Gut gegen Nordwind (Taschenbuch) / Daniel Glattauer Testbericht
- Niveau:
- Unterhaltungswert:
- Spannung:
- Humor:
- Stil:
Erfahrungsbericht von LilithIbi
Über die e-mail als Transportmittel von Emotionen
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
//GUT GEGEN NORDWIND//
zu einem mittelschweren Debakel; sofern die ganze Geschichte nicht ohnehin schon zwangsweise auf solch eines hinauslaufen würde ~ bzw. gar müsste.
Jener 223 Seiten umfassende Roman interessierte mich persönlich, eben weil ich selbst jene Emmi – oder doch eher Leo? – sein könnte; viele mails von mir und „jenem“ geschrieben hätten sein können.
Leo und Emmi nähern sich dank einer Zufallsbekanntschaft im Internet kennen; sprich: Emmi schickt versehentlich eine mail an Leo, die dieser auf höchst eigentümliche und doch mehr als sympathsiche Art und Weise beantwortet:
“Liebe Emmi Rothner, wir kennen uns zwar fast noch weniger als überhaupt nicht. Ich danke Ihnen dennoch für Ihre herzliche und überaus originelle Massenmail! Sie müssen wissen: Ich liebe Massenmails an eine Masse, der ich nicht angehöre.“
(ZITAT; S. 7)
Emmi ist von dieser Antwort durchaus angetan; und so entwickelt sich nach und nach ein immer enger werdender Kontakt ~ mit all seinen Stolpersteinen, Rückschlägen, Enttäuschungen, Hoffnungen und Träumen, die eine Internetverbindung zweier Seelen vor entfernten Rechnern so mit sich bringen.
Nicht nur auf S. 43 wird jene aufkeimende Romantik ernüchtert:
“Leo, seien wir doch ehrlich: Ich bin für Sie eine Fantasiegestalt, real daran sind nur ein paar Buchstaben, die von Ihnen sprachpsychologisch in einen klangvollen Zusammenhang gebracht werden können. Ich bin für Sie wie Telefonsex, nur halt ohne Sex und ohne Telefon. Also: Computersex, nur ohne Sex und ohne Bilder zum Herunterladen. Und Sie sind für mich reine Spielerei, eine Flirt-Wiederauffrischungsagentur. Ich kann das tun, was mir fehlt: Ich kann die ersten Schritte einer Annäherung erleben (ohne mich tatsächlich annähern zu müssen.).“
(ZITAT; S. 43)
Des öfteren schwanken beide Hauptprotagonisten hin und her, tendieren zum Kontaktabbruch; nur um sich wenig später nach der Aufmerksamkeit des jeweils anderen zu sehnen.
„Gut gegen Nordwind“ ist keinesfalls eine rein romantische Liebesgeschichte; wenngleich sie im ersten Moment an „e-mail für dich“ erinnert. Im zweiten Moment jedoch denkt der sachkundige Leser vor allem an Bücher wie „Liebe Tracey, liebe Mandy“; eben weil man hier und dort gewisse Geheimnisse der beiden Protagonisten aufzudecken meint.
„Gut gegen Nordwind“ lebt vor allem von den Überraschungen, die nichtmal wirklich welche sind, von den kleinen Unvorhersehbarkeiten, Wendungen wie auch Dingen, die man so oder so ähnlich bereits erwartet hatte.
==Mittelgroßes, zusammenfassendes Ergo==
Wer hier einen reinen Liebesroman erwartet, liegt falsch. Zwar ist die Romantik, die Feinfühligkeit, Sehnsucht und Leidenschaft in vielen Zeilen wie auch zwischen den Zeilen deutlich spürbar; ebenso jedoch die Angst vor Enttäuschung.
Zwar ist Emmi es selbst, die Leo mit einer ihrer Freundinnen verkuppeln will ~ und doch ist sie verletzt, als Leo sich tatsächlich mit dieser trifft. Mehrfach.
Vielleicht muss man in der Tat Frau sein, um jenes Gefühlsleben Emmis verstehen zu können...schon allein deshalb würde ich sagen, dass sich das Buch vor allem für Frauen eignet. Wobei es nur dienlich sein kann, wenn Männer ebenfalls zugreifen.
Mir persönlich hat der Roman besser gefallen als erwartet ~ oft tue ich mich schwer, mit als locker-leicht eingestufter Lektüre; doch hier liegt die Tiefe gründiger als angenommen. Sofern das eine amtlich eingetragene Beschreibung sein kann.
Besonders hervorzuheben ist an dem Buch, das dieses ausschließlich aus den geschriebenen e-mails besteht. Der Lesefluss ist eindeutig gegeben, die Spannung steigt hier und dort bis ins unerträglichste ~ und ab und an starrte ich mehr oder minder ungläubig auf die Zeilen.
Oft fieberte ich mit, wollte Emmi oder Leo oder gar beiden einen Schubs oder doch eher eine Schlag in den Nacken geben... und verstand beide gleichso doch viel zu gut.
„Gut gegen Nordwind“ entwickelt sich genauso, wie es das Buch tun musste, um seine Glaubwürdigkeit, Bodenständigkeit und seine Schwere zu behalten ~ der ein oder andere mag über das Ende aufstöhnen. Irgendwo tat ich es auch; doch genauso, wie es ist, ward es vermutlich gut so.
37 Bewertungen, 9 Kommentare
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08.08.2009, 18:52 Uhr von tina08
Bewertung: sehr hilfreichViele Grüße ... Tina
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29.07.2009, 15:22 Uhr von willma1984
Bewertung: sehr hilfreichToller Bericht! LG willma1984 :)
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29.07.2009, 09:56 Uhr von campino
Bewertung: sehr hilfreichLG Andrea ------------
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29.07.2009, 09:06 Uhr von tk7722
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr schöner Bericht, liebe Grüße
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29.07.2009, 09:02 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichKlasse dein Bericht..Lg Sigi
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29.07.2009, 02:06 Uhr von geligiraffe
Bewertung: besonders wertvollich glaub das will ich lesen LG Angelika
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29.07.2009, 01:08 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreicheine gute nacht wünsch ich dir lg. petra
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28.07.2009, 23:08 Uhr von crazy_angel
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße, Chrissy
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28.07.2009, 22:53 Uhr von minasteini
Bewertung: sehr hilfreichSh und lg. Freue mich über Gegenlesung.
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