Das Lied von Eis und Feuer 10 Testbericht

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ab 45,28
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  sehr hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von traumtaenzer76

Das Lied von Eis und Feuer 10: Ein Tanz mit Drachen

4
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  sehr hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  humorvoll
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  jedermann

Pro:

siehe Text.

Kontra:

siehe Text.

Empfehlung:

Ja

In diesem Erfahrungsbericht wird das Buch: Das Lied von Eis und Feuer, Band 10: Ein Tanz mit Drachen


Zuallererst:
George R. R. Martin ist ein großartiger Autor, daran zweifelt wohl niemand, der
die Bücher 1 - 6 gelesen hat. Das atemberaubende Tempo, die Entwicklung
der Charaktere, die lebendige Welt sind kaum mehr zu toppen. Mit den
Büchern 7 - 10, die im Original die Bücher 4 und 5 sind, beginnt die
Stimmung unter der Fangemeinde, die den Autor fast messianisch feiert,
allmählich zu kippen. Das liegt nicht unbedingt daran, dass Martins
Schreibstil schlechter geworden wäre oder er nichts mehr zu erzählen
hätte, erst recht nicht daran, dass im seine Serie mittlerweile egal
geworden wäre. Das Gegenteil ist der Fall: Martin hat zu viel zu
erzählen und läuft Gefahr, sich in seiner eigenen Welt so zu verlieren
wie die vielen Leser seiner Bücher. Das Problem ist, dass er seine Serie
damit in Gefahr bringt. Ein Lied von Eis und Feuer befindet sich
derzeit am Scheideweg und wohin die Reise geht, ist nicht abzusehen.
Martin
hatte zunächst vor, Ein Lied von Eis und Feuer als Trilogie zu
konzipieren. Dabei sollte der zweite Band die Eroberung von Westeros
durch Daenerys umfassen. Wie wir nunmehr wissen, hat Martin im
Englischen bislang fünf Bände gebraucht und Daenerys ist derzeit noch
weit davon entfernt, nach Westeros zu kommen. Am Ende dieses Buches
sitzt sie im dothrakischen Meer, zusammen mit einem längst vergessenen
Charakter, während ihre Stadt sich immer noch im Krieg befindet. Wie
konnte es soweit kommen?
George R. R. Martin hat sich verzettelt. Ich
glaube ihm, dass er das Ende der Serie und den groben Weg dahin im Kopf
hat, allerdings ist er zwischenzeitlich von seinem Plan abgewichen, dem
deutschen Band 6 einen Zeitsprung von 5 Jahren nachfolgen zu lassen.
Dieser Zeitsprung sollte notwendig sein, um in dieser Zeit die Drachen
wachsen zu lassen, mit denen Danys Invasion steht und fällt. Martin hat
ganze Kapitel gestrichen, weil es ihm irgendwann undurchführbar
erschien, die übersprungenen 5 Jahre allein durch Rückblenden zu
erzählen, zudem ist soviel in den ersten Bänden passiert, dass es ihm
unglaubwürdig schien, nunmehr würde in Westeros, vom Krieg gebeutelt,
jahrelang Frieden und Ruhe herrschen. Deshalb beschloss er, keinen
Zeitsprung zu machen und Daenerys stattdessen in Meereen ein paar Jahre
ihre Fähigkeiten als Herrscherin ausprobieren zu lassen, bis ihre
Drachen groß genug wären. Damit entwickelte sich das, was der Autor als
"The Meereenese Knot" bezeichnete: Er wusste nicht so Recht, wie er
Daenerys ohne größere Brüche im Charakter wieder aus ihrer Stadt
herausbekommen sollte, einer Stadt, deren Bevölkerung sie nicht im Stich
lassen will und die sie als "Mutter" verehrt. Die Story begann zu
stagnieren. Gleichzeitig musste irgendetwas in Westeros passieren und
die Zeit, in der Dany in Meereen festsaß, konnte man mit einer Menge
Stoff füllen. So entstanden zahlreiche Nebenplots, allesamt kunstvoll
verwoben, aber nicht immer spannend (Brienne, Samwell). Es wurden zu
viele Personen, die zeitgleich zu viele Dinge taten und sich an zu
vielen unterschiedlichen Orten befanden. Das führte dazu, dass in den
Büchern 7 - 10 weniger passiert als in den Büchern 5 und 6. Eigentlich
sind diese 4 Bücher von der dort verstrichenen Zeit nur etwas mehr als
ein einziges Buch, die Story wächst in die Breite und verliert dadurch
unvermeidlich an Tempo, weil immer mehr Dinge zeitgleich erzählt werden
müssen.

