The Returned (DVD) Testbericht

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ab 12,43
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von Hindenbook

Countdown zum endgültigen Untod

3
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Altersgruppe:  ab 16 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

Zombie-Grusel mit etwas anderem Ansatz.
Gute Schauspieler.
Weitgehender Verzicht auf ausgelaugte Klischees.

Kontra:

Der konsequenten Auflösung folgt ein richtig dummes Finale.

Empfehlung:

Ja

Einleitung

Zombies können geheilt werden, müssen aber täglich ein Medikament spritzen, das aktuell zur Neige geht; während der Staat die Betroffenen in Lagern konzentriert, versuchen „Rückkehrer“ Alex und Gattin Kate dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen … - Allegorisch der AIDS-Story folgend, beschreibt die Handlung den Verlust der Solidarität, sobald Gefahr und Kosten eine bestimmte Grenze überschreiten: deprimierend überzeugend bis auf das melodramatische Finale.

Weitere Erfahrungen & Fazit

Das geschieht:

Statt AIDS kam der Untod: Ein Virus verwandelt Menschen in irrsinnige Kannibalen, deren Biss weitere „Zombies“ produziert. Zu einem globalen Ausbruch kam es nicht, denn rechtzeitig konnte ein Mittel gefunden werden. Wenn man es den Betroffenen binnen 24 Stunden nach einem Biss injiziert, bleibt die Verwandlung aus. Eine Heilung ist allerdings nicht möglich; das Virus kann nur in Schach gehalten werden. Dazu müssen sich die Erkrankten einmal täglich eine weitere Dosis des Mittels spritzen.

Die Behandlung ist teuer und verärgert jene Steuerzahler, die es lieber sähen, wenn die Regierung die „Rückkehrer“, wie man sie nennt, kostengünstig in Lager sperren würde. Außerdem geht die Angst um, da nicht jeder, dem das Virus durch die Blutbahn kreist, sich an die Therapievorgaben hält. Immer wieder flackert irgendwo ein neuer Seuchenherd auf. Aggressive Anti-Rückkehrer-Gruppen haben sich gebildet, die zunehmend gewalttätiger gegen die Kranken vorgehen.

Musiklehrer Alex ist seit sechs Jahren ein „Rückkehrer“. Mit Gattin Kate, einer Ärztin, in die er sich während der Behandlung verliebt hatte, führt er ein ruhiges, ganz normales Leben. Doch nun kommen Gerüchte auf, nach denen der Nachschub des Gegenmittels stockt: Es kann nur aus dem Rückenmark ‚echter‘ Zombies gewonnen werden. Da das Mittel ausgezeichnet wirkt, gibt es zu wenige von ihnen, während immer mehr „Rückkehrer“ auf das Serum angewiesen sind.

Als das System zusammenbricht, kommt es zur Panik. Die Regierung richtet Lager ein, in denen Soldaten die „Rückkehrer“ kontrollieren. Kate und Alex trauen der Ankündigung nicht, die Lage sei bald wieder unter Kontrolle. Sie flüchten mit einem Vorrat des Mittels - und geraten in eine Welt, in der sich jegliche Solidarität aufzulösen beginnt, Freundschaften zerbrechen, Panik und Gewalt regieren und die ‚Gesunden‘ zur Jagd auf die „Rückkehrer“ blasen …

Gefahr plus Kostenfaktor

Gerade wenn man denkt, dass der Ideen-Pool eines Genres nun wirklich bis auf den Boden ausgekratzt wurde, kommt noch einer und beweist das Gegenteil. Diese Leistung ist hier umso höher einzuschätzen, denn der Zombie-Horror weist inhaltlich keine besondere Bandbreite auf.

Oder liegt es daran, dass „The Returned“ gar kein klassischer Horrorfilm ist? Faktisch dominiert die Allegorie, die hin und wieder durch ‚echte‘ Zombie-Attacken unterbrochen wird. Drehbuchautor Hatem Khraiche und Regisseur Manuel Carballo geht es in ihrem Film um ein menschliches Problem, für das sie eine Blaupause fanden, aus der sie keinen Hehl machen: Noch frühzeitig in der Handlung hält Kate einen Vortrag über die Seuche. Sie trat 1981 erstmals auf und breitete sich auf der Welt aus, ohne sie zu überrollen. Die Zivilisation hielt stand, doch der Krieg gegen die Seuche dauert an. Sie forderte bisher mehr als 100 Millionen Menschenleben und verursachte gigantische Kosten.

