Pro:
Kompakt, mit Wasser zu reinigen, schnelle Ladezeit
Kontra:
rasierleistung und vielleicht der Preis
Empfehlung:
Ja
Nach etlichen Jahren zuverlässigen Gebrauchs schwächelte mein alter Philips-Elektrorasierer. Seine Akkus ließen sich nicht mehr dauerhaft aufladen, neue Scherblätter hätte das Teil auch mal vertragen können. Und so entschloss ich mich zum Kauf eines neuen.
Der Elektrorasierer-Markt ist übersichtlich. Vielleicht habe ich das meiste ja übersehen, aber neben den Giganten Philips und Braun scheint sich niemand behaupten zu können.
Nach diversen Überlegungen, dem Studieren von Erfahrungen anderer Nicht-Bartträger und einem eingehenden Gespräch mit einem netten Saturn-Fachverkäufer entschied ich mich schließlich zum Umstieg und nahm einen Braun Flex XP II, Modell 5770. 89,99 € ließ ich dafür von meiner EC-Karte abbuchen.
Verpackungsinhalt
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Aus dem Karton kommt dem frischgebackenen Käufer ein Kunststoffetui entgegen, das in etwa die Form des Rasierapparats aufnimmt. Es ist kompakt und stabil. Darin befindet sich der Rasierer und eine Bürste, die sicher in ihrem clever angebrachten eigenen Fach liegt. Auf Reisen ist dieses Etui sicherlich optimal zu verpacken. Leider kommt das Netz- und Ladekabel mit eingebautem Netzteil separat daher und passt auch nicht mit ins Etui.
Aufladen
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Als erstes also, damit ich das neue Gerät auch schnellstmöglich ausprobieren konnte, wollte es geladen werden. Für mich war ein Kaufkriterium die versprochenen kurze Ladezeit von einer Stunde. Und tatsächlich, ohne deswegen eine Stoppuhr zu bemühen, meldet die grüne Ladelampe so ungefähr nach einer Stunde "voll". Eine Ladung soll für rund 50 Minuten reichen, das sollten also so über den Daumen zehn Rasuren sein.
Einschalten – und Schreck
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Nach dem Einschalten bin ich erst einmal zusammengezuckt. Das Gerät ist doch ziemlich laut, vor allem im Vergleich zu meinem alten Philips. Aber der Lärm ist nicht so, dass man sich nicht flugs daran gewöhnen könnte. Mir fielen sofort die Sounddesigner ein, die bei Herstellern (nicht nur) von Elektrogeräten angestellt sind. Das Geräusch solcher Geräte wird absichtlich so gestaltet, dass man das Gefühl bekommt, sie seien kraftvoll. Ob so einer bei meinem Rasierer auch rumgepfuscht hat?
Funktion und so
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Viele Bedienelemente hat so ein Rasierer ja nicht. An der Seite befindet sich, ordentlich beschriftet und daher unübersehbar, der Ein- und Ausschalter. Auf der Frontseite lässt sich mit einem Schieber der Langhaarschneider in Stellung bringen und damit einschalten. Und das ist es schon. Der Scherkopf ist länglich und beweglich aufgehängt, so dass er sich an die Gesichtsform anschmiegen kann und überall optimal anliegt.
Angenehm ist, dass sich der Rasierer ausdrücklich für eine Reinigung mit fließendem heißen Wasser eignet. Man nimmt dazu den Scherkopf ab und spült ihn und das "Innere" gründlich ab. Danach muss man ihn gründlich trocknen lassen, ggf. kann man ihn mit einem Stückchen Kosmetik- oder Klopapier abtupfen.
Die Scherfolie soll alle 18 Monate oder bei Bedarf (wenn also Verschleiß zu erkennen ist) gewechselt werden.
Der Vergleichstest
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Die Kandidaten meines sehr subjektiven und wissenschaftlich völlig unhaltbaren Vergleichstest sind:
1. der neue Braun Flex XP II
2. der vielleicht zehn Jahre alte Philishave und
3. die Nassrasur mit Rasierschaum und einem Zwei-Klingen-Rasierer
DER PHILISHAVE
Seine Form unterscheidet sich deutlich von der des Braun-Geräts. Der Scherkopf besteht aus drei kreisrunden Schermessern, jedes für sich flexibel aufgehängt. Durch diese flexible Aufhängung gelingt die Anpassung an die Gesichtsform, etwa an Kinn und Wangenpartie, ausgezeichnet. Schwerer zu erreichen sind da schon die Stellen nahe der Nase und am Ohr, weil die Scherblätter relativ weit vom Rand des gesamten Scherkopfes entfernt liegen. Die Rasierleistung ist an eher "ebenen" Flächen, also am Hals und an den Wangen, recht gut. Nicht so stark ist der Philips an den Rundungen, vor allem am Kinn. Nicht so gut kann der Philips mit stärkerem Bartwuchs, z.B. einem Dreitagebart umgehen.
