Deutschland schafft sich ab (gebundene Ausgabe) / Thilo Sarrazin Testbericht

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Erfahrungsbericht von margy

thilo sarrazin

4
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Kontra:

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Empfehlung:

Ja

Zum Buch:

Die gebundene Ausgabe von 464 Seiten erschien im folgenden Verlag: Deutsche Verlags Anstalt in der 3. Auflage am 30. August 2010 in der deutschen Sprache. Unter der ISBN 3421044309 ist das Buch zu einem Preis von 22,99 € erhältlich.

Buchumschlag:

Der Buchumschlag ist rot mit dem Titel in schwarz, der Name des Schriftstellers in weiß.

Autor:

Thilo Sarrazin (* 12. Februar 1945 in Gera) ist ein deutscher Volkswirt, Autor und ehemaliger Senator von Berlin.
Seit 1975 ist er im öffentlichen Dienst tätig. Er war zudem von 2000 bis 2001 in leitender Position bei der Deutschen Bahn AG beschäftigt. Von 2002 bis April 2009 war er Finanzsenator im Berliner Senat und ist seit Mai 2009 Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. Sarrazin ist Mitglied der SPD. Der Bundesbankvorstand hat am 2. September 2010 beschlossen, die Abberufung seines Vorstandsmitglieds Sarrazin beim Bundespräsidenten zu beantragen.

Inhalt:

Thilo Sarrazin beschreibt in seinem Buch seine Meinung darüber, dass Deutschland irgendwann ein Land ohne Deutsche ist, sondern bevölkert von den Ausländern unserer Welt.

Textausschnitt:

