Pro:
hübsche Frauen, viel Action, Filmmusik, die Serie
Kontra:
keine Story, kaum Dialoge, peinlicher Humor, zu viel Action
Empfehlung:
Nein
Endlich wieder Kino: Draußen gewitterte es, im Kinosaal war es schön klimatisiert (ganz im Gegenteil zu meinem letzten Kinobesuch bei 28 Tage später) und mit recht hohen Erwartungen harrte ich des Filmes, der da kommen sollte: "drei Engel für Charlie - volle Power", über den ich jetzt schon mehrfach gehört hatte, dass er doch wesentlich besser sein soll als sein schwacher Vorgänger. Als Fan der alten Serie MUSSTE ich den Film einfach sehen, auch wenn ich vom ersten Teil ja sehr enttäuscht gewesen bin. Naja, genug der langen Vorworte, auf zur Filmkritik:
** Der Inhalt des Filmes
Der Film beginnt in einer Kneipe (?) in der Mongolei mit einem Blick auf eine große Holzkiste, aus der sehr grazil der Engel Alex (Lucy Liu) schlüpft. Aber auch die anderen Engel sind dort zwischen vielen asiatischen Bösewichten versteckt: Dylan (Drew Barrymoore) fröhnt dem Würfelspiel, bevor dann auch Natalie (Cameron Diaz) als hell gekleidete Grazie den Schuppen betritt und alle Blicke auf sich zieht. Das ist das Kommando für die beiden anderen Engel, ihren Mandanten zu befreien. Leider geht das etwas schief, die vier werden entdeckt, sodass sie Plan B in Kraft treten lassen müssen, was in einem Sprung aus dem Fenster endet und in einer furiosen Flucht.
Kurz darauf sieht man zum ersten Mal Bosley (Bernie Mac), den man in diesem Teil leider anstelle von Bill Murray für diese Rolle bestimmt hat. Der Fall beginnt, die Engel erfahren, dass man ihrem Mandanten in der Mongolei einen Ring geklaut hat, zu dem es auch ein Gegenstück gibt - natürlich ebenfalls von bösen Buben geklaut. Beide Ringe zusammen erlauben den Einblick in die Liste des Zeugenschutzprogrammes, in welcher die Zeugen mit früherer und aktueller Identität zu finden sind. Nun werden die drei Engel für Charlie aktiv und befinden sich kurze Zeit später auf einer Motorradrennbahn, wo sie natürlich ein furioses Rennen hinlegen werden.
Jetzt offenbart sich auch Dylans wahre Identität: Dylan war früher mit einem Typen von der irischen Mafia zusammen, gegen den sie ausgesagt hat, weswegen sie ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde. Und da wird ihr Ex-Lover auch schon aus dem Knast entlassen und beginnt, Dylan zu verfolgen. In einem kurzen Rückblick bekommt man übrigens noch einige Szenen aus dem früheren Leben der drei Engel zu sehen. Insgesamt aber recht uninteressant, weswegen ich darüber jetzt nichts weiter schreiben werde.
Die Spuren führen von einem Ort an den anderen. Die Engel sind immer topgestylt und möglichst knapp bekleidet, damit das männliche Kinopublikum auch etwas zu sehen bekommt (die Frauen sollten besser dem Film fernbleiben.... für uns gibts nix Interessantes zu bestaunen). Am Strand (Cameron Diaz in einem sehr knappen Bikini) spüren die Engel einem Surfer auf, der an einem Tatort eine Kreditkarte als heiße Spur hinterlassen hat. Hier findet das erste Treffen mit dem Ex-Engel Madison Lee (Demi Moore, ebenfalls in knappem Bikini) statt. Aus der Unterhaltung zwischen Madison und Natalie wird klar, dass Natalie den Ex-Engel richtig anhimmelt, außerdem ist Madison natürlich genial (Nobelpreis in Astrophysik etc.).
