Adaptation (Komödie) Testberichte

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Pro & Kontra
Vorteile
- Darsteller, Originalität, Drehbuch
- alles!
Nachteile / Kritik
- Geschmackssache, Auflösung
- nicht das geringste!
Tests und Erfahrungsberichte
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Filmkritik und Meinung zu " Adaption "
18.07.2003, 00:44 Uhr von
Tuvok
ich bin Christ, mag keinen Rassismus und halte nicht viel von Pollitik3Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Adaption
Eine künstlerisch amerikanische Vererbungsgeschichte, über die Prähistorische Existenz nicht nachweisbarer Protoplasmen, über die Entstehung von Orchideen, die in diesem Film eine besondere Rolle spielen.
Die zersplitterte nonkonforme Geistige Verfassung unseres Protagonisten beginnt, in der Halle E der Filmproduktionsfirma zu Spike Jonzes sic! neuem Film Being John Malkovich. Einer künstlerisch wertvollen, nicht so ganz substantiellen wie erwarteten, aber doch Neu New Age gestalteten Verfilmung über die Probleme in Johns Kopf in Verschmelzung mit einem nicht reellen Hochhaus das den Seelenzustand der einzelnen Individuen, speziell von John, mechanisch darlegt. Mir hat der Film nicht gefallen.
Die Richtung die unser Protagonist in versuchter leidenschaftlicher Form darstellt, übermannt nicht mal einen Bruder DONALD KAUFMAN, der die haargenau selbe DNS hat wie sein Zwillingsbruder CHARLIE um den es in diesem 112 Minuten Film vorwiegend geht.
Wie schon in „ The Hours „ versucht Jonze den Hauptaspekt der Geschichte klar darzustellen, in dem er den Zuseher mit ständig wechselnden Zeitepochen plagt, was aber wiederum den sinnlichen Effekt darstellt sich anzustrengen und versucht wach zu bleiben, während die Hauptprotagonisten SUSAN ORLEAN ( Meryl Streep ), und Orchideensammler JOHN LAROCHE ( Chris Cooper ), sich zwischen nonkonformen Postpubertären Studentengesprächen versuchen am Lachen zu ermutigen, da sie sonst in Ihrer eigenen dekadenten Welt zugrunde gehen würden.
Eine Welt in der Geld mehr zählt als innere Werte, zumindestens, bei den alltäglichen oder sehr oft abgehaltenen Zusammenkünfte in kleinen Gruppierungen, in denen man über Sexuelle Vorlieben degustiert und alles versucht um natürliche Körperausdünstungen zu verhindern, nachdem man ein viel zu scharfes Gericht gegessen hat.
In dieser Geschichte prallen Realität und Fiktion etwas unkonventionell und höchst langweilig anmutend an den Zuseher, der gelangweilt im Kinosessel hockt und überlegt, welchen Terrorpaten er demnächst erledigen soll um das nötige materielle Zahlungsmittel zu ergattern, damit er Spike Jonze Filmklassiker wie Armageddon und Independence Day schenkt. Wie kann man dieses einfache Werk nun beschreiben ?
Selektion und Veränderung sind der grundlegende Bestandteil unserer Adaption an die natürlichen Gesetze, die durch Freund Zufall erschaffen wurden. Das in einer intelligenten Welt in der kein GOTT mehr zählt, sondern nur ein Computer und nicht bewiesene Thesen von altehrwürdigen Opas, die Ihre Theorien über die Erschaffung der Welt darauf begründen, das etwas irgendwie irgendwo irgendwann sein musste, um Ihre innere Unruhe eine Gleichmäßigkeit zu geben. Und auf diese anziehende, fantastisch anmutende These baut sich dieser Film auf. Ein Drehbuch das von cineastischen Einfällen nur so strotzt, von Langeweile, Schwermut, Einschlafgefahr, dämlichen Leuten, kranken Psychopathen, Soziopathischen Liebeshungrigen, Brüdern und Schriftstellerinnen, die im Leben nichts anderes zu tun haben, als die Atemluft zu analysieren um daraus ein Skript zu erstellen.
Dazu dann noch eben der arme, sehr gut von Cage gespielte Charlie, der versucht seiner Angebetenen AMELIE den Hof zu machen, aber an seiner Unzulänglichkeit, und Unerfahrenheit dem weiblichen Geschlecht über scheiterte, weil er sich nicht wie sein Bruder überwinden kann, seiner romantischen Inspiration zu folgen, der Dame des Herzens den Hof zu machen. Er lebt in einer Welt voller Bücher, und eigenen Vorstellungen von der Verwirklichung seines Skriptes.
CHARLIE schreibt hingebungsvoll, für die Cineastenwelt in einer Irrealen Filmwelt, das Drehbuch zu Being John Malcovich, und erntet nur Applaus, und seine anderen genialen Werke stehen in dem in nichts nach.
Allerdings glaubt CHARLIE ( Nicholas Cage ) selbst nicht daran. Darum überwindet er auch seine Vorurteile gegenüber Drehbuchkursen, für Drehbuchschreiber, wo der Leiter versucht dem klatschenden Publikum beizubringen, seelenstarke Protagonisten zu erzeugen. Menschen verändern sich, die Welt verändert sich, CHARLIE kann nichts anfangen mit Genoziden in den Familien, mit Vernichtungsmaschinerien von Faschistischen Machhungrigen Despoten, und er will auch nicht einsehen, bevor er den Kurs besucht hat, das er gerade darüber schreiben sollte. Laut dem überteuerten Professor.
Eine Hollywoodgröße, namens VALERIE kommt, sie bittet CHARLIE um ein Kunstwerk, um die Verfilmung oder den Beginn der Verfilmung zu „ The Orchid Thief „ von „ SUSAN ORLEAN, einer Liebe zu einer Orchidee, zu der Geisterorchidee, die einer der seltensten Blumen und Orchideen aller Zeiten ist, so wie CHARLIE bald draufkommt. Und er stockt einfach, weil er nicht weiß wie er den Beginn setzen soll. Als Mahnmal das den Film leitet, oder einfach als Ruhepol das die Zuseher in schläfrige zombieähnliche Popcornfressende zahlende Kinobesucher macht. Letzteres klappt wundervoll vom Regisseur des Filmes.
Man kann oft nicht unterscheiden, und das muß ich honorieren, das die Grenze zwischen Fake, und Dokumentation sehr gering gehalten wurde.