Der Langhaarschneider ist so gut geformt, dass man mit ihm sehr gut an alle möglichen potentiellen Opfer herankommt. Ein deutliches Wort sei an dieser Stelle zum eher unappetitlichen Thema Nasenhaare gesagt: das kann der Philips prima.
Eine Vollladung reicht(e) für mehrere Wochen, mindestens zwanzig Rasuren, dauerte aber um 4 Stunden.
RASIERLEISTUNG KINN: 50%
RASIERLEISTUNG WANGE: 70%
RASIERLEISTUNG DREITAGEBART: 40%
LANGHAARSCHNEIDER: 80%
DER NEUE BRAUN
Durch die andere Form des Scherkopfes hat der Braun seine Stärken nicht so sehr in der Fläche, sondern in der Kurve. Er ist also dort stark, wo der Philips schwächelt, nämlich am Kinn und in den schmaleren Partien um den Mund herum.
Sehr gut bewältigt der Braun länger nicht rasiertes Gelände. Ein Dreitagebart braucht nicht viel länger, um in Kinderpopo-Glätte verwandelt zu werden als eine normale tägliche Rasur.
Der Langhaarschneider schneidet dort, wo er ungehindert herankommt, auch gut. Er erreicht jedoch längst nicht den Philips-Standard, weil er nicht so weit vom Gehäuse des Raiserers absteht. Wo schon der Philips seine Stärke bei Nasenbehaarung unter Beweis stellen musste, muss auch der Braun ran. Und: ja, man kommt ran, aber längst nicht so gut und locker wie mit dem Philips.
RASIERLEISTUNG KINN: 80%
RASIERLEISTUNG WANGE: 60%
RASIERLEISTUNG DREITAGEBART: 80%
LANGHAARSCHNEIDER: 50%
DIE NASSRASUR
Mit einem modernen Nassrasierer, etwa von Wilkinson oder Gilette, erreicht man eine Rasierleistung, die um Welten besser ist als die jedes Elektrorasierers. Man benötigt dafür auf jeden Fall heißes Wasser, mit dem man zunächst das Gesicht befeuchtet (je heißer man es aushält, desto besser). Danach schäumt man mit einem Pinsel Rasierseife auf und verteilt sie schäumend auf den zu rasierenden Stellen. Nun gleitet man mit dem Zwei- oder Mehr-Klingen-Teil sanft über das Gesicht.
Manch einer erträgt das ohne sichtbare Blessuren, bei mir sind danach stets deutliche Blutspuren zu sehen, vor allem am Hals. Kein Wunder, wenn die Rasur so gründlich ist, wenn die Hälfte der Haut mit abgeschabt wird...
Nasen- und andere längere Haare verlangen eher nach anderen Werkzeugen.
RASIERLEISTUNG KINN: 90%
RASIERLEISTUNG WANGE: 100%
RASIERLEISTUNG DREITAGEBART: 70%
LANGHAARSCHNEIDER: 10%
Fazit
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Der Braun Flex XP II ist kein Fehlkauf. Er hat andere Stärken und Schwächen als mein alter Philishave. Eine Verbesserung des Komforts habe ich durch die kürzere Ladezeit und die Möglichkeit der Nassreinigung des Rasierers erreicht. Die Rasierleistung ist etwas anders, aber nicht besser oder schlechter als beim Philips. Die Möglichkeit der gelegentlichen Nassrasur, um mal das Gefühl einer wirklich gründlichen Rasur zu erleben, möchte ich nicht missen, auch wenn es deutlich aufwändiger ist, heißes Wasser einzulassen und das ganze Theater zu machen, bloß um sich zu rasieren. Das ist etwas für Mußestunden, zumal anschließend eine intensive medizinische Versorgung erforderlich ist.
Ein ganz kleines Bisschen bin ich enttäuscht von meinem neuen Braun, da ich damit gerechnet hatte, dass ein neuer Rasierer doch etwas besser rasiert als mein zehn Jahre altes ausgesondertes Gerät. Aber der Stand der Technik scheint seit Jahren nicht mehr zu verbessern zu sein. Ich kann ihn trotzdem guten Gewissens empfehlen und ihm vier Sterne geben. weiterlesen schließen
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