Pro:
Universell verwendbare pdf-Datenerstellung mit zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten.
Kontra:
Redundant aufgeblasene Hilfedatei, sehr teuer, nur 99%ige Konvertierungssicherheit.
Empfehlung:
Ja
Computer nehmen uns nicht nur eine Menge Arbeit ab und ersparen und so manche zeitaufwändig analoge Prozedur, sie schaffen auch zusätzliche neue Arbeit und konfrontieren uns mit Problemen, die wir ohne sie gar nicht erst gehabt hätten.
Ich hatte mir ursprünglich einen Computer gekauft, um als Drehbuchautor von meiner klapprigen alten Schreibmaschine auf ein zeitgemäßes Textverarbeitungsprogramm umzusteigen. Inzwischen bin ich bei MS Word 2000 angelangt und beherrsche es zumindest soweit, wie meine Arbeit es erfordert. Ja, für meine Arbeit stellt der Computer eine immense Arbeitserleichterung dar, denn Drehbücher werden nun einmal nicht nur geschrieben, sondern vor allen Dingen überarbeitet, überarbeitet und nochmals überarbeitet. Gar nicht auszudenken, welch nervig zeitaufwändigen Stress dies auf Papier bedeutete. Allein schon die automatische Seitennummerierung lässt den Computer der alten Schreibmaschine bereits um Längen überlegen sein.
Nun gehört es aber auch zum meinem Arbeitsalltag, dass ich die in Word verfassten Seiten meinen Auftraggebern zukommen lassen muß, und da fangen nun jene Probleme auch schon an, die ich zu meiner Schreibmaschinenzeit überhaupt nicht hatte. Verschickte Worddateien haben nämlich die Angewohnheit, auf jedem Computer dieser Welt ANDERS dargestellt zu werden, als ich es als Sender beabsichtigte. Einmal wird beim Empfänger die gesamte Tabulatur verrückt, mal fehlen bestimmte Schrifttypen, dann wieder sind eingebundene Bilder plötzlich nicht mehr an der Stelle, wo ich sie eingefügt hatte und dergleichen Unzulänglichkeiten mehr. Dieses Fehlverhalten von Word, diese Unsicherheit bei der Weitergabe von doc-Dateien, hat mich in der Vergangenheit computermäßig zur Weißglut getrieben.
Es ist zum Haare Raufen.
Ich muss und will für teures Geld einwandfreie Arbeit abliefern, und dazu gehört für mich ganz selbstverständlich auch der Anspruch, dass das, was ich auf meinem Computer getippt, arrangiert, eingebunden, designed und tabuliert habe, SO BEIM EMPFÄNGER ANKOMMT, WIE ICH ES BEABSICHTIGTE.
Doch die Willkür von MS Word kennt keine Grenzen und hat mich schon mehrfach in peinliche Situationen gebracht. Was der Empfänger da mitunter zu sehen bekommt ist ein Rübenacker voller Hieroglyphen, ein auseinandergezogener Silbensalat oder eine zusammengequetschte Bleiwüste - alles andere, nur nicht das, was ich in meiner naiven Annahme geglaubt hatte, versandt zu haben.
Die Erklärung für dieses leidige Phänomen ist relativ einfach. Es gibt verschiedene Word-doc Formate, die einander nicht wirklich verstehen, verschiedene und nicht kompatible Word-Softwareversionen, und jeder Computernutzer hat andere TRUE TYPE FONTS auf seinem Rechner installiert. Selbst bei der Konvertierung von einem Word-Format in das andere geschehen formale Übersetzungsfehler. Erschwerend kommt noch hinzu, dass selbst wenn der Empfänger eine identische Word-Softwareversion wie der Sender installiert hat, die beiden meist nicht identisch konfiguriert sind. Wen wundert's, sind die Konfigurationsoptionen dieser großen Textverarbeitungsprogramme doch enorm vielfältig.
Und schon haben wir den Salat.