Einleitung
Alle politische Kleingeisterei besteht in dem
Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist.
ferdinand lassalle
In den wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch sehr erfolgreichen
Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg wuchs in Deutschland der
Stolz auf den Fleiß und die Tüchtigkeit seiner Bürger, auf den stetig
steigenden Lebensstandard und den immer weiter ausgebauten Sozialstaat.
Die vier größeren Wirtschaftskrisen – 1966/67, 1974/75,
1981/82 und zuletzt 200 8/09 – haben diesem Stolz und dem Vertrauen
in die Solidität des eigenen Wirtschafts- und Sozialmodells
wenig anhaben können. Selbst die Auswirkungen der Globalisierung,
die Verschiebung der Gewichte in der Welt, die Umweltbelastungen
und die zu befürchtenden Folgen des Klimawandels haben
den Grundoptimismus der Deutschen – auch wenn sie gerne jammern
– bisher nicht nachhaltig beeinträchtigt. Dieser Grundoptimismus
und die Jahrzehnte des fast ungetrübten Erfolgs haben aber
die Sehschärfe der Deutschen getrübt für die Gefährdungen und
Fäulnisprozesse im Innern der Gesellschaft.
»Deutschland schafft sich ab?« – welch eine absurde Befürchtung,
mögen viele denken, wenn sie dieses solide Land mit seinen
80 Millionen Einwohnern in der Mitte Europas betrachten: die
Städte, die Industrie, die Autos, Handel und Wandel, Leben und
Treiben … Ein Land aber ist das, was es ist, durch seine Bewohner
und deren lebendige geistige sowie kulturelle Traditionen. Ohne die
Menschen wäre es lediglich eine geografische Bezeichnung. Die
Deutschen aber schaffen sich allmählich ab. Eine Nettoreproduktionsrate
von 0,7 oder weniger, wie wir sie seit 40 Jahren haben, be-
deutet ja nichts anderes, als dass die Generation der Enkel jeweils
halb so groß ist wie die der Großväter. Die Geburtenzahl sank in
Deutschland von über 1,3 Millionen jährlich in der ersten Hälfte der
sechziger Jahre auf 650 000 im Jahr 2009 ab. Geht das so weiter –
und warum sollte sich etwas ändern an diesem Trend, der schon
über vier Jahrzehnte anhält –, dann wird nach drei Generationen,
also in 90 Jahren, die Zahl der Geburten in Deutschland bei rund
200 000 bis 250 000 liegen. Höchstens die Hälfte davon werden
Nachfahren der 1965 in Deutschland lebenden Bevölkerung sein.
Die Deutschen hätten sich damit quasi abgeschafft. Manche mögen
dieses Schicksal als gerechte Strafe empfinden für ein Volk, in
dem einst SS-Männer gezeugt wurden – nur so lässt sich die zuweilen
durchscheinende klammheimliche Freude über die deutsche Bevölkerungsentwicklung
erklären. Andere trösten sich damit, dass auch
ein kleines Volk leben und überleben kann, und verweisen auf Dänemark
mit seinen rund 5 Millionen Einwohnern. Deutschland wäre
dann eben künftig ein Dänemark auf etwas größerer Fläche. Ginge
das nicht auch? Was wäre daran so schlimm? Es würde vielleicht gehen,
wären da nicht die qualitativen demografischen Verschiebungen
jenseits der schieren Nettoreproduktionsrate sowie die Armutsmigration
und der Bevölkerungsdruck über die Grenzen hinweg.
Vernünftig diskutiert haben wir über die demografische Entwicklung
in Deutschland in den letzten 45 Jahren nicht. Wer nicht
mit im Strom der Beschwichtiger und Verharmloser schwamm, wer
sich gar besorgt zeigte, der musste bald frustriert erkennen, dass er
alleine stand, und nicht selten fand er sich in die völkische Ecke gestellt.
Abgesehen davon befindet sich der gesellschaftliche Diskurs in
Deutschland in einem merkwürdigen Widerspruch: Einerseits ist die
öffentliche Diskussion geprägt von Unterhaltungslust und dem Vergnügen
an Skandalisierungen, andererseits ist sie zunehmend von
den Euphemismen der politischen Begrifflichkeit beherrscht:
– Über die Folgen des Geburtenrückgangs durfte man Jahrzehnte
überhaupt nichts sagen, wenn man nicht unter völkischen Ideologieverdacht
geraten wollte. Das hat sich inzwischen geändert,
da die Generation der Achtundsechziger Angst um ihre Rente
bekommen hat. Aber jetzt ist es 40 Jahre zu spät.
– Die sozialen Belastungen einer ungesteuerten Migration waren
stets tabu, und schon gar nicht durfte man darüber reden, dass
Menschen unterschiedlich sind – nämlich intellektuell mehr
oder weniger begabt, fauler oder fleißiger, mehr oder weniger
moralisch gefestigt – und dass noch so viel Bildung und Chancengleichheit
daran nichts ändert. Da dieser Gundsachverhalt
geleugnet wurde, war jeder Diskussion über die zahlreichen Fehlsteuerungen
des Sozialstaats der Boden entzogen. Es war tabu,
darüber zu reden,
– dass man zwar 90 Prozent der Schüler einer Jahrgangsstufe
zur Hochschulreife führen kann, aber dennoch nicht einmal
10 Prozent von diesen den Anforderungen eines Mathematikstudiums
gewachsen sind
– dass wir als Volk an durchschnittlicher Intelligenz verlieren,
wenn die intelligenteren Frauen weniger oder gar keine Kinder
zur Welt bringen
– dass der Einzelne selbst für sein Verhalten verantwortlich ist
und nicht die Gesellschaft.
»Wer nicht lernt, bleibt unwissend. Wer zuviel isst, wird dick.« Solche
Wahrheiten auszusprechen, gilt als politisch inkorrekt, ja als lieblos