Um es nochmal klar zu sagen: Im Film geht es lediglich darum, diese beiden Ringe zurückzubekommen, um die Zeugen aus dem Schutzprogramm auch wirklich zu schützen. Diese Tatsache rückt doch sehr in den Hintergrund während des Filmes, sodass man sich immer wieder an den "Inhalt" des Filmes zurückerinnern sollte.
Über den Inhalt möchte ich auch nicht mehr sagen, es gibt einige Tanzeinlagen der Engel und natürlich auch viele Actionszenen mit Kung-Fu-Einlagen, aber dazu gleich mehr in der Kritik.
** Filmkritik
Eventuell habt ihr es schon rausgelesen, ich war maßlos enttäuscht von diesem Film! "Volle Power" hat rein gar keinen Inhalt und kommt völlig ohne wirkliche Dialoge aus. Der Film setzt lediglich auf das Ausssehen der drei (vier?!) Hauptdarstellerinnen, die daher in jeder Szene möglichst figurbetonte Klamotten und sehr aufgesetztes Make-up tragen. Außerdem gibt es einige Tanzszenen, die einfach nur sinnlos sind: In der ersten sieht man Natalie (in ihrer neuen Wohnung, in die sie mit ihrem Freund einzieht) ein Tanzvideo anschaun. Prompt fängt sie an, dazu rumzuzappeln und dann kommt auch schon die Verstärkung dazu und man sieht die drei Engel rumhüpfen, wie ich es sonst nur von den No Angels kenne. Sinn und Zweck hatte diese Szene rein gar nicht. Die zweite Tanzszene findet in einem Striplokal statt, sehr praktisch, denn da muss man den Frauen ja nicht viel anziehen.
Auch die Szene auf der Motorradrennbahn (wo auch die Sängerin Pink einen kleinen Gastauftritt hat) war grottenschlecht. Die Engel mit schlimmstem Love-Parade-Make up auf Motorrädern, wo sie natürlich beweisen können, wie tough sie doch sind. Einfach nur lächerlich meiner Meinung nach.... Insgesamt hatte ich oft das Gefühl, als ob hier John Woo heimlich unter einem Pseudonym Regie geführt hat, diese dummen Motorradrennen und Actionszenen kannte ich sonst nur aus MI:2. MI:2 ist hier in etwas abgewandelter Form übrigens auch wiederzufinden...
Wenn ich bedenke, wie viele Szenen die eigentliche Story (um die Ringe) im Film vorangebracht haben, dann komm ich da vielleicht auf eine Gesamtlänge von 10 bis 20 Minuten. Etwas schwach, wenn man bedenkt, dass der Film ja fast zwei Stunden dauert.
Extrem gestört hat mich auch das Abkupfern aus anderen Filmen. War ich beim ersten Teil doch von den vielen Matrix-Einlagen sehr enttäuscht, hörte hier das Klauen aus anderen (besseren) Filmen gar nicht mehr auf. Einige Beispiele:
Alle Action-Szenen enthielten die bekannten Sprungszenen und das Drehen in der Luft, wie man es nur aus Matrix kannte. Außerdem gibts genug Szenen in Bullettime, in der die Kamera dann auch mal um die Engel rumfährt, um sie aus anderen Perspektiven zu zeigen (Matrix?!). In der ersten Fluchtszene stürzen die Engel und ihr Mandant von einer Brücke und steigen im Fallen einfach mal in einen Helikopter ein (Achtung: James Bond, der auch bereits in ein abstürzendes Flugzeug eingestiegen ist, während er durch die Luft fiel). Ein drittes Beispiel noch: Die Engel besuchen in Nonnentracht eine Nonne und sitzen auf den bekannten Stühlen mit Schreibbrett. Die Nonne befiehlt ihnen dann näher ranzurücken, was die Engel natürlich auch tun, sie robben also sitzend auf ihren Stühlen nach vorne. Wo haben wir das bloß schonmal gesehen? Richtig, in Blues Brothers.
Das sind nur drei Beispiele, euch werden aber bei genauerem Hinsehen vielleicht noch weitere auffallen.