Das Buch das CHARLIE wilden Herzens liest, versucht zu verstehen und in ein Drehbuch adaptieren will, bringt in bald zum scheitern, da es einfach nur eine Poetische Ansammlung von Romantischen Epilogen und Redewendungen über eine Orchidee ist, und über die Leidenschaft zu lieben. Sein Bruder hätte es können, DONALD, ist der richtige Draufgänger, vieles fällt ihm leicht, er sieht sein Leben nicht so wichtig, sondern eher den Spaß den er jetzt hat, und seine Talente sind viel breiter gesetzt als von Zwillingsbruder CHARLIE.
DONALD weiß auf alles eine Antwort, hat viel mehr Erfolg beim weiblichen Geschlecht, und ist schon bald mit der Maskenbildnerin CAROLINE fix befreundet, die er durch einen Zufall in der Arbeitswelt von CHARLIE auffindet, und will ihm helfen diese schwierige Notlage zu meistern. Und er fängt am besten damit an, sich als CHARLIE auszugeben, und der Damenwelt den Hof nicht so sehr zu machen, wie er CHARLIE versprochen hat, sondern ein DONALD sein, der SUSAN interviewt, samt seines ganzen Könnens als Interviewer, und stellt die richtigen Fragen die nötig sind um ein Buch zu schreiben, das dann natürlich sein Bruder CHARLIE veröffentlichen soll, nachdem er es mal geschrieben hat.
JOHN LAROCHE ist der richtige Draufgänger, sammelte er mal Holländische Spiegel aus dem 19. Jh. hat er das genauso bald aufgegeben wie seine Liebe zu Zierfischen, und auch seine 60 Aquarien weggeschmissen. Dieser Soziopath ist vor vielen Jahren das von SUSAN ausspionierte Opfer gewesen, über das sie schreibt.
Jetzt ist er anerkannter Schwarzsammler in vielen Amerikanischen Bundesstaaten um geschützte Orchideen, mit Hilfe seiner Indianerfreunde zu sammeln, und weiß natürlich das er gegen so ziemlich alle Naturschutzgebietsgesetze verstößt die es gibt. Ein Mensch wie JOHN ist auf nichts angewiesen, wie eine Schlange die sich häutet, verlässt er ohne Widerwillen und Ängsten seine langjährigen Leidenschaften um sich voller Elan in die nächste zu stürzen, und gerade dieser hat es SUSAN angetan. Und so beginnt in der Mittvierzigerin bald das Mauerblümchengerüst zu wackeln das sie gekonnt täglich anlegt, um sich vor so vielen Gefühlen zu schützen die einer Person wie Ihr das Leben nur erschweren könnten. Sie aufgewachsen in einer Welt voller Gefühlskälte und Verhinderung der eigenen Wünsche, verliebt sich wohl langsam in die Art von JOHN auf einer tieferotischen Platonischen Ebene, die abseits von jeder menschlichen paarungszeremoniellen Wirksamkeit ist, die uns Leuten auf diesem Planeten das Leben mit einer untergehenden Sonne so erträglich machen, weil wir darüber Bände schreiben könnten. Wie ein Poet. Wie viele Poeten. Und das will SUSAN verhindern, doch sie kann es nicht.
Und CHARLIE muß mehr erfahren über seine Protagonistin, schüchtern wie er ist, um über sie und vor allem das Buch zuschreiben, und um den Film zu Ende zu bringen, nachdem der Anfang nicht mal noch da ist.
Für Leute die Cineasten der besonderen Art sind, und zwar solche die sich an Filmen ergötzen wo man zuerst einmal 10.000 Essays lesen muß bis man sie kapiert, oder Blitzkneiser wie ich, die aber trotzdem keinen Gefallen daran finden, fast 2 Stunden lange, Zeitsprünge zu beobachten wo Irre dauernd irgendwas quasseln das mich zum einschlafen bringt. Da war der Blow Job meiner Freundin viel interessanter.
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Doppelt soviel Cage
03.04.2003, 03:03 Uhr von
talibdjan
Talib ist hier in Offenbach (bei Frankfurt) auffindbar, einer kleinen aber feinen City, die völli...Pro:
Darsteller, Originalität, Drehbuch
Kontra:
Geschmackssache, Auflösung
Empfehlung:
Ja
Film im Film-Story.
BeingJMalkovich-Autor Kaufmann (echt) hat den Auftrag ergattern können aus dem Orchideen-Dieb-Doku-Roman von Orlean (Streep) über Outlaws/BonVivants und Hoffnung, sowie Idealisierung von Personen in der eigenen Vorstellung durch Sehnsuchte-Projektionen und Sehen-was-man-will-ist-was-man-sucht ein Drehbuch zu machen. Kaufmann will diesen mehr oder weniger versteckten Inhalten gerecht werden, Orleans Arbeit respektieren und kongenial umschreiben, wird so besessen von Orleans wie sie von Laroche, findet zu keinem Faden oder Konzept, noch nicht mal ein Anfang haut hin. Der zerfahrene, ungepflegte Kaufmann ohne Selbstbewußtsein (Cage hat viel davon - mutige Rolle + angefutterte Pfunde) ist außer durch seine Selbstzweifel und seine Labilität auch von seinen Zwillingsbruder (fiktiv) genervt. Dieser hat ein eher (scheinbar) schlichteres, eher genügsameres Gemüt, ist gutmütig aber auch etwas penetrant, sehr selbstbewußt, da selbstironisch und da er sich hinnimmt wie er ist und seine Makel akzeptiert und nichts so recht schwer nimmt. Jetzt will der etwas Ziellose Drehbuchautor werden, hat literarisch keine Ahnung und begeistert sich selbt durch ein abstruses Klischee nach dem anderem, besucht ein Seminar der Drehbuchikone McKee und bekommt neben Frauen auch irgendwie ein Hit-Drehbuch hin.
Der richtige Autor-Bruder plagt sich, hauptsächlich mit Selbstzerfleischung. Er versucht Orleans zu treffen, da er es aber nicht vertigbringt mit ihr zu sprechen, observiert er sie und schickt seinen unbedarften Zwilling zu ihr...die Beiden verfolgen Orleans und entzaubern die ebenfalls gebrochene und ziemlich runtergekommene Star-Autorin.
Wenn auch etwas tragisch aber doch Früchte tragend lernen sich die Zwillinge als echte Brüder lieben und akzeptieren. Kaufmann schafft den Konzept-Durchbruch und schreibt einen Drehbuch über den ekligen Loser Kaufmann, der aus einem Buch ein Drehbuch machen soll und von der Autorin besessen ist, usw usw, den ganzen Film oder das echte Leben eben...