und eigentlich unmoralisch – zumindest aber ist es unklug, wenn
man in politische Ämter gewählt werden möchte. Die Tendenz des
politisch korrekten Diskurses geht dahin, die Menschen von der Verantwortung
für ihr Verhalten weitgehend zu entlasten, indem man
auf die Umstände verweist, durch die sie zu Benachteiligten oder gar
zu Versagern werden:
– Kann ein Schüler dem Unterricht nicht folgen, so liegt das an
der Bildungsferne des Elternhauses.
– Leiden Kinder aus einfachen Verhältnissen auffallend häufig an
Übergewicht infolge Bewegungsmangel, so liegt das nicht an der
Vernachlässigung durch die Eltern, sondern an der sozialen Notlage
der Familie.
– Machen die Kinder von Alleinerziehenden in pädagogischer
Hinsicht Schwierigkeiten, so ist dafür die Gesellschaft verantwortlich,
die den Alleinerziehenden nicht genügend Unterstützung
gewährt. Dabei wäre doch zu fragen, welche gesellschaftlichen
Umstände und individuellen Dispositionen dazu führen,
dass es so viele Alleinerziehende gibt, und was man dagegen tun
kann.
– Sprechen türkische Migranten auch in der dritten Generation
noch nicht richtig deutsch, so wird eine Integrationsfeindlichkeit
des Umfeldes ausgemacht. Aber warum, so fragt man sich, beobachtet
man diese Schwierigkeiten bei fast allen anderen Migrantengruppen
nicht?
Aus der soziologisch richtigen aber banalen Erkenntnis, dass in der
Gesellschaft alles mit allem zusammenhängt, hat sich eine Tendenz
entwickelt, alles auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zu schieben
und so den Einzelnen moralisch und weitgehend tatsächlich von der
Verantwortung für sich und sein Leben zu entlasten. Wie Mehltau
hat sich politische Korrektheit über die Struktur- und Steuerungsfragen
der Gesellschaft gelegt und erschwert sowohl die Analyse als
auch die Therapie.
Welch einen Sturm der Empörung löste ich als Berliner Finanzsenator
aus mit dem detaillierten Nachweis, dass man sich mit dem
Betrag für Essen und Getränke in der staatlichen Grundsicherung
sehr wohl gesund und abwechslungsreich ernähren kann. Übergewicht
infolge falscher Ernährung ist dann aber nicht auf eine objektive
Lebenslage zurückzuführen, für die der Einzelne nichts kann,
sondern das Ergebnis individueller Verhaltensweisen, für die jeder
selbst die Verantwortung trägt. Das aber wollten weder viele Betroffene
noch die politisch Korrekten hören. Dass viele der Betroffenen
sich in E-Mails und Leserbriefen empört äußerten, konnte ich verstehen,
weniger, dass die sogenannten Gutmenschen über mich herfielen,
als ich in einem Interview beiläufig erwähnte, dass das Tragen
eines Pullovers helfen könne, Energiekosten zu sparen, da man dann
weniger heizen müsse.
In die Steuerung der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Entwicklung sollte einfließen, was man erreichen will,
sowie die realistische Einschätzung tatsächlicher Wirkungszusammenhänge.
Jeder, der über Gesellschaft nachdenkt oder diese mitgestalten
will, agiert aber implizit oder explizit aus einem normativen
Zusammenhang. Wenn er dabei die Natur des Menschen und die
tatsächlichen soziologischen und psychologischen Wirkungszusammenhänge
vernachlässigt oder falsch einschätzt, lebt und agiert er
in einem Zerrbild. Sozialingenieure, die so verfahren, richten mehr
Schaden als Nutzen an. Leider gibt es sie, und viele von ihnen schaden
unserer Gesellschaft und trüben unsere Zukunftsaussichten.
So wurde viel zu lange übersehen, dass die Alterung und Schrumpfung
der deutschen Bevölkerung einhergeht mit qualitativen Veränderungen
in deren Zusammensetzung. Über die schiere Abnahme
der Bevölkerung hinaus gefährdet vor allem die kontinuierliche
Zunahme der weniger Stabilen, weniger Intelligenten und weniger
Tüchtigen die Zukunft Deutschlands. Dass das so ist, weshalb
das so ist, und was man dagegen tun kann – davon handelt dieses
Buch.
Ich stütze mich in meinen Ausführungen auf empirische Erhebungen,
argumentiere aber direkt und schnörkellos. Es geht mir vor
allem um Klarheit und Genauigkeit, die Zeichnung ist daher kräftig,
nicht unentschlossen oder krakelig. Ich habe darauf verzichtet,
heikel erscheinende Sachverhalte mit Wortgirlanden zu umkränzen,
mich jedoch um Sachlichkeit bemüht – die Ergebnisse sind anstößig
genug.
Deutschland ist, wirtschaftlich gesehen, in der Spätphase eines
goldenen Zeitalters, das um 1950 begann und langsam zu Ende geht.
Das Realeinkommen des einzelnen Erwerbstätigen steigt schon seit
20 Jahren nicht mehr, spätestens in 10 Jahren wird es sinken, und das
wird infolge der demografischen Verschiebungen ein nachhaltiger
Trend sein. Solche Prognosen scheinen nicht zu den aktuellen Exporterfolgen
der deutschen Volkswirtschaft zu passen, nicht zur Exzellenzinitiative
an den deutschen Universitäten und nicht zu den
vielen guten Nachrichten, über die wir uns täglich freuen dürfen.
Doch das nützt alles nichts, wenn wir die Grundlagen künftiger
Wohlstandssteigerung aufzehren, und genau das tun wir, quantitativ
und qualitativ:
– quantitativ, weil seit 45 Jahren jede neue Generation etwa ein
Drittel kleiner ist als die vorhergehende, während gleichzeitig die
