Pro:
führt einfühlsam an das Thema heran, schön gezeichnet, kindgerechte Texte
Kontra:
bezieht sich nur auf Fremde
Empfehlung:
Nein
Jeder, der selber Kinder hat wird sie kennen, die Angst, das ihnen etwas passieren könnte. Gerade wenn es in den Medien wieder Berichte über entführte, missbrauchte und ermordete Kinder gibt, dann verdoppelt sich die Angst, und man macht sich Sorgen, es könnte auch die eigenen Kinder treffen. Als Kind war mir die Sorge meiner Eltern immer lästig, und ich konnte ihre Verbote und Ermahnungen nicht verstehen. Jetzt, wo ich selber Mutter von zwei Kindern bin, sehe ich das anders.
Unser 4jähriger Sohn ist leider sehr vertrauensselig, und als er in diesem Sommer in den Kindergarten kam, da war meine Sorge sehr groß, er könnte mit jemanden mitgehen, oder die Erzieherinnen könnten nicht genug auf ihn aufpassen. Es ist nicht leicht, sein Kind anderen Leuten anzuvertrauen, es fällt meinem Mann genau so schwer wie mir. Um ihn Fremden gegenüber etwas vorsichtiger zu machen, habe ich mich nach entsprechender Lektüre für ihn umgesehen, und bin dabei unter anderem auf ein Bilderbuch von Susa Apenrade und Jutta Knipping aufmerksam geworden.
Dies Buch hat den Titel „Ich kenn dich nicht, ich geh nicht mit“ und ist für Kinder ab 3 Jahren geeignet. Ich habe es bei www.amazon.de vor einigen Monaten für 12,90 Euro erstanden, und es hat die ISBN-Nr. 3401082302. Es ist ein gebundenes Buch mit 24 Seiten das sehr schön gezeichnete Bilder aufweist.
Erzählt wird hier die Geschichte der kleinen Hannah. Sie und ihre Freundin Charlotte spielen in Hannahs Garten und pflücken dabei Erdbeeren. Von der Mutter wurden sie ermahnt, nicht auf die Straße zu gehen sondern nur vor der Tür zu spielen. Die beiden amüsieren sich gut, und beobachten die Leute auf der Straße, unter anderem die Nachbarin Frau Winterhage, die an einem Stock geht.
Während sie so in ihr Spiel vertieft sind, schaut ein Mann über den Zaun und spricht die beiden an. Hannah lässt sich in ein Gespräch verwickeln, während Charlotte eher schweigsam ist. Beobachtet werden die drei von der Nachbarin Frau Winterhage. Der Mann, durchaus sympathisch wirkt, zeigt Hannah ein Bild von einem jungen Hund. Erst will er den Garten betreten, doch Charlotte verbietet es ihm. Also gibt er Hannah das Foto über den Zaun, und diese ist sofort begeistert. Er erzählt eine traurige Geschichte, von seinem Sohn Niklas, der krank wird von dem Hund, und das er deshalb in den Keller gesperrt wurde. Er sucht jetzt ein neues Zuhause für den Hund, und Hannah hat sofort Mitleid. Sie achtet nicht auf Charlotte und auch nicht auf Frau Winterhage, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite winkt.
Dann bietet der Mann Hannah an, sich den Hund anzusehen, es währe nur eben um die Ecke. Hannah überlegt, und will Charlotte überreden mitzukommen. Doch diese lehnt ab und versucht Hannah zum bleiben zu überreden. Der Mann wird jetzt deutlicher und drängt Hannah zum Mitkommen, und diese lässt sich überreden und geht tatsächlich mit.
Einmal auf der Straße fasst der Mann Hannah sogleich fest an der Hand an und geht schnell mit ihr über die Straße. Er geht jetzt sehr schnell und sieht auch gar nicht mehr nett aus. Als Hannah ihre Hand wegziehen will, lässt er sie nicht los, und Hannah bekommt Angst. Er droht ihr nicht zu schreien und zerrt sie zu einem Hauseingang hin. Doch da kommt Frau Winterhage angehumpelt und ruft nach Hannah. Mit ihrem Satz: Hannah wir kommen zu spät zum Kinderarzt, dahinten kommt Onkel Georg mit dem Auto“, verwirrt sie den Mann, so das er Hannah loslässt und schnell verschwunden ist.