Ein netter und unterhaltsamer Film. Wer ihn zu langweilig findet oder zu hnadlungsarm, geht wohl sonst nur in Blockbuster und Actionknaller.
Die zwei Brüder sind die zwei Seiten eines Autors. Eine Abhandlung über die Problematik eines Autors und Menschen. Unvollkommenheit, Status, Ziele, Selbstrespekt, -vertrauen, -verwirklichung, Kreativität und gleichzeitig genießbare und erfolgsbringende Massentauglichkeit, Kunst, Handwerk und leicht Verdauliches liefern, Selbstfindung, Hochmut, Einsamkeit, Bescheidenheit und auf das Wesentliche konzentrieren und seine Begeisterungsfähigkeit finden und bewahren, Hoffnung und Ideale und Kompromisse...alles steckt irgendwie drin. Jedenfalls wird hier nicht mit dem Vorschlaghammer Message verbreitet, noch selbstzweckverliebt Verwirrung gestiftet oder cineastisches Experimentieren celebriert.
Ob es sich um eine Darstellung der Kämpfe eines Autors und eines Künstler unter Geschäftsleuten handelt, um eine Charakterstudie oder einfach eine originelle Drehbuchidee, die vielleicht beim adaptieren eines Stoffes und als Auflösung einer Schreibblockade kam und der Film die Entstehung von sich selbst ist, also wirklich der Film-Kaufmann-Arbeit entspricht, was auch immer, gelungen ist es, wenn man auch nichts greifbares vor die Füße gelegt bekommt. Es wird aber auch nicht mit endlosem Aufwerfen von unbeantworteten und unbeantwortbaren Fragen gespielt.
Man ist mit Niveau gut unterhalten Die Charakter-Studien der beiden Autoren (Orleans und Kaufmann) liefern einiges über die Künstler-, Menschen- und Karrieretypen-Natur. Der Film entspricht dem Kompromiss, der als Ergebnis der Odyssee des Autors stehen könnte. Ruhe und Schwermütigkeit, tiefe Charaktere und Zerissenheit, Einsamkeit, Selbstfindung, alles Themen der Auseinandersetzung des Menschen mit sich slebst, gleichzeitig die zugehörige Hoffnung und Lebensfreude, Genügsamkeit usw., gewürzt mit ganz leicht verstörender Conclusis mit bisschen Sex und Thrill, fallenden Masken und Selbstbelügen, usw., das, was meist Film-Erfolgsrezept ist.
Neben der Spiellaune der Darsteller ist Drehbuch/Schnitt, bzw. die Erzählweise die Qualität des Film. Episodenartiger Wechsel zwischen Kaufmann und Orleans während verschiedenen Episoden aus dem Buch und Recherche-Phasen (wie es Kaufmann gerade durcharbeitet), dazwischen einige Kaufmann-Phantasien und am Ende die Verknüpfung aller Gedanken- und Handlungsstränge sind gekonnt und bringen einen recht lebendigen Film als Ergebnis, wobei man von Tempo und Spannung auch nicht grad sprechen kann. Belebt und sympathisch ist's.
Cage in einer gelungenen Doppelrolle. Besser wärs vielleicht gewesen, wenn die beiden ungleichen Brüder etwas weniger gleich gewesen wären, vielleicht nicht beide dick, vielleicht sogar der Loser attraktiver und der Dickere der Selbstbewußte. Cage hat wirklich merklich Spass gehabt. Tolle Leistung, wenn auch nicht unbedingt Oscar-reif. Auf jeden Fall trägt er den Film ziemlich gut.
M. Streep ist zwar immer gleich, aber ziemlich intensiv und überzeugend. Wirklich klasse. Sie liefert eine solide Leistung mit einem brillanten Highlight im Moor nachdem alle Pläne und die Karriere dahin sind.
Laroche-Chris Cooper ist super gecastet - wirklich perfekt und hat für Charisma und Autentizität nen Oscar bekommen. Bei Laroche sitzen die Sprüche ganz locker und er legt eine echt eigenwillige Einstellung zum Leben an den Tag. skurile Figur, klasse rübergebracht.
Die Machart ist sehr solide. Kamera, Set-Design, Musik z.Bsp. fällt nicht besonders auf, weder schlecht oder einfach, aber auch nicht bahnbrechend.
Kein typischer Hollywoodfilm, aber auch kein absoluter Exot oder schwerer Kunstfilm. Nicht so skuril oder grotesk wie Coen-Filme, aber vielleicht damit am ehesten vergleichbar.
Wer auf ähnliches steht, findet hier seinen Spass. weiterlesen schließen -
Es ist nur ein Film! Ist es nur ein Film?
22.03.2003, 14:06 Uhr von
Kool_Kat
Als Filmliebhaber gehe ich häufig ins Kino und nutze hier das reichhaltige Angebot Berlins nach m...Pro:
alles!
Kontra:
nicht das geringste!
Empfehlung:
Ja
Charlie Kaufman (Nicolas Cage) geht nicht gerade zurückhaltend mit sich ins Gericht: zu dick, ausfallende Haare, zudem noch Scheiße geschnitten, keine Chancen beim weiblichen Geschlecht, was sich nicht nur an seinem äußeren Erscheinungsbild begründet, sondern vor allem - dessen ist er sich bewusst, was es nur noch schmerzlicher macht - auch an seiner allgegenwärtigen Angst vor dem Frauen, die er begehrenswert findet. Ein Komplexbündel erster Kajüte also und so etwas wird oft und gerne: Künstler. Kaufman ist so einer, ein ambitionierter Drehbuchautor nämlich, der sich hohen Idealen verpflichtet fühlt. Der neues schaffen, nie dagewesenes schreiben will. Obwohl sein Drehbuch zu BEING JOHN MALKOVICH zur Zeit mit prominenter Besetzung verfilmt wird, nagen an ihm die Zweifel. Ein neues Drehbuch will er schreiben, für einen Film über Blumen, in dem sich die Charaktere am Ende nicht, wie im Mainstreamfilm üblich, signifikant und zum Besseren wandeln, in dem keine Probleme gelöst, kein Drama aufgelöst wird - wie gesagt, ein Film über Blumen, eine Adaption des Dokumentarbuches "Der Orchideen-Dieb" der Journalistin Susan Orlean (Meryl Streep) obendrein.
