Ihr eigenartigstes Weihnachtsgeschenk Testbericht

Ich weiß - dieser Bericht geht gegen den Trend. Und vielleicht ist er nicht mal im Sinne der "Aufgabe", die da lautet:

Berichten Sie über das eigenartigste Weihnachsgeschenk Ihres Lebens!

Gelbe Frotteeschlüpfer, Omas selbstgehäkelte Topflappen mit Blumenmuster, ein Alkoholtester - was möchte uns der Schenkende damit sagen? ;) Welches Weihnachtsgeschenk hat Sie am meisten irritiert, worüber müssen Sie heute noch schmunzeln - oder was hat es in Ihre Galerie der Absurditäten geschafft? Wir freuen uns auf Ihre Berichte!


Ich rechne also schon jetzt mit vielen negativen Bewertungen ;)



Vielleicht habe ich bisher einfach nur Glück gehabt. Vielleicht hatte ich bisher keine Menschen um mich, die mir Böses wollten. Vielleicht hatte ich bisher nur Menschen um mich, die sich Gedanken darüber gemacht haben, worüber ich mich freuen würde.

Vielleicht sehe ich in den Geschenken aber auch einen anderen Sinn. Natürlich hatte auch ich schon Geschenke dabei, die im Sinn der Aufgabe "eigenartig" wären oder die andere Menschen als sinnlos oder langweilig einschätzen würden. Aber so denke ich nicht:

Ich gebe nur ein Beispiel. Nachdem mein Mann und ich endlich den Umzug in unsere erste gemeinsame Wohnung geschafft hatten, wollten wir eigentlich eine Einweihungsfeier für Freunde und Verwandte veranstalten. Leider wurde daraus nichts, da wir uns beide gerade in beruflichem Umbruch befanden und ständig nur von einem Ort zum anderen pendelten. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass wir um Weihnachten herum beide eine ganze Woche Urlaub nehmen konnten. So stand einer weihnachtlichen Einweihungsfeier nichts mehr im Wege. Letztendlich wurden sogar zwei daraus, weil wir aufgrund der Menge der eingeladeten Personen Verwandte und Freunde dann doch trennen mussten. Zu der Verwandtenfeier kam auch meine Oma. Nein, sie hat mir keine "selbstgehäkelten Topflappen mit Blumenmuster" geschenkt ;) Aber sie kam mit einem großen, flachen Paket an, drückte mir meine Hand und sagte mir, wie glücklich sie sei, mir das endlich schenken zu können. Ich packte aus und zum Vorschein kam eine riesige Auswahl an selbstgefertigten Spitzendeckchen. Alle Größen, alle Formen, alle Muster, schneeweiß, gestärkt. War ich nun enttäuscht? Mitnichten! Und warum nicht? Natürlich hätte ich denken können - was für ein blödes Zeug, das passt doch gar nicht zu unserem Einrichtungsstil. Hat die nicht nachgedacht? Wollte die bloß ihr altes Zeug loswerden? Wollte die kein Geld ausgeben? Schon beim Schreiben solcher Sätze schäme ich mich ehrlich gesagt. Was bedeutete dieses Geschenk? Meine Oma hat "immer" Spitzendeckchen gehäkelt. Mit allerdünnsten Häkelhaken und unglaublicher Genauigkeit sind filigrane Gebilde entstanden - zu so etwas wäre ich nie in der Lage. Ich bin ein eher ungeduldiger Mensch. Meine Oma hat mir also ein Stück ihres Lebens geschenkt. Und es gleichzeitig geschafft, von ihrem bisherigen Leben loszulassen. Unterdessen ist sie 87 Jahre alt und besitzt auf beiden Augen nur noch ca. zehn Prozent ihrer Sehkraft. Was wäre ich für eine Enkeltochter, was wäre ich für ein Mensch, wenn ich so ein Geschenk nicht zu schätzen wüsste? Natürlich liegen die Spitzendeckchen nicht alle in unserer Wohnung verteilt. Nur eines hat einen Platz bekommen. Alle anderen sind sicher verwahrt und werden in Ehren gehalten.

Auch andere „eigenartige“ Geschenke behandele ich so. Warum sollte ein Geschenk weniger Wert sein, wenn es von jemandem kommt, der sich in der Wahl unsicher war? Ein Geschenk ist ein Geschenk - ich freue mich über jedes und bedanke mich reinen Herzens.


Und mag es jetzt noch so kitschig und abgedroschen klingen:

Weihnachten ist für mich ein Fest der Liebe!


Und ich hoffe auf die wertvollsten Geschenke: Dass ich weiterhin und noch lange Zeit alle Mitglieder meiner Familie um mich habe. Dass ich weiterhin in der Lage bin zu lieben und geliebt werde.

Ich bedanke mich für jedes erhaltene kleine und große Glück und wünsche allen Menschen Gutes, deren Lebenssituation nicht so positiv ist, wie meine. Davon gibt es genug.