Rien ne va plus.
Doch nicht nur Word-doc Dateien sind von diesem Problem betroffen, sondern auch htm Seiten. Sie werden, je nachdem, welchen Browsertyp der Empfänger benutzt, unterschiedlich dargestellt, und je nachdem, welche Konfigurationsoptionen der einzelne User aktiviert oder deaktiviert hat (java-script, activeX usw.) erscheinen manche Elemente einer versandten Seite womöglich gar nicht.
Der Ruf nach einer Software, nach einem Dateiformat, das auf jedem Computer identisch ausgelesen und dargestellt wird, war deswegen nur eine Frage der Zeit. Die Softwareschmiede ADOBE hat diesen Ruf der Zeit und EDV (Epoche der Verzweiflung) erhört und mit dem von ihr entwickelten Dateiformat pdf Abhilfe geschaffen. PDF steht für "portable document format", und diese Dateien werden auf jedem Computer unverfälscht angezeigt. Viele Software-Bedienungsanleitungen, Produktbeschreibungen oder Hilfedateien werden genau aus diesem Grund der gesichert einheitlichen Darstellung als pdf-Dateien ausgeliefert. Selbst amerikanische Regierungsstellen haben sich zur gefälligen Benutzung des pdf-Formats zum universellen Datenaustausch bekannt. Voraussetzung hierfür ist lediglich die Benutzung des ADOBE ACROBAT READERS, den wohl ein jeder von uns schon seit der Erstinstallation als FREEWARE Beigabe auf seinen Rechner geschmuggelt bekommen hat. Mit dem ADOBE ACROBAT READER kann man erhaltene pdf-Dateien lesen. Nur erzeugen kann man pdf-Dateien mit dem ACROBAT READER nicht. Hierfür benötigt man das derzeit 729,00 Mark teure Programm ADOBE ACROBAT 4.0.
Um die oben beschriebenen Mankos ein für alle Mal aus meinem Workflow (yeah man, I'm an Old Man River and my work goes down the drain) zu verbannen, habe ich den ADOBE ACROBAT 4.0 noch zu jener Zeit erstanden, als er "nur" 698,00 Mark kostete. Ein stolzer Preis für ein Programm, das doch nichts anderes macht, als bereits vorhandene Dateien, egal welchen Typs, in das einheitliche pdf-Format zu transformieren.
Mit seinen 70,1 MB Festplattenbelegung und erforderlichen 16 MB RAM Arbeitsspeicher bei Windows 95/98, geht das Programm nicht gerade zimperlich mit unseren Ressourcen um. Doch könnte ich mir meinen Arbeitsalltag nicht mehr ohne den AKROBATEN vorstellen, wenngleich ich neben seinen unerreichten Vorzügen auch einiges zu meckern habe:
VORZÜGE, HULDIGUNGEN,
WERTBEZEUGUNGEN und LOBPREISUNGEN:
Die Herstellung einer pdf-Datei ist denkbar einfach. Hat man erst einmal eine fertige doc, htm, rtf, wpd, txt, fm, mk5, xls, ppt, wpa, gif, tif, png, jpg, jpe, bmp oder pcx Datei vorliegen, so zieht man diese einfach auf das auf dem Desktop liegende ADOBE ACROBAT Symbol, und schon beginnt der Transformationsprozess. Je nach Größe einer Datei dauert dieser Vorgang unterschiedlich lang. Bei einem 140seitigen Drehbuch (ein Abendfüller) mit sehr speziellen Formatierungen, Kopf- und Fußzeilen, sowie mit eingebundenen Grafiken auf der Titelseite, kann dies schon an die zehn Minuten dauern. Selbst aus dem Internet heraus können ganze Webpages direkt ins pdf-Format abgespeichert werden.