In der realen Welt beschrieben ebenfalls 1981 Mediziner erstmals das Auftreten einer Immunschwäche, die im folgenden Jahr als „Aquired Immune Deficiency Syndrome“ - abgekürzt AIDS - bezeichnet wurde. Auch sie breitete sich aus, forderte und fordert unzählige Opfer und lässt sich bis heute nicht heilen, sondern nur behandeln.

AIDS galt ursprünglich als Krankheit, die hauptsächlich durch homosexuellen Kontakt weitergetragen wurde. Diese bald als falsch erkannte Annahme bildet eine Hypothek, unter der die an AIDS Leidenden auch heute doppelt leiden: Sie müssen nicht nur mit einer potenziell tödlichen Krankheit leben, sondern werden zusätzlich gesellschaftlich ausgegrenzt, weil sie sich nach dem moralischen Urteil einschlägig fehlinformierter Kreise bei ‚perversen Praktiken‘ angesteckt haben und somit selbst die Schuld an ihrem Leiden tragen, was nunmehr nicht nur ‚unschuldige‘ gesunde Mitmenschen in Gefahr bringt, sondern auch die Staatskasse enorm belastet.

Solange ich nicht betroffen bin …

An diesem Punkt setzen Khraiche und Carballo an. Filmüblich wird die Realität überspitzt, um sie dramatischer und unterhaltsamer zu gestalten. Das Geschehen bleibt jedoch unbehaglich eng dem Alltag verhaftet, postapokalyptische Schreckensszenen fallen aus. Kate und Alex gehören nicht der Unterschicht an. Es geht ihnen gut, und ihr Status als Ärztin gestattet es Kate sogar, durch Schwarzmarktkäufe ein heimliches Serum-Depot für Alex anzulegen. Die Probleme beschränken sich auf die Frage, ob Alex sich seinem besten Freund Jacob und dessen Frau Amber als „Rückkehrer“ ‚outen‘ soll. Selbst diese Klippe wird gemeistert.

Umso größer ist der Schock, als sich herausstellt, dass diese Privilegien auf tönernen Füßen stehen. Sobald die Krankheit außer Kontrolle zu geraten droht, beginnt die Tünche der Zivilisation abzublättern - ein Vorgang, den Khraiche und Carballo langsam einsetzen, sich zügig beschleunigen und schließlich kulminieren lassen. Immer wieder fahren Kate und Alex durch die Straßen einer zombiefreien Stadt, die dennoch plötzlich feindselig und unwirtlich wirkt: Wo die Vorurteile frei streifen dürfen, stellt sich bei ihren Opfern rasch Paranoia ein.

Stück und Stück zerbröckelt vor allem Kates Welt. Alex kennt die Vorbehalte als Betroffener besser als seine Gattin. Die „Rückkehrer“ müssen zwar keinen Stern am Jackenaufschlag tragen, doch sie sind registriert, melden sich täglich an Ausgabestellen, um ihren Serum-Nachschub abzuholen, und haben entsprechende Papiere bei sich zu tragen. Schon dies ist belastend, zumal sich ängstliche und geizige Mitmenschen zunehmend zu organisieren beginnen, weil ihnen diese Kontrolle nicht weit genug geht.

Der gewisse Punkt

Als die Krise kommt, sind Gesetze und Regeln schnell über Bord geworfen. Khraiche und Carballo scheuen nicht davor zurück, die staatlichen ‚Auffanglager‘ mit den Konzentrationslagern der jüngeren Geschichte in Verbindung zu bringen. Eine Differenzierung fällt in der Tat vor allem denen schwer, die in solche Lager geschafft werden: Sie wissen sehr gut, dass es vor allem darum geht, sie gezielt ausschalten zu können, sollten sie sich in Zombies verwandeln.

Nach bewährtem Vorbild wird die Polizei instrumentalisiert. Dass Kate vermeintlich den mutierten Alex umgebracht hat, interessiert die Detectives Cawl und Anderson nicht. Sie sollten ihn suchen und festnehmen. Dass Alex ‚tot‘ ist, erleichtert ihnen den Job. Kate wird nicht weiter behelligt.

Dieses Gift erfasst auch die persönliche Ebene. In ihrer Verzweiflung werden Eheleute, Eltern, Kinder auf der Suche nach dem Serum zu Verrätern, Dieben und Mördern. Kate und Alex können sich diesem Mahlstrom nicht entziehen. Der unmittelbaren Gewalt vermögen sie einfallsreich und energisch zu trotzen. Erst der intelligenten Niedertracht derer, die sie für ihre Freunde hielten, haben sie nichts entgegenzusetzen.

