Leichenblässe (gebundene Ausgabe) / Simon Beckett Testbericht

Lange hatte ich sehnlichst auf den neuen Thriller von Simon Beckett gewartet. Nun war er also endlich erschienen und ich musste nicht lange überlegen, rein in die Buchhandlung. Da lag er nun also, der neue Band *Leichenblässe* von Simon Beckett. Ab zur Kasse, 19.90€ bezahlt und ab nach Hause. Ich konnte es wirklich kaum erwarten, mit dem Lesen zu beginnen.

==Inhalt:==

David Hunter beschließt nach den letzten traumatischen Erlebnissen seinen Mentor in Tennessee zu besuchen. Dies verbindet er mit einem Forschungsaufenthalt auf der " Body Farm". Kaum dort angekommen, wird er auch schon in die Ermittlungen eines mysteriösen Mordfalls involviert. Das Opfer wird in einem furchtbaren Zustand in einer Hütten in den Smoky Mountains gefunden. Es wurde auf grausame Art und Weise gequält und gefoltert. Zusammen mit seinem Mentor Tom Liebermann versucht der Anthropologe David Hunter dem merkwürdigen Todesfall zu klären. Da entdecken die Ermittler des TBI weitere Tode, die mit dem ersten Toten in Verbindung stehen. David stell sich während der Ermittlungen häufig die Frage ob er dieser noch gewachsen ist? Da stirbt Tom und David muss allein weiter ermitteln und steht plötzlich mitten im Fokus des Mörders, so scheint es zumindest, bis die Frau des neuen Leiters der Body Farm plötzlich verschwunden ist….

==Mein Eindruck:==

Da ich gespannt auf den dritten Band von David Hunter gewartet hatte, hoffte ich , dass dieser meine Erwartungen auch erfüllen konnte. Also begann ich gleich mit dem Lesen.
Wie schon von den beiden Vorgängern gewohnt steht David Hunter schnell den mysteriösen Todesfällen und den damit verbundenen Mordermittlungen gegenüber. Diesmal ermittelt aber eigentlich sein Mentor Tom Liebermann in Tennessee und David steht ihm nur mit Rat und Tat zu Seite, da er in Tennessee keine Genehmigung hat als forensischer Anthropologe zu arbeiten.
Simon Beckett schafft es meiner Ansicht nach wieder schnell den Leser in seinen Bann zu ziehen, da er die Geschichte aus der Sicht des Ich-Erzählers David Hunter erzählt.
Simon Beckett schafft es uns in diesem Roman neben der eigentlichen Hauptermittlung noch die Sicht des Mörders zu präsentieren, da dieser auch seine Sicht der Dinge in einer Nebenerzählung mitteilt.
Simon Beckett lässt die Charaktere der Protagonisten so frisch und echt erscheinen, das der Leser sich mitten im Geschehen wiederfindet und mit David gemeinsam ermittelt.
Am Ende scheint dann aber nichts mehr so zu sein wie es anfangs schien und es kommt zum Final Countdown in den Smoky Mountains.
Ich habe den Thriller innerhalb eines Tages gelesen, da mich *Leichenblässe*, wie auch schon die Vorgänger *Chemie des Todes* und *Kalte Asche* völlig gefesselt haben.
Beckett verleiht seinen Protagonisten eine Art, die es dem Leser kaum möglich macht, das Buch auch nur eine Sekunde aus der Hand zu legen.


(_Wer etwas zart beseitet ist, sollte die Leseprobe jetzt besser ausslassen._)

==Leseprobe:==

S.34-35
Die Tür der Hütte war verschlossen. Gardener blieb davor stehen. Er hatte sein Jackett auf dem Klapptisch liegenlassen und Plastikhandschuhe und -überschuhe angezogen. Nun setzte er eine weiße Operationsmaske auf. Ich sah ihn tief Luft holen, bevor er die Tür öffnete und wir hineingingen.
Ich hatte Leichen in allen möglichen Zuständen gesehen. Ich wusste, wie furchtbar die verschiedenen Stadien der Verwesung rochen, und konnte sie sogar am Geruch unterscheiden. Ich hatte Leichen vorgefunden, die bis auf die Knochen verbannt waren oder nach Wochen unter Wasser nur noch aus suppigem Schleiwarem bestanden hatten. Keiner dieser Anblicke war angenehm, aber das gehörte zu meiner Arbeit, und ich dachte, ich hätte mich daran gewöhnt.
Doch so etwas hatte ich noch nie erlebt. Der ekelige süße, an verdorbenen Käse erinnernde Gestank des verwesten Fleisches war beinahe greifbar. Er schien destilliert und konzentriert worden zu sein und drang durch den Mentholdunst unter meiner Nase, als hätte ich die Salbe gar nicht aufgetragen. In der Hütte wimmelte es von Fliegen, die aufgeregt um uns herumschwirrten, aber das war fast nebensächlich, verglichen mit der Hitze.
Die Hütte war wie eine Sauna.
Tom verzog das Gesicht. "Mein Gott…"
"Hab dir gesagt, zeih dich aus", brummte Gardener.
Der Raum war klein und spärlich möbliert. Einige Beamte der Spurensicherung hatten in ihrem Tun innegehalten und sich zu uns umgeschaut, als wir hereingekommen waren. Die Rollläden vor den Fenstern auf beiden Seiten der Tür waren hochgezogen worden, sodass das Tageslicht hereinschien. Der Boden bestand aus schwarzgestrichenen Dielenbrettern, auf denen abgetretene Läufer lagen. Über dem Kamin hing ein verstaubtes Geweih an der Wand, vor einer anderen standen ein schmutzige Spüle, Herd und Kühlschrank. Der Rest des Mobiliars - Fernseher, Sofa und Sessel - war an die Seite geschoben worden, sodass in der Mitte des Raums nur noch ein Esstisch stand.
Darauf lag die Leiche.
Sie war nackt und lag auf dem Rücken, Arme und Beine hingen über die Tischkanten. Angeschwollen durch Gase, ähnelte der Torso einer zu voll gestopften Reisetasche, die aufgeplatzt war. Maden strömten aus der Leiche auf den Boden, und zwar derart viele, dass sie aussahen wie übergekochte Milch. Neben dem Tisch stand ein elektrischer Heizkörper, der rot glühte. Ich sah, wie ein Made auf das Gerät fiel und sich zischend auflöste.
Vervollständigt wurde das Bild durch einen Stuhl, der neben den Kopf des Opfers gestellt worden war. Erst dachte ich mir nicht viel dabei, doch dann begann ich mich zu fragen, warum er dort stand.
Jemand hatte sich genau anschauen wollen, was er tat……


==Der Autor:==

Simon Beckett (* 1968 in Sheffield, England) ist ein britischer Journalist und Autor. Er ist Verfasser von erfolgreichen Kriminalromanen, die inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt wurden.