Pro:
günstig, freundlich, gemütlich
Kontra:
eigentlich nix
Empfehlung:
Ja
Wie es der Gehörnte selbstpersönlich nun einmal will, hält die Tragik der Planlosigkeit auch in meinem Leben des öfteren regen Einzug. Man solle eigentlich davon ausgehen, dass ein zum Bürokaufmann ausgebildeter und in dieser Kategorie auch erfolgreicher Mensch (in diesem Falle ein Mann, was mit der Logik einher geht, dass ein Bürokaufmann grundsätzlich ein Mann ist), nun das ein solcher Mensch einfachste Dinge doch wunderbar planen können sollte. Korrekt! Sollte er. Nun scheint es sich aber ab und an und zum wiederholten Male anders zu verhalten.
Ein ordentlich ausgebildeter Bürokaufmann weis zwar, in welchem Postkörbchen die unbezahlten Rechnungen schlummern und in welchem Ordner die Abmahnung liegt. Er weis auch, wo der Kaffeeautomat steht ... und das ist allerhand. Nur weis er nicht zwingend, dass Mainz nicht in der Nähe von Köln liegt. Und so nimmt dann die Tragik der Geschichte seinen Lauf.
Es sollte nämlich zunächst eine Reise nach Köln sein, welche mit der Weiterfahrt nach Mainz am gleichen Tage enden sollte. Alles war akribisch vorbereitet und geplant. Nur ein Umstand wurde nicht berücksichtigt. Das fehlen der dazugehörigen Landkarte, auf welcher man seine Reiserute mit Leuchtstift ordnungsgemäß einzeichnet. Mainz oder Köln ... das findet man doch!
Mein Plan war, einen Besuch in Köln zu absolvieren. Von Stuttgart nach Köln haben wir ca. 450 km Autobahn hinter uns zu legen. Das geht! Nach diesem Kurzbesuch sollte es weiter – vielmehr zurück nach Mainz gehen. Wobei in Mainz dann der eigentliche Hauptaufenthalt über mehrere Tage stattfinden wollte. Wenn man irrtümlicher Weise denkt, Mainz liegt in der Nähe von Köln – so geht man richtig in der Annahme, dass das ja ein Kinderspiel ist und der toll ausgearbeitete Zeitplan auch funktioniert. Mainz liegt nun aber mal eben nicht in der Nähe von Köln – und auch andersrum ist nicht die geringste Besserung der Situation zu erkennen.
Dies viel mir einen Tag vor Abreise auf. Zunächst brach meine kleine Welt über mich zusammen. Was sollte ich tun? Niemals hätte ich meinen Zeitplan einhalten können, wenn ich den Besuch in Köln und die Rückreise der ca. 200 km nach Mainz hätte schaffen wollen. Ich musste meinen Plan schnurstracks ändern. Es gab zwei Möglichkeiten. Den Besuch in Köln absagen (NIEMALS!!) oder aber den Termin in Mainz um einen Tag nach hinten verschieben. Ich entschied mich für die zweite Version und machte mich nun auf die Suche nach einer annehmbaren Übernachtungsmöglichkeit in Köln.
Es sollte zentral, billig und gut zu finden sein. Drei Wünsche auf einmal, dass geht nicht. Es ging aber erstaunlicher Weise doch. Nach kurzer Suche auf der Homepage von Köln (www.koeln.de) wurde ich auch fündig. Ein mordsmäßiges Überangebot an Hotels wartete auf dieser Seite auf. Alles war zentral und gut zu finden ... aber nicht billig.
Doch ich kam dann zu den Angeboten von Jugendherbergen. Wie jeder weis, muss man jedoch einen Jugendausweis besitzen um hier günstig zu nächtigen. Da ich keinen solchen Ausweis habe, und wenn, dann würde ich ihn ohnehin nur verlieren, vielen für meine engere Wahl, Jugendherbergen flach.
Aber es gibt, wenn auch nur spartanisch, die Zwischenversion von Hotel und Jugendherberge, die sogenannten Hostels. Und hier wurde ich in Köln auch fündig. Es handelte sich bei meiner Auswahl um das Hostel „Station – Hostel & Bar“ in der Rheingasse 34-36 in 50676 Köln.