Die Konfigurationsmöglichkeiten für die zu erstellenden pdf-Dateien sind erschlagend in ihrer Fülle. Wahrscheinlich kenne ich sie noch gar nicht alle und beschränke mich deshalb auf die Vorstellung der mir als wesentlich erscheinenden:
Die zu erstellende pdf-Datei kann entweder für die Monitoransicht oder für den Ausdruck optimiert werden. Bookmarks und Weblinks können in ein pdf-Dokument eingebunden werden. Zugriffsrechte können in Form von Passwörtern für den Empfänger vergeben werden. Man kann einstellen, ob der Empfänger die erhaltene pdf-Datei weiterbearbeiten darf oder nicht. Ebenso lässt sich einstellen, dass der Empfänger Kommentare in Form von STICKY NOTES (kleinen Notizzettelchen) anfügen darf oder gar Töne, ohne dabei die ursprüngliche pdf-Datei zu verändern. Der Empfänger erhält eine WYSIWYG Version (What you see is what you get) was Farben, Bilder, Layout, Schriftarten und Tabulatur angeht, unabhängig davon, ob er die Softwareprogramme, mit denen die Quelldateien erstellt wurden, auf seinem Rechner installiert hat oder nicht.
Der ADOBE ACROBAT verankert sich in vielen anderen Programmen als Plug-in, so zum Beispiel in MS Word, Excel und PowerPoint. Aus diesen Anwendungen heraus kann der Benutzer seine Dateien direkt als pdf-Dateien abspeichern. Auch eingescannte Papierdokumente können direkt als pdf-Dateien abgespeichert werden. Von einer pdf-Seite lassen sich Thumbnail-Ansichten für die optionale Übersichtsspalte erstellen. Jede dieser Seiten kann innerhalb des Akrobaten verschoben, kopiert, umgestellt oder gelöscht werden. Eine hervorragende Suchfunktion wird automatisch Bestandteil einer jeden pdf-Datei. Markierungsfunktionen können mit Zugriffsberechtigung vergeben werden. Sogar handschriftliche Anmerkungen mittels der Maus sind möglich. Für Beamtenseelen kommt die Möglichkeit der pdf-Stempelfunktion gerade recht. Sie können ihr "approved", "streng vertraulich", "gelesen" und dergleichen mehr direkt als clip-art-Stempelsignatur in einem Dokument hinterlassen. Das elektronische Redigieren erlebt im ADOBE ACROBAT 4.0 seine Blütezeit. Für die Unvollständigkeit ALLER Vorzüge kann ich nur meine weitere Unkenntnis vorschürzen.
ADOBE ACROBAT 4.0 ist mit Sicherheit eines der ganz großen Softwareprogramme auf diesem Planeten. Seine Hauptfunktionen sind vom Feinsten, was STABILITÄT, NÜTZLICHKEIT und UNIVERSALITÄT anbelangt. Bis hierhin vergäbe ich ohne zu zögern fünf Sternchen mit Kusshand, wären da nicht noch einige Punkte, die ich zu bekritteln habe.
NACHTEILE, MECKERECKE, VERRISSE und KOPFSCHÜTTLER:
ADOBE behauptet, erstellte pdf-Dateien seien kleiner als ihre ursprünglichen Quelldateien. Dies KANN der Fall sein, doch meine Drehbücher fallen als pdf-Dateien immer speicherplatzintensiver aus, als die ihnen zugrundeliegenden doc-Dateien. Zwar ist der Dateigrößenunterschied nie mehr als 2:1, doch ist mir die Werbebehauptung der Herstellerfirma gleich am ersten Tag der Nutzung als unhaltbar aufgefallen. Kein Beinbruch, aber ich will der Vollständigkeit halber auf die Leere dieser Versprechung hinweisen.
