Bundeswehr Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- nichts, wovor man sich zu fürchten braucht
- Kameradschaft
- Erfahrungswerte
- Kameradschaft, viel Bewegung, neue Erfahrungen sammeln
- neue Erfahrungen
Nachteile / Kritik
- unfreundliche \\\"Ärzte\\\" Freiheitsberaubung Zeitverschwendung evtl. Nachuntersuchungen durch Spezialärzte
- AGA
- Willwnssache
- Befehl und Gehorsam, wenig selbstständiges Denken, viel Stress, Verletzungsgefahr, anstrengend
- EKG
Tests und Erfahrungsberichte
-
Musterung - kein Problem?
29.04.2004, 23:51 Uhr von
Gevatter
Ja,Hallo!Ich hoffe, dass euch meine Berichte gefallen. Falls irgendetwas ist, könnt ihr mich ruh...3Pro:
nichts, wovor man sich zu fürchten braucht
Kontra:
unfreundliche \\\"Ärzte\\\" Freiheitsberaubung Zeitverschwendung evtl. Nachuntersuchungen durch Spezialärzte
Empfehlung:
Ja
Hallo,
heute möcht ich mal über meien Musterung schreiben, um einigen, denen das vielleicht noch bevorsteht ihre Angst, wenn man das so nennen kann, zu nehmen.
Also, im Vorraus sage ich schonmal, das die Musterung an sich nur halb so wild ist,
es war viel einfacher als man es sich vorher vorgestellt hätte, zumindest bei mir.
Also, ich hatte meine Musterung am 22. März im Kreiswehrersatzamt in Kaiserslautern und war zusammen mit einem Freund, der am gleichen Tag hin musste dort.
Wir waren eine gute halbe Stunde zu früh (13Uhr anstatt 13:30Uhr) und als wir das Gebäude betraten ( der Eingang war wirklich schwer zu finden, da am Haupteingang Renovierungen stattfanden und man nur durch den Hintereingang konnte) kamen wir in eine Eingangshalle und meldeten uns beide an. Alles schien ausgestorben, denn ich und mein Kumpel schienen die einzigen zu sein, die an dem Tag Musterung hatten. Ganz anders als man es sich vorgestellt hätte...Naja, wir sollten uns in einen Warteraum setzen, in welchem ein Bildschirm mit Werbung für die Bundeswehr auf uns wartete.
Zuerst wurde ich aufgerufen, und folgte einer jungen Dame (etwa 20-25 Jahre, aber nicht gutaussehend ;) ). Diese hat mir dann einige Fragen gestellt, ob ich denn Sport mache, ob was dagegen spräche zur Bundeswehr zu gehen, ob ich rauche usw... Bis dahin alles kein Problem.
Nun sollte ich einen langen Gang entlang gehen, der vom einen Gebäude in das andere Gebäude führte, und dort warten bis ich aufgerufen werde. Das geschah dann auch nach etwa 2 Minuten Wartezeit.
Ich kam in einen Raum, in dem 2 ältere (auch nicht gutaussehende ;))Frauen saßen.
Es hieß ich solle die Schuhe ausziehen und mich an die Wand stellen. Ich wurde daraufhin gemessen (1.77m) und gewogen (? kg) und sollte mich hinsetzen. Danach wurde ich befragt, ob ich denn schon oft krank war, Brüche hatte, Allergien oder sonstige fortdauernden Krankheitsbeschwerden habe. Da ich farbenblind bin, habe ich ein ärztliches Attest darüber vorgelegt. Zum Schluss diesen Teiles der Musterung sollte ich noch in einen Becher pinkeln.
Danach kam ich direkt zur nächsten Untersuchung, bei der wieder eine Frau auf mich wartete.
Hier musste ich nun einen Hörtest machen (Kopfhörer aufsetzen und auf einen Knopf drücken wenn ein Piepton erscheint) und einen Sehtest. Bei mir war es so, das zunächst die Sehschärfe getestet wurde (1 !! Zahlenreihe vorlesen),dann ein 3D-Test und dann ein spezieller Farbsehtest für Farbenblinde, bei dem immer 2 farbige Punkte nebeneinander gezeigt wurden und ich entscheiden musste, ob die Punkte gleich oder verschiedenfarbig sind. Ob ich das richtig gemacht habe weiß ich nicht, die Ergebnisse hat man bei keinem der Tests gesagt bekommen!Ich denke aber nicht. Naja, auch dieser Abschnitt dauerte nur wenige Minuten. Dann kam ich wieder in den Warteraum und wartete diesmal etwa 10 minuten, das war auch schon die längste Wartezeit. Mein Kumpel ist schließlich zur Tür raus und hat mich gegrüßt. Ich hab ihn gefragt, wie es denn gewesen sei, da er ja gerade bei der Hauptuntersuchung gewesen ist, und er meinte bloß mit einem seltsamen Gesichtsausdruck: "Ich wäß nit was ich däfuu halte soll". Dann bin ich reingebeten worden. Ich stand in einem großen Untersuchungsraum mit Krankenliege. Anwesend war eine Frau und ein Arzt, der Hauptarzt. Die Frau war eigentlich nur nebendran gesessen und hat alles mitgeschrieben.
Zuerst wurde ich befragt. Einige Fragen waren zum Beispiel die krankheitliche Vorgeschichte, dann auch noch ob Verwandte bestimmte Krankheiten hatten, ob ich beschwerden hätte, und so weiter. Dann kam der Doktor zu mir her, schaute mir ins linke Ohr, ins rechte Ohr, in den Mund und die Augen und dann hieß es, ich solle mich ausziehen, bis auf die Unterhosen. Anschließend sollte ich mich hinstellen und er hat mich von Kopf bis Fuß begutachtet. Ich war schon ziemlich aufgeregt in dem Moment, und war ein wenig nervös, schließlich steht man ja nicht alle Tage fast nackich vor 2 fremden Leuten. Naja, auf jeden Fall hat der Arzt dann meinen Blutdruck gemessen, und da ich ziemlich nervös war, war der Blutdruck auch noch verdammt hoch. Nun gut, er hat mich angestarrt und gesagt:"Ihren Blutdruck kann ich mit meinen Messgeräten nicht erfassen". Da hab ich nur noch gedacht:"na super". Dann hat er mich zu einem Kardiologen (Herzdoktor) in meiner Nähe überwiesen und mir empfohlen auch wirklich hinzugehen, da ich ja schließlich nicht mit 30 sterben wolle.
