Pro:
Kostenloses Gehaltskonto
Gutes Homebanking per Internet
Kontra:
Beratungsleistung schwach
Empfehlung:
Ja
Vorbemerkung
Die BfG, die bei Yopi weiter als Rubrik geführt wird, gibt es unter diesem Namen nicht mehr. Die schwedische Aktiengesellschaft "Skandinaviska Enskilda Banken AB" übernahm 1999 die Bank für Gemeinwirtchaft aus Gewerkschaftsbesitz. Bis auf die Namensänderung hatte das keine Auswirkung auf die BfG-Kunden; weder Bankleitzahl, noch Kontonummer oder Konditionen haben sich geändert.
Meine im folgenden wiedergegebenen Eindrücke beziehen sich erstens auf das 1995 noch von der damaligen BfG vielumworbene "kostenlose Gehaltskonto" und zweitens auf eine bestimmte Filiale der SEB (Kiel, Holstenstraße). In wie weit Verallgemeinerungen auf andere Zweigniederlassungen zutreffend wären, vermag ich nicht zu beurteilen.
Kontoführung-Konditionen
Mich überzeugte 1995 das Angebot des Gehaltskontos mit kostenloser Kontoführung der damaligen BfG, da mein langjährig bei der Postbank geführtes bisheriges Girokonto im Laufe der Zeit immer unattraktiver, sprich teurer, geworden war. Unter der Voraussetzung eines monatlich regelmäßigen Geldeingangs in einer bestimmten Mindesthöhe, damals 2.000 DM, konnte und kann dieses Konto komplett kostenlos geführt werden, sofern nur die "üblichen" Bankleistungen in Anspruch genommen werden: Geldautomaten-Abhebungen, Kontoauszugdruck am Terminal, Bargeldein- und -auszahlungen am Schalter, Inland-Überweisungen und Daueraufträge per Papierformular, Home- oder Telefonbanking. Das monatliche Gehalt muss vom Arbeitgeber auf das SEB-Konto überwiesen werden; man kann jedoch sofort darüber verfügen und es z. B. auf ein zinsbringendes Anlagekonto einer anderen Bank überweisen, denn Guthabenzinsen zahlt die SEB nicht bei kostenloser Kontoführung. Sollzinsen im Falle einer Kontoüberziehung werden aber - natürlich - erhoben. Die SEB räumt standardmäßig ohne besonderen Antrag einen Dispo-Kredit etwa in doppelter Höhe des monatlichen Gehalts ein. Für die Automatennutzung erhält man eine Maestro-Card. Die zeitweilig verfügbare Geldkartenfunktion (Chip auf der Karte, Aufladeterminal) wurde inzwischen eingestellt, offenbar aufgrund zu geringer Nutzung. Bis vor etwa zwei Jahren bekam jeder Kunde, wenn er wollte, eine gebührenfreie VisaCard. Mittlerweile muss man einen bestimmten Jahresumsatz, ich meine ca. 600 €, mit der VisaCard erreichen oder eine Jahresgebühr entrichten. Da ich mich nicht knechten lassen will und die VisaCard nicht wirklich benötige, verzichte ich seither auf "diese Freiheit".
Kontoeröffnung
Die Kontoeröffnung ist prinzipiell unkompliziert und nicht anders als bei anderen Banken; im wesentlichen benötigt man einen gültigen Personalausweis. Die Formalitäten wurden in meinem Fall von einer freundlich wirkenden Mitarbeiterin schnell abgewickelt. Allerdings erwartet die Bank einen Gehaltsnachweis und verlangt, dass ab sofort das Gehalt auf das SEB-Konto überwiesen wird. Eine Kopie des Gehaltsnachweises nimmt die SEB "zu ihren Akten".
Kontoführung per Internet
Über www.seb.de erreicht man die SEB und das eigene Konto. Homebanking ist sowohl über HBCI als auch über das althergebrachte PIN/TAN-Verfahren möglich. Für HBCI ist eine spezielle Chipkarte mit Lesegerät zum Anschluss an den PC erforderlich. Karte, Lesegerät (zum Anschluss an die serielle Schnittstelle) und passende Software gab die SEB 1997 kostenlos an alle interessierten Kunden heraus. Ich nahm dieses Angebot damals an und nutzte die recht komfortable Software einige Jahre lang. Praktisch fand ich vor allem, dass man alle Transaktionen inklusive Kontoauszugabruf offline vorbereiten und dann einigermaßen schnell und damit kostengünstig online übermitteln konnte. Leider war diese Software nicht eurotauglich, und das von der SEB bereitgestellte Nachfolgeprogramm bietet nicht mehr die Möglichkeit der Offline-Vorbereitung. Daher arbeite ich seither (wie in alten BTX-Zeiten) wieder mit PIN (5stellige Persönliche IdentifikationsNummer, genügt zusammen mit der dem Konto zugeordneten 8stelligen Personennummer zur Kontoeinsicht) und TAN (6stellige TransAktionsNummer aus einer Liste, für jede Überweisung etc. wird eine benötigt/verbraucht), was den zusätzlichen Vorteil bietet, dass ich problemlos von jedem PC mit Internetverbindung aus mein Konto erreiche.
