Pro:
interessant, sehenswert, bunt, lebhaft
Kontra:
teuer
Empfehlung:
Ja
Bergen ist die größte Stadt an der norwegischen Westküste (ca. 220.000 Einwohner) und hat jede Menge Sehenswertes zu bieten, von denen ich hier nur ein paar ausgewählte Ziele herauspicken möchte. Bei unserem Zweitage-Trip durch Bergen zeigte diese Stadt ihre zwei Wettergesichter, einmal das seltene, nämlich blauen Himmel ohne Wolken und mit Sonnenschein bis 24 Grad und dann natürlich als regenreichste Stadt Europa (bis zu 200 Regentage pro Jahr) Regen in Sackstrippenform, wie wir Norddeutsche zu sagen pflegen.
Dazu muß man wissen, dass sich hier an der südwestlichen Küste Norwegen viele über dem Atlantik gebildete Wolken ein Stelldichein geben und sich hier schon einmal kräftig entladen, ehe sie ins Landesinnere ziehen. Doch dort werden die meisten Wolken von recht hohen Bergen aufgehalten und regnen sich fast völlig ab, ehe ein kleinerer Rest tatsächlich über die Berge ins relativ trockene Hinterland gelangen.
So ist schon 50 bis 60 Kilometer östlich Bergens im Landesinneren die Regenhäufigkeit gegenüber Bergen um etwa die Hälfte gesunken. Im Oberen Setesdal zum Beispiel ist das Wetter dann schon als fast normal, also im Sommer oft lange anhaltend sonnig. Wenn es dagegen an der Westküste mal länger als zwei Tage am Stück regenfrei und sonnig ist, dann holen selbst die Einheimischen die Decken in den Garten, um sich schnell zu sonnen, denn das kann man eben nicht so oft in und um Bergen.
Bergens bekannteste Sehenswürdigkeiten sind alle recht eng zusammen im Innenstadtbereich um den weltberühmten Fischmarkt herum angesiedelt Die Brüggehäuser sind nur ein paar Meter entfernt, die Floydenbahn ebenfalls in unmittelbarer Nähe, das größte Einkaufszentrum liegt nur wenige hundert Meter vom Fischmarkt entfernt. Nur das bekannte Aquarium ist doch rund 15-20 Fußminuten vom Zentrum entfernt.
1. Die Brygge Häuser
Diese Häuser sind schon so oft und so gut beschrieben worden, dass ich es hier gar nicht erst versuchen will. Die wenigen bunten, alten Holzhäuser üben einen magischen Reiz auf alle Touristen der Stadt. Sie zeigen in ihrer restaurierten Form die Bauweise des späten Mittelalters in beeindruckender Form. Zwischen diesen wenigen Häusern sind mir ziemlich viele Japaner/innen begegnet, die hier in Bergen busseweise „einfallen“ und das Bild der Besucher nicht nur hier in den Bryggehäusern mit ihrer oft sehr freundlichen und höflichen Art unverkennbar mitbestimmen. Ich habe jedenfalls in keiner anderen Stadt in den Ländern, die ich bislang bereisen konnte, soviele Japaner auf so engem Raume angetroffen, wie hier in Bergen und speziell in den Gassen der Bryggehäuser. (eine fast so große Anzahl traf ich mal in Rothenburg ob der Tauber).
Neben den sehr schön restaurierten Häusern selbst ist uns eine kleine aber feine Bildergalerie aufgefallen, die supergute Bilder (Federzeichnungen, Ölmalereien, Aquarelle) anbot zu durchaus erschwinglichen Preisen. Wer also Malereifan ist, der sollte in den Gassen der Brygge Häuser nach dieser Galerie suchen (kein Problem bei den wenigen Häusern). Da lohnt jeder Besuch und wenn es nur zum Anschauen ist.
In den Bryggehäusern, die direkt an der Wasserlinie am Hafen von Bergen liegen, sind viele schöne, meist kleine, aber höchst exklusive Laden-Geschäfte untergebracht, die in dieser historischen Umgebung viel fürs Auge und für die Geldbörse bieten. Wir haben allerdings festgestellt, dass die Preise für die angebotenen Artikel ein paar hundert Meter weiter in der sehr schönen Einkaufsgalerie in der Nähe des Fischmarktes deutlich kleiner waren, als hier in den historischen Bryggehäusern.