Dann sagte er mir ich solle meine Unterhose bis auf die Knie runterziehen um den Hoden auf Hodenkrebs abzutasten. Wir drehten uns weg von der Frau, sodass sie mich nur von hinten sah und er packte mir kurz unter die Hoden, und das wars auch schon, hätte ich mir persönlich schlimmer vorgestellt, hat gerade mal 3 Sekunden oder so gedauert.
Dann wurde ich entlassen und sollte zum Schluss noch zu einem Bundeswehrberater hin, der mich fragte ob ich denn Interesse habe Fallschirmspringer zu machen, wenn ich denn gemustert werde, aber zuerst solle ich zum Herzdokor gehen. Er beantwortete mir noch ein paar Fragen und dann war die Musterung an sich auch schon gelaufen. Ich ging nur noch vor zur Anmeldung und holte mir meine Fahrtkostenerstattung. Dann ging ich auch schon und wusste nicht einmal was ich gemustert worden bin.
Mein Kumpel übrigens, der hat Lungenprobleme und muss zum Lungendoktor...
Heute, am 29.04.04 war ich dann schließlich bei besagtem Herzdoktor, obwohl ich da wirklich keine Lust drauf hatte. Dort wurde mir eigentlich nur der Blutdruck gemessen, der mal wieder außergewöhnlich hoch war (etwa 160). Danach wurde ich darüber aufgeklärt, meinen Blutdruck ernst zu nehmen und mich weiter untersuchen zu lassen, um vorbeugen zu können.
Ich bekam für nächste Woche 4 Termine: 1 mal zur Blutabnahme, 1 mal zur Kardiografie oder wie man das nennt (da wird mein Herz geröncht), 1 mal zu einem Belastungstest und einmal um mir irgendso ein Langzeit EKG und BLutdruckmessgerät verpassen zu lassen, welches ich dann ein ganzes Wochenende tragen muss...
Fazit:
Die Musterung an sich ist eigentlich nicht der Rede wert, bei mir hat sie nur knapp 1. Stunde gedauert. Vieles ist anders als man es sich vorgestellt hätte, zum Beispiel sind die Räumlichkeiten und die Ausstattung wirklich Erneuerungsbedürftig, auch die Atmosphäre war ganz anders als man denken würde, bei dem Wort Bundeswehr. Da war eigentlich nichts Militärisches, alles wie bei einem Amt ;) Dann wäre da noch der Umgang mit einem, man wurde zwar allgemein recht freundlich behandelt, aber keine einzige Person hat sich bei Namen vorgestellt. Man wurde selbst mit Namen aufgerufen, wurde aber nie bekannt gemacht. Das fand ich seltsam. Auch waren einige Personen sehr gefühlskalt, so wie man es von den Kassenfrauen im Supermarkt kennt, nach dem sie etwa 8 Stunden lang kassiert haben.
Routine eben. Und die Untersuchungen sind wirklich nicht der Rede wert, es wird einem kein Haar gekrümmt und es gibt im Prinzip nichts, wovor es sich zu fürchten braucht.
In meinem Fall aber, muss ja jetzt noch zur Blutabnahme usw., würde ich sagen: Pech gehabt...Denn nicht jeder wird zu einem Spezialarzt verwiesen.
So,ich hoffe der Bericht bringt euch etwas, wenn ihr Fragen habt meldet euch einfach, vielleicht ergänze ich den Text auch noch, wenn ich dann weiterhin untersucht worden bin und feststeht wie ich gemustert worden bin, bis dahin,
cya,
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Musterung? - alles halb so schlimm
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Kontra:
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Nein
Liebe Yopi-Mitglieder!
Mein Thema heute wird wohl gerade diejenigen interessieren, die sich so in der letzten oder vorletzten Klasse am Gymnasium befinden, oder die gerade eine Lehre absolvieren. Irgendwann meldet sich dann nämlich ganz unverhofft eine Einrichtung namens "Kreiswehrersatzamt" bei einem und teilt einem mit, dass man nun erfasst sei bla bla bla. Es wird freundlich darum gebeten, doch eine Schulbescheinigung zu schicken, damit man noch eine Weile für den Wehrdienst zurückgestellt wird. Das habe ich dann auch gemacht, und hatte wieder meine Ruhe. Doch irgendwann im März diesen Jahres, war wieder Post im Briefkasten, diesmal war es die Ladung zur Musterung.
Es war ein recht dicker Brief und bis ich das alles durchstudiert hatte, dauerte schon ein Weilchen. Natürlich fehlte auch das bekannte Propagandamaterial nicht, auf dem kräftige Männer stolz mit ihrer Uniform abgebildet sind und einem vorschwärmen, wie toll es bei der Bundeswehr doch sei. Außerdem befanden sich einige Fragebögen mit in dem Kuvert, die teilweise auszufüllen waren, andere durfte man aber wieder nicht ausfüllen. Ich wurde an einem Freitag um 13 Uhr zur Musterung eingeladen, worüber ich froh war, denn einige aus meiner Klasse waren schon um 7 Uhr dran.
Irritierend fand ich, dass man eine schwarze, möglichst enganliegende Badehose und Badesandalen mitbringen sollte. Zuerst dachte ich, das sei ein Scherz, aber wenn es da schon steht...
Außerdem sollte man noch verschiedene Dokumente mitbringen, Führerschein, Personalausweis, Brillenpass, Allergiepass,... und Atteste über sonstige Beschwerden.
Den Brief habe ich so ca. einen Monat vor dem Termin erhalten, so dass meinen Freunden noch genug Zeit blieb, mir alle möglichen Horrormärchen von der Musterung zu schildern. Vor allem die langen Wartezeiten wurden mir von verschiedenen Seiten bestätigt.