Donald Kaufman (ebenfalls: Nicolas Cage) ist hingegen ein Slacker, der vor allem durch seinen prolligen, unbedarften Humor hervorsticht, und es seinem Zwillingsbruder Charlie irgendwie, aber auf jeden Fall völlig anders gleichtun will. Deswegen kauft er sich Bücher übers Drehbuchschreiben (was Charlie ablehnt), er geht zu Drehbuchkursen (was Charlie ablehnt), orientiert sich an den 10 Geboten des Drehbuchschreibens (was Charlie ablehnt) und hält seine Idee von einem Thriller, in dem der Detective, der Mörder und das Opfer letztendlich die gleiche Person sind, für eine großartige und frische, was Charlie eher anzweifelt.
ADAPTATION, so der Originaltitel des Films, ist dem Wortsinn nach durchaus doppeldeutig zu verstehen. Natürlich beschreibt der Begriff in der Sprache der Filmwelt zunächst das Übersetzen einer (meist literarischen) Vorlage in einen Film, der Begriff heißt aber auch ganz generell "Aneignung". So eignen sich die Menschen in ADAPTATION, jeder auf seiner Art, Objekte ihrer Umgebung an, in der Regel sind es Projektionsflächen für eigene Unzulänglichkeiten und am Ende steht dann, als Verdichtung, ein künstlerisches Werk. Susan Ordeal etwa ist sichtlich fasziniert von dem seltsam verschrobenen Floristen und Orchideendieb John Laroche, dessen Leidenschaft für seltene Orchideen - in Wahrheit nichts weiter als Geschäftemacherei, mit mehr als nur einem Bein in der Kriminalität - sie ein leidenschaftliches Buch über die Liebe zur Flora schreiben lässt. Dieses wiederum fasziniert Kaufman, der die Poesie dieses Buches in einen Film übersetzen möchte, einen Film, so jenseitig des Mainstreamkinos, dass er selbst nicht weiß, wie dieser Film gestaltbar sein könnte, wie er sich der Thematik nähern sollte, wie er einerseits dem Buch, seiner Aussage - Blumen als Sinnbilder menschlicher Leidenschaft - und seinem eigenen Anspruch gerecht werden könnte.
Die Lösung schließlich liegt in ihm selbst begründet! Fast schon hysterisch beginnt er ins Diktiergerät zu bellen: "Charlie Kaufman - dick, fettärschig, ausfallende Haare" und so weiter. Später dann "Charlie Kaufmann spricht in sein Diktiergerät" und diktiert dabei Schritt für Schritt und für den Zuschauer klar erkennbar den Film, den wir bislang gesehen haben. Ein wahnwitziger Film wird das, in dem binnen zwei Minuten die Weltgeschichte von Anbeginn der Zeit bis zur Geburt von Charlie Kaufman zusammengefasst wird, in dem sich wie inner- wie außerfilmische Realitäten - der Film beginnt auf dem Set der Dreharbeiten zu BEING JOHN MALKOVICH - immer wieder überschneiden und kreuzen, bis man letzten Endes nicht mehr weiß, ob der Film denn nun wirklich - quasi dokumentarisch - allein von seiner eigenen Entstehungsgeschichte erzählt, oder ob er nicht doch ein rein fiktives Werk darstellt.
Der Autor, wie wir ihn kennen, der Erschaffer von Welten, ein gottgleiches Wesen, existiert in ADAPTATION nicht mehr. Keiner der dort gezeigten Autoren erschafft etwas, keiner ist ein "Auteur", auch wenn Charlie Kaufmans Kunstideal sicher dem Autorenkino nahe kommt. Nein, die Autoren, sie sind Medien! Sie blicken in die Welt, nehmen die Impulse dieser Welt auf, verdichten sie in sich und damit dann im eigenen Werk. Jeder eignet sich das Werk des anderen an, übersetzt es in ein eigenes und wird somit zum Epiphänomen des vorhergegangen. Welten werden hier in Büchern und Filmen keine mehr geschaffen, es werden einzig und allein Perspektiven auf den Bezugspunkt verhandelt. Gegen Ende dann wird aus dem selbstreflexiven Dickicht dieses "Film-im-Films" unversehens ein beinharter Genrefilm, der nach allen Regeln der Kunst inszeniert wurde, mit allem was dazu gehört. Es ist davon auszugehen, dass nun Donald Kaufman das Ruder im kreativen Prozess übernommen hat, denn in der Tat erzählt uns der Film auch davon, dass Charlie verzweifelt bei Donald Rat sucht. Vielleicht hat Charlie aber auch nur den Ansatz seines Bruders adaptiert, wer weiß das schon? Immerhin: Donald Kaufman erscheint in den Credits als Co-Writer. Welche fiktive Persönlichkeit kann das schon von sich behaupten? Es ist anzunehmen, dass Michel Foucault seine helle Freude an dem Film gehabt hätte. Denn was ist das schon, ein Autor? Etwas dickes, kahlköpfiges, ohne Schlag bei den Frauen! So schlimm wie Nicolas Cage sieht Charlie Kaufman in Echt aber eigentlich gar nicht aus - Verwirrung bleibt, wohin man schaut.
ADAPTATION ist ein Film über Blumen, etwas in dieser Form noch nie dagewesenes, ein Film über Charlie Kaufman und darüber hinaus sogar ein Genrefilm. Experiment geglückt, Charlie, und jetzt wisch' Dir endlich den Schweiß von der Stirn.
Schon jetzt einer der ganz, ganz großen Filme in diesem bislang faszinierenden Kinojahr!
Thomas Groh, 2003
ADAPTION.
( Adaptation., USA 2002 )
Regie: Spike Jonze
Drehbuch: Charlie & Donald Kaufman nach einer Vorlage von Susan Orlean
Kamera: Lance Acord
Schnitt: Eric Zumbrunnen
Darsteller: Nicolas Cage, Meryl Streep, Chris Cooper, u.a.
