Gut gegen Nordwind (Taschenbuch) / Daniel Glattauer Testbericht

ab 4,50
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von LilithIbi

Über die e-mail als Transportmittel von Emotionen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

...über jene Problematik oder auch Vorzüge habe ich mir vor Jahren schon Gedanken gemacht. Und offenkundig bin ich da nicht die einzige, denn sonst wäre der Autor Daniel Glattauer auch gar nicht auf die Idee gekommen, seinem Hauptprotagonisten Leo Leike eine entsprechende Studie ausüben zu lassen. Jene Studie führt in dem Buch

//GUT GEGEN NORDWIND//

zu einem mittelschweren Debakel; sofern die ganze Geschichte nicht ohnehin schon zwangsweise auf solch eines hinauslaufen würde ~ bzw. gar müsste.

Jener 223 Seiten umfassende Roman interessierte mich persönlich, eben weil ich selbst jene Emmi – oder doch eher Leo? – sein könnte; viele mails von mir und „jenem“ geschrieben hätten sein können.

Leo und Emmi nähern sich dank einer Zufallsbekanntschaft im Internet kennen; sprich: Emmi schickt versehentlich eine mail an Leo, die dieser auf höchst eigentümliche und doch mehr als sympathsiche Art und Weise beantwortet:

“Liebe Emmi Rothner, wir kennen uns zwar fast noch weniger als überhaupt nicht. Ich danke Ihnen dennoch für Ihre herzliche und überaus originelle Massenmail! Sie müssen wissen: Ich liebe Massenmails an eine Masse, der ich nicht angehöre.“
(ZITAT; S. 7)

Emmi ist von dieser Antwort durchaus angetan; und so entwickelt sich nach und nach ein immer enger werdender Kontakt ~ mit all seinen Stolpersteinen, Rückschlägen, Enttäuschungen, Hoffnungen und Träumen, die eine Internetverbindung zweier Seelen vor entfernten Rechnern so mit sich bringen.

Nicht nur auf S. 43 wird jene aufkeimende Romantik ernüchtert:

“Leo, seien wir doch ehrlich: Ich bin für Sie eine Fantasiegestalt, real daran sind nur ein paar Buchstaben, die von Ihnen sprachpsychologisch in einen klangvollen Zusammenhang gebracht werden können. Ich bin für Sie wie Telefonsex, nur halt ohne Sex und ohne Telefon. Also: Computersex, nur ohne Sex und ohne Bilder zum Herunterladen. Und Sie sind für mich reine Spielerei, eine Flirt-Wiederauffrischungsagentur. Ich kann das tun, was mir fehlt: Ich kann die ersten Schritte einer Annäherung erleben (ohne mich tatsächlich annähern zu müssen.).“
(ZITAT; S. 43)

Des öfteren schwanken beide Hauptprotagonisten hin und her, tendieren zum Kontaktabbruch; nur um sich wenig später nach der Aufmerksamkeit des jeweils anderen zu sehnen.

„Gut gegen Nordwind“ ist keinesfalls eine rein romantische Liebesgeschichte; wenngleich sie im ersten Moment an „e-mail für dich“ erinnert. Im zweiten Moment jedoch denkt der sachkundige Leser vor allem an Bücher wie „Liebe Tracey, liebe Mandy“; eben weil man hier und dort gewisse Geheimnisse der beiden Protagonisten aufzudecken meint.

„Gut gegen Nordwind“ lebt vor allem von den Überraschungen, die nichtmal wirklich welche sind, von den kleinen Unvorhersehbarkeiten, Wendungen wie auch Dingen, die man so oder so ähnlich bereits erwartet hatte.


==Mittelgroßes, zusammenfassendes Ergo==

Wer hier einen reinen Liebesroman erwartet, liegt falsch. Zwar ist die Romantik, die Feinfühligkeit, Sehnsucht und Leidenschaft in vielen Zeilen wie auch zwischen den Zeilen deutlich spürbar; ebenso jedoch die Angst vor Enttäuschung.

Zwar ist Emmi es selbst, die Leo mit einer ihrer Freundinnen verkuppeln will ~ und doch ist sie verletzt, als Leo sich tatsächlich mit dieser trifft. Mehrfach.
Vielleicht muss man in der Tat Frau sein, um jenes Gefühlsleben Emmis verstehen zu können...schon allein deshalb würde ich sagen, dass sich das Buch vor allem für Frauen eignet. Wobei es nur dienlich sein kann, wenn Männer ebenfalls zugreifen.

Mir persönlich hat der Roman besser gefallen als erwartet ~ oft tue ich mich schwer, mit als locker-leicht eingestufter Lektüre; doch hier liegt die Tiefe gründiger als angenommen. Sofern das eine amtlich eingetragene Beschreibung sein kann.

Besonders hervorzuheben ist an dem Buch, das dieses ausschließlich aus den geschriebenen e-mails besteht. Der Lesefluss ist eindeutig gegeben, die Spannung steigt hier und dort bis ins unerträglichste ~ und ab und an starrte ich mehr oder minder ungläubig auf die Zeilen.

Oft fieberte ich mit, wollte Emmi oder Leo oder gar beiden einen Schubs oder doch eher eine Schlag in den Nacken geben... und verstand beide gleichso doch viel zu gut.

„Gut gegen Nordwind“ entwickelt sich genauso, wie es das Buch tun musste, um seine Glaubwürdigkeit, Bodenständigkeit und seine Schwere zu behalten ~ der ein oder andere mag über das Ende aufstöhnen. Irgendwo tat ich es auch; doch genauso, wie es ist, ward es vermutlich gut so.

37 Bewertungen, 9 Kommentare

  • tina08

    08.08.2009, 18:52 Uhr von tina08
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße ... Tina

  • willma1984

    29.07.2009, 15:22 Uhr von willma1984
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht! LG willma1984 :)

  • campino

    29.07.2009, 09:56 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Andrea ------------

  • tk7722

    29.07.2009, 09:06 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht, liebe Grüße

  • sigrid9979

    29.07.2009, 09:02 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse dein Bericht..Lg Sigi

  • geligiraffe

    29.07.2009, 02:06 Uhr von geligiraffe
    Bewertung: besonders wertvoll

    ich glaub das will ich lesen LG Angelika

  • morla

    29.07.2009, 01:08 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    eine gute nacht wünsch ich dir lg. petra

  • crazy_angel

    28.07.2009, 23:08 Uhr von crazy_angel
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße, Chrissy

  • minasteini

    28.07.2009, 22:53 Uhr von minasteini
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh und lg. Freue mich über Gegenlesung.