Die Zeit schritt fort und fort, und dann war es auch schon soweit: der Kalender zeigte das Datum "3. Mai 2003",den Termin meiner Musterung. Zufällig war aus dem Ort, in dem ich wohne noch jemand um die gleiche Zeit dran, mit dem ich dann mitfahren konnte. Geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid. Kurz vor 13 Uhr waren wir vor dem Gebäude in der Dr-Pfleger-Straße angekommen, und wurden auch gleich in der Eingangshalle von einem freundlichen Wehrdienstleistenden empfangen, der uns höflich fragte, warum wir hier seien, und uns einen Zettel gab wegen der Fahrtkosten, die uns erstattet wurden. Anschließend wurde uns noch eine Liste gegeben, auf der verschiedene Tätigkeiten, die man bei der Bundeswehr ausüben kann, standen. Von diesen sollten wir uns drei aussuchen. Damit wurde ich jedoch schon etwas überfordert, denn meistens konnte man sich unter diesen Bezeichnungen nichts vorstellen, und es waren ungelogen über 150 verschiedene Tätigkeiten. Ich suchte mir schließlich die drei Gebiete aus, die mir mein Vater schon am Vortag empfohlen hatte, denn er ist Angestellter bei der Bundeswehr und kennt sich da ein wenig aus.
Wir trafen nun auch einige unserer Klassenkameraden, die schon in der Früh zur Musterung geladen waren und sie haben uns erzählt, dass das KWEA gerade Mittagspause hatte und sie erst am Nachmittag den zweiten Teil ihrer Musterung, die sog. EUF (Eignungsuntersuchung), absolvieren könnten. Bereits da wurde uns bewusst, dass wir mit 13 Uhr ja richtig Glück hatten.
Nach ca. 10 Minuten Wartezeit wurde zuerst mein Kumpel, dann ich zu einem ebenfalls freundlichen Mann in sein Büro gebeten, dass sich gleich nebenan befand. Er stellte uns einige Fragen bezüglich unserer Berufswünsche und ihm sollten wir auch mitteilen, wo wir am liebsten eingesetzt werden möchten. Außerdem frage er auch "Wollen sie Bundeswehr machen?". Denn es besteht ja bekanntlich auch die Möglichkeit, Zivildienst zu absolvieren. Ich hatte mich aber für den Bund entschieden und bejahte diese Frage. Dieser Mann, an dessen Namen ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann, teilte mir auch mit, dass es leider nicht mehr möglich sei, den EUF noch an diesem Tag zu absolvieren. Ich glaube, das hätte zu lange gedauert und die hätten noch Überstunden machen müssen. Er schickte mich anschließend in den Umkleideraum, wo ich mich umziehen sollte und warten, bis ich aufgerufen werde. Dort traf ich auch Markus wieder, der da schon seit 10 Minuten wartete. Die "enganliegende schwarze Badehose" haben wir gar nicht gebraucht, es genügten ein T-Shirt und eine kurze Sporthose, so haben uns die anderen erzählt, was auch richtig war. Es schloss sich die längste Wartezeit von exakt 25 Minuten an, bis wir kurz nacheinander in einen weiteren Raum, diesmal zu einer Dame gebeten wurden. Es standen Messen, Wiegen, Hörtest und Sehtest, sowie die Urinprobe auf dem Programm. Alles kein Problem.
Nach weiteren 10 Minuten im Warteraum wurde ich auch schon von der Musterungsärztin aufgerufen, zur ärztlichen Untersuchung, dem "Herzstück" der Musterung. Auch das war kein Problem und die Leute dort waren keineswegs unfreundlich. Es waren zwei Ärztinnen, wobei eine die Untersuchung führte, die andere fleißig alles mitnotierte. Zuerst hatte die Ärztin wieder einen Fragebogen über alle möglichen Krankheiten, bzw. ob ich die schonmal hatte oder ob ich welche habe. Das ging so schnell, dass ich beinahe nicht mitkam, aber da ich ja keine größeren Leiden hatte, lautete die Antwort eigentlich immer "nein", außer bei ein paar Kinderkrankheiten wie Masern oder Windpocken. Dann kam der Belastungstest: Blutdruck messen, 10 Kniebeugen, Blutdruckmessen. Außerdem wurde noch mein Rücken begutachtet, der nicht krumm war. Es folgte auch noch der viel besagte EKG. Alle Männer, die die Musterung schon hinter sich haben, wissen, was damit gemeint ist, nämlich nicht ein Elektrokardiogramm, sondern der sog. "Eierkontrollgriff". Aber auch das war nicht weiter schlimm. Es wurde dann noch ein Reflextest gemacht und dann wurde mir mitgeteilt, dass ich noch zu einer Zusatzuntersuchung zu einem Kardiologen müsse, weil mein Blutdruck erhöht gewesen sei, und dass mein Ergebnis, also meine Tauglichkeitsstufe noch nicht feststehe.
Der letzte "Programmpunkt" war dann noch ein Gespräch beim Wehrberater, der mir erklärt hat, dass die Bundeswehr seit 1. Juli 2003 keine Wehrpflichtigen mehr einzieht, die eine schlechtere Tauglichkeitsstufe als 2 erhalten. Da meien Tauglichkeitsstufe noch nicht feststehe, könne er mir jetzt auch noch keine genaueren Informationen geben, und er meinte, den EUF machen wir erst, nachdem das Ergebnis feststeht.
Fazit
Meine Musterung verlief nicht so, wie viele es schildern. Es waren keine unfreundlichen Leute dort, die einen militärischen Ton an sich hatten. Die Wartezeiten hielten sich auch in Grenzen, was aber vermutlich daran lag, dass wir am Nachmittag nur zwei Personen waren, die zur Musterung eigeteilt waren. Nach weniger als eineinhalb Stunden verließ ich das Gebäude wieder, noch ungewiss über meine Tauglichkeitsstufe.
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Meine Zeit in Uniform
16.04.2003, 14:23 Uhr von
Cuchulainn1981
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Kameradschaft, viel Bewegung, neue Erfahrungen sammeln
Kontra:
Befehl und Gehorsam, wenig selbstständiges Denken, viel Stress, Verletzungsgefahr, anstrengend
Empfehlung:
Nein
Ende Juni 2000 machte ich mein Abitur und durfte danach noch eine Woche Ferien genießen, bevor ich dann am 3. Juli nach Rennerod fuhr, um meinen zehnmonatigen Wehrdienst anzutreten. Rennerod liegt in Rheinland-Pfalz in der Nähe von Gießen und Limburg.
Warum habe ich nicht verweigert?