Lebenserwartung steigt,
– qualitativ, weil sich die Bildungsfähigkeit und die Bildungsvoraussetzungen
der Neugeborenen kontinuierlich verschlechtern
und die Mentalität zu verkümmern scheint, die die Grundlage
jeden produktiven Aufbruchs ist.
Ich war lange genug Fachökonom, Spitzenbeamter und Politiker, um
zu jeder meiner Thesen den besten Anwalt aller nur denkbaren Gegenthesen
abzugeben. In Form von Vorlagen, Vermerken, Redeentwürfen
und Aufsätzen habe ich in den letzten 35 Jahren Tausende
von Seiten mit Gegenthesen gefüllt. Meine Chefs mussten politisch
überleben, und ich war dazu da, ihnen dabei zu helfen. Das hatte
seinen Preis: Oftmals konnten subjektiv empfundene Wahrheiten
nur dosiert vorgetragen werden. Immer wieder habe ich die Erfahrung
gemacht, dass es in verantwortlicher politischer Position zwar
nicht unmöglich, aber sehr schwierig und auch nicht üblich ist, unangenehme
Wahrheiten auszusprechen. Es liegt ja durchaus ein
Stück politischer Weisheit darin, sich auf lösbare Probleme und
mehrheitsfähige Vorschläge zu konzentrieren. Aber das erschwert
sowohl die klare Analyse als auch die passende Therapie, und wenn
man nicht aufpasst, wird einem das Gehirn bis zum Verlust der Urteilskraft
vernebelt. Das geht allen Spitzenpolitikern so; viele flüchten
sich leider ins Seichte. Dabei besteht ein großes gesellschaftliches
Bedürfnis nach ungeschminkter Wahrheit, aber wer dieses stillt, lebt
politisch gefährlich und wird leicht zum Opfer der Medienmacht,
die die politisch Korrekten ausüben.
Von meinen 39 Berufsjahren habe ich sieben Jahre als aktiver Politiker
in einem Stadtstaat, sechs Jahre als Staatssekretär in einem
westdeutschen Flächenland und 16 Jahre in den unterschiedlichsten
Funktionen auf verschiedenen Ebenen der Bonner Ministerialbürokratie
verbracht. Erst gegen Ende meiner Amtszeit als Finanzsenator
in Berlin, nachdem ich durch finanzpolitische
Erfolge ein gewisses
Renommee erworben hatte, habe ich auch außerhalb des ganz engen
Finanzbereichs den einen oder anderen offeneren Vorstoß gewagt,
etwa zum Thema Hartz IV oder zu Energiesparmaßnahmen. Trotz
aller Erfahrung hat es mich sehr verblüfft, welche Resonanz es auslöst,
wenn eine Person des öffentlichen Lebens elementare Lebenszusammenhänge
knapp und klar auf den Punkt bringt. Und es hat mich
erschreckt, welche Flut von hasserfüllten Mails ich empfing, sobald
ich ganz konkret – gesunde Ernährung vom Hartz-IV-Einkommen,
Pullover gegen hohe Energiekosten – vorführte, dass Eigenverantwortung
und Selbstbestimmung möglich und vor allem notwendig sind.
Aber es scheint, als würde die Gruppe derer, die sich aus der Verantwortung
für sich selbst und für ihr eigenes Leben verabschieden
möchte, immer größer. Diese Entwicklung ist keineswegs beschränkt
auf bestimmte Einkommensgruppen oder gesellschaftliche Schichten,
und sie ist keineswegs neu. In der Rückschau kann man nämlich
einen Trend ausmachen, der sich seit den fünfziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts kontinuierlich entwickelt hat.
Die Bundesrepublik der frühen fünfziger Jahre war ein sehr modernes
Staatswesen. Nach den zwei verlorenen Kriegen hatten sich
katastrophale Folgen gezeigt: Die Institutionen waren zerstört, die
Traditionen in Frage gestellt und die Bevölkerung durch Flucht und
Vertreibung durcheinandergewirbelt. Doch die spezifischen deutschen
Stärken – ein hoher Standard in Wissenschaft, Bildung und
Ausbildung, eine leistungsfähige Wirtschaft und eine qualifizierte
Bürokratie – waren durch die Katastrophe des Krieges und die Zerstörung
der Infrastruktur erstaunlich wenig beeinträchtigt worden.
Die Angehörigen der Führungsschichten und der Bürokratie waren
zu 90 Prozent willige Helfer der Nazidiktatur gewesen; das wirkte
sich aber keineswegs auf ihre Effizienz beim Wiederaufbau aus.
Ganz und gar ungebrochen und durch die Katastrophe und die
Chance zum Wiederaufbau sogar noch angestachelt waren der traditionelle
deutsche Fleiß und der Hang zum Tüfteln und Verbessern.
Gerade die Flüchtlinge und Vertriebenen taten sich hier hervor. Sie
waren in derselben Situation wie die Auswanderer des 19. Jahrhunderts
in den Vereinigten Staaten, nämlich fremd und mittellos, und
sie konnten nur mit besonderem Fleiß vorankommen. Und sie waren
fleißig, so fleißig, dass sie den Alteingesessenen in der jungen Bundesrepublik
bald kräftig Beine machten.
Damit das deutsche Wirtschaftswunder möglich wurde, mussten
aber noch weitere Umstände hinzukommen:
– der Ost-West-Gegensatz, der aus dem besiegten Land plötzlich
einen begehrten Partner machte, den es zu fördern und zu stützen
galt
– die stürmische Erholung der westlichen Welt nach 20 Jahren
Krieg und Weltwirtschaftskrise
– die schnelle Befreiung der westdeutschen Wirtschaft von zahlreichen
administrativen Fesseln in den Jahren 1948 bis 1951, Ludwig
Erhards großes und bleibendes Verdienst.
Die »soziale Marktwirtschaft« war das große Versprechen, das letztlich
das ganze Volk hinter dem Wiederaufbau vereinte: Alle sollten
einen fairen Anteil am gemeinsam Erwirtschafteten bekommen, alle