2. Der Fischmarkt
Dieser Platz direkt am Hafen Bergens gelegen mit dem berühmten Fischmarkt ist Zentrum einer jeden Bergen Beschreibung. Und in der Tat findet man auf diesem bunten, für norwegische Verhältnisse durchaus geräuschvollen und geschäftigen Platz unendlich viele Fischarten und bildhübsche Mädels an den Ständen, die gar nicht so zurückhaltend, aber immer charmant den ausländischen Marktbesuchern die unendliche Vielfalt der „Meeresfrüchte“ anboten.
Und auch wenn man sonst in Norwegen regelmäßig zusammenzuckt, wenn man den Fehler begeht, Preise von norwegischen Kronen in damals DM und heute Euro umzurechnen, so haben wir auf diesem Fischmarkt sehr günstig Fischbrötchen mit Lachs und Krabben und anderen Viehzeug gegessen, die alle nicht mehr als 10 - 15 Kronen kosteten. Da ist fast jedes Fischbrötchen auf dem Hamburger Dom z.B. teurer. Insbesondere wenn man Lachs probieren will, weil man sich anschickt, welchen zu kaufen, bekommt man meist recht üppige Probierportionen. Probieren ist also auch hier besser als studieren, und wenn man den ganzen Markt abgegangen ist und überall ein wenig probiert hat, hatte man Fisch garantiert schon vom ständigen Probieren satt.
Auffallend war, dass die Atmosphäre trotz eines für norwegische Verhältnisse recht deutlichen Geräuschpegels von uns als sehr ruhig, keineswegs hektisch und damit sehr angenehm empfunden wurde. Da rannte und schrie keiner, die Bewegungen selbst der zwischen den Brygge-Häusern noch sehr eilig wirkenden japanischen Touristen waren gemäßigt und die dort in Bergen durchaus in großen Gruppen auftretenden Amerikaner waren ziemlich leise (ich hab da in Süddeutschland schon andere, weniger leise Erfahrungen mit amerikanischen Touristen machen können).
3. Altstadt
Nur wenige hundert Meter vom großen Tourismus geprägten bunten Besucherbild des Fischmarktes und der Brygge-Häuser entfernt liegt die Bergener Altstadt mit malerischen Gassen, vielen meist weißen, oft sehr alten Häuschen, die an den Hängen der Hausberge Bergens zu kleben scheinen. Hier findet man kaum Touristen, die sonst weitgehend das Touristenbild Bergens prägen, dafür so Verrückte wie mich und die sind gottseidank nur in kleiner Zahl auf dieser Welt. Hier kann man sich ganz dem Zauber der alten Bauweisen, bunten Fassaden, hübschen Kübelpflanzen und meist kleinen Gärten hingeben.
Die schmalen Gassen werden nur selten von PKW’s befahren, Parkplätze auf den Straßen gibt es kaum (die Autos stehen meist vor den Häusern auf den Grundstücken, wenn überhaupt Autos die Gassen befahren dürfen, was nicht in allen Gassen der Fall war, und vor den Häusern stehen immer wieder Stühle und kleinste Tischchen, an denen bei guten Wetter die Bewohner wohl vor ihrem Häuschen sitzen. Unbedingt in Ruhe ansehen.
4. Aquarium (Akvariet)
Wer die bunte Welt der Fische liebt, sollte sich vom Zauber des Bergener Aquarium einfangen lassen. Es liegt weit weg vom Stadtzentrum (zu Fuß brauchten wir gut zwanzig Minuten) und ist das Zweitgrößte in Europa. Hier sind in riesigen Aquarien insbesondere die heimischen Fischarten zu sehen. Natürlich fehlen auch ein paar Exoten nicht, aber die großen Meeresfische der Atlantikküste sind hier besonders herausgestellt. So lebte damals der Stör noch in einem sehr großen eigenen Becken, den dereinst einer der russischen Vorsitzenden der ehemaligen UdSSR hier der Stadt geschenkt hatte.
Außerdem gibt es Seelöwen, Otter und Pinguine zu sehen und die Vorführung der Seelöwen bei der Fütterung ist insbesondere für Kinder sehr spannend (ich hab auch sehr interessiert zugeschaut). Das kurioseste Becken war ein kreisförmig gebautes Becken um einen Mittelraum herum, in dem Hornhechte schwammen, die supergut betrachtet werden konnten und an deren Aquariumsscheiben sich viele Kinder ihre Nasen platt drückten.