Diese Frage habe ich mir in den folgenden Monaten oft gestellt. Meine Freunde hatten mir alle gesagt, ich solle Zivildienst machen statt Bundeswehr. Sie behaupteten, dass dies die einzig richtige Entscheidung für mich wäre, weil ich so gerne anderen helfen würden. Ganz unrecht hatten sie nicht, aber ich wollte einfach etwas neues erleben, wollte einmal sehen wie es in einer Armee so zugeht.
Meine 10 Monate als Soldat:
In Rennerod befindet sich das Sanitätsregiment 5, ich kam zur 8. Kompanie. Dort durfte ich die ersten zwei Monate, meine Grundausbildung, verbringen. Ich hoffte, dass ich danach ins Saarland versetzt würde, wo ich auch wohne.
Um 18 Uhr kam ein kleiner Trupp aus etwa zwanzig jungen Männern zur Alsberg-Kaserne in Rennerod, bepackt mit schweren Taschen und eine ungewisse Zukunft erwartend. Niemand von uns wusste, was auf uns zukommen würde. Einige hatten schon Geschichten von anderen gehört oder solche Berichte wie diesen hier gelesen, aber es doch ein Unterschied, wenn man eine Erzählung hört oder liest oder plötzlich selbst vor dem Kasernentor steht und den Personalausweis einem Mann in Uniform zeigt. In dem Moment, in dem ich durch das Tor trat, wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab, dass sich mein Leben die nächsten zehn Monate radikal ändern würde.
Wir wurden in einen großen Raum geführt. Dort mussten wir uns setzen und warten, bis wir aufgerufen wurden. Unsere Personalien wurden aufgenommen, dann wurden wir einer Gruppe und einem Ausbilder zugeordnet. Ich kam zur 13. Gruppe (das konnte ja nur Glück bringen) zu Stabsunteroffizier W.
Nach einigen Stunden wurden wir schließlich von unserem Gruppenführer aus dem Raum geführt. Im Erdgeschoss dieses Gebäudes befahl er, uns in einem Halbkreis aufzustellen und zuzuhören. Der Satz, mit dem er sich vorstellte, ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben: „Ich bin Stabsunteroffizier W., Ihr Ausbilder. Meine Aufgabe ist es, in den nächsten zwei Monaten Soldaten aus Ihnen zu machen!“ Mir wurde direkt klar, dass dieser Mann eindeutig zu viele schlechte amerikanische Filme gesehen hatte.
Dann erklärte er uns mit einem breiten Grinsen, dass Rennerod der kälteste Ort von Rheinland-Pfalz sei und deutete auf das Fenster, durch das wir strömenden Regen sehen konnte. „Normal!“
Auf dem Weg zu unserem Gebäude lernten wir dann auch schon direkt etwas Wesentliches: Bei der Bundeswehr wird nur gelaufen. Wir mussten unsere Taschen packen und zu unserem Gebäude laufen. Wer zu langsam war, erhielt den ersten Anschiss seiner Bundeswehrzeit, und es sollten noch viele folgen.
An diesem Abend füllten wir fast nur Formulare aus. Gegen 23 Uhr durften wir uns in die Stuben zurückziehen und ließen uns todmüde auf die Betten fallen. Über die Betten schreibe ich hier nur, dass die blöden Dinger ein Alptraum sind, vor allem wenn man so groß ist wie ich. Aber irgendwann gewöhnt man sich dran.
Am nächsten Tag fand unsere Einstellungsuntersuchung statt, und wir lernten die ersten militärischen Formalien kennen. W. erklärte uns wie wir unsere Betten zu machen hatten. Sie mussten praktisch identisch aussehen mit einer glatten Oberfläche. In der Decke durfte keine Falte zu sehen sein. Wir wurden durch die Kaserne geführt, wobei wir hintereinander laufen mussten, und unser Ausbilder uns immer genau sagte, wann wir in welche Richtung zu gehen hatten. Bevor nicht ein anderer Befehl kam, hatten wir nur geradeaus zu gehen.
Am dritten Tag schließlich wurden wir eingekleidet und erhielten unsere Uniformen und unsere Ausrüstung. Ich will hier keine Ausrüstungsliste niederschreiben, denn es waren eine Unmenge von Gegenständen und Kleidungsstücken, denen wir auf Anhieb keine Funktion zuordnen konnten. Nachdem wir unsere Ausrüstung erhalten hatten, wurden wir in den Spindaufbau eingewiesen. Die Hemden zum Beispiel mussten genau auf Din A 4 gefaltet werden, jedes Kleidungs- und Ausrüstungsstück hatte einen genauen Platz, an den wir es legen mussten. Für jemanden wie mich war das der reinste Alptraum.
Der Tagesablauf sah folgendermaßen aus:
5.00 Uhr: Wecken
5: 30 Uhr: Antreten und Frühstück
6.00 Uhr: Stubenreinigung
6.30 Uhr: Antreten, Begrüßung des Ausbilders, Betten- , Spind- und Anzugskontrolle
7.00 Uhr: Antreten der gesamten Kompanie vor dem Kompaniegebäude und Ausbildungsbeginn
Mittagessen: Unregelmäßig
Zwischen 18:00 Uhr und 21:00 Uhr: Dienstschluss, danach Zeit zur Stubenreinigung
22:00 Uhr: Zapfenstreich
Die folgenden Wochen waren durch Stress und Anstrengung geprägt.
Am Anfang hatten wir viele theoretische Unterrichtsstunden. Wir saßen in einem Schulungsraum und hörten einem Dozenten zu, der uns interessante Dinge erklärte wie Benehmen eines Soldaten in der Öffentlichkeit, Aufbau eines Alarmpostens, Aufbau und Funktionsweise des Gewehrs G3 und der Pistole P1, usw.
Wir trieben viel Sport. Meistens mussten wir eine halbe Ewigkeit über den Truppenübungsplatz laufen, ständig einen nörgelnden Unteroffizier daneben, der uns immer mehr antrieb, bis die ersten nicht mehr laufen konnten. Dann gab es Ärger und vielleicht eine Pause, wenn Stabsunteroffizier W. einen guten Tag hatte.
