Pro:
durchaus nachdenklich machender Film mit Tiefgang - überzeugende Darsteller
Kontra:
so ein blöder Titel! - deutsche DVD ohne Extras, OV und Untertitel!!!
Empfehlung:
Ja
Heute folgt schon wieder ein Filmbericht von mir - und wieder einmal handelt es sich um eine billige Zeitungs - DVD, die ich gestern gesehen habe. Darum erwartet bitte keine größeren Angaben zur "echten DVD", die kan hier nicht beurteilen!
** BEAUTIFUL GIRLS **
Hört sich scheußlich an, oder? Ich habe mich jedenfalls erst mal geschüttelt, als ich diese DVD als Beilage der neuesten TV Movie in meinem Briefkasten gefunden habe. Dann habe ich mir aber trotzdem mal das Cover angesehen und wurde ein wenig nachdenklich. Denn so schlecht hörte sich die Story nun auch wieder nicht an.
Seit ihr neugierig genug? Wollt ihr auch etwas darüber erfahren? Dann lest weiter, ich erzähle euch jetzt ein wenig über den
**INHALT **
des Films.
Willie ist dreißig, erfolgreicher Barpianist und er lebt mit seiner Verlobten Tracy in New York. Er führt ein zufriedenes, ausgefülltes Leben - oder etwa doch nicht?
Als er eines Tages in sein kleines altes Heimatdorf zurückfährt um an einem Klassentreffen teilzunehmen, hat er so seine Zweifel, was seine Zukunft betrifft. Ist Tracy wirklich die Frau, mit der er alt werden möchte? Sucht er nicht eigentlich nach etwas ganz anderem? Irgendwie hofft er, "zu Hause" eine Antwort auf seine Fragen zu finden.
Doch was er hier vorfindet ist nicht die alte Geborgenheit, an die er sich erinnert. Sein Vater zeigt kaum Interesse, als er nach Hause kommt, für ihn ist das Golfspiel im Fernseher viel wichtiger als sein Sohn, den er schon monatelang nicht gesehen hat.
Das Leben seiner Freunde scheint ebenso ungeordnet wie sein eigenes. Da ist Tommy, in der Schule war er große "Held" - heute ist er Bauarbeiter und im Winter räumt den Schnee von den Straßen des kleines Ortes. Er hat eine Freundin, Sharon - und gleichzeitig ein Verhältnis mit Darian, die ihrerseits längst verheiratet und Mutter zweier Kinder ist. Und da ist Paul, der seine Ex Freundin Jan immer noch liebt, aber die hat sich in zwischen mit dem Metzger eingelassen. Paul rächt sich auf seine Weise: jede Nacht fährt er mit seinem Schneemobil (denn auch er räumt Schnee weg in dem kleinen Ort) durch die Straßen und schiebt schließlich den angesammelten Schnee direkt vor Jans Garage. Ansonsten sitzt er zu Hause in einem leicht heruntergekommenen Zimmer und bewundert die Models, mit deren Fotos er seine Wände beklebt hat. Lediglich Mo scheint wenigstens ein bisschen aus seinem Leben gemacht zu haben - zwar führt er nur das Leben eines kleinen Durchschnittsbürgers, aber er ist zufrieden mit Frau und Kindern.
In diese Welt kehrt Willie also zurück, auf der Suche nach Antworten, die seine eigene Zukunft bestimmen könnten. Aber kann er sie hier finden?
Mehr möchte ich zum Inhalt eigentlich gar nicht sagen, wer hier genaueres erfahren will, sollte sich einfach mal die Mühe machen und den Film ansehen. Verraten werde ich euch aber noch einiges von meinen
** GEDANKEN UND GEFÜHLEN **
die mich im Zusammenhang mit dem Film beschäftigt haben. Wer meine Berichte kennt, weiß, das er hier auch noch einiges über den Film selbst erfahren kann - also - wenn ihr neugierig seit, lest einfach weiter.
Wie gesagt, als ich den Titel des Films las hatte ich die schrecklichsten Vorstellungen davon. Mir schwebte irgendeine billig gemachte Teeny Komödie vor, mit jungen, überreifen, hübschen, gerissenen Mädchen die der armen Männerwelt mal wieder gehörig den Kopf verdrehen wollen ....