Internet Moviedatabase
http://us.imdb.com/Title?0268126
Kritikenarchiv bei Rottentomatoes
http://www.rottentomatoes.com/m/Adaptation-1118700/
Links zum Film bei filmz.de
http://www.filmz.de/film_2003/adaption/links.htm
Disclaimer:
Diese Kritik wurde zuerst in der Berlinale-Onlineberichterstattung der kulturwissenschaftlichen Filmzeitschrift "F.LM - Texte zum Film" ( www.f-lm.de ) veröffentlicht. weiterlesen schließen -
Charles Kaufman und Charles Darwin
Pro:
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Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Da sitzt er, fast verschüchtert, hilflos, unbeteiligt, am Set zu „Being John Malkovich“: Charlie Kaufman, der Drehbuchautor, als habe er mit der ganzen Sache nichts zu tun. Schon hier, in der Anfangsszene ein doppelter Schein. Weil wir sehen nicht Kaufman, sondern Cage. Wir sehen Malkovich, aber nur scheinbar als Malkovich, in Wirklichkeit als „John Malkovich Being John Malkovich“. Kaufman / Cage steht im Weg. Er verlässt das Studio, schleicht sich, ist deprimiert, wie so oft, mit herunter hängenden Schultern, halb offenem Mund stiehlt er sich davon, dieser Kaufman, dieser Cage. Denn er hat ein riesiges Problem. Regisseur Jonathan Demme und dessen Partner als Produzent Edward Saxon wollen von ihm, dass er den Roman „The Orchid Thief“ der New Yorker Autorin Susan Orlean in ein Drehbuch verwandelt. So die fiktive-reale Realität. Und Kaufman, der richtige Kaufman, scheitert, merkt, dass der Roman nicht in einem Film adaptiert werden kann. Er kann es jedenfalls nicht, der richtige Kaufman.
Da kommt ihm eine Idee, die Idee des Buches: Eine Journalistin findet zu ihrer eigenen Leidenschaft, als sie die Leidenschaft eines Mannes beobachtet, der in Orchideen vernarrt ist. Warum also nicht einen Drehbuchautoren auf der Suche nach Leidenschaft zeigen und daraus eine ebenso ungewöhnliche, gewohnten Erzählstrukturen entfremdete Geschichte erzählen, die mit der Susan Orleans verwoben ist? Das Resultat dieser Idee ist der Film „Adaptation“. Der Ausgangspunkt dieser Idee ist ebenso der Film „Adaptation“. Und die realen Schwierigkeiten des realen Charlie Kaufman sind ebenso Ausgangspunkt und Resultat dieser Idee. Eine Katze scheint sich in den Schwanz zu beißen, die Einheit des klassischen Dramas destruiert und Realität und Fiktion kaum noch auseinander zu halten. Manches in und um und mit „Adaptation“ erinnert an die Bilder von Escher.
Inhalt
Zurück zu Cage. Der lebt mit seinem Zwillingsbruder Cage 2, der ganz anders ist als er, sozusagen ein lebenslustiger Partyhengst mit Schriftstellerallüren respektive Drang zum phänomenalen Thriller nach gewohntem Erfolgsrezept, die Hollywood-Ausgabe, der nette fiktive Bruder des Hollywood-Feindes Charlie. Cage 2 Donald (der aussieht wie Cage 1, also nicht „verkleidet“ gegenüber Cage Charlie) hat auch das berühmte Glück bei den Frauen, während Charlie – Schweißperlen auf der Stirn – der Malkovich-Produzentin Valerie (Tilda Swinton) gegenübersitzt und phantasiert, die könne aus seinen Geheimratsecken auf Glatze und dann auf alter Trottel usw. schließen, als just besagte Valerie ihm ein wohl ehrlich gemeintes Kompliment entgegen schleudert. Charlie ist impotent, ja auch sexuell (zumindest zeitweise). Die Verzweiflung über die Unfähigkeit, die Romanvorlage zu adaptieren, lähmt ihn in jedweder Hinsicht, während Donald die Schule des Erfolgs-Drehbuch-Lehrers McKee (Brian Cox) absolviert und groß rauszukommen gedenkt.
Derweil zeigt Jonze uns Meryl Streep als Susan Orlean und den Orchideen-Wahnsinnigen und -Dieb Chris Cooper Laroche mit seinen indianischen Freunden beim Orchideenraub im Sumpf und einer mehr als phänomenalen Rechtfertigung gegenüber einem vorbeifahrenden Cop. Orlean will wissen, was so faszinierend an diesen Blumen ist, gräbt, horcht Laroche – einen abgemagerten, zahnlosen Chris Cooper – nach Kräften aus, um die Urgründe von Leidenschaft zu finden. In Rückblenden, die andererseits jedoch als zeitgleich in bezug auf das Drehbuch bzw. den Film selbst erscheinen, verlieren Zeit und Raum scheinbar ihre Bedeutung.
Ich will über den weiteren Verlauf der Handlung nichts mehr verraten, weil dies den Genuss des Films erheblich schmälern würde.
Inszenierung
Kaufman und Jonze arbeiten gegen den Strom. Aber auch das ist in gewisser Hinsicht Schein. Denn die Zitierung von Darwins Evolutionstheorie, nach der sich Individuen ihrer Umgebung anpassen, erhält in dieser Geschichte, die keine sein will und doch eine ist, eine besondere Bedeutung. Laroche hat seine Leidenschaft gefunden, Susan Orlean sucht irgendeine Leidenschaft und Charlie Kaufman sucht leidenschaftlich ein Drehbuch. Alle leiden. Drugs & Sex & Crime bringen die Lösung, so viel sei gesagt, aber auch das ist Fiktion, weil nur die Konsequenz aus der Idee zu diesem Film. Wieder beißt sich die Katze in den Schwanz. Soll ich dies erklären?
Die Leidenschaft, die Laroche gefunden zu haben vorgibt, ist von vornherein zeitlich begrenzt. Er erzählt Susan, früher habe er Fische geliebt, heute würde er nicht mal mehr einen Zeh ins Meer hängen. Später im Film wird er zum leidenschaftlichen Porno-Web-Designer. Susan Orlean sucht irgendeine Leidenschaft und findet – man glaubt es nicht – Drogen. Und Charlie? Der hat zumindest ein Drehbuch geschrieben und kann sich aus allem heraushalten. Denn das „Abdriften“ des Films in den gängigen Sex & Crime & Drugs-Showdown reproduziert genau die Hollywood-Mechanismen, denen sich Kaufman nicht verschreiben will – aber auf eine ironisch-bittere und zugleich hervorragende Weise. Der Showdown präsentiert nämlich den Schlussakkord, den der wirkliche Kaufman hätte anstimmen müssen, hätte er Orleans Bestseller in ein Drehbuch umsetzen wollen.