Und die Snacks, die in einem kleinen Restaurant angeboten wurden, hatten nicht Preise wie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Also unbedingt ansehen, wenn man Fische nicht nur auf dem Teller mag.
www.aquaristik.de
Einkaufen
An einem großen länglich rechteckigen Platz keine 500 Meter vom Fischmarkt entfernt liegt ein sehr schönes, komplett überdachtes Einkaufszentrum, dass in seiner Bauweise den großen Passagierschiffen dieser Welt mit ihren hohen Mittelräumen und den seitlichen Hochgängen nachempfunden ist. Dort gab es ganz viele kleine und wenige größere Läden zu betrachten, man konnte per Rolltreppe von unten bis zum zweiten Stock hochfahren oder die gläserne gondelförmige Kabine des an einer äußeren Wand des Innenhofes hoch und runter gleitenden Fahrstuhls nutzen (solche Fahrstühle kannte ich bis dahin nur aus amerikanischen Filmen).
Wir konnten das bunte und wenig hektische Treiben der vielen Besucher von einem Cafe im zweiten Stock aus an einer der Stirnseiten des Einkaufszentrums sehr schön verfolgen und in Ruhe den ziemlich teuren Kaffee genießen, der, wie in Schweden und auch hier in Norwegen üblich, einmal bezahlt, mehrfach nachgegossen werden kann (entweder steht eine große Kanne auf dem Tisch mit etlichen Tassen Inhalt, oder man holt sich aus einem Automaten seinen einmal bezahlten Kaffee immer wieder neu, ohne ein zweites Mal dafür bezahlen zu müssen) Ausnahme dieser Regelung des Kaffee-Kaufs in Restaurants und Cafes haben wir nur in Oslo erfahren, wo zumindest in den von uns genutzten Restaurants oder Cafes jede Tasse einzeln bezahlt werden mußte.
Neben diesem riesigen Einkaufszentrum gibt es in der Innenstadt rund um den Fischmarkt unzählige kleine und große Geschäfte, die wirklich alles anbieten, was das Herz der Touristen und Einheimischen begehren kann. Wir als Hamburger sind, was Auswahl an Läden, Geschäften, Kaufhäusern und Restaurants betrifft, durchaus als verwöhnt einzustufen, aber wir konnten in Bergen auch alles finden, was man sich vorstellen kann. Der Lebensstandard in Norwegen ist ein bisschen höher, als der in Deutschland und dass ist der Auswahl der Einkaufsmöglichkeiten in dieser sehenswerten Stadt durchaus anzusehen.
Floydenbahn
Dazu kann ich nicht viel berichten, denn wir haben die bekannte Seilbahn angesichts des „Sauwetters“ und der damit verbundenen tiefen Wolkendecke natürlich nicht genutzt. Sie führt auf einen der Bergener Hausberge und bei schönem Wetter kann man von dort oben (so berichten alle Reiseführer) ganz Bergen und Umgebung weitflächig überblicken. Bei unserem nächsten Bergen-Besuch wird es natürlich einen weiteren Versuch geben, Bergen von oben zu betrachten, denn dass ist in jedem Buch über Bergen fototechnisch einer der Leckerbissen, den man wohl einmal gesehen haben sollte.
Fazit
Sicher gibt es in Bergen noch weitaus mehr zu sehen, aber an einem oder zwei Tagen kann man intensiv (wie wir zum Beispiel im Aquarium mit 3 ½ Stunden) kaum mehr besuchen oder sehen. ( da wären noch die Kirchen Bergens wie Domkirche und Marienkirche, die Rasmus Meyer Sammlung u.a. mit Werken von Munch, das Schifffahrtsmuseum, die Festung Bergenhus mit der Häkonshalle von 1261 u.v.m.)
Bergen ist eine sehr sehenswerte, interessante und historisch für Norwegen bedeutende Stadt, die unbedingt bei einem Norwegen-Urlaub zum Besuchsprogramm dazu gehört. Wir werden ganz sicher diese schöne Stadt bei einem nächsten Norwegen-Urlaub in diese Region wieder besuchen. Wenn nur der Regen nicht wäre. Ach ja, den ganzen Besichtigungstag und auch die folgende Nacht und auch den folgenden Vormittag hat es durchgehend geregnet. Und zwar Sackstrippen.
Interessante Internetadressen zum Thema sind:
www.bergen-guide.com
www.lillehammer.de/stadte/bergen.htm
www.lillehammer.de/wetterdaten/bergen.htm
www.skandinavien.de/Laender-Regionen/Norwegen/N-Bergen.html
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