Pro:
preiswerter als mein städtischer Anbieter, unkomplizierter Wechsel
Kontra:
nicht der preiswerteste, muß auch erhöhen
Empfehlung:
Ja
Nach den zahlreichen Preiserhöhungen Anfang des Jahres habe ich mir gleich mal ernsthaft Gedanken gemacht, wo ich noch Einsparungen vornehmen könnte. Und schon lange hatte ich unseren lokalen Stromversorger auf dem Kieker, von dem ich bereits wusste, daß er nicht der Preiswerteste ist. Nur waren die Erfahrungen mit dem Wechsel zu anderen Stromlieferanten, zumindest das, was man durch die Presse mitbekam, nur teilweise gut. Aber ich dachte mir, man muß es einfach probieren.
** Wie bekommt man die Infos? **
Über mehrere verschiedene Stromrechner-Seiten (billig-strom.de, stromtarife.de u.ä.) im Internet habe ich mich erst einmal schlau gemacht, was mir ein Wechsel bringen würde. Das war recht ernüchternd, da wohl immer noch einige Firmen alles östlich der Elbe zum Niemandsland zählen. Ich bekam nämlich eine schöne Tabelle, wer alles preisgünstiger ist als mein eigener Anbieter – aber von den ersten zehn verweigern schon mal vier die Lieferung in den Osten. Deutschland einig Vaterland!
Also schaute ich mir die anderen etwas näher an und verglich sie mit den Einschätzungen der User einer großen Verbraucherplattform, die damit schon Erfahrung gemacht hatten. Dabei schnitt die Braunschweiger Energieversorgung schon mal gut ab in Punkto Service und Zuverlässigkeit. Eine Ersparnis käme nach meiner Rechnung auch heraus – nicht so üppig, weil ich als berufstätiger Single natürlich auch nicht so viel verbrauche, aber wie gesagt, Kleinvieh macht auch Mist. Selbstverständlich wollte ich auch meinem alten Anbieter noch eine Chance geben und bat um ein Angebot – das aber gerade mal drei Euro günstiger werden sollte als mein 20 Jahre alter Vertrag.
Also, jetzt oder nie und die Probe aufs Exempel.
** Anmeldung **
Über die Internetseite des BS AG (bvag.de) kann man sich ein Anmeldeformular herunterladen, was ich auch tat. Allerdings waren mir die Preise angesichts der weiteren Erhöhung der Ökosteuer nicht ganz geheuer und ich rief sicherheitshalber noch einmal bei der BS AG an, um zu erfahren, welcher Stand der Preise dies ist.
Danach bekam ich freundlicherweise noch ein Formular direkt aus Braunschweig zugeschickt und konnte mich nun zwischen zweien entscheiden. Antrag ausgefüllt, eine Kopie der letzten Stromrechnung mitliefern, abschicken und abwarten.
** Tarife **
Man kann sich laut Internetseite zwischen vier Tarifen für den Privatverbraucher entscheiden. Diese Tarife haben die sinnigen Namen Verona, Heinz, Arnold und der Ökotarif glänzt wohl mit einem Möchtegernpaten Joschka.
Gut finde ich, daß es nur vier Modelle gibt: für den Single, den Vielverbraucher, den Naturstrom-Bewußten und den Verbraucher, der sich alles individuell zusammenstellen und mixen will (z.B. Normal und Öko).
Allen Tarifen ist gemeinsam, daß sie sich aus einer Grundgebühr und dem verbrauchsbezogenen Preis zusammensetzen. Dabei ist die Grundgebühr i. d. R. bei den Wenigverbrauchern niedrig und der Kilowattpreis höher, bei den Vielnutzern umgekehrt. Als Grenzwert zwischen den beiden kann man ungefähr einen Verbrauch von 1500 kWh pro Jahr veranschlagen.
Bei dem Tarif, den ich gewählt habe, zahle ich 48 € pro Jahr Grundgebühr (etwas mehr als bei meinem bisherigen Anbieter) und 15,18 Cent pro kWh (deutlich günstiger als bisher).
** Vertragsbedingungen **
Ich will hier nur die wichtigsten Infos anführen; alle Details bekommt man auf der Homepage oder mit einem Anruf bei der Kundenbetreuung.
Laufzeit: Die Grundlaufzeit beträgt 12 Monate, die sich um weitere 12 Monate verlängern, wenn man nicht einen Monat vor Laufzeitende kündigt.
Zugegeben, die Laufzeit ist recht lang. Aber ich habe an sich keine Lust, alle paar Monate den Anbieter zu wechseln, insofern ist die Grundvertragszeit für mich o.k. Nach dem Jahr muß ich eben sehen, ob es was preiswerteres gibt. Für eine Erinnerung werde ich mir auf jeden Fall den Termin in den Kalender schreiben.