Jonze und Kaufman chaotisieren die Grenzen zwischen Realität und Fiktion dermaßen grandios, dass man die Tragik, die es in „Adaptation“ auch zu sehen gibt, für bare Münze nehmen könnte. Oder soll man das? Immerhin fließt auch Blut und einer stirbt, den es gar nicht gibt, und ein anderer, den es gibt, der aber nicht wirklich stirbt. Ist da Lachen oder Weinen angesagt? Und wer oder was stirbt da eigentlich? Selbst entscheiden! „Adaptation“ ist Film, ist Fiktion wie jeder andere Film. Kaufman will überleben und überlebt – sozusagen mit diesem Jonze-Film. Er war gescheitert und hatte durch Anpassung zugleich Erfolg. Das ist dem Film jedenfalls zu wünschen. Aber noch etwas anderes gelingt Jonze und Kaufman. Sie sind leidenschaftlich dabei, diesen Film zu drehen, und zeigen Menschen, die keine wirkliche Leidenschaft finden. Die Orchideen stehen für Laroche eher für Obsession, Besessenheit, Sucht. Zumindest stellt der Film die Frage, worin der Unterschied zwischen Besessenheit und Leidenschaft besteht und ob wir beides brauchen oder eins von beiden oder keines. Heftige Proteste! Aber „Adaptation“ ist, wie Kaufman selbst gesagt hat, eher eine Art Diskussion denn ein abgeschlossener Diskurs, und vor allem ein Kreislauf, eine Art selbstreflexiver Prozess, der am gängigen Zeit- und Raumverständnis nagt, auch wenn er es nicht aufhebt, und die Fiktion gnadenlos schön dazu benutzt.
Chris Cooper hat etwas Interessantes zu diesem Film gesagt: „Die Geschichte handelt von menschlichen Obsessionen und vielleicht der Tatsache, dass nicht jeder von uns voll und ganz erkennt, was er vom Leben will, weil wir uns selbst Restriktionen auferlegen.“ [1]
Scheinbar arbeitet Jonze mit Symbolen, die er allerdings zugleich wieder niedermacht. Die Orchideen mögen schön oder was auch immer sein, letztendlich interessiert sich niemand für sie. Die Besessenheit existiert sozusagen irgendwann autonom, unabhängig vom Objekt der Begierde, das wechseln kann.
Nicolas Cage spielt seine Doppelrolle grandios. Man glaubt, wirklich zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten vor sich zu haben. Meryl Streep und Chris Cooper sind eine ebenso überzeugendes Filmpaar, gut aufeinander abgestimmt. Der teils bissige, teils selbstironische Humor des Films fesselt.
Fazit
Was wird Kaufman als nächstes adaptieren? Adaption ist sein Beruf und sein Weg der Anpassung in einer Gesellschaft, die jedem die Schubladen bereit hält: Greife zu, nimm hier, nimm da, bastle dir deinen Weg, deine Biografie. Von wegen! „Adaptation“ spart nicht mit Absurditäten gerade in bezug auf diese Glücksgeschichten postmoderner Patchwork-Ideologien und ist doch zugleich selbst Ausgangspunkt und Resultat derselben. Allerdings in bewusster Art und Weise. Es lebe Kaufman! Es lebe Jonze! Und viva die Adaption!
Wertung: 11 von 10 Punkten.
[1] Zit. n.: Hintergrundinformationen zum Film:
http://www.adaption-der-film.de/produktion.html
Adaption
(Adaptation)
USA 2002, 114 Minuten
Regie: Spike Jonze
Drehbuch: Charlie Kaufman, Donald Kaufman, in bezug auf den Roman „The Orchid Thief“ von Susan Orlean
Musik: Carter Burwell
Director of Photography: Lance Acord
Schnitt: Eric Zumbrunnen
Produktionsdesign: K. K. Barrett, Peter Andrus
Hauptdarsteller: Nicolas Cage (Charlie Kaufman / Donald Kaufman), Tilda Swinton (Valerie), Meryl Streep (Susan Orlean), Chris Cooper (John Laroche), Jay Tavare (Matthew Osceola), Litefoot (Russell), Roger Willie (Randy), Jim Beaver (Ranger Tony), Cara Seymour (Amelia), Doug Jones (Augustus Margary), Stephen Tobolowsky (Ranger Steve Neely), Gary Farmer (Buster Baxley), Peter Jason (Verteidiger), Gregory Itzin (Ankläger), Curtis Hanson (Orleans Ehemann), Brian Cox (Robert McKee), Judy Greer (Alice), Maggie Gyllenhall (Caroline), Ron Livingston (Marty), Rheagan Wallace (Kim Canetti), Jane Adams (Margaret), Agnes Baddoo (Agnes Badoo), John Cusack (John Cusack)
Offizielle Homepage: http://www.adaption-der-film.de
Internet Movie Database: http://german.imdb.com/Title?0268126
Weitere Filmkritik(en):
„Chicago Sun-Times“ (Roger Ebert):
http://www.suntimes.com/ebert/ebert_reviews/2002/12/122002.html
„Movie Reviews“ (James Berardinelli):
http://movie-reviews.colossus.net/movies/a/adaptation.html
© Ulrich Behrens 2003 für
www.ciao.com
www.yopi.de
www.dooyoo.de weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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XXLALF, 29.05.2010, 10:32 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
schon oft hab ich diese dvd in den händen gehabt, aber mir noch nie die mühe gemacht, dass ich die rückseite der dvd durchlese. jetzt aber muss ich mir diesen film auch mal anschauen, zumal sich dieser doch recht vielversprechend anhört. bw und ganz liebe grüße
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Tod dem Mainstream! Es lebe die Schizophrenie!
14.03.2003, 01:17 Uhr von
Bjoern.Becher
Nach 4 Semestern in Freiburg, studiere ich nun Jura in Würzburg. Hier bei YOPI schreibe ich haupt...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
“Imagine me and you, I do
I think about you day and night
It's only right
To think about the girl you love
And hold her tight
So happy together”
Es war im Jahr 1999 als ein bis dato unbekannter Drehbuchautor einen Film schuf, der mich als er im Jahr 2000 in die deutschen Kinos kam, vollends begeisterte und bis heute noch sehr oft begeistert hat. Der Film hieß „Being John Malkovich“ und der Drehbuchautor Charlie Kaufman.
Doch damals als der Film „Being John Malkovich“ noch im Dreh war, bekam Charlie Kaufmann schon einen neuen Auftrag. Er sollte das Buch „The Orchid Thief“ („Der Orchideendieb“) von Susan Orlean adaptieren, also das Drehbuch zu einem Kinofilm schreiben. Doch Kaufman verzweifelte bei der Arbeit immer mehr, er schaffte es einfach nicht das Buch für die Kinoleinwand umzusetzen. Doch er hatte schon einen Vorschuss bekommen, also musste er seine Arbeit fortführen und da kam ihm eine geniale Idee. Aus dieser genialen Idee entstand Adaptation (im deutschen „Adaption“), die sehr freie Verfilmung des Buches „The Orchied Thief“.