Die Geländetage verbrachten wir – wie der Name schon sagt – im Gelände. Morgens erhielten wir unsere Gewehre, bekamen beim Antreten eine Kampfsituation und unsere Aufgaben. Den Rest des Tages verbrachten wir entweder bei strömendem Regen oder glühender Hitze ohne genügend Wasser im Freien. Irgendwie habe ich in Rennerod immer nur diese beiden Extreme kennengelernt. Entweder war es kalt und regnerisch, so dass wir am liebsten alle Jacken gleichzeitig angezogen hätten (aber wir durften ja nur anziehen, was der Ausbilder uns befahl. Wenn er sagte „Regenschutz anziehen“ zogen wir die Regenschutzjacke an, nicht früher, nicht später), an den anderen Tagen war es so glühend heiß, aber jeder von uns hatte nur eine Trinkflasche mir Wasser gefüllt.
Zum Essen hatten wir nie wirklich viel Zeit. Wir wurden in die Kantine geschickt, mussten dort eine Ewigkeit anstehen und dann das Essen in uns hineinschaufeln, damit wir rechtzeitig wieder in den Stuben waren. An Geländetagen wurde das Essen auf den Übungsplatz gebracht. Aber da der ehrlose Feind sogar in den Pausen angreifen kann, mussten wir Wachen aufstellen und immer das Gewehr in Reichweite haben. Jederzeit mussten wir bereit sein, alles liegen zu lassen und in Deckung zu gehen. Außerdem war das Essen meistens grottenschlecht.
Gelegentlich hatten wir Märsche. Das bedeutete dann, Rucksack packen, Gewehr schnappen und mal locker zwanzig bis dreißig Kilometer marschieren. Natürlich waren das nicht einfach Wanderungen, sondern wir mussten immer auf Feindkontakt vorbereitet sein. Das hieß beispielsweise in irgendeinem Straßengraben in Deckung springen, wenn ein Auto kam, und jede Kreuzung in alle Richtungen sichern.
Eine Woche verbrachten wir komplett auf dem Schießplatz. Das war eigentlich ziemlich lustig, auch wenn der Rückschlag bei scharfer Munition noch schlimmer war als bei dieser blöden Übungsmunition.
Dann gab es noch diese grauenhafte Formaldienste. Dort lernten wir Marschieren, den militärischen Gruß und viele andere nützliche und wichtige Dinge. Die Hauptsache beim Formaldienst war das Befolgen jeden Befehls. Das Schlimmste war Marschieren. In Reih und Glied marschierten wir stundenlang durch die Kaserne, immer und immer wieder als gäbe es nichts schöneres.
Und sonst immer und immer wieder Stubenreinigung. Das wurde dann kontrolliert, und es durfte kein Staub mehr zu finden sein. Sogar die Steckdosen wurden auf Staub untersucht. Mindestens genauso nervtötend waren die Reinigungen der Waffen. Selbst wenn wir sie nicht benutzt hatten, mussten wir abends mindestens zwei Stunden reinigen. Und das schlimme war, dass man die blöden Dinger niemals sauber bekam. Wenn die Ausbilder suchten, fanden sie immer Dreck. Also waren die Waffen erst sauber, wenn die Ausbilder keine Lust mehr hatten, und das konnte manchmal sehr lange dauern.
Der ätzende Formaldienst diente hauptsächlich dem Zweck, uns auf das Gelöbnis vorzubereiten. Beim Gelöbnis standen wir in Reih ung Glied auf dem Sportplatz, marschierten ein wenig, sangen die Nationalhymne und gelobten Treue. Da durfte dann kein Fehler mehr passieren.
Die Grundausbildung endete mit der Rekrutenprüfung und einem Biwak. Die Prüfung bestand aus einem Marsch mit mehreren Stationen, an denen wir Prüfungen ablegen mussten. Das Biwak schließlich verbrachten wir im Wald und sollten so eine Art Kriegseinsatz üben mit allem drum und dran. Wache, Alarmposten, Bergung von Verletzten. Der Höhepunkt war der Nachtangriff unseres Hauptmanns.Wir haben uns verbissen verteidigt. Wie durch ein Wunder hatten wir während des Biwaks wunderbares Wetter, und so war es eigentlich recht angenehm, so weit man das angenehm nennen konnte.
Über die restliche Zeit kann man eigentlich nicht mehr viel schreiben, denn nach der Grundausbildung passierte nicht mehr viel.
Nach der Grundausbildung kam ich einen Monat nach Montabaur zur Sanitätsausbildung. Dort war mit einem Schlag alles anders. Die Ausbilder waren nicht mehr so streng, wir hatten längere Pausen, und der Dienst war kaum noch anstrengend.
Danach wurde ich nach Saarlouis in den San-Bereich versetzt, also in die Kaserne, in die ich wollte. Den Dienst dort kann ich mit nur einem Wort beschreiben: langweilig. Oder mit zwei Wörtern: total langweilig.
Ich saß den ganzen Tag im Büro und wartete auf Arbeit. Das ist schlimmer als wenn es viel zu tun gibt, weil die Zeit einfach nicht rum geht. Zwischendurch bin ich wieder einen Monat nach Rennerod gekommen für einen Führerscheinlehrgang (C1) und im Winter war ich als Sanitätspersonal bei einer Übung in Ingolstadt dabei. An diese zehn Tage habe viele äußerst unangenehme Erinnerungen.
Es tut mir leid, dass der Bericht jetzt so kurz ausfällt, aber über diese Zeit kann man wirklich icht viel schreiben. Wenn es euch interessiert, bin ich aber gerne bereit, den Bericht noch ein wenig zu erweitern und vielleicht noch einige Geschichten aus der Zeit hinzuzufügen.
Am 27. April 2001 war meine Wehrdienstzeit zu Ende. Ich gab meine Uniform und meine Ausrüstung ab und verließ die Kaserne. Damit war der wohl unangenehmste aber auch interessanteste Abschnitt meines bisherigen Lebens zu Ende, und ich wusste, dass ich diese Kaserne in Zukunft nur noch als Besucher würde betreten dürfen.
Meine Meinung:
Ist es jetzt empfehlenswert zur Bundeswehr zu gehen? Ehrliche Antwort: Ich weiß es nicht. Es war eine sehr unangenehme Zeit, vor allem für einen Abiturienten, der selbstständiges Denken gewöhnt ist. Man kommt zum Bund, und plötzlich muss man dieses Denken abschalten und darf nur noch tun, was die Vorgesetzten einem befehlen.