sollten vor Hunger, Kälte und drückender Armut geschützt sein, wer
arbeiten wollte, sollte auch Arbeit finden. Dieses Versprechen wurde
eingelöst, und wie!
– Von 1950 bis 1960 wuchs die westdeutsche Wirtschaft mit einer
Jahresrate von acht Prozent.
– Die Arbeitslosigkeit sank von 11 ,0 Prozent im Jahre 1950 auf
1,3 Prozent im Jahre 1960.
– Das Realeinkommen pro Kopf der Bevölkerung stieg in zehn
Jahren um fast 70 Prozent. 1955 erwirtschaftete Deutschland ein
ebenso hohes Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt wie Frankreich,
bereits 1952 war das Pro-Kopf-Sozialprodukt der Siegermacht
Großbritannien übertroffen worden.
Das Staatswesen und die Gesellschaftsordnung erreichten in der
Bundesrepublik um 1960 einen Legitimationsgrad und eine Akzeptanz
wie niemals in den 150 Jahren zuvor und niemals danach. Die
SPD hatte im Godesberger Programm 1959 die Konsequenzen
daraus gezogen und Frieden mit dem zur »sozialen Marktwirtschaft«
gezähmten Kapitalismus gemacht. Doch die Idylle währte nur kurz:
– 1 966/67 weckte die erste deutsche Nachkriegsrezession Zweifel,
ob Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung quasi permanent
zu sichern seien. Diese waren aber bald wieder zerstreut
dank der gloriosen Wachstumsraten der Jahre 1968 bis 1971.
– 1 968 begann ein Teil der Nachkriegsgeneration gegen ein Gesellschaftsmodell
zu protestieren, wonach die wesentliche Legitimationsgrundlage
der Gesellschaft und ihre hauptsächliche Zielsetzung
in der Erhöhung der Güterproduktion zu bestehen schien.
– 1 972 wies der erste Bericht des Club of Rome unter dem Titel
»Die Grenzen des Wachstums« auf die Endlichkeit der Ressourcen
dieser Erde hin. Das war der Auslöser für die Umweltbewegung.
Von diesem Bericht führt ein direkter Weg zur heutigen
Diskussion über die Klimakatastrophe.
– 1 973 löste die erste Ölkrise die zweite große Nachkriegsrezession
in Deutschland aus. Der Vollbeschäftigungsgrad der sechziger
Jahre wurde seither nicht mehr erreicht.
– 1 979 folgte nach dem Umsturz im Iran die zweite Ölkrise, die
zur dritten Nachkriegsrezession und zum Sturz der sozialliberalen
Koalition unter Helmut Schmidt führte.
– I n den achtziger Jahren gelang die Stabilisierung der Weltwirtschaft;
eine weltweit veränderte Geldpolitik brachte die Inflation
nachhaltig in tolerable Bereiche. Die deutsche Wirtschaft wuchs
wieder, wenn auch wesentlich langsamer als in den sechziger und
siebziger Jahren. Die Arbeitslosigkeit sank, blieb aber grundsätzlich
höher als zuvor.
– 1 989 bis 1991 veränderten der Zusammenbruch des Ostblocks
und die Auflösung der Sowjetunion die politische und ökonomische
Weltkarte radikal. Die Übernahme der Marktwirtschaft
im ehemaligen Ostblock, vor allem aber die Übernahme der
Marktwirtschaft in China und Südostasien leiteten eine starke
und noch anhaltende Veränderung der Gewichtsverteilung
in der Weltwirtschaft ein. Dies stellte das deutsche Versprechen
der »sozialen Marktwirtschaft« so nachhaltig in Frage wie
keine Entwicklung zuvor. Ob es weiterhin eingehalten werden
kann, ist fraglich.
Globalisierung und Marktwirtschaft bedeuten letztlich, dass in allen
marktwirtschaftlich verfassten Ländern, die ergänzend die nötigen
öffentlichen Güter in Bildung und Infrastruktur bereitstellen, vergleichbare
Arbeit auch vergleichbar entlohnt wird. Für den Ökonomen
heißt das: Grenzkosten (zusätzliche Kosten der jeweils letzten
produzierten Einheit) und Grenzprodukt (Zuwachs des Ertrags, der
durch den Einsatz einer jeweils weiteren Einheit eines Produktionsfaktors
erzielt wird) des Produktionsfaktors Arbeit tendieren in den
globalisierten offenen Marktwirtschaften weltweit zur Angleichung.
So wie es in der globalisierten Welt den Welteinheitszins als Grenzentlohnung
des Kapitals gibt, so gibt es tendenziell auch eine einheitliche
Entlohnung des Produktionsfaktors
Arbeit. Es ist ganz folgerichtig,
dass die realen Stundenlöhne in Deutschland – genau wie
beispielsweise in den USA und in Italien – heute nicht höher sind als
1990. Sie werden auch nicht mehr steigen, bis Staaten wie China, Indien
und Thailand das westliche Lohnniveau erreicht haben. Diese
Entwicklung trifft Deutschland in einer Phase, in der seine Kraft aus
ganz anderen Gründen erlahmt, und auch davon handelt dieses Buch.
Der Keim für diese Fehlentwicklungen, die unsere Zukunft verdüstern,
ist bereits in den triumphalen späten fünfziger Jahren gelegt
worden. Damals begann eine Kette institutioneller Reformen, von
denen jede einzelne wohlgemeint war und sicher individuell auch viel
Gutes gebracht hat. Die kombinierte Wirkung dieser Reformen leitete
aber einen gesellschaftlichen Substanzverzehr ein, der unsere
Zukunft bedroht. Im Kern geht es um vier Themenkomplexe, die
miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen:
– um die seit 40 Jahren eingetretenen demografischen Verschiebungen
und generativen Verhaltensänderungen sowie deren
Weiterwirken in die Zukunft1
– um die in unserem Sozialsystem liegenden Anreize, ein selbstbestimmtes
Leben zu führen – oder dies eben nicht zu tun
