachprüfen. Im Grunde ist es unerheblich, solange man (weit) genug sehen kann, ist das Missionsziel erfüllt.

Fazit
Ein sinnvoller Beitrag zur aktiven und passiven Sicherheit, der letztendlich schon dank seiner besseren Lichtausbeute sein Geld wert ist. Sehen und gesehen werden, ist ein zusätzliches,starkes Kaufargument. Nicht, dass jeder jetzt sofort auf Deibel komm raus umrüsten müsste oder sollte. Das ist eine klassische, ganz persönliche Einzelfallentscheidung. Für serienmäßig miese Scheinwerfer, wie die der ER-6f, ist die Umrüstung auf die leistungsfähigen Strahlemänner sicher lohnenswert. Die GPZ hingegen war bereits mit einem technisch verbessertem Leuchtmittel unterwegs - dabei ist keine bahnbrechende Verbesserung aufgefallen. Wobei sich hier wie dort keinesfalls beziffern lässt, wie oft man aufgrund der auffälligen, orangenen Reflexion vielleicht dann doch nicht über den Haufen gefahren wurde.

So Long

Der Oranje-Haut-Pharao