I N H A L T
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Charlie Kaufman (Nicolas Cage) ist ein Drehbuchautor mit Minderwertigkeitskomplexen. Er hält sich für fett, kahlköpfig und hässlich. Außerdem ist er schüchtern bis zum geht nicht mehr. So liebt er z.B. die hübsche Amelia (Cara Seymour) geht schon seit 8 Monaten mir ihr aus, aber traut es sich nicht sie zu küssen, obwohl er merkt, dass sie ihn auch liebt. Nur in seiner Phantasie hat er richtig Erfolg bei den Frauen, da verführen sie ihn. Doch in Wirklichkeit liegt er nur nackt auf seinem Bett und holt sich einen runter.
Aber er hat auch ein ganz anderes Problem. Er, der als neuer Drehbuchautoren-Star gilt, hat einen Auftrag angenommen: Er soll ein Drehbuch zu dem Buch „The Orchid Thief“ schreiben und dies will ihm einfach nicht in einer vernünftigen Form gelingen.
Dazu hat sich auch noch sein nerviger Zwillingsbruder Donald (ebenfalls Nicolas Cage), der so ganz anders ist als Charlie, bei ihm einquartiert: Donald ist selbstbewusst und kann mit Frauen umgehen und Donald himmelt seinen Bruder an: Denn Donald will auch ein großer Drehbuchautor werden und geht so Charlie mit seinen Fragen und Anmerkungen auf die Nerven.
Und während Charlie immer mehr an dem Buch der Autorin Susan Orlean (Meryl Streep) über den Orchideendieb John Laroche (Chris Cooper) verzweifelt, arbeitet Donald an seiner eigenen Geschichte über einen Polizisten, der einen Mörder jagt, der eine Frau als Geisel hat und alle 3 Personen sind eine Person.
Und Donalds absurdes Drehbuch wird plötzlich ein Erfolg und so kommt auch Charlie auf eine absurde Idee. Er schreibt sich selbst in das Drehbuch!
FILM IM FILM IM FILM IM...
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Selten verließ ich in letzter Zeit ein Kino so begeistert und hätte mir den Film am liebsten gleich noch einmal angeschaut: Adaptation ist genial!!!
Regisseur Spike Jonze und Drehbuchautor Charlie Kaufman erzählen äußerlich einen Film über die Entstehung eines Films, desselben Films, also ein Film im Film im Film... Fast symptomatisch dabei Charlie Kaufman in sein Diktiergerät spricht, dass Charlie Kaufman jetzt in sein Diktiergerät spricht, dass Charlie Kaufman jetzt in sein Diktiergerät spricht...
Doch das ist nur die äußerliche Handlung von Adaptation. Adaptation ist vielmehr auch ein Gegenstück zum Mainstream-Kinos, eine Verballhornung von diesem: Adaptation ist Anti-Mainstream, Charlie Kaufman ist Anti-Mainstream und im Gegenüber wird die Person des Robert McKee gestellt als Personalisierung des Mainstream-Kinos.
Robert McKee (der übrigens brillant von Brian Cox gespielt wird) galt in Hollywood als Drehbuch-Guru, der seinen „Jüngern“ erzählt hat, wie man ein Drehbuch schreibt. Einer seiner Jünger ist in diesem Film Donald Kaufman und nach dessen Drehbucherfolg entschließt sich auch Charlie Kaufman ein Robert McKee-Seminar zu besuchen!
Dort wird ihm dann vorgepredigt, dass man niemals eine Stimme aus dem Off benutzt, um die Gedanken des Protagonisten dem Publikum zugänglich zu machen. Ein guter Drehbuchautor schafft das auch so! In zahlreichen Szenen des Films, hört der Zuschauer, dass was Charlie Kaufman denkt, gesagt von einer Stimme aus dem Off.
Aber die Verballhornung von Hollywood geht noch weiter. Die ersten 2/3 des Films, irrt der Film etwas vor sich her (was jetzt nicht als negative Kritik verstanden werden sollte), er ist typisch Hollywood-untypisch, es passiert überhaupt nichts, was den platten Popcorn-Kinogänger begeistern können wird, aber dann explodiert der Film auf eine völlig unerwartete Art und Weise: „Du musst am Ende des Films etwas für den Zuschauer unerwartetes präsentieren, dann sind alle Fehler von davor egal. Dann wird der Film ein Erfolg!“ Das sagt McKee zu Charlie Kaufman und was macht Charlie Kaufman?
Er macht genau das! Sex, Drogen und Gewalt sind die 3 Grundpfeiler des Hollywood-Erfolgsstreifens und plötzlich im letzten Drittel des Films, feuert Kaufman alles, was er an Sex, Drogen und Gewalt zu bieten hat heraus. Völlig übertrieben, platziert er die Elemente in dem Film, völlig unerwartet, man hört ihn fast förmlich sagen: Sieh her, liebes Hollywood, über eine Stunde habe ich dem Zuschauer ein großartiges Kunstwerk geboten und nun stopfe ich in dieses Kunstwerk, alles was Deiner Meinung nach in einen guten Film reingehört und siehst Du, Ich kann das und der Film ist trotzdem noch ein Kunstwerk!
Ja, ein Kunstwerk ist dieser Film ein geniales Kunstwerk, von der ersten bis zur letzten Sekunde.
SCHIZOPHREN
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In diesem Ende bringt lässt er denn Donald Kaufman ins Drehbuch einfließen, den Donald Kaufman, der es mit Hollywood-mässigem Schwachsinn, mit Thriller-Plattitüden schafft Millionär zu werden. So steht er auch im offiziellen Cast zu „Adaptation“ „written by Charlie and Donald Kaufman“, dabei gibt es diesen Donald Kaufman gar nicht. Charlie Kaufman hat keinen Zwillingsbruder, aber ich hatte den Eindruck Charlie Kaufman sieht sich selbst als Schizophren an und hat aus sich für den Film 2 Ichs erschaffen, seine schüchterne und mit Minderwertigkeitskomplexen belegte Seite und seine selbstbewusste Seite. Ich habe das Gefühl gehabt, dass er sich selbst zerrissen zwischen beiden Seiten fühlt, und immer austarieren muss, um einen Mittelweg zwischen beiden Seiten zu finden. Aber das geht zu weit in eine psychologische Interpretation hinein.