– um Sozialisation, Bildung und lebensweltliche Motivation der
Menschen
– um die Qualität, die Struktur und den kulturellen Hintergrund
der Migranten in Deutschland.
Für mich ist es eine offene Frage, ob und inwieweit es überhaupt
möglich ist, Reformen gegen strukturelle Veränderungen von Wirtschaft,
Gesellschaft und deren beständig sich ändernde Rahmenbedingungen
durchzusetzen. Es bleibt niemals etwas so, wie es ist, und
kein gesellschaftlicher Zustand ist konservierungsfähig. Andererseits
ist es überhaupt nicht möglich, zu Urteilen zu kommen, Zustände
zu bewerten und notwendige Veränderungen zu formulieren, wenn
man sich kein eigenes normatives Bild von der Gesellschaft macht.
Doch warum, so könnte man fragen, beschäftigen wir uns überhaupt
mit Gedanken um die Zukunft, und was wird damit impliziert?
Sollte sich nicht jede Generation mit ihren Problemen befassen und
die Probleme späterer Generationen den dann Lebenden überlassen?
Bei all diesen Fragen sind wir von Paradoxien, die wohl grundsätzlich
nicht auflösbar sind, geradezu umzingelt: Wir gehen selbstverständlich
davon aus, dass nur Individuen eine Persönlichkeit und
eine Identität zukommt. Gemeinschaften, Gesellschaften, Völker
dagegen, überhaupt alle sozialen Organisationsformen haben nach
der herrschenden Auffassung keinen über das Individuum hinausweisenden
Wert – jedenfalls nicht, wenn man die Idee einer göttlichen
Weltordnung oder ein entsprechendes geschichtsphilosophisches
Pendant zurückweist. Paradox nur, dass wir uns dann über die
Umwelt so viele Gedanken machen. Wir nehmen als unvermeidlich
hin, dass Deutschland kleiner und dümmer wird. Wir wollen nicht
darüber nachdenken, geschweige denn darüber sprechen. Aber wir
machen uns Gedanken über das Weltklima in 100 oder 500 Jahren.
Mit Blick auf das deutsche Staatswesen ist das völlig unlogisch, denn
beim gegenwärtigen demografischen Trend wird Deutschland in
100 Jahren noch 25 Millionen, in 200 Jahren noch 8 Millionen und in
300 Jahren noch 3 Millionen Einwohner haben. Warum sollte uns das
Klima in 500 Jahren interessieren, wenn das deutsche Gesellschaftsprogramm
auf die Abschaffung der Deutschen hinausläuft?2
In einer Welt ohne Gott hat der Zustand der Natur keinen
Eigenwert, höchstens als Lebensumwelt der Menschen, also aus einer
aus dem Individuum abgeleiteten Rechtfertigung heraus. Diese
Rechtfertigung entfällt jedoch mit den Individuen selber. Tatsächlich
ist es aber so, dass die meisten von uns entgegen aller Logik sozialen
Organisationen gleichwohl einen über das Individuum hinausweisenden
Eigenwert zusprechen: Viele Mitarbeiter lieben das Unternehmen,
in dem sie jahrzehntelang gearbeitet haben, andere ihren
Fußballverein, wieder andere ihre Stadt, ihr Land, ihr Volk. Dass wir
diesen Entitäten einen Eigenwert zumessen, der über uns selbst
hinausweist, motiviert uns, hebt uns, macht uns stolz, gibt uns Antriebskraft
und lässt uns unsere eigenen kleinen Wehwehchen und
größeren Leiden vergessen. Nur wenn es um Deutschland geht, haben
viele eine Schere im Kopf:
– H eimatverbunden? Aber gerne!
– L okalpatriot? Natürlich!
– Europäer? Sowieso!
– Weltbürger? Klar doch, das gehört sich so!
– Deutscher? Nur bei der Fußballweltmeisterschaft,
sonst eher peinlich!
Sich um Deutschland als Land der Deutschen Sorgen zu machen,
gilt fast schon als politisch inkorrekt. Das erklärt die vielen Tabus
und die völlig verquaste deutsche Diskussion zu Themen wie Demografie,
Familienpolitik und Zuwanderung. Ich glaube, dass wir ohne
einen gesunden Selbstbehauptungswillen als Nation unsere gesellschaftlichen
Probleme aber nicht lösen werden.
Das wirtschaftlich vereinte und außenpolitisch handlungsfähige
Europa wird auch in 100 Jahren noch aus Nationalstaaten bestehen,
die dezidiert polnisch, dänisch, französisch, niederländisch oder britisch
sind. Nur auf dieser Ebene gibt es eine wirkliche demokratische
Legitimation, und nur dort kann man die Kraft zur gesellschaftlichen
Erneuerung finden – oder eben auch nicht. Die Hoffnung, der
Nationalstaat werde sich in Europa auflösen, ist ein spätes Produkt
deutscher Weltflucht mit durchaus ambivalenten Zügen, denn sie
projiziert letztlich den Reichsgedanken auf die europäische Ebene –
übrigens nicht ganz ohne historischen Bezug: Das Europa der Sechs
entsprach in seinen regionalen Grenzen ziemlich genau dem Frankenreich
unter Karl dem Großen.
Sobald man den Lauf der Geschichte beklagt und als ungünstig
empfundene Trends umkehren möchte, ist man in Gefahr, unhistorisch
zu werden, der Nostalgie zu verfallen und wichtige Momente
der richtigen Einflussnahme zu verpassen. Wie ein Fluss ändert sich
der Strom der Geschichte beständig und kehrt niemals in sein altes
Bett zurück. Doch vor der Nostalgiefalle muss sich auch jeder hüten,
der Gutes bewahren will und nicht die Veränderung als solche gutheißt.
Der Realist akzeptiert, dass jeder historische Zustand eine Medaille
mit zwei Seiten ist: Die traditionelle Idylle des Landlebens
verträgt sich nicht mit der modernen Landwirtschaft. Die Sicherheit
der Tradition und eines klaren Wertekanons verträgt sich nicht mit
