Tolkien Calendar Testbericht




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Erfahrungsbericht von mima007
Ein Sammlerstück mit Fehlern
Pro:
wunderschöne Aufmachung, reizvolle Motive
Kontra:
Nasmiths begrenzte Malfähigkeiten, hoher Preis
Empfehlung:
Ja
Der Illustrator
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Der Kanadier Ted Nasmith gehört zu den bekanntesten Tolkien-Illustratoren. So bestritt er etwa die kompletten Tolkien-Kalender von 1990, 1992 und 1996. Sein Hauptberuf hat mit dem Rendering von Architektur zu tun, also mit dem Erstellen der Oberfläche von Gebäuden usw.
Aus der Beschreibung: "Sein interpretierender Ansatz in seiner Kunst ist eine Kombination aus dem Romantizis mus des 19. Jahrhunderts mit der Dynamik des 20. Jahrhunderts. In seinen neuesten Illustration zu "Fellowship of the Ring" versucht er die Schönheit sichtbar zu machen, die seiner Meinung nach in der Prosa Tolkiens zum Vorschein kommt. Tolkiens wiederkehrende Themen Licht und Dunkelheit sowie sein Talent, mythologische Vorstellungen zu verwirklichen und in epischer Form miteinander zu verweben, sind für den Künstler zugleich Einladung als auch Herausforderung, die visuellen Möglichkeiten zu erforschen."
Nasmith arbeitete auch an den Bildern für den Tolkien-Kalender 2003 mit dem Titel "The Two Towers".
Der vordere "Einband" des Kalenders
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Das erste Blatt zeigt das Post des Kalenders (siehe unten) eingefasst in ein bemerkenswertes Faksimile: Über einer Lage bemalter Leinwand scheint ein Künstler reichlich Blattgold gelegt zu haben. In dieses edel schimmernde Material wurden smaragdgrüne, saphirblaue, malachit-grünblaue und rubinrote Steine eingesetzt. Der Schriftzug "Tolkien" scheint aus Holz ausgesägt oder aus Leder geschnitten zu sein, wurde dann aber mit violettblauer Farbe ausgefüllt. Ein toller Effekt, der sich im Wort "Calendar" wiederholt. Dieses Wort ist hinterlegt mit einem grauen Auge, das wie das einer Katze senkrecht geschlitzt ist und zudem noch in Flammen steht. Alles klar?
Die Bilder
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Last sight of Hobbiton: Die Hobbit-Gefährten schauen auf Hobbingen zurück. Es ist Nacht, und ein Mond scheint durch Wolken.
Beyond the Old Forest (Goldflower): Die Hobbits haben den Alten Wald überwunden und werden von Goldblume, Tom Bombadils Gefährtin, in eine Art schottisches Hochland geführt, die Barrow Downs.--Die Figur der Goldblume ist schlecht gezeichnet: Ihr Kopf erscheint zu groß und sitzt irgenbwie falsch auf dem Hals. Wie schon "Dr. Fantasy" Helmut W. Pesch von Bastei-Lübbe angemerkt hat, vermag Nasmith nur selten, gelungene Menschenfiguren zu zeichnen bzw. in Szene zu setzen. Auch die Wolkenformation sieht recht merkwürdig aus – sie scheint mehr in die Südsee zu passen als nach Schottland.
A song in the Trollshaws: In den Ettenöden begegnen die Hobbits den versteinerten Figuren von Trollen. Um deren Schrecken zu treiben, stimmen die Hobbits Lieder an. Eine schöne herbstliche Szene.
At the ford (Frodo und 3 Nazgul): Die berühmteste Szene aus dem 1. Band. Frodo hat bereits das Bruchtal-Ufer erreicht, als drei Nazgul ihm durch die Furt nachreiten. Sie kommen in den reißenden Wellen, die in Gestalt weißer Rösser über sie hereinbrechen, um.
Gandalf escapes upon Gwaihir: ...aus Orthanc, der turmartigen Festung des Zauberers Saruman. Eine gespenstische Nacht in den Bergen. Der Fehler im Bild: Der Adler Gwaihir ist wie eine große Krähe gezeichnet. Im alternativen Minibild darunter erscheint wesentlich adlerartiger.
The fellowship leaving Rivendell: Die Gefährten verlassen Elronds Haus Bruchtal. Wieder ein guter Beleg dafür, dass Nasmith zwar tolle Landschaften hinbekommt, aber mit Figuren und besonders gesichter erhebliche Probleme hat.
Poster: Gandalf und die Nazgul. Eine tolle Szene nächtlichen Kampfes. Gandalf scheint in den Ruinen eines verfallenen Turmes (Wetterspitze?) von Ringgeistern eingekreist worden zu sein, und er wehrt sich mit einer Art Fackel oder einem brennden Zauberstab. Die Dynamik der springenden Pferde ist hier sehr gut eingefangen.