Die HILFEDATEI des ADOBE ACROBAT 4.0 liegt in einer, na rate mal, ....... ja richtig, pdf-Datei vor. ACROHELP.pdf ist englischsprachig und verschlingt satte 9,8 MB. Mit ihren 628 Seiten übersteigt sie jedoch mein mentales Fassungsvermögen, ist sie doch zudem sehr redundant geschrieben. Nach dem Studium der ersten hundert Seiten war mir klar, dass sich das Gesamtvolumen locker leicht auf 150 Seiten zusammenschreiben ließe, ohne auch nur einen Schnipsel an Information zu verlieren. Da sollte sich wirklich mal ein halbwegs geschulter Lektor dransetzen. Für dieses aufgeblasene Monstrum an ACROHELP, dessen Lektüre sich als unumgänglich, doch qualvoll redundant erweist, ziehe ich dem Programm einen halben Punkt von der Höchstnote ab.
LESS IS MORE, MORE OR LESS.
Der Himmel weiß warum NICHT wirklich alles 100%ig korrekt und somit werkgetreu ins pdf-Format übertragen wird. Es gibt bestimmte Schrifttypen (wenige), die sich der Transformation regelrecht widersetzen. Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht gibt es auch bei den True Type Fonts so etwas wie lizenzbedingte Zugriffsrechte. Auch manche frames von Webseiten (ebenfalls wenige) werden leicht entstellt dargestellt. Das empfinde ich als äußerst lästig, denn gerade um derartige KONVERTIERUNGSPROBLEME auszuschließen, habe ich mir das sündhaft teure Programm ja schließlich gekauft. Schlimmer noch. Habe ich meine Originale erst einmal ins pdf-Format übertragen, so kann ich nicht blindlings darauf vertrauen, dass ACROBAT mir wirklich WYSIWYG geliefert hat. Man muss also erst recht Korrekturlesen, was mitunter einer enormen Zeitverschwendung gleichkommt. Hierfür gibt's nen ganzen Punkt Abzug.
Meine Vorfreude war groß, meine Enttäuschung auch.
Der Preis, mein Gott, der Preis. Das gesamte Produktsortiment von ADOBE, ich denke da vor allem auch an den hervorragenden Photoshop desselben Herstellers (ca. DM 2.200,-), ist mit Sicherheit im Spitzenbereich dessen anzusiedeln, was wir Heimanwender-Software nennen. Doch alle ADOBE Produkte leiten hieraus wohl die Unverfrorenheit ab, den Preis nun auch noch auf die Spitze des Erträglichen treiben zu können. Gut, im Falle eines Bildbearbeitungsprogramms kann man auf vergleichbare und weitaus preiswertere Konkurrenzprodukte ausweichen. Doch was die pdf-Erstellung angeht, ist man der Monopolstellung von ADOBE auch in der Preisgestaltung gnadenlos ausgeliefert. Für mein subjektives Preisempfinden dürfte ein Programm wie der ADOBE ACROBAT 4.0 maximal DM 299,- kosten. Die 698,- Märker, die ich tatsächlich hierfür löhnen musste, schlucke ich nur mit der befriedigenden Genugtuung, dass Herr Eichel sich daran massiv beteiligt. Jetzt kostet das Programm, wie gesagt, sogar stolze 729 Mark. Für diese (subjektiv empfundene) Überteuerung, ziehe ich dem ansonsten hervorragenden Programm ein weiteres halbes Sternchen ab.
Also insgesamt zwei Sternchen Abzug von der Höchstnote für aufgeplusterte HILFEDATEI, unverschämt hohen PREIS und NICHT 100%ige (aber 99%ige) KONVERTIERUNGSSICHERHEIT.
Ob man dieses Programm wirklich braucht, muss jeder Nutzer ganz spezifisch an seinem Arbeitsbedarf festmachen. Wer aber viel mit zu versendenden Textwerken, Prospekten, Produktbeschreibungen, Katalogen oder Broschüren zu tun hat, wird kaum daran vorbeikommen, so er sicher gehen möchte, dass der Empfänger auch (hoffentlich) tatsächlich werkgetreu das zu sehen bekommt, was ursprünglich vom Verfasser einer solchen Datei beabsichtigt war. weiterlesen schließen
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