dem Tempo des technologischen Wandels. Das Aufgehobensein in
der eigenen regionalen und nationalen Besonderheit verträgt sich
nicht mit vielen Folgewirkungen großer Migrationsprozesse. Nirgendwo
und niemals kann man den Kuchen essen und zugleich behalten.
Realismus ohne Zugaben von rückwärtsgewandter Nostalgie
und nach vorne gerichtetem Gestaltungswillen ist aber ziemlich
platt und banal und von Fatalismus oder Wurstigkeit kaum zu unterscheiden.
Natürlich läuft man leicht Gefahr, die länger werdenden
Schatten des eigenen Lebens mit der Verdüsterung der Weltperspektive
zu verwechseln. Auf meine hier vorgetragenen Überlegungen
trifft das wohl nicht zu, denn diese Fragen haben mich über die letzten
30 Jahre intensiv und kontinuierlich beschäftigt.
Wer bestehende historische Trends beklagt und verändern will,
sollte sich geschichtsphilosophisch ein wenig selbst vergewissern:
Hängt man einfach nur an vergangenen Werten und Zuständen und
beklagt die persönliche Entfremdung, die der Zeitenwandel mit sich
bringt? Doch es ist keineswegs so, dass jedes Unbehagen an der Richtung
und den Folgen gesellschaftlichen Wandels unter den Generalverdacht
rückwärtsgewandter Nostalgie fällt.
Jede historische Gesellschaftsformation, wie lang sie auch immer
andauern mag, besteht aus einem Set von Bedingungen, der sie überhaupt
erst ermöglicht: Klimatische, geografische, technologische,
kulturelle, machtpolitische und demografische Voraussetzungen
müssen sich zu einem bestimmten Amalgam vermischen, damit gerade
diese Gesellschaft entsteht. Wenn sich dieses Bündel von Bedingungen
ändert, ändert sich auch die Gesellschaft. Mit dem technischen
Fortschritt sowie der wachsenden Interaktion innerhalb von
Gesellschaften und zwischen ihnen setzte mit dem Ausgang des
Mittelalters
eine Beschleunigung des Wandels ein.
Die Existenzbedingungen gesellschaftlicher
Formationen ändern
sich unablässig, wenig bleibt, wie es ist. Nicht immer sind es Änderungen
zum Positiven, wie die schrecklichen Verirrungen des 20. Jahrhunderts
zeigen. Aber es gibt auch zähe Elemente gesellschaftlicher
Stabilität, die über lange Zeiträume dem Wandel trotzen. Dazu zählen
die regionalen und nationalen Eigenheiten der Völker. Es ist eben
nicht dasselbe, wenn zehn Sizilianer und zehn Friesen das Gleiche
tun. Solche zähen Elemente sind ferner der Einfluss der Religion,3 die
überkommenen Gebräuche, die Bande der Familie und der Respekt
vor dem Alter. Dieser Kitt wirkt stabilisierend gegen die Tendenz
zur Entfremdung nicht nur des Einzelnen, sondern großer gesellschaftlicher
Gruppen, ganzer Gesellschaften und ganzer Völker.
Doch kommt es zu kritischen Situationen, ergeben sich ideale Voraussetzungen
für politische Umstürze und kriegerische Auseinandersetzungen.
Die Entfremdung ist ausgeprägter in Zeiten starken Wandels
oder katastrophaler Umbrüche, wozu Kriege, Epidemien wie die
mittelalterliche Pest oder Naturkatastrophen
zählen.
Neben den Zeiten starken Wandels gab es immer wieder Zeiten,
in denen man sich über mehrere Generationen hinweg sicher aufgehoben
fühlen durfte im Kreislauf einer nur von Krankheit und Tod
bedrohten und scheinbar unveränderlichen, wohlgeordneten Welt.
Wer in solchen Verhältnissen lebte, wähnte sich in einer natürlichen
Ordnung geborgen und der besten aller Welten zugehörig, auf
einem Niveau, von dem aus es nur noch bergab gehen könne. Das
waren die goldenen Zeitalter, von denen immer wieder berichtet
wird. Es gab viele davon, mal über zwei, mal gar über zehn Generationen
andauernd – Epochen, in denen es örtlich begrenzt so schien,
als stehe die Geschichte still, weil etwas Perfektes, nicht mehr Verbesserungsfähiges
geschaffen war.
Über Richtung und Qualität des gesellschaftlichen Wandels entscheidet
neben den äußeren Anstößen, die nicht weiter beeinflussbar
sind, die Mischung aus Beharrung und Veränderung. Die ganz unterschiedliche
Entwicklung zwischen der britischen und der russischen
Gesellschaft ist ein extremes Beispiel dafür. Beide Reiche wurden
einst von Wikingerstämmen gegründet (die Waräger im Falle
Russlands, die Normannen im Falle Englands), und doch nahmen
sie sehr unterschiedliche Wege.
Die berühmten »goldenen Zeitalter« haben sich stets dadurch
ausgezeichnet, dass ihr Fundament die jeweils richtige Mischung
aus Stabilität und Elastizität aufwies, denn ohne Stabilität gibt es
keine Dauer und ohne Elastizität keine Überlebensfähigkeit.4 Aber
nichts bleibt eben, wie es ist. Gerade unter dem schönsten Baum
sitzt immer schon der Wurm, der an der Wurzel nagt und später die
Krone zum Welken bringt. Der späte Willy Brandt sagte einmal
sehr schön: »Nichts kommt von selbst, und nur wenig ist von
Dauer.« Auf ganz lange Sicht ist sowieso alles menschliche
Tun vergeblich,
aber hilflos den historischen Geschicken ausgeliefert sind
wir auch nicht.
Wie das meiste im Leben ist auch der Inhalt dieses Buch ambivalent:
Die hier beschriebenen Trends nagen an den Wurzeln von materiellem
Wohlstand und gesellschaftlicher Stabilität, aber es gibt
immer Ansatzpunkte, manches zum Positiven zu wenden. Man muss
es nur tun!