Die Station-Group unterhält in Köln zwei Hostels, wobei das andere („Station – Hostel for Backpackers“) sich in der Marezellenstrasse 44-48 zu Köln befindet. Das zweitgenannte ist eigentlich das erste und so ist dort auch die eigentliche Verwaltung. Ich möchte jedoch mehr über das zweite (also das erstgenannte) berichten, weil ich auch dort eingekehrt bin.
Via E-Mail frug ich, da in Eile und meinen Fauxpas sehr spät erkannt (Köln – Mainz, sie wissen schon) beim Station-Hostel 2 an – ob noch Zimmer frei wären, was es kostet und wie ich mich verhalten muss um eine Übernachtung dort genießen zu dürfen. Mit exorbitanter Geschwindigkeit (ich drückte in meiner Mail etwas auf die Tränendrüsen und schilderte mein unsägliches Leid sehr ausladend), erhielt ich eine prompte und freundliche Antwort.
Selbstverständlich hätte man für mich noch ein Einzelzimmer, welches ich gerne haben dürfte und wofür ich lediglich 27 € hinblättern müsse, wenn ich sofort zusage. Dies tat ich ungefragt und ebenso schnell. Das war also erledigt.
Der Tag der Reise begann damit, dass ich meinen BMW 316i (jetzt mit neuen Stossdämpfern, einem neuen Auspuff, einem neuen Zahnriemen und ein ersetztes Federbein ... wolle kaufe?!) voll tankte und mich gen Köln in die Rheingasse machte.
Köln ist eine Großstadt, wie man weis und auch unschwer auf Stadtplänen erkennen kann. Und so gondelte ich eine Weile durch selbige, bis ich die winzig kleine Rheingasse fand. Sie befindet sich, wie der Name schon unklug verrät, direkt am Rhein – mitten in der sehr schönen Altstadt von Köln.
Ich betrat das Gefilde der „Station“. Da die Station 2 nun auch eine Bar (eigentlich eine Kneipe) beherbergt, befand sich auch die „Rezeption“ direkt am Tresen der Kneipe. Freundlich wurde ich empfangen und alle normalen Formalitäten wurden erledigt. Ein kleines Problem, welches ich kurzer Hand vortrug (ich wollte das Hostel bereits am nächsten Morgen um 6 Uhr verlassen - ich musste noch nach Mainz) wurde ohne großes Aufsehen in „kein Problem“ verwandelt. „Wir sind zwar erst am 8 Uhr da – aber schmeißen sie, wenn Sie gehen, einfach den Zimmerschlüssel in den Briefkasten“ war die eigentlich viel zu einfache Lösung für mein ab da nicht mehr vorhandenes Problem.
Das Hostel selber befindet sich natürlich nicht direkt in der Kneipe, sondern einen Hauseingang weiter. Ich betrat dieses und stellte alsbald fest, dass es sich um ein normales Wohnhaus handelt, wobei die oberste Etage (früher vermutlich auch Wohnungen) in das sogenannte Hostel umgebaut worden war.
Mein Einzelzimmer (bei Hostels eher selten anzutreffen, da es sich um eine Herberge meist für größere Gruppen handelt) war zwar klein aber fein und auch noch mein – zumindest für eine Nacht. Im Zimmer stand ein Bett, ein Schrank, ein Nachttisch und ein Waschbecken (vielmehr war das Waschbecken fachgerecht an die Wand genagelt – es stand also nicht herrenlos im Zimmer herum). Die Ausstattung war für meine Ansprüche völlig ausreichend und sehr freundlich eingerichtet (auch wenn der Bettbezug ein unsägliches Brandloch sein eigen nannte).
Die Sanitären Anlagen befanden sich zum einen rechts von meinem Zimmer in Form der Toiletten und links als Dusche verkleidet! Ich nahm natürlich erst mal sofort eine (sucht euch aus, was ich nahm). Beides war zwar nicht, wie man es von herkömmlichen Hotels erwartet, aber ihren Dienst taten beide Einrichtungen zur vollen Zufriedenheit und so gibt es hier nichts zu meckern.