Eine Besonderheit, die ich beim Internetbanking anderer Banken noch nicht gesehen habe: Hat man die 50 Transaktionsnummern einer Liste fast verbraucht, kann man online eine neue Liste anfordern und unmittelbar ausdrucken, indem man eine TAN der alten Liste (idealerweise die letzte, hierfür "aufgesparte" TAN) verwendet. So kann man sofort weiterarbeiten, ohne dass eine Verzögerung und Kosten durch den Postweg anfielen.
Auch die Online-Darstellung der Kontobewegungen mit Druckfunktion wird geboten. Leider ersetzt der Abruf und Ausdruck der Kontoauszüge auf diesem Wege nicht den konventionellen Ausdruck am Terminal im Vorraum der Bank: Versäumt man den Terminaldruck sechs Wochen lang, werden die Auszüge zugeschickt und hierfür 1 € in Rechnung gestellt.
Insgesamt: Das SEB-Homebanking mit PIN/TAN ist schnell, übersichtlich aufgebaut und war, so weit ich mich erinnere, bisher jederzeit verfügbar, wenn ich es brauchte.
Kompetenz der Mitarbeiter, Kontakt zur Bank
Nach so vielen positiven Eindrücken kommt nun der Wermutstropfen: Man darf nach meinen Erfahrungen von der SEB nicht mehr verlangen als eben das kostenlose Gehaltskonto, über das man Überweisungen abwickelt. Sobald man mehr möchte, ist man bei der SEB schlecht aufgehoben. Dieses harte Urteil begründet sich aus drei Erfahrungen:
- In 2001 benötigte ich für ein Softwareprojekt Informationen zum Thema "Belegloser Datenträgeraustausch in der Doppelwährungsphase und nach Euro-Umstellung". Es erschien mir naheliegend, mich in dieser alle Banken betreffenden Frage an "meine" Bank zu wenden. Ich versuchte, in meiner SEB-Filiale jemanden zu finden, der sich zu diesem Thema äußern mochte. Völlige Fehlanzeige! Weder wusste jemand Bescheid, noch war man bereit, mir die Informationen zu beschaffen. Ich erhielt sogar den Rat, mich doch lieber an eine deutsche Großbank zu wenden. Was ich dann auch tat (Deutsche Bank) mit dem Ergebnis, binnen Minuten alle benötigten Informationen zu erhalten.
- In 2002 führte die SEB eine großangelegte Werbekampagne zum Thema "Riester-Rente" durch. Man solle sich beraten und über Anlagealternativen informieren lassen. Ich vereinbarte einen Termin in meiner Kieler SEB-Filiale. Während dieser Beratung zeigte sich sehr schnell, dass eine Beratung bis hin zum Gegenüberstellen der erwähnten Alternativen gar nicht möglich war, auch deshalb, weil noch Detailinformationen des Gesetzgebers fehlten. Wir machten ab, dass ich erneut kontaktiert würde, sobald alle Informationen vorlägen. Auf diese Kontaktaufnahme warte ich noch heute... (Natürlich habe ich längst einen "Riester-Vertrag" abgeschlossen, jedoch nicht bei oder über die SEB.)
- In 2003 war ich über einen längeren Zeitraum verhindert, eine SEB-Filiale aufzusuchen und am Terminal meine Kontoauszüge auszudrucken. Daher sandte ich über ein Eingabeformular der SEB-Internet-Site eine Anfrage des Inhalts, ob eine Umstellung des Kontoauszugdrucks auf Abruf per Internet möglich sei. Auf diese Anfrage erhielt ich nie eine Antwort, und die überfälligen Kontoauszüge kamen kommentarlos und kostenpflichtig per Post.
Fazit
Wer ein Konto sucht, das sich im Rahmen der üblichen Nutzung kostenfrei nutzen lässt, über ein gewisses Mindesteinkommen verfügt und leicht eine SEB-Filiale erreicht, sollte das "Gehaltskonto mit kostenloser Kontoführung" der SEB in Erwägung ziehen. Gut gelungen ist auch das SEB-Homebanking per Internet. Allerdings muss man die "Hosen herunterlassen" - ein Gehaltsnachweis wird verlangt und einbehalten. Beratungsleistungen, die über eine Hilfe beim Ausfüllen von Überweisungsformularen hinausgehen, sollte man bei der SEB lieber nicht abfordern. weiterlesen schließen
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