At the bridge (Gandalf vs. Balrog): Ein eindrucksvolles Beispiel für die Handhabung von Licht und Schatten (s.o.). Der Balrog will gerade auf der Brücke von Khazad-dum den viel kleineren Gandalf packen, als dieser seinen Zauberstab auf die Brücke stößt: ein Blitz, ein Krachen und Brechen. Wir wissen, was dann folgt. Der Blitz erhellt die Szene und bildet das Gegenstück zum höllischen Feuer, das auf dem Kopf des Balrog brennt.
The great tree at Caras Galadhon: Die idyllische Baumlandschaft von Lothlórien bietet den Hobbits Schutz und rast. Hinter dem Hauptbaum sind weitere Wohnbäume zu sehen. Das alternative Minibild zeigt die gleiche Szene zur Abendstunde. Ein Beispiel für die Handhabung von Tiefenperspektive.
Lady Galadriel: ...geleitet Frodo und Sam zu ihrem wahrsagenden "Spiegel". Es ist eine sternenerleuchtete Nacht. Auch in diesem Motiv sehen die Figuren irgendwie falsch proportioniert aus, besonders die Frau mit ihrem edlen Profil.
The pillars of the kings (Argonath): ...sahen letztes Jahr besser aus. Nasmith zeigt eine Szene, die sich auf jedem amerikanischen Wildwasserfluss abspielen könnte. Die Gefährten sausen in waschechten Indianerkanus den Anduin hinunter.
Boromir (hinter Frodo auf dem Hügel): Frodo überlegt, was er tun soll – Osten oder Westen? Da taucht hinter ihm Boromir aus, der ganz genau weiß, was ER mit dem mächtigsten Ring der Welt anstellen würde. Frodos hockende Figur ist gut wiedergegeben, doch Boromir sieht aus, als hätte man sein Gesicht für einen Totempfahl geschnitzt. Etwas merkwürdig: Frodo wachsen auf seinen nackten Füßen grüne Haare!
At the falls: Boromirs Leichnam fällt im Boot über den Rauros-Fall, ein Bild aus "Two Towers". Toll wiedergegebene amerikanische Landschaft aus den Rockies. Der Wasserfall ist eines Niagara würdig. Bemerkenswerte Wolkengebilde: ist ein Sturm im Anzug?
Unterm Strich
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Es lohnt sich auch diesmal, knapp 20 Euro auszugeben. Vom Artwork und den Motiven her ein durchaus schönes Werk, das aber durch Nasmiths künstlerische Unzulänglichkeiten etwas beeinträchtigt wird. Darüber kann man hinwegsehen, und so wird auch diese Ausgabe zu meinem Sammlerstück. Kalender mit Motiven von Alan Lee oder John Howe (Tolkien-Kalender 2001) sind mir aber lieber.
Michael Matzer © 2011ff
Info: HarperCollins Publishers, London; ca. 30 Seiten, Pfund 9,99 = ca. 15 Euro (inkl. Porto) ISBN 0-00-711189-4
Info: www.tolkien.co.uk; Tolkien Society: www.tolkiensociety.org
66 Bewertungen, 15 Kommentare
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22.06.2011, 21:31 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichToller Bericht.LG Quacky
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22.06.2011, 17:38 Uhr von Norddeutsch2011
Bewertung: sehr hilfreichSehr interessanter Bericht.
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22.06.2011, 14:21 Uhr von anonym
Bewertung: besonders wertvollBW..Liebe Grüße Edith und Claus
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22.06.2011, 05:55 Uhr von anonym
Bewertung: besonders wertvollLiebe Grüße und einen schönen Mittwoch
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21.06.2011, 08:06 Uhr von chasen
Bewertung: besonders wertvollbw und ganz liebe Grüße
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20.06.2011, 22:26 Uhr von feliciano2009
Bewertung: sehr hilfreichschön vorgestellt...
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20.06.2011, 19:58 Uhr von Fernsteuerung
Bewertung: besonders wertvollGenialer Bericht. Lieben Gruss, Susanna.
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20.06.2011, 18:30 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh, danke fürs Lesen bei mir
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20.06.2011, 17:50 Uhr von misscindy
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr schöner Bericht, lg Sylvia
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20.06.2011, 17:38 Uhr von uhlig_simone@t-online.de
Bewertung: sehr hilfreichliebe grüße......simone
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20.06.2011, 17:37 Uhr von Tweety30
Bewertung: besonders wertvollBW und liebe Grüße!
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20.06.2011, 16:11 Uhr von atrachte
Bewertung: sehr hilfreichsh. lg
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20.06.2011, 15:15 Uhr von babygiftzwerg
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht. Ich wünsche dir einen schönen Wochenstart.
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20.06.2011, 15:15 Uhr von katjafranke
Bewertung: sehr hilfreichViele liebe Grüße. KATJA
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20.06.2011, 15:12 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichNetter Bericht...LG Sigi
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