Wenn ihr den Inhalt gelesen habt, werdet ihr mir zustimmen, das sich das alles aber doch ganz anders anhört. Zwar geht es hier tatsächlich um "Beziehungskisten" zwischen Mann und Frau, aber die Altersgruppe ist schon mal eine ganz andere - nämlich Menschen um die dreißig! Das ist ein bisschen ungewöhnlich, finde ich. Interessant weiterhin, das dieser Film nicht die Frauen in den Vordergrund stellt (auch wenn der Titel uns das suggeriert) sondern die Geschichte aus Sicht der Männer angeht - wobei die Frauen trotzdem nicht zu kurz kommen werden. Und dann die Geschichte selbst, die doch etwas mehr Inhalt verspricht als die üblichen Teenykomödien.
Das alles machte mir immerhin soweit Mut, das ich die DVD einfach mal in Player geschmissen habe, während ich mein Bügelbrett aufbaute. Ich erhoffte mir wenigstens ein bisschen Ablenkung bei dieser lästigen Arbeit.
Der Anfang des Films plätschert ein wenig dahin - er zeigt uns das kleine Dorf und stellt die einzelnen Männer vor - er zeigt die Ankunft von Willie .... alles ein wenig sprunghaft und zusammenhanglos. Meine Gedanken nach fünf Minuten gingen dahin, das dieser Film zwar etwas ganz anderes war als erwartet, ich ihn aber trotzdem doof finden würde. Aber wie gesagt, ich war beim bügeln - und der Film lief weiter nebenher.
Und dann gewann er ganz unmerklich an Tiefe. Erst waren es nur einzelne Gesprächsfetzen, die mich aufhorchen ließen - Gespräche die so gar nicht gestellt wirkten, sondern irgendwie aus dem Leben gegriffen schienen. Ein bisschen traurig manchmal, ein bisschen mit Galgenhumor gespickt, teilweise auch echt witzig.
Dann folgten Entwicklungen im Film, die ich interessant fand. Als Willie zum ersten Mal die junge Nachbarin sieht ( Marty, 13 Jahre alt) und seine Reaktion darauf. Man spürt einfach, das er in ihr etwas findet, das er schon lange gesucht hat. Aber obwohl die beiden trotz des Altersunterschieds beinahe eine Freundschaft aufbauen läuft diese Beziehung doch niemals Gefahr, in eine "Lolita-Beziehung" auszuarten. Für mich haben diese Szenen zwischen Willie und Marty zu den besten des Films gehört - sie besitzen eine Tiefe, eine Aussagekraft die unglaublich ist.
Was aber nicht heißt, das der Rest des Films weiterhin langweilig dahinplätschert. Denn jeder der Freunde wird sich im Laufe des Films verändern, entwickeln - nein, dieser Film schafft keine Superhelden - er weist nur Wege auf - ob sie später weiter beschritten werden und wohin sie die handelnden Personen führen, das wird dem Zuschauer nicht mehr verraten.
Es fällt mir ein wenig schwer, diesen Film einem Genre zuzuordnen. Die TV Movie möchte ihn uns Komödie verkaufen. Da drängt sich mir die Frage auf, was verstehe ich unter Komödie?! Es handelt sich hier bestimmt um keinen Film der Witze unterhalb der Gürtellinie reißt - man wird sich nicht vor Lachen den Bauch halten. Es ist mehr ein versteckter Humor, der weniger in der Handlung, dafür aber umso mehr in manchen Dialogen durchkommt. Eine Komödie wird leider oft gleichgesetzt mit oberflächlicher Unterhaltung - und genau das tut dieser Film nicht! Er unterhält mich sehr gut, obwohl ich ihn nicht unbedingt spannend nennen würde. Dazu plätschert er einfach zu gleichmäßig dahin - aber bitte nicht verwechseln mit langweilig!!! Langweilig ist er nämlich ebenso wenig wie oberflächlich - er bietet uns im Gegenteil so viele Ansätze zum Nachdenken!
Trotzdem würde ich ihn nicht auch als Beziehungsdrama sehen, wie dieser Film in vielen Filmkritiken bezeichnet wird. Das scheint mir ebenso falsch wie der Begriff Komödie! Eigentlich passt dieser Film in keine mir bekannte Sparte so richtig hinein, weil er von allem ein bisschen enthält. So wie das reale Leben ein bisschen von allem enthält - ein bisschen Spaß, ein bisschen Traurigkeit ...
Ich glaube, genau das macht diesen Film aus. Das jeder von uns einen kleinen Teil von sich selbst in ihm wiederfinden kann. Das es nur ein Film ist - aber ein Film, der sehr nah an der Wirklichkeit liegt!