Das Ende ist deshalb bitter sowie vorhersehbar, aber eine andere Auflösung hätte man Khraiche und Carballo nach der konsequent darauf hinführenden Handlung übelgenommen. Leider leistet sich das Duo nun die einzige echte Schwäche. Zwar kommt es für Alex und Kate zu spät, doch das Wunder ereignet sich. Es stellt einen deutlichen Bruch dar und wirkt vor allem pathetisch. Immerhin bereitet es einen Schlusstwist vor, der erst recht mit Logik wenig zu tun hat aber wie geplant überrascht.

Die Schrecken im Kopf

„The Returned“ handelt von den schrecklichen Dingen, die Menschen einander antun. Trotzdem verzichtet Regisseur Carballo nicht darauf, den Zombie-Schrecken zu zeigen. Er konfrontiert u. a. Alex damit, der somit weiß, welches Schicksal ihn erwartet. Die Diskrepanz zwischen den „Zombies“ und den „Rückkehrern“ hilft außerdem dem Zuschauer, die Bedeutung des Serums zu begreifen: Eine kleine Dosis des Medikaments sorgt dafür, dass potenzielle Amokläufer und Menschenfresser ein normales Alltagsleben führen können.

Obwohl „The Returned“ nur wenige einschlägige Spezialeffekte aufweist, ist dies sichtlich kein Low- oder gar No-Budget-Film. Vor den wirtschaftlichen Problemen, die dem spanischen Film im Rahmen der Finanzkrise zu schaffen machen, hat Carballo wie andere Landsleute die Flucht ins Ausland angetreten. „The Returned“ würde als Geschichte problemlos in einer spanischen Stadt funktionieren. Insofern ist es kein Problem, dass der US-Schauplatz seltsam diffus bleibt: So wie in dieser Stadt ginge es wahrscheinlich überall auf der Welt zu.

Carballo hat aus den Fehlern gelernt, die seinem Vorgängerfilm „La Posesión de Emma Evans“ (2010; dt. „Der Exorzismus der Emma Evans“) die Wirkung raubten. Mit Emily Hampshire, Kris Holden-Ried, Shawn Doyle und Claudia Bassols fand er vier Hauptdarsteller, die in ihren Rollen überzeugen. Auch in den Nebenrollen bleibt das notwendige Gleichgewicht zwischen „Realität“ und „Fiktion“ erhalten. Schon erwähnt wurde das Ende, das Carballo entgleitet. Der Mittelteil leidet unter der Vorhersehbarkeit des Geschehens. Dies mag allerdings Absicht sein, um deprimierend zu verdeutlichen, dass der Mensch in der Krise in seiner Mehrheit dazu neigt, den eigenen Hals zu retten - eine ebenso zutreffende wie unterhaltungsfeindliche Tatsache.

Daten

Originaltitel: The Returned/Retornados (Kanada/Spanien 2013)
Regie: Manuel Carballo
Drehbuch: Hatem Khraiche Ruiz-Zorrilla
Kamera: Javier Salmones
Schnitt: Guillermo De La Cai
Musik: Jonathan Goldsmith
Darsteller: Emily Hampshire (Kate), Kris Holden-Ried (Alex), Shawn Doyle (Jacob), Claudia Bassols (Amber), Barry Flatman (Klinikchef), Paulino Nunes (Detective Cawl), Andy Boorman (Detective Anderson) u. a.
Label: MFA+ FilmDistribution (www.mfa-film.de)
Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment (www.ascot-elite.de)
Erscheinungsdatum: 22.07.2014
EAN: 4048317370603 (DVD)/4048317470600 (Blu-ray)
Bildformat: 16 : 9 (2,35 : 1, anamorph)
Audio: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 91 min. (Blu-ray: 94 min.)
FSK: 16

DVD-Features

Zum Hauptfilm gibt es nur einen Trailer.


(Copyright 06.08.2014/Dr. Michael Drewniok)

Dieser Text erscheint auch auf anderen Websites meiner Wahl; er wird durch meinen Namen identifiziert und bleibt dadurch – hoffentlich – auch für Faker-Sheriffs als mein geistiges Eigentum erkennbar, mit dem ich AGB-konform umgehen darf wie es mir beliebt. M. D.

7 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Burner85

    08.08.2014, 00:05 Uhr von Burner85
    Bewertung: besonders wertvoll

    Sehr guter Bericht. Liebe grüße