Der zehnte Band der Serie hat wie schon der neunte
insbesondere die "großen 3" unter den Charakteren, Jon, Tyrion und Dany,
zum Gegenstand, nachdem Band 7 und 8 eher ein voyeuristischer Roman
über Cerseis politischen Untergang sowie ein Reisetagebuch von Brienne
von Tarth waren. Zudem wird die Story um den Sohn des Greifen
fortgesponnen, immerhin dort ist ein Fortschrift zu erkennen.
Tatsächlich nimmt die Serie wieder etwas an Fahrt auf, allerdings viel
weniger, als sie sollte und eigentlich müsste. Im Norden tut sich
erschreckend wenig. Jon ist an der Mauer zum großen Logistiker mutiert
und muss das Freie Volk in Sicherheit bringen, bevor der Winter, der
seit Band 1 im Kommen begriffen ist, dann endlich da ist. Das ist
weniger spannend, als es sein sollte, endet aber immerhin mit einem
großen (wenn auch vorhersehbaren) Cliffhanger. Es steht zu vermuten,
dass auch die Weißen Wanderer darauf "warten" müssen, dass Danys Drachen
endlich groß genug sind. Die große Entscheidungsschlacht zwischen
Stannis und Roose Bolton nähert sich dem Klimax, ist aber immer noch
nicht erfolgt, weil Stannis Heer seit gefühlten 5 Bänden im Schnee
feststeckt und nicht vorwärtskommt (vielleicht hat der Autor hier eine
Metapher auf sein eigenes Schaffen eingebaut). Immerhin ist bekannt,
dass Buch 11 die Entscheidungsschlacht bereits zu einem sehr frühen
Zeitpunkt enthalten soll, danach sollten sich die Dinge im Norden
vereinfachen und man kann sich auf die Weißen Wanderer konzentrieren.
Ein großes Comeback feiert nach wie vor Theon Graufreud, der einer der
tragischsten Charaktere des gesamten Buches ist und der auch den zehnten
Band wesentlich auf seinen Schultern trägt, während Jon Schnee gar
nichts weiß, Daenerys wie ein pubertierender Teenager von ihrem süßen
Söldnertypen schwärmt und Tyrion sich fragt, wohin Huren gehen (die
redundante Selbstreflexivität der Charaktere sollte Martin etwas
zurückfahren, wenn man mich fragt). Achja, Tyrion. Der Gnom hatte in
Buch 9 die Rolle des "Weltenbauers" übernommen, d.h. er reiste durch den
dem Leser noch recht unbekannten Kontinent Essos und füllte so die
weißen Flecken auf der Landkarte. In Buch 10 kommt er an, aber es wird
keine gute Ankunft, weder für Tyrion, noch für den Leser. Zwar gibt es
nach wie vor viele spannende Wendungen, allerdings hat Tyrion etwas von
seinem Esprit verloren (kein Wunder allerdings, wenn man sich sein
Schicksal vor Augen führt) und steckt genauso an der Sklavenbucht mit
ihren eindimensionalen Charakteren fest wie der dornische Prinz oder
Daenerys. Zum Ende des zehnten Bandes beginnt sich der Meereenische
Knoten mit der Ankunft von Victarion Graufreud zu lösen, dieser
straighte Wikingertyp, der nicht lange fackelt, ist genau das, was die
festgefahrene Story braucht, um wieder in Gang zu kommen. Auch hier wird
es allerdings bis Band 11 dauern, bis man der Sklavenbucht den Rücken
kehren kann - auch hier ist Martin seinem Zeitplan nicht treu geblieben.