Jetzt erscheinen auch Hannahs Mutter und Charlotte mit ihrer Mutter. Hannah wird von ihrer Mutter in den Arm genommen, und Charlottes Mutter erklärt ihr, das der Mann gar keinen Hund gehabt hat, sondern sie nur mitlocken wollte. Das Foto hätte er sich nur irgendwo besorgt. Und Frau Winterhage bemerkt, das solche Männer Kindern etwas tun, und das man ihnen das nicht ansehen kann. Hannah und ihre Mutter weinen, vor Erleichterung. Und Hannahs Mutter bemerkt, das jedes Kind selber aufpassen muss.
Meinen Sohn hat dieses Buch doch sehr mitgenommen, und er hat viele Fragen dazu gestellt. Warum der Mann gar keinen Hund hatte, und warum er Hannah mitnehmen wollte. Es war nicht einfach, all seine Fragen zu beantworten. Doch durch diesen Buch haben wir ihm klar gemacht, das auch Menschen, die nett aussehen, böse sein können, und das er einfach mit niemanden mitgehen darf, egal was er ihm verspricht. Wir sehen uns dieses Buch immer wieder an, und ich hoffe, er merkt es sich auch und geht wirklich nie mit einem Fremden mit.
Sehr gut gefällt mir an diesem Buch, das es wirklich einfühlsam beschrieben wird, aber deutlich wird, das Hannah in Gefahr war. Trotzdem macht es den Kindern keine Angst, regt sie aber zum Nachdenken an. Sehr gut wird hier beschrieben, mit welchen Tricks diese Menschen versuchen, die Kinder zu locken. Ein kleiner Hund, der ein Zuhause sucht, welches Kind hätte da kein Mitgefühl.
Wir versuchen unserem Sohn anhand dieses Buches zu erklären, was Hannah anders hätte machen müssen. Das sie zuerst zu ihrer Mutter gehen sollte, um diese zu holen. Hätte der Mann es ehrlich gemeint, hätte er Hannah nicht alleine mitgenommen. Auch der Wechsel von freundlich zu bedrohlich ist in diesem Buch gut gelungen. So wird den Kindern klar gemacht, das er nur so freundlich war, um Hannah aus dem Garten zu locken. Sehr wichtig auch der Satz von Hannahs Mutter, jedes Kind muss auf sich selber aufpassen. Leider haben nicht alle Kinder so ein Glück wie Hannah, das eine freundliche Nachbarin aufpasst, und die Freundin die Mutter alarmiert.
Eines vermisse ich allerdings bei diesem Buch, was aber auch bei anderen Büchern, die wir zu diesem Thema haben, nicht rüber kommt. Das es auch Bekannte gibt, die vielleicht böse sind und Kindern weh tun, und das sie einfach mit niemanden mitgehen dürfen, auch wenn sie ihn gut kennen. Darüber haben wir auch im Kindergarten ausführlich gesprochen, gerade jetzt, wo die Ermordung des 11jährigen Jacobs in aller Munde ist. Unsere Kindergärtnerin versicherte uns, das sie die Kinder nur nach Rücksprache mit den Eltern jemanden anders mit gibt, und auch mit den Kindern wird das besprochen. Auch wir versuchen unserem Sohn klar zu machen, das er nur mit uns mitgehen darf, oder mit Opa und Oma. Und wenn jemand sagt, er solle ihn abholen, wir hätten es erlaubt, dann soll er sagen, erst wenn Mama das auch zu mir gesagt hat, sonst darf ich mit niemanden mit gehen. Das versuchen auch die Erzieherinnen im Kindergarten den Kindern klar zu machen.
Das Buch „Ich kenn dich nicht, ich geh nicht mit“, ist meiner Meinung nach schon mal ein Anfang, um die Kinder an dieses Thema heranzuführen. Es ist nicht perfekt, da es nur vor Fremden warnt, doch es ist ein Anfang. Mir hat es sehr gut gefallen, und meinen Sohn hat es nachdenklich gemacht. Die Texte sind kindgerecht und verständlich geschrieben, die Bilder sind gut gezeichnet und passen zum Text. Ob es letztendlich etwas nützt, das kann man ja leider nicht wissen. Ich kann nur hoffen, das mein Sohn sich an unsere Ermahnungen erinnert, sollte er einmal in solche eine Situation kommen. Solange es solche Menschen wie den Mann in diesem Buch gibt, ist wohl kein Kind hundertprozentig sicher.
Von mir auf jeden Fall eine hundertprozentige Weiterempfehlung und alle fünf Sterne. Man kann nicht früh genug anfangen, seine Kinder an dieses Thema heranzuführen, und dieses Buch ist auf jeden Fall eine Hilfe dabei.
Gruss von Eurer BigManu weiterlesen schließen
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