Meinung:

Das Buch Thilo Sarrazins löste viele Diskussionen aus und auch sein Job als Vorsitzender der Bundesbank steht auf dem Spiel. In der Politik, in der er einst tätig war, hat er auch keine gute Karten mehr. Die Bevölkerung ist zum größten Teil auf der Seite des Autors, weil er ihnen mit seiner Meinungsdarlegung aus der Seele und dem Herzen spricht.
Es ist von Rassismus die Rede, von der Degradierung der Moslems. Er schert alle ausländischen Bürger über einen Kamm, geht davon aus, dass die islamische Bevölkerung sich nicht an Deutschland anpasst und auch die Bildung eines jeden Türken unter dem Durchschnitt liegt.
Er wiegelt mit seinen Worten im Buch die Ausländerfeindlichkeit auf - das ist meine Meinung. Mittlerweile leben in Deutschland Türken, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben und somit Deutsche sind. Melda Akbas, die Buchautorin von "So wie ich will" ist das beste Beispiel dafür, dass es in Deutschland auch gebildete türkischabstämmige und hochgebildete Menschen leben. In Berlin besucht sie das Gymnasium und macht Karriere mit ihrem Buch entgegen der Meinung Sarrazins.
Sie können unser Land beleben und mit der Erzielung der deutschen Staatsbürgerschaft der Ausländer unseres Landes wird Deutschland ein Land der Deutschen bleiben.
Natürlich ist es so, dass es auch ungebildete Menschen gibt. Das aber bezieht sich aber nicht nur auf die Ausländer in unserem Land. Auch die Deutschen haben nicht alle studiert, der eine oder andere besucht die Sonderschule. Den Eltern muss unter die Arme gegriffen werden, dass sie sich mehr um ihre Kinder und die Schulbildung und den Beruf kümmern können.
Unsere Politik lässt unser Volk verarmen und das unter Legalisierung der Gesetze. Hartz IV ist das beste Beispiel dafür. Die Menschen, die Hartz IV empfanfen, sind gearscht von vorne herein. Haben die arbeitslosen Mitglieder unseres Staates eine Arbeit als Minijobbler gefunden, wird das vom Staat nicht anerkannt. Alle 2 Wochen meldet sich die zuständige ARGE und versucht, genau die Leute in Praktikas, 1 €-Jobs zu zwingen oder an Lehrgängen teilnehmen zu lassen, die zum Scheitern verurteilt sind. Es gibt ja kaum mehr offene Stellen für unsere Kinder oder die Bürger. Lebt ein Mitglied des Staates, der Hartz IV empfängt, in Untermiete, wird sofort eine Partnerschaft unterstellt. Die 359 €, die ein Arbeitsloser erhält, sind noch zuviel als Taschengeld für den Monat. Kürzen und Streichen hilft dem Staat, Geld an den falschen Ecken zu sparen.
Wenn Menschen dann ausbrechen aus den gegebenen Regeln und Gesetzesvorlagen der Schwarzarbeit und des Betruges, wundert mich das nicht.
Anstatt zu helfen, wo man kann, wird den Menschen das bisschen, was sie haben, noch unter dem Boden weggerissen. So kann es nicht laufen.
Die Politik und die Regierung, die vieles in unserem Land verändern könnte, hilft nicht, sondern entreißt den Menschen des eigenen Landes ihre Existenz.
Genau da setzt Sarrazin an. Es ist nicht alles gut und richtig, was in unserem Land geschieht. Es ist klar, dass hier im Land Faule und Unwillige leben. Es lebt sich ja gut auf Kosten des Staates. Aber auch da sind nicht alle über einen Kamm zu scheren. Reicht es nicht, eine Aushilfsstelle gefunden zu haben, um nicht dem Staat unnötig auf der Tasche zu liegen? Das sieht der Staat anders. Um Menschen aus der Statistik der Arbeitslosigkeit zu verbannen, müssen sie in Lehrgängen untergebracht werden.
Wer sollte denn 1 €-Jobbler anstellen, wenn die nächsten schon vor den Toren stehen und warten? Wer sollte Praktikanten übernehmen, wenn die nächsten anstehen?
Wie verrückt ist unsere Politik eigentlich? Und es wird immer schlimmer. Nicht die Bürger sind verantwortlich zu machen, sondern die Politiker mit ihrem eingeschränkten Denken.
Die greift Sarrazin hier an und das meiner Meinung nach mit Recht. Vieles hier muss sich ändern, sonst löst die Regierung einen Protest und einen Krieg aus, der unaufhaltsam weiter schreitet bis zu einem Ausbruch eines Tages. Ich finde es gut, dass ein Mann aus der Menge seine Stimme erhebt und den Mut zeigt, aufzuweisen, was hier schief läuft, auch wenn vieles überspannt ist. Er sollte nicht jeden Bürger gleichstellen mit dem anderen. Nicht alle sind dumm und ungebildet. Das stimmt natürlich nicht. Was aber stimmt, ist, dass sich vieles ändern muss.

33 Bewertungen, 5 Kommentare

  • tester4all

    13.09.2010, 21:16 Uhr von tester4all
    Bewertung: sehr hilfreich

    Tja, lest bitte mein Bericht dazu. LG

  • morla

    07.09.2010, 20:39 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^petra

  • sigrid9979

    07.09.2010, 20:38 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Berichtet.... Lg Sigi

  • Baby1

    07.09.2010, 20:03 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • anonym

    07.09.2010, 18:59 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toll beschrieben. GLG