Weiterhin gestört hat mich der Humor. Der Film war krampfhaft darauf bedacht, witzig sein zu wollen. So sieht man Natalie fast nonstop grinsend im Film. Der Film war aber nicht witzig! Den Humor könnte man in einem Austin Powers Film erwarten, aber doch nicht bei "3 Engel für Charlie"! In einer Szene taucht übrigens noch Kelly Garrett (Jaclyn Smith) als Vision auf, die manche von euch noch aus der Serie kennen. Auweia.
Am schlimmsten aber fand ich, dass der Film gar nichts mehr vom Charme der Serie hatte. Wer die Serie so geliebt hat wie ich, der weiß sicherlich noch, dass die drei Engel toughe Frauen gewesen sind, die alle etwas Besonderes hatten, was den Fall vorangebracht hat. So hatte z.B. Kate Jackson das Hirn, während die anderen beiden doch eher hübsch waren. Die Serie war nie darauf bedacht, witzig zu sein, klar war nicht alles ernst gemeint, aber die Serie hatte doch einen gewissen Hang zur Realität, der Film aber gar nicht.
Die schauspielerische Leistung aller Schauspieler beschränkte sich leider darauf, den Film so lächerlich und peinlich wie möglich zu machen. Cameron Diaz hat mich mit ihrer ewig grinsenden Miene am allerwenigsten überzeugt, Drew Barrymoore war stets die obercoole Dylan, leider auch nicht überzeugend. Am besten hat mir noch Lucy Liu gefallen, auch wenn sie ebenfalls eine schwache Leistung dargeboten hat. Und dann ihr Ex-Lover O'Grady, der während des ganzen Filmes mit freiem Oberkörper rumlief, um seinen Sixpack zu präsentieren. Nicht zu vergessen, der eisige Gesichtsausdruck..... das war wirklich alles andere als Oscarreif...
Kommen wir zum einzig positiven Aspekt des gesamten Filmes:
Nein, ich meine nicht den Abspann :-) Ich meine die Filmmusik. Der Film bedient sich mehr oder weniger alter Klassiker wie Prodigy, Bon Jovi (Livin on a prayer), Irene Cara (what a feeling) oder auch "raindrops keep falling on my head". Die Musik ist wirklich gelungen und passt auch irgendwo immer zu den Filmszenen. Wem der Film also so wenig gefallen hat wie mir und sich nicht die halbnackten Engel anschaun möchte, kann die Augen schließen und sich an der Filmmusik freuen.
** Allgemeines
CHARLIE'S ANGELS - FULL THROTTLE
Startdatum: Donnerstag, 10. Juli 2003
Regie: McG
Darsteller: Cameron Diaz, Drew Barrymore, Lucy Liu, Demi Moore, Bernie Mac, John Cleese
Verleih: Columbia Tristar Film GmbH
Genre: Action
Land/Jahr: USA
Länge: 105 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
http://www.drei-engel-fuer-charlie.de
** Fazit
Der Film bekommt von mir ein klares "nicht empfehlenswert", weil ich einfach nur maßlos enttäuscht war (und bin) von der Verschandelung der Grundidee der Serie "drei Engel für Charlie". Diese Serie hatte einen gewissen Charme, der auch irgendwie durch den trotteligen Bosley zustande kam. Bill Murray kam diesem Original noch recht nahe, aber Bernie Mac leider gar nicht mehr. Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier einigen auf den Schlips trete und viele mir wahrscheinlich nicht zustimmen können, gebe ich dem Film nur einen Stern und den bekommt er nur für die Filmmusik und aus Nostaliegründen wegen der Serie. Der Film alleine und auch die Schauspieler verdienen nicht die Auszeichnung durch einen Stern.
Empfehlen kann ich den Film wirklich nur für Männer, die sich die vier halbnackten (und zugegebenermaßen sehr gut gebauten) Hauptdarstellerinnen anschaun wollen. Inhalt und Dialoge sollte man von dem Film nicht erwarten und leider war auch nur ganz kurz ein gutaussehender Kerl zu sehen, der ein kleiner Lichtblick für das weibliche Publikum darstellte. Insgesamt, ein völlig enttäuschender Kinoabend... weiterlesen schließen
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