Ein paar Worte möchte ich noch zu den
** SCHAUSPIELERN **
verlieren. Obwohl mir das genauso schwer fällt wie eine Sparte für den Film zu finden. Ich kann euch Namen nennen:
Timothy Hutton spielt den Willie
Matt Dillon ist Tommy
Michael Rapaport ist Paul
und Noah Emmerich der Mo.
Gleiches bei den Frauen:
Lauren Holly spielt Darian,
Mira Sorvino ist Sharon
und Uma Thurman kommt als Andrea aus der Großstadt zu Besuch.
Die Rolle von Willie ist etwas größer als die anderen, denn von ihm geht der ganze Film aus - was aber mit den schauspielerischen Fähigkeiten nichts zu tun hat. Ich könnte keinen der Schauspieler besonders hervorheben (eine Ausnahme folgt noch!) - sie alle machen ihre Sache sehr gut und überzeugend. Da wirkt nichts gespielt oder überzogen, sondern alles kommt sehr echt rüber - aus dem Leben gegriffen - man kann sich vorstellen, das diese Menschen das gespielte tatsächlich erlebt haben. Was will man noch mehr!?
Aber jetzt zu der Ausnahme unter den Schauspielern: Natalie Portman (einigen vielleicht auch bekannt als Matilda in Leon - später spielte sie auch in Starwars mit). Hier spielt sie die 13-jährige Marty - und sie macht ihre Sache mehr als nur gut. Wenn sich überhaupt einer positiv von den anderen Darstellern hervorhebt, dann sie! Diese Lebenslust, die sie an den Tag legt - aber auch ihre "Weisheiten", die sie dem überraschten Willie immer wieder um die Ohren haut - dabei wirkt sie trotz allem natürlich und echt, keinesfalls altklug und überzogen. Ihr Spiel hat mich mehr als nur überzeugt, obwohl ihre Rolle doch eher eine kleine (an Filmminuten gemessen - nicht von der Aussagekraft her!) ist.
Ein paar
** FAKTEN **
möchte ich euch zum Film auch noch verraten.
Gedreht wurde der Film 1996 in den USA - er ist also schon etwas älter - wobei es sich hier um einen Film handelt, der eigentlich nie alt sein wird, einfach weil die Thematik so alt und doch immer wieder neu ist!
Regie wurde geführt von Ted Demme, ein Neffe von Jonathan Demme, der sich mit diesem Film hinter denen seines Onkels sicher nicht zu verstecken braucht.
Der Film hat eine Lauflänge von 109 Minuten.
Die FSK beträgt ab 12 Jahre. Tcha, ich wüsste nicht, welche FSK man einem solchen Film sonst geben sollte, denn hier gibt es weder Sex noch Gewalt oder andere erschreckende Aussagen die eine höhere FSK gerechtfertigen würden. Trotzdem gehe ich davon aus, das 12-jährige mit diesem Film herzlich wenig werden anfangen können. Sie werden einfach nur Oberfläche sehen (und die ist wirklich recht langweilig) - und den tieferen Sinn (und genau der macht diesen Film aus!) gar nicht erkennen.
Ton und Bild waren auf meiner DVD akzeptabel - also flimmerfrei und rauschfrei, mehr kann man von einer zeitungsDVD nicht erwarten. Jedenfalls lässt das hoffen, das die "echte" DVD da qualitativ auch mithalten kann.
Extras gibt es auf diesen Beilagen DVD´s nicht - auch keine Untertitel und weitere Spachen. Ich habe mich aber mal für euch schlau gemacht: auf der deutschen DVD gibt es nicht mehr zu sehen als auf der zeitungsbeilage! Wie peinlich!!! Es gibt allerdings auch eine US-Version, die z.B. über Amazon zu beziehn ist, da bekommtman dann wenigstens den original Ton geboten!
Es gibt von diesem Film eine normale Kauf DVD, die preislich um die 10,-- Euro liegt. Die US version ist teurer: 23,99 Euro!.
** MEIN FAZIT **
Ein Film mit einem dämlichen Titel, weil er etwas ganz anderes suggeriert, als das was dahinter steckt! Deswegen hat er mich wohl auch so positiv überrascht.
Der Film hat Tiefe und Anspruch, man kann sicher auch öfter als nur einmal ansehen, weil es immer wieder neues zu entdecken gibt.
Was will man noch mehr?!
@ Prisca - Juli 2004 - ich schreibe für Ciao und Yopi, manchmal auch noch für Dooyoo weiterlesen schließen
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