Bei diesem Thema muss dann natürlich den Darsteller Nicolas Cage erwähnen, der ja die beiden Kaufmans auf der Leinwand präsentieren darf. Mr. Cage gehörte bisher nicht gerade zu meinen favorisierten Darstellern und ich war ob dieser Besetzung doch recht skeptisch. Aber diese Skepsis konnte ich schon in der ersten Szene des Films als komplett unbegründet ablegen, denn Cage spielt herausragend. Dies fängt schon bei seiner Äußerlichkeit an, die Haare von Cage, dünnes lockiges Haar, sind der absolute Hammer. Aber auch schauspielerisch setzt sich diese gerade in der Rolle des Charlie Kaufman fort. Während der Donald Kaufman doch sehr Cage-Rollen-typische Züge hat, ist Charlie Kaufman ein ganz anderer Charakter, aber der „Hampelmann“ Cage spielt diesen ruhigen, sich selbst hassenden Menschen äußerst eindrucksvoll ohne irgendwelche großartigen Anzeichen von Zappelphilip!
BESSER ALS IN AMERICAN BEAUTY? - GEHT NICHT!!!
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Aber er ist nicht der Star des Films. Der Film hat zahlreiche verschiedene Handlungsebenen (nebenbei wird auch die ganze Geschichte der Welt erzählt über die Entstehung, die Dinosaurier, Darwin und die Geburt von Charlie Kaufman bis heute) und auf zwei anderen Handlungseben, zu denen immer wieder urplötzlich gesprungen wird, zeigen Meryl Streep und Chris Cooper großes schauspielerisches Talent.
Wenn mir vor wenigen Tagen noch jemand gesagt hätte, das Chris Cooper jemals seine schauspielerische Leistung aus „American Beauty“ wiederholen kann, dann hätte ich ihm das sicher nicht geglaubt. Cooper hat hier seine Leistung aus American Beauty nicht nur wiederholt, sondern auch überboten und die Oscarnominierung für ihn ist vollkommen gerechtfertigt. Seine hervorragende Leistung liegt natürlich nicht unwesentlich an seinem witzigen Charakter. Der Orchideendieb John Laroche ist ein lebenslustiger Kerl, der allerdings auch eine traurige Seite hat, aber einen ungeheuren Wortwitz mit in den Film bringen darf.
Ich kann sowieso allgemein jedem des Englisch mächtigen nur mal empfehlen, sich ein paar Filmzitate durchzulesen, um einen kleinen Eindruck zu bekommen. Hier der Link: http://german.imdb.com/Quotes?0268126
Aber auch die dritte wichtige Darstellerin im Bunde, zeigt eine hervorragende Leistung: Meryl Streep hat nicht umsonst für ihre Rolle in diesem Film den Golden Globe erhalten und ist wie Chris Cooper und übrigens auch Nicolas Cage für den Oscar nominiert.
Wie bekannt der Name Charlie Kaufmann mittlerweile in Amerika ist, zeigt sich noch an einer ganz besonderen weiteren Tatsache: Die ganzen Stars, die hier auflaufen haben nicht nur ihre Gage sehr weit nach unten gedrückt, nein es sind noch eine ganz Latte weiterer Stars mit von der Partie. Dadurch, dass es ein paar Szenen am Set zu den Dreharbeiten von Being John Malkovich gibt, laufen natürlich auch z.B. John Cusack, Catherine Keener und auch John Malkovich selbst im Film herum. Aber auch z.B. Gottfried John sitzt einfach mal so in einer Bar im Hintergrund und trinkt sein Bierchen.
WAHNSINNIG GENIAL ODER EINFACH NUR WAHNSINNIG?
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Ich liebe Adaptation schon jetzt und werde mir den Film sicher noch ein weiteres Mal im Kino anschauen, das muss einfach sein, da der Film so komplex und vielschichtig ist. Aber ich muss ganz klar warnen. Viele werden diesen Film sicher für wahnsinnig genial halten, viele andere werden aber gerade diese Leute einfach nur für wahnsinnig halten, denn Adaptation ist ein höchst anspruchsvoller Film und absolut null geeignet für den Popcorn-Kinogänger, der sich sein Filmchen für den gemütlichen Abend sucht. Wenn man sich Adaptation anschauen will, dann sollte man „Being John Malkovich“ gesehen haben und ebenfalls lieben, denn sonst kann das ganze schnell in eine große Enttäuschung münden.
„Adaptation bekommt von mir 10 Punkte auf meiner 10er Skala und ich bin traurig ihm nicht mehr geben zu können!
D A T E N
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Titel Deutschland: Adaption
Originaltitel: Adaptation
USA 2002, FSK 16, Laufzeit: 114 Minuten
Darsteller: Nicolas Cage (Charlie Kaufman / Donald Kaufman), Meryl Streep (Susan Orlean), Chris Cooper (John Laroche), Cara Seymour (Amelia), Tilda Swinton (Valerie), Curtis Hanson (Susan Orlean’s Ehemann), Jay Tavare (Matthew Osceola), G. Paul „Litefoot“ Davis (Russell), Roger Willie (Randy), Jim Beaver (Ranger Tony), Doug Jones (Augustus Margary), Stephen Tobolowsky (Ranger Steve Neely), Gary Farmer (Buster Baxley), Maggie Gyllenhaal (Caroline), Bob Stephenson (David), Bob Yerkes (Charles Darwin), Ron Livingston (Marty), Brian Cox (Robert McKee) und in Cameo Auftritten: Spike Jonze, Lance Acord, John Cusack, Catherine Keener, John Malkovich und Gottfried John
Regie: Spike Jonze
Produzenten: Jonathan Demme, Vincent Landay, Edward Saxon
Drehbuch: Charlie Kaufman (und Donald Kaufman) sehr frei nach dem Roman „The Orchid Thief“ von Susan Orlean
Musik: Carter Burwell
Kamera: Lance Acord
Schnitt: Eric Zumbrunnen
Kostüme: Casey Storm
W E I T E R F Ü H R E N D E I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.com/Title?0268126
Online-Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=21307
Offizielle deutsche Website: http://www.adaption-der-film.de/
EPILOG in eigener Sache
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Ich habe den Bericht jetzt zwar fertig geschrieben, aber ich bin überhaupt nicht zufrieden. Ich halte den Bericht für schlecht, ich veröffentliche ihn aber trotzdem. Ich kann es einfach nicht besser. Ich kann die Genialität dieses Film nicht in der dem Film gebührenden Weise in Worte fassen. Ich hoffe, dass der Bericht trotzdem recht hilfreich für euch war und ich wünsche euch viel Vergnügen, wenn ihr euch diesen Film anschauen solltet.
© Björn Becher 2003 weiterlesen schließen
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