Das Wesen (Taschenbuch) / Arno Strobel Testbericht

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ab 6,55
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Erfahrungsbericht von dik1609

Vom Hin und Her der Gefühle

Pro:

Enorm geschickt gestaltete Spannung auf mehreren Ebenen

Kontra:

Nichts entdeckt

Empfehlung:

Ja

Es ist noch gar nicht lange her, da las ich erstmals einen Roman von Arno Strobel. Und ich war begeistert. "Der Trakt" sorgte dafür, dass ich mehr von diesem Autoren lesen wollte, dass ich mich nach weiteren Werken umschaute. Und natürlich wurde ich fündig. Mein zweiter Strobel ist inzwischen ausgelesen, so dass hier darüber berichtet werden kann. Und der dritte liegt daheim schon bereit...

Der Kauf

Fündig wurde ich einmal mehr bei meinem Stamm-Buchhändler im Internet, buecher.de, wo ich für das im Jahr 2010 im Fischer-Taschenbuchverlag erschienene Werk mit 368 Seiten und einem Reise tauglichen Gewicht von 320 Gramm 8,95 Euro zu zahlen hatte. Versandkosten waren keine zu zahlen, die Lieferung erfolgte nur zwei Tage nach der Bestellung per DHL.

Das Aussehen

Der Umschlag des Taschenbuchs mit dem Format 19 mal 12 Zentimeter ist ganz in schwarz gehalten. Die Vorderseite des Covers nennt in weißer Schrift ganz oben den Autoren, darunter in leicht hervorgehobener Form und braun-weißer Farbe den Titel, außerdem ist eine dunkle Wendeltreppe zu sehen. Auf der Rückseite gibt es einige kurze Informationen zum Inhalt. Im übrigen wird hier nicht viel Platz verschwendet, denn schon auf der Innenseite des Covers gibt es ein Foto des Autoren und Informationen über ihn - gleich danach folgt ebenfalls keine Leerseite, sondern ein Interview mit Strobel.

Der Autor

Arno Strobel, 1962 in Saarlouis geboren, studierte Informationstechnologie. Nach einigen Jahren Selbständigkeit ging er nach Luxemburg, wo er seitdem bei einer großen deutschen Bank mit der IT-Projektdurchführung betraut ist. Mit dem Schreiben begann er im Alter von fast 40 Jahren. Arno Strobel lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Trier.

Der Inhalt (Buch-Innenseite)

Die Aachener Kripo erhält einen anonymen Hinweis: Ein Mädchen soll verschwunden sein. Bei ihren Recherchen erleben die Kommissare Seifert und Menkhoff eine große Überraschung: Der Vater des angeblich verschwundenen Kindes ist Dr. Joachim Lichner, ein Psychiater, den sie viele Jahre zuvor wegen Mordes an einem kleinen Mädchen verhaftet hatten und der in einem spektakulären Indizienprozess zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Als die Beamten ihn mit erneuten Verdächtigungen konfrontieren, leugnet Dr. Lichner, überhaupt ein Kind zu haben. Er sein unschuldig, genau wie damals. Will ihn jemand zum zweiten Mal hinter Gittern bringen - für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat? Warum setzt Kommissar Menkhoff nach all den Jahren alles daran, Lichner ein weiteres Gewaltverbrechen nachzuweisen? Und warum verstrickt sich der Psychiater bei jedem Verhör in immer stärkere Widersprüche, als es um seine frühere Lebensgefährtin geht? Ein unerbittliches Psychduell nimmt seinen schrecklichen Lauf...

Leseprobe

Kriminalhauptkommissar Bernd Menkhoffs Handy klingelte, als wir nur noch wenige Meter von der Garagenauffahrt seines Einfamilienhauses im Aachener Stadtteil Brand entfernt waren. Während er umständlich sein Telefon aus der Hosentasche fingerte, lenkte ich den A6 an den Straßenrand. Seit 16 Jahren waren wir Partner, und meistens setzte ich ihn nach Dienstschluss zu Hause ab und nahm ihn am nächsten Tag wieder mit.
"Ja", meldete sich Menkhoff knapp und senkte den Kopf ein wenig, während er dem Anrufer zuhörte. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Hoffentlich nichts Dienstliches mehr. Den Motor des Audis ließ ich laufen, die Klimaanlage blies angenehm kühle Luft in den Innenraum. Draußen war es drückend.
"Ja, der bin ich", sagte Menkhoff neben mir mürrisch. "Woher haben Sie diese Nummer?" Er hörte wieder eine Zeitlang zu, dann kniff er die Augen zusammen. "Was?"
Es war etwas Dienstliches.
"Aha. Und wie kommen Sie darauf ?" Menkhoffs Stimme hatte einen unpersönlichen Klang angenommen. "Sagen Sie mir bitte erst mal Ihren Namen." Es vergingen weitere Sekunden, dann ließ er das Handy sinken. "Aufgelegt."
"Anonym?"
"Ja. Eine Männerstimme. Hat was erzählt von einem kleinen Mädchen, das angeblich seit mehreren Tagen verschwunden ist. In der Zeppelinstraße."