Die härteste Zeit war die Grundausbildung, und die war manchmal wirklich hart. Danach kam nicht mehr wirklich viel, weswegen ich dazu auch nicht mehr viel geschrieben habe. Nach der Grundausbildung hatte ich einen normalen Bürojob mit schlechten aber geregelten Arbeitszeiten.
Vorteile der Bundeswehr sind die vielen neuen Erfahrungen, die man macht, und die Kameradschaft. Ich hatte noch das Glück, dass ich 10 Monate machen musste. Deswegen durfte ich noch einen zusätzlichen Führerschein machen und hatte so noch etwas von der Zeit. So viel ich weiß, werden die Wehrpflichtigen mit neun Monaten nicht mehr auf einen Führerscheinlehrgang geschickt.
Die Nachteile liegen auch auf der Hand: Es ist eine Zeit voller Anstrengung, teilweise Demütigung, Stumpfsinn, Befehlen, usw. Man darf es sich nicht als Spaziergang vorstellen, sondern als das, was es ist: Militär. Und viele Klitschees sind auch vollkommen korrekt. Einfaches Beispiel: Bei Dienstantritt muss man das Gehirn an der Wache abgeben. Anders kann man einen großen Teil dieser Zeit einfach nicht überstehen.
Man sollte in der Lage sein, Autoritäten ohne Widerspruch zu akzeptieren und die eigene Meinung zu unterdrücken, wenn man nicht bestraft werden möchte. Außerdem sollte einem körperliche Anstrengung, wenig Essen, wenig Schlaf und lange Dienstzeiten nichts oder nicht viel ausmachen. Und wichtig ist auch, dass eine Trennung von zu Hause kein Problem ist. Je nachdem, wohin man versetzt wird, kann diese Trennung sehr lange sein, denn von bestimmten Standorten aus lohnt es sich am Wochenende im Allgemeinen nicht, nach Hause zu fahren. Wer glaubt, dass er mit diesen Dingen nicht zurecht kommt, sollte auf gar keinen Fall diesen Weg wählen.
Wenn von euch jemand vor dieser Entscheidung steht, kann er sich gerne mit Fragen an mich wenden. weiterlesen schließen -
Sie trugen seltsame Gewänder...
20.02.2002, 18:24 Uhr von
dj-44
Mahlzeit. Ich bin bin 21-jähriger Student der Wirtschaftsinformatik (5.Semester) der TU Ilmenau u...Pro:
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Empfehlung:
Nein
... und irrten planlos umher! Daraus sollte man schließen, dass die Bundeswehr schon in der Bibel gestanden hat. Ob es stimmt, kann ich nicht sagen, ich kenne die Bibel nicht so gut! Aber wer kennt sie nicht, die unzähligen Witze. Oder die Sprüche: Beim Betreten der Kaserne ist das Gehirn an der Wache abzugeben! Durch diesen Bericht will ich einmal meine Erfahrungen bei der Bundeswehr schildern! Auch wenn ich vielleicht auf dem Foto nicht so aussehe, ich war dort! Ehrlich!
Also, am 2.11.1998 war es so weit! Ich sollte mich bis 14 Uhr in der Kaserne des Panzergrenadierbatallions 52 in Rotenburg an der Fulda zum Antritt meines Grundwehrdienstes melden. Nach einer 1,5 stündigen Zugfahrt war ich da. Der LKW holte uns am Bahnhof Rotenburg ab und fuhr uns zur Kaserne, wo wir unter ständigen Anfeuerungsrufen eines Stabsunteroffiziers („Schneller, das muss alles schneller gehen“) zum Verlassen unseres Transportmittels „motiviert“ wurden. “Das fängt ja super an“ waren so meine Gedanken. Es folgte eine Registrierung, die Verteilung auf die Zimmer, ähhh... Stuben und die Ausgabe der Bettwäsche! Meine neuen Stubenkameraden waren alle in Ordnung, einen kannte ich schon, war ein Kumpel aus meiner Heimatstadt!
Dann erfolgte die Teileinkleidung in der StoV. Sorry, das hat jetzt nix mit Straßenverkehr zu tun und auch nicht mit irgendwelchem anderen Verkehr, sondern ist eine Abkürzung für Standortverwaltung. Solche Abkürzungen werden hier sicher öfter auftreten, denn es gibt den sogenannten BwAküFi. Ratet mal, was das heißt! Ich freu mich schon auf die Vorschläge in den Kommentaren.
Ich war bei der Teileinkleidung. Wie der Name schon sagt, wurden wir nur teilweise eingekleidet! Eines der wichtigsten Kleidungstücke bekam ich dann aber doch in die Hand, den Sportanzug, auch Schlumpfanzug genannt. Wegen der Farbe! Blau! In diesem wunderschönen Dress wurden dann die ersten Tage absolviert! Diese bestanden in einer ärztlichen Untersuchung incl. Blutabnahme und Unterricht. Während letzterem lernten wir die grundlegenden Dinge der Bundeswehr: Wie man richtig Meldung macht, Rangabzeichen, Betten bauen und putzen! Ein wenig über die Dienstpläne (wann gibt es was zu essen, wann ist Nachtruhe, wie lange ist täglich Dienst...). Ich fand es langweilig, ich wollte lieber was richtiges machen, so draußen! Diesen Satz sollte ich in nicht allzu kurzer Zeit nie wieder denken oder geschweige denn aussprechen!
Denn nachdem wir dann nach 3 Tagen alle Klamotten hatten, auch die Flecktarnuniform, legten die Vorgesetzten richtig los. Waffenausbildung! Inzwischen war Samstag, wer beim Bund war, weiß, wie schön Samstagsdienste sind! Das Wochenende war im Eimer! Also Waffenausbildung, Samstags vor dem Block auf der Wiese! Es war saukalt, verständlich, weil Anfang November, aber nicht kalt genug, denn es konnte noch regnen! Da lagen wir also mehrere Stunden hangaufwärts auf einer Zeltplane und zerlegten ein Gewehr, nur um es zwei Minuten später wieder zusammen zusetzen. Nach kurzer Zeit lag ich in einem See, welcher sich auf meiner Plane gebildet hatte und nach ein paar Stunden nass bis auf die Unterwäsche. Dann folgte der nächste Schock! Als der Zugführer (nein, nicht der in der Eisenbahn) endlich der Meinung war, wir könnten reingehen, wurde uns mitgeteilt, wie wir weiter verfahren würden! Erst wird die Waffe geputzt, dann die Ausrüstung und zum Schluss der Soldat! Klasse! Ich dachte die ganze Zeit an eine heiße Dusche. Wenigstens durften wir uns was Trockenes anziehen.