Es
ist offensichtlich, dass George Martin, wie er sich selbstkritisch
ausdrückte "zu viele Bälle in die Luft geworfen hat", mit denen er jetzt
jonglieren muss. Er kann nicht zu sehr hetzen, sondern er muss den
Spagat zwischen einem gesteigerten Erzähltempo und einer glaubwürdigen
Auflösung zahlreicher loser Fäden hinbekommen. Wenn er das schafft, in
insgesamt 14 deutschen Büchern (von mir aus auch 16, wenn er ein
bisschen Tempo macht) und noch bevor er stirbt, gebührt ihm viel Lob,
nichtsdestotrotz wird man dann immer feststellen müssen, dass er in den
Bänden 7 - 10 sehr "bauchlastig" wurde und beinahe vom Weg abgekommen
wäre und dass in diesen Büchern viel weniger Zeit vergeht als in den
Büchern 1 - 6 und 11 - 14. Es gibt dennoch mehr Grund zur Hoffnung, als
die desillusionierte anglo-amerikanische Community, die die Serie am
Ende sieht, es uns glauben machen will: Die Drachen sind endlich groß
genug, um damit einen Krieg zu führen, der Winter ist doch noch da und
es lassen sich zum Ende des zehnten Bandes Tendenzen erkennen, den zu
aufgeblähten Plot wieder zu entschlacken. Personen, die an
unterschiedlichen Orten waren, finden zusammen (Jaime, Catelyn &
Brienne; Theon, Asha und Stannis; Tyrion, Victarion und wohl bald
Daenerys), so dass man weniger Point-Of-View-Kapitel braucht und der
Story wieder mehr Tempo geben kann. Große Entscheidungsschlachten bieten
zudem die Gelegenheit, Charaktere sterben zu lassen und so die
Schauplätze noch etwas zu reduzieren (hiervon sollte der Meister aber
nur begrenzt Gebrauch machen). Einige Nebenkriegsschauplätze wie das
Grüne Tal, Bran, Arya und vor allem der unvermeidliche Samwell werden
natürlich weiterhin ihren Platz benötigen, hier sollte GRRM sich nicht
zu sehr verheddern, das kann er sich nicht mehr leisten. Wenn er so
weitermacht wie in den letzten Bänden, wird er dieses Epos nicht mehr
zur Zufriedenheit der Fans vollenden können. Der nächste Band ist die
letzte Ausfahrt.

Warum 4 Sterne? Ganz einfach: Trotz aller
Besorgnis und den teilweise langatmigen Sklavenbucht-Kapiteln hat es mir
weiterhin viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Man hat die Charaktere
liebgewonnen, die Sprache des Buches ist großartig wie immer und der
Meister versteht es nach wie vor, den Leser zu überraschen, ohne die
Story unglaubwürdig werden zu lassen. Umso schlimmer wäre es, würde uns
der Autor im Jahr 2016 mit einem Band 11 erwarten, der nicht an
Geschwindigkeit gewinnt oder gar noch weiter ausufert. Ich jedenfalls
glaube noch an das Happy End.

28 Bewertungen, 10 Kommentare

  • Clarinetta2

    01.10.2013, 18:23 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schön vorgestellt

  • Golf1Susy

    08.03.2013, 14:29 Uhr von Golf1Susy
    Bewertung: besonders wertvoll

    LG Susy

  • Lucky130

    08.03.2013, 12:20 Uhr von Lucky130
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH & LG!

  • XXLALF

    08.03.2013, 10:10 Uhr von XXLALF
    Bewertung: besonders wertvoll

    ...und ein wunderschönes wochenende

  • uhlig_simone@t-online.de

    08.03.2013, 07:59 Uhr von [email protected]
    Bewertung: besonders wertvoll

    GLG Simone

  • katjafranke

    08.03.2013, 07:56 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße von der KATJA

  • Azrael71

    07.03.2013, 23:15 Uhr von Azrael71
    Bewertung: sehr hilfreich

    gruß azrael71

  • monagirl

    07.03.2013, 23:07 Uhr von monagirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Mona

  • mausi1972

    07.03.2013, 22:33 Uhr von mausi1972
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße Marion

  • knuddelfire

    07.03.2013, 20:06 Uhr von knuddelfire
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöne Grüße