Meine Meinung

Irgendwie kann ich mir Arno Strobel bei der Arbeit hervorragend vorstellen: Er schreibt, hält kurz inne, überlegt - und lächelt. Denn in diesem Moment ist ihm wieder ein Einfall gekommen, wie er den Leser seines Buches in die Irre führen kann. Und genau darum dreht es sich bei diesem Autoren. Irgendwie ist hier nichts wie es scheint und für den Konsumenten seines Werkes summieren sich die Fragezeichen. Das beginnt bei lapidaren Fragen wie der, ob es überhaupt einen Kriminalfall gegeben hat und führt hin zu der entscheidenden, wer denn hier eigentlich Gut und wer Böse ist. Mal scheinen die Zeichen in diese Richtung zu deuten, dann aber unterschwellig doch wieder in die ganz andere. Ist das alles kompliziert! Und dann wird es irgendwie doch ganz einfach, womit letztlich auch der Titel des Buches etwas zu tun hat. Natürlich! So muss es gewesen sein, anders geht gar nicht! Strobel hat das alles perfekt inszeniert und sorgt damit für atemloses Lesen.

Schon früh schafft es der Autor, einen leicht ansteigenden Spannungsbogen aufzubauen, der dann sehr plötzlich auf ein enorm hohes Niveau schnell und dort auch verharrt. Und dafür braucht Strobel keine Unzahl von Leichen, sondern nur immer wieder dieses Unterschwellige, diese Suche nach der Wahrheit, diese kleinen Spielchen, die Verdächtige und Ermittler da treiben. Wie kann sich der Mann nur derartige Zusammenhänge ausdenken? Es ist schon wirklich erstaunlich, wie Strobel uns in die Denkweise seiner Hauptpersonen hinein versetzt, wie er Zweifel streut und wie er alles auf den großen Show-Down hinführt. Erreicht wird das nicht etwa durch einen besonders gewieften Umgang mit Sprache - eher im Gegenteil. Der Autor versucht sich in einfacher Ausdrucksweise - alles andere würde sein Werk auch unnötig verkomplizieren. Viel wörtliche Rede, viele Gedanken, all das macht "Das Wesen" lebendig.

Geschildert wird das Geschehen übrigens auf zwei Zeitebenen, denn zum einen schildert der Autor das Geschehen um den aktuellen Fall in chronologischer Reihenfolge, zum anderen das um die erste Verhaftung Dr. Lichners 15 Jahre zuvor. In beiden Fällen verfolgt das Leser das Geschehen in erster Linie aus der Sicht des Kommissars Seiferts, der auch noch die Motivation seines Kollegen kritisch hinterfragen muss und sich selbst der Entscheidung gegenübergestellt sieht, ob er loyal zu diesem Kollegen sein soll, auch wenn der nicht alle Vorschriften einhält bzw. obwohl er sie auch in der Vergangenheit nicht eingehalten hat. Dabei schafft es der Autor, mit vergleichsweise wenig handelnden Personen auszukommen, was es dem Leser ermöglicht, der Handlung und den Gedankengängen der Protagonisten problemlos zu folgen - das Werk würde sich durchaus auch als Theaterstück eignen.

In der Summe hat mich auch "Das Wesen" fasziniert. Eingeteilt ist der Roman in den Prolog und 65 Kapitel, die zumeist dafür verwendet werden, die Zeitebene zu wechseln. Aber irgendwie taugen sie nur sehr bedingt dazu, Lesepausen einzulesen - wer auf psychologisch gestaltete Thriller steht, wird versuchen, möglichst schnell im Buch voranzukommen. So zumindest ging es mir. Und weil ich ohnehin Zeit hatte und nicht durch Arbeit vom Lesegenuss abgehalten wurde, war das Buch nach nur zwei Tagen Geschichte für mich. Aber das ist nicht schlimm, denn der nächste Strobel liegt schon bereit. Und darauf freue ich mich schon jetzt.

61 Bewertungen, 13 Kommentare

  • manu63

    07.11.2012, 23:24 Uhr von manu63
    Bewertung: besonders wertvoll

    viele Grüße von Manuela

  • giselamaria

    07.11.2012, 13:42 Uhr von giselamaria
    Bewertung: besonders wertvoll

    ein sehr interessanter Autor ! - das Buch werde ich bei Gelegenheit auch mal lesen. - Super beschrieben ! - LG gisela

  • Lale

    06.11.2012, 23:51 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*

  • kabel_rinchen_binder

    06.11.2012, 21:52 Uhr von kabel_rinchen_binder
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich! über gegenlesung würde ich mich freuen:) lg

  • campino

    06.11.2012, 21:44 Uhr von campino
    Bewertung: besonders wertvoll

    . .. ... LG AndreA ... .. .

  • morla

    06.11.2012, 20:23 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^^petra

  • XXLALF

    06.11.2012, 16:53 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...und einen wunderschönen tag noch

  • knuddelfire

    06.11.2012, 14:48 Uhr von knuddelfire
    Bewertung: sehr hilfreich

    einen schönen Dienstag LG

  • debbi87

    06.11.2012, 14:07 Uhr von debbi87
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und liebe Grüße...debbi!

  • Noire

    06.11.2012, 13:22 Uhr von Noire
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche dir noch einen herbstlichen Dienstag. (:

  • katjafranke

    06.11.2012, 12:37 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße von der Katja

  • Baby1

    06.11.2012, 12:36 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • Miraculix1967

    06.11.2012, 11:30 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Sankt-Martins-Grüße aus dem gallischen Dorf Miraculix1967