Am Sonntag hatten sie Erbarmen und wir nur Dienst bis Mittag. Den Nachmittag nutze ich, heim zu fahren, für 3 Stunden. Denn um 23 Uhr mussten alle wieder in der Kaserne sein! Die nächsten Wochen wurde anstrengend. Es wurde kälter und etwas Schnee fiel! Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben mit scharfer Munition geschossen. Aber nicht getroffen, also nicht wirklich gut! Es folgten weitere Waffenzerlegeübungen, Unterricht (über die Rechte und Pflichten eines Soldaten), den ich zu schätzen begann und Formaldienst, den ich zu hassen begann! Formaldienst ist dieses mehr oder weniger zackige Marschieren, im Gleichschritt und so! Na ja! Ich lernte, wie man ein Zelt baut, wie man seinen Helm dem Wald durch aufstecken von Grünzeug anpasst, wie man gleitet (nicht lachen, das heißt wirklich so) und viele andere lustige Dinge, die ich zum Glück verdrängt habe! Zwischendurch war auch noch eine San(-itäts)-ausbildung. Die war nun wirklich mal gut! Vergesst alles, was ihr beim Führerschein im Erste-Hilfe-Kurs gelernt habt, hier lernt ihr es richtig!
Aber auch die schönste Zeit, die der Grundausbildung, geht einmal vorbei und die Rekrutenprüfung stand an! Inzwischen lagen 30 cm Schnee und die Temperaturen bei minus 10 Grad. War ja Mitte Dezember. Diese Prüfung bestand nun aus einem 14 Kilometer- Marsch mit vollem Gepäck, aus dem 20 Kilometer wurden, weil wir uns verlaufen haben! (siehe erste Zeile) Zwischendurch waren noch kleine Späße eingebaut, wie einen Bach durchwaten oder in einer Entwässerungsröhre unter einer Bundesstraße durchkrabbeln! Wir sahen aus, wie die Schweine, denn der Matsch in der Röhre war nicht gefroren! Der Schnee tat sein Übliches dazu, nämlich dass man die umgestürzten Bäume nicht mehr sah! Dies hatte zur Folge, dass alle 10 Minuten einer auf die Schnauze flog und ich am nächsten Tag eine Hämatom unter dem Nagel des großen Fußzehs hatte! Gott war ich alle auf diesem Marsch! Hat einer von euch schon mal beim – 10 Grad auf dem Rücken liegend mitten im Wald geschlafen? Innerhalb von 30 Sekunden! Müsst ihr probieren, ist echt entspannend!
Auch das überlebten alle mehr oder weniger und nach der Wachausbildung („Halt! Stehen bleiben, oder ich schieße!“) hieß es Abschied nehmen von Rotenburg, wo das Essen schlecht, aber der Umgangston erstaunlich gut war! Ich wurde versetzt, 30 Kilometer weiter, zur Panzerartillerie nach Hessisch-Lichtenau! Dort war der Umgangston noch besser und das Essen noch schlechter! War mir aber erst mal egal, denn der Weihnachtsurlaub stand vor der Tür.
Im neuen Jahr wurde ich dann zum Fernmelder ausgebildet! Ist schon lustig: Jeder 10-jährige hat heutzutage ein Handy, die Bundeswehr legt Kabel! Als ich nach dem Sinn fragte, erklärte man mir, dass solch ein Kabel plus dem dazu gehörigen Telefon (in Fachkreisen auch Ackerschnacker genannt) auch nach einer atomaren Verseuchung funktionierte. Das dann allerdings keiner mehr da ist, der es benutzen könnte, wollte ich lieber nicht einbringen.
Wir im Fernmeldezug waren ein sehr kleiner Haufen. Zu besten Zeiten 15 Mann plus 2 Dienstgrade und zwei UA (Unteroffiziersanwärter). Nach meinem „Diplom“ im Kabel in die Botanik werfen (so einfach ist das nun auch wieder nicht), verbrachte ich meine Zeit beim Wache stehen, LKW putzen, Materialkeller aufräumen, rumgammeln und essen! Was macht denn ein Fernmelder sonst so in einer Kaserne! Da haben doch schon alle Telefon! Ab und zu wurde eine Ausbildungsstunde auf den Dienstplan geschoben, damit wir nicht einrosten! Sonst gab es nicht viel zu tun ... solange wir nicht auf Manöver gefahren sind.
Dann ging es richtig los. Wir waren Mädels für alles: Meldekopf stehen (ist klasse, nachts 4 Stunden an einer Straße zu stehen und keiner kommt vorbei!), Karten zeichnen, Übungsplatz erkunden und Meldkopf stehen! Eigentlich so ziemlich alles, nur kein Kabel legen! Ich hab vielleicht auf allen Manövern, auf denen ich war, nicht mehr als 200 Meter Kabel verlegt! Und von einem Funkgerät, die Ausbildung hatte ich auch, will ich gar nicht reden! Auf dem einen Manöver saß ich ein ganzes Wochenende vor einem Telefon, wo in 3 Tagen vielleicht 4 Leute angerufen haben! Wer will auch schon am Wochenende einen Bundeswehranschluss anrufen.
Nachdem ich fast meine restliche Zeit mit den von mir beschriebenen Tätigkeiten verbracht hatte, durfte ich noch zwei Wochen lang in der Küche Tag für Tag ne Spülmaschine Leerräumen (danke, Herr Feldwebel, sie wird ich sicher nicht vergessen!) und dann war Sense! Ende August 1999 war ich wieder Zivilist. Gott sei Dank, obwohl ich zwischendurch mal überlegt hatte, mich länger zu Verpflichten. Für 12 Jahre! Hab dann aber gelassen! Zum Glück!