Ablesung: erfolgt durch den Kunden selbst. Klar, keiner wird die Leute aus Braunschweig durch Deutschland schicken, um überall abzulesen. Schickt man keine Ablesung, wird der Verbrauch geschätzt.
Ob man das nun von sich aus machen muß, oder einen Vordruck erhält, kann ich noch nicht sagen. Ich halte euch da auf dem laufenden.
Preiserhöhungen: Bei Preiserhöhungen hat man ein Sonderkündigungsrecht, nämlich einen Monat lang nach Bekanntgabe der Erhöhung. Nimmt man das nicht wahr, besteht der Vertrag unverändert weiter.
** Der Wechsel **
Der Wechselwillige füllt also brav seinen Antrag aus und schickt ihn nach Braunschweig. Ungünstig fand ich, daß ich sofort mit der Beauftragung schon eine Lastschriftgenehmigung erteilen muß. Was ist, wenn das alles nicht so klappt, wie ich mir das gedacht habe? Wenn ein Wechsel hier im Osten doch nicht ganz so einfach ist? Man hat ja schon so einiges darüber gelesen, daß Kunden dann händeringend wieder zu ihrem alten Anbieter zurück gekrochen kamen.
Schon bald nach der Bearbeitung bekommt man ein Begrüßungsschreiben zugeschickt, auf dem alle Angaben verzeichnet sind sowie ein Formular, das man am Tag des Wechsels mit dem genauen Zählerstand und der gewünschten Abschlagssumme ausfüllen. Außerdem wird nach einer Bestätigung des vorherigen Lieferanten über die Kündigung gefragt. Soweit, so gut.
Ich selbst war am Tag des Wechsels im Urlaub und bat eine Nachbarin, für mich abzulesen und den Brief wegzuschicken, was sie wohl auch tat.
Es scheint alles geklappt zu haben. Am 1. März hatte ich Strom wie an jedem Tag auch, keinen Ausfall oder andere Störungen.
** Nachspiel **
Vor zwei Wochen kam allerdings der Haken: die BV AG teilte mir mit, daß sie im Zuge der allgemeinen Erhöhungen (blablabla) zum 1. Juni 2003 die Preise erhöhen müsste. Das sind bei meinem Tarif zwar nur 1,6 Cent pro Kilowattstunde, aber damit schmilzt mein ersparter Betrag natürlich zusammen.
Außerdem habe ich heute mal ein wenig auf der Internetseite herumgeschaut und festgestellt, daß da einiges in Unordnung ist. Die vier verschiedenen Tarife scheinen plötzlich nur noch ein einziger zu sein – jedenfalls wird bei den Links immer der gleiche angezeigt. Und der stimmt eben auch nicht mehr. Die letzte Aktualisierung fand immerhin am 1.1.2003 statt.
Jetzt ist der Tarif Anna der günstigste; der gilt allerdings nur noch für Kunden in Braunschweig. Für bundesweite Versorgung muß man seine Postleitzahl eingeben und kann dann zwischen den oben genannten Tarifmodellen wählen. Aber schon der Single-Tarif ist 1,6 Cent teurer als Anna.
Außerdem kündigt die BV AG für alle Kunden außerhalb von Braunschweig ab 1. Juni „angepasste“ Tarife an, weil man sich ja in der jeweiligen Region auch noch nach „regionalen, spezifischen Kosten (wie Netzentgelte, Zähler- und Messkosten, EEG, Konzessionsabgabe) am Wohnort des Kunden“ richten müsse. Da bin ich ja gespannt, was mir hier in Leipzig blüht.
** Mein Fazit **
Die BV AG bleibt zwar auch nach der Preiserhöhung noch günstiger als mein alter Anbieter, aber diese Vorgehensweise hat mich schon etwas enttäuscht.
Allerdings ist der Wechsel unkompliziert, zuverlässig verlaufen und der Service ist bisher o.k.
Nun hoffe ich nur auf die möglicherweise geplante Regulierungsbehörde in der Energiewirtschaft, weil man jetzt festgestellt hat, daß bei der Öffnung des Strommarktes doch nicht alles so lief wie gedacht. Viele der Anbieter sind ja inzwischen pleite, weil die alteingesessenen Anbieter riesige Hürden bauen, um Wechsel und Konkurrenz zu verhindern. Vielleicht bringt das dann doch noch einige Preissenkungen.
** Kontakt **
Braunschweiger Versorgungs-AG
Postfach 33 17, 38023 Braunschweig
Privatkundenservice
Telefon: (05 31) 3 83 - 23 58
Telefax: (05 31) 3 83 - 34 87
E-Mail: pks@bvag.de weiterlesen schließen
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