Ich machte mich nach dem Frisieren und Rasieren auch sofort auf den Weg zum Kölner Dom. Dort war der Treffpunkt! Der Kölner Dom befindet sich ca. 5 – 10 Gehminuten von der Station 2 entfernt (Station 1 ist zumindest laut Karte noch etwas näher dran). Auch die Kölner Altstadt ist zu Fuß wunderbar zu erkunden, da sich das Hostel mitten in selber befindet.
Für Menschen, die nach Köln fahren um Köln nicht zu sehen hat die Station selbst auch ein wunderbares Abendprogramm. So finden in der urgemütlichen und alternativ angehauchten Kneipe Musik-Sessions und Konzerte statt. Musikalisch scheint es dabei (ich hab es selbst nicht erlebt) mehr in die Richtung Hip Hop, House und Drum´n´Bass zu gehen. Ab und an schleichen sich auch elektronische Darbietungen ein und zur Freude meiner Ohren auch der gute alte Ska bleibt nicht vor verschlossener Tür stehen.
Steht kein Programm auf dem Plan, ist die Kneipe des Hostels eine Kneipe! Klar, was sonst. Eine gemütliche Bar sowie noch gemütlichere Sitzecken laden zum ewigen Verweilen ein. Und so habe ich mich nach dem Köln-Besuch noch ein paar Minuten in der netten Kneipe aufgehalten. Mit Sicherheit kann man hier ohne großen Aufhebens sehr viele nette Menschen kennen lernen – nur leider musste ich um 6 Uhr raus und konnte meiner Lieblingsbeschäftigung (in Kneipen rumsitzen und Leute beobachten) nicht nachgehen.
Die Station 2 bietet 1 – 4 Bettzimmer an (die Station 1: 1 – 6 Bettzimmer – für größere Gruppen zu empfehlen) und liegt preislich konkurrenzlos niedrig. So kostet das:
4-Bettzimmer 17,50 € pro Bett
3-Bettzimmer 19,00 € pro Bett
2-Bettzimmer 42,00 € pro Zimmer
1-Bettzimmer 27,00 € pro Zimmer
Frühstück ist in diesen Preisen selbstverständlich nicht beinhaltet. Es gibt aber natürlich typisch englisches Frühstück ab ca. 8 Uhr in der Kneipe.
Wie bereits erwähnt, ist dieses Hostel für junge Leute gedacht, welche entweder auf der Durchreise sind oder in großen Gruppen durch die Lande ziehen. Man sollte natürlich nicht mit überdurchschnittlichen Ansprüchen an die Türen der Hostels (allgemein) klopfen, da sie ihren Zweck erfüllen – nicht mehr, nicht weniger. Wer aber für alternative Übernachtungsmöglichkeiten ein offenes Ohr hat (und auch das Campen langsam leid ist) oder wer seine Moneten sparsam einsetzen muss oder will, der ist hier an der richtigen Adresse.
Apropos Adresse. Die beiden Station-Hostels sind natürlich auch im Internet vertreten. Unter www.hostel-cologne.de kann man sich noch weiter informieren. Hier sind auch Fotos zu finden, damit man sich ein Bild vom zu erwartenden machen kann und auch reichhaltige Programminformationen in und um Köln werden hier aktuell kund getan. Wer grundsätzlich Interesse hat, wo Hostels zu finden sind (und nun nicht gerade nach Köln will) kann auf o.g. Seite auch auf „links“ gehen und findet dort eine Auswahl von weiteren Hostels in Europa. Die Homepage der Station ist aufgrund des Kundenklientels (multikulti) in englisch gehalten – aufgrund der einfachen Formulierungen für jeden, der zumindest in der Schule mal irgendwas von englisch gehört hat, aber durchaus verständlich.
Also, ich war (auch wenn es nur leider eine Nacht war) mit dem Hostel, dem Service, dem Personal und allem Drumherum so sehr zufrieden, dass ich bei meinen nächsten Köln-Besuchen ganz sicher wieder in die Station gehen werde.
Ich wünsche allen eine gute Reise und viel Spaß in Köln.
© 2003 by Kai R. Bluestory weiterlesen schließen
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