Bundeswehr allgemein:
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Wer jetzt an irgendwelche Ami-Filme über das Militär denkt, ist absolut schief gewickelt! Anschreien ist out! Zumindest so lange, wie alles so klappt, wie es soll! Auch mitdenken darf man bei der Bundeswehr! Meistens ist es so, dass man den Befehl bekommt, etwas bestimmtes zu tun, meinetwegen einen Gegenstand von A nach B zu bringen. Wie man das macht, ist einem selbst überlassen! Wer da dann etwas mitdenkt, kann sich viel Zeit und Arbeit sparen! Auch die Vorgesetzten sind keine Monster, sondern auch Menschen und meist sogar ganz nett! Die Zeiten, wo der Spieß die Kompanie auf dem Kasernenhof zusammenstaucht, sind auch seit 15 Jahren vergangen. Es gibt strenge Regeln, was ein Vorgesetzter darf und was nicht und diese Regeln bekommt man auch in der Grundausbildung erklärt. Es wird viel von einem gefordert, vor allem körperlich! Aber wenn man es nicht schafft, bekommt man nicht zwangsläufig der Arsch aufgerissen, solange man sich bemüht! Es haben bis jetzt fast alle überlebt!
Was hat mir gefallen:
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Die Leute, mit denen ich zusammen war, waren alle in Ordnung, bis auf den Feldwebel halt! Auch war das oft beschriebene Zusammengehörigkeitsgefühl vorhanden, vor allem im Fernmeldezug! Die San-Ausbildung war einsame klasse, endlich weiß ich, wie man einen Schock bekämpft oder warum man Wunden an der Halsschlagader lieber nicht mit einem Druckverband abdichtet! Auch verstand ich mich mit dem größten Teil meiner Vorgesetzten richtig gut!
Was war schlecht:
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Das Essen. Definitiv das Essen! So was Grausames gibt es nicht mal in der Ilmenauer Mensa.
Dann hatte ich halt das Problem, dass ich eine ziemlich große Klappe habe und keinem einen Wunsch abschlagen kann! Das hat natürlich besagter Feldwebel ausgenutzt, und das schamlos! Aber was sollte ich machen? Befehl ist Befehl. Nicht, dass ich mich nicht gewehrt habe, die Straf-Ausarbeitung über Befehl und Gehorsam schwebt mir immer noch im Hinterkopf! Auch teilweise sinnlose Tätigkeiten gingen mir voll auf den Geist! Ich bin nun mal ein rational denkender Mensch und sehe es nicht ein, bei einem LKW die Reifen zu schrubben, mit dem wir Tags drauf auf den Übungsplatz in den Matsch fahren wollen! Aber überlebt hab ich trotzdem und mein Selbstbewusstsein wurde nur noch gesteigert!
Tipps und Tricks:
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- Vergesst, dass ihr entscheiden könnt, was ihr beim Bund machen wollt. Man wird zwar bei der Musterung gefragt, was man denn gerne für eine Tätigkeit in welcher Einheit machen möchte, aber ich bin sicher nicht freiwillig Fernmelder geworden!
- Heimatnahe Stationierung ist, wenn keine besonderen Gründe vorliegen, fast nicht möglich!
Ich hatte auch heimatnah angegeben und war 4 Stunden Bus- und Bahnfahrt weit weg!
- Dauerhaftes Wiedersprechen dem Vorgesetzten gegenüber bringt nur Nachteile, habe ich erleben dürfen! Allerdings ist die eigene Meinung auch schon gefragt, vor allem, wenn man einen konstruktiven Vorschlag hat!
- Wenn ein Manöver ansteht, denkt euch mit Süßigkeiten ein. So kommt man besser drüber hinweg!
- Das Essen, was es manchmal in der Grundausbildung als Marschverpflegung gibt (EPA heißt es) ist definitiv ungenießbar. Es war nicht schlecht, obwohl älter als ich, aber es hat einfach nicht geschmeckt! Lasst doch mal etwas Reis 15 Jahre in einer Alu-Asiette eingeschweißt liegen und ihr wisst, wovon ich rede!
- Gutes Kantinenessen hab ich auch noch nicht erlebt! Man ernährt sich hauptsächlich von Schokolade und Pizza!
- Auch wenn nach der Grundausbildung Ausgang bis Dienstbeginn am nächsten Morgen um sechs ist, würde ich es nicht übertreiben. Der Dienst kann auch anstrengend sein!
- Bei vielen Einheiten gibt es gewisse Riten, wie Einen ausgeben bei Beförderung, Geburtstag oder Kindesgeburt!
- Leute mit Bürojobs (Stab oder Verwaltung) sind am besten dran!
- Besorgt euch Einlagen für die Stiefel im Winter! Richtig warm halten die nicht!
- Vergesst die Bundeswehrunterwäsche, bringt eure Eigene mit!
- Passt auf euren Schrempel auf, Rucksäcke und Schlafsäcke verschwinden öfters!
- Im Umgang mit Waffen wirklich das machen, was der Ausbilder sagt, sonst gibt es riesen Ärger! Passt bloß auf die Waffe auf, wenn die weg ist, brennt die Luft!
- Melden macht frei! So dämlich es klingt: Wenn ihr aufgrund eines Befehls Mist gebaut habt, verpetzt denjenigen, der euch den Befehl gegeben hat, dann seit ihr meistens aus dem Schneider! Wer euch welche Befehle geben darf, bekommt ihr gesagt!
- Rechtsradikale Tendenzen werden absolut nicht geduldet. Selbst das Abspielen des letzten Onkelz-Songs ist verboten!
Fazit:
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Ob man zur Bundeswehr geht oder Zivildienst macht, ist jedem seine eigene Entscheidung! Da will ich keinem reinreden. Geschadet hat es mir nicht, außer dass mein Zehnagel nie so nachgewachsen ist, wie er vorher war! Der hatte sich dann nämlich aufgrund des Hämatoms verabschiedet!
Was ich nur überhaupt nicht leiden kann, sind Leute, die sich um die ganze Sache (Bund oder Zivildienst) drücken wollen, weil sie keinen Bock haben. Die spielen dem Musterungsarzt was vor und nicht selten kommen sie damit durch! Es besteht nun mal die Pflicht, aber halt auch für alle! weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Pampashase, 11.09.2002, 16:01 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Mir bleibt das ja zum Glück erspart... :-) Pampashase
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DirtyHardy, 05.03.2002, 22:21 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Na ja, alles in allem hört sich das ziemlich bekannt an, bis auf die "lieben" Dienstgrade, wir hatten mit *piep*, *piep*, *piep* Uffzen und Stuffzen zu kämpfen, Grenadiere halt ... :-) Aber was soll´s, zuletzt landete ich im GeZi,
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