Pro:
Gute Kombination aus Spaß, Glück und Kombinationsgabe
Kontra:
Spielregel bei den Aktionskarten etwas unklar
Empfehlung:
Ja
Als Hobbyhistoriker probiere ich gerne Spiele mit historischem Hintergrund aus und deshalb möchte ich heute über das Kartenspiel Caesar und Cleopatra berichten.
SPIELHINTERGRUND
Der Spielhintergrund ist historisch gesehen ziemlich falsch aber zum Verständnis des Spieles möchte ich ihn trotzdem anführen: Cäsar muß die Patrizier von Rom überzeugen, das er Ägypten erobern darf. Cleopatra hingegen versucht die Patrizier zu überreden, das Cäsar die Finger von ihr und Ägypten lassen soll.
Die Überredung erfolgt dadurch, daß beide versuchen möglichst viel Einfluß auf die einzelnen Patrizier aufzubauen, um dann im entscheidenden Moment diese Patrizier für sich zu gewinnen. Dabei stören sie sich gegenseitig, indem sie beim anderen spionieren, den Einfluß gegenseitig schmälern und sich auch nicht scheuen dreiste Attentate zu verüben. Zum Schluß hat einer von den beiden die höhere Anzahl der Patrizier gewonnen und darf in Ägypten herrschen.
Ich werde jetzt den Spielablauf stark verkürzt darstellen und dabei Hinweise auf Spaßfaktor und Spielreiz geben um euch bei der eventuellen Kaufentscheidung zu unterstützen.
GRUNDSTELLUNG UND GRUNDSPIELZUG
Die Spieler müssen sich zuerst einigen, wer "CÄSAR" und wer "KLEOPATRA" sein möchte. Dann kann man mit dem Auflegen der Karten beginnen. In der Mitte des Tisches befinden sich 21 offen liegenden PATRIZIER Karten, die man gewinnen muß. Diese PATRIZIER Karten sind in fünf Blöcke (Senatoren, Aedilen, Praetoren, Quaestoren, Zensoren) organisiert, an die man nun je Spielrunde abwechselnd "EINFLUSSKARTEN" mit einer Punktzahl von 1 bis 5 verdeckt hinlegt. Anschließend nimmt man neue EINFLUSSKARTEN aus einem verdeckten Stapel auf, um sie dann in der nächsten Runde verwenden zu können.
An der Seite des Tisches befindet sich ein verdeckter Stapel mit "VERTRAUENSFRAGEN". Pro Runde wird eine davon abgehoben, und es wird an eine der Patriziergruppen eine Frage gestellt. Wer nun bei dieser Patriziergruppe die höchste Punktzahl liegen hat, gewinnt eine PATRIZIERKARTE dieser Gruppe und darf sie zu sich nehmen.
AUFZÄHLUNG UND DISKUSSION DER WEITEREN SPIELELEMENTE
Natürlich gibt es dann noch weitere Spielelemente, die das Spiel so richtig spannend aber auch lustig machen.
Zum Beispiel bekommt man Extrapunkte, wenn man in einer Patriziergruppe die Mehrheit der Patrizier gewonnen hat oder gar alle Patrizier einer Gruppe. Hier macht es zum Beispiel Sinn sich auf bestimmte Gruppen zu konzentrieren.
Weiters bekommt jeder Spieler durch Ziehen einer verdeckten "BONUSKARTE" einen geheimen SONDERAUFTRAG. Dieser besteht darin, in einer der Gruppen mindestens drei Patrizier zu gewinnen. Wenn das gelingt, gibt es zwei weitere Extrapunkte. Natürlich besteht hier die Möglichkeit den Sonderauftrag des Mitspielers zu erahnen und ihm das Leben entsprechend schwer zu machen.
Sobald die VERTRAUENSFRAGE zu einer PATRIZIER Gruppe gestellt wurde, müssen dort alle EINFLUSS Karten aufgedeckt werden, um die Höhe der Punktzahl zu ermitteln. Sie bleiben dann für den Rest des Spieles aufgedeckt und man kann nun besser den Einfluß des Gegners abschätzen. Natürlich kann es peinlich sein, wenn ich dann bei einer Patriziergruppe lauter 5er liegen habe, den daraus könnte man ableiten, das ich hier besonders viele Patrizier gewinnen möchte (siehe SONDERAUFTRAG)
Aber dann kommen noch die Philosophen ins Spiel. Unter den EINFLUSSKARTEN befinden sich auch zwei PHILOSOPHENKARTEN. Lege ich diese zu einer Patriziergruppe, wird bei dieser Gruppe das Ergebnis der Einflußzählung umgedreht. Das heißt, wird die Vertrauensfrage gestellt, gewinnt jener eine Patrizierkarte, der den geringeren Einfluß hat. Wenn man sich also mühsam den Einfluß auf eine besonders wichtige Gruppe aufgebaut hat und der Gegenüber läßt milde lächelnd immer nur eine Karte dort liegen, kann man davon ausgehen, das es die Philosophenkarte ist. Er lächelt natürlich, weil er wird immer gewinnen, egal wie groß mein Einfluß ist.
Viele werden denken, daß das Spiel im Grunde genommen sehr berechenbar ist. Dem ist aber nicht so. Der Erfinder des Spieles hat weitere Spielelemente eingebaut, die zum Beispiel dem "Zähler" (*) das Leben schwer machen.
Zwar kann man zählen, zu welchen Patriziergruppen schon die Vertrauensfrage gestellt wurden und bei welcher Gruppe wahrscheinlich die nächste gestellt wird. Dummerweise gibt es bei den VERTRAUENSFRAGEN auch sogenannte ORGIEN. Leider kann bei einer Orgie Cäsar mit Kleopatra nicht ins Bett hüpfen. ORGIEN bedeuten lediglich, daß keine Vertrauensfrage gestellt wird bzw. die Fragekarten neu gemischt werden. Dadurch weiß man wieder nicht welche Gruppe als nächstes gefragt wird.
Außerdem hat jeder Spieler sogenannte Aktionskarten zur Verfügung, die er einmal je Karte aktiv umsetzen kann. So kann ich mit meinem SPION verlangen, das mir mein Gegenüber seine EINFLUSSKARTEN, die er gerade in der Hand hält, zeigen muß und ich darf ihm die wichtigste wegnehmen.
Mit meinem KUNDSCHAFTER kann ich verlangen, das mein Gegenüber alle verdeckten EINFLUSSKARTEN zu einer bestimmten Patriziergruppe aufdecken muß und ich weiß nun, mit welchem Aufwand ich ihn dort übertrumpfen kann.
Falls aber sein Einfluß einfach zu groß ist, kann ich tückisch einen ANSCHLAG verüben. Das heißt nach Ausspielen dieser Karte darf ich ihm eine seiner aufgedeckten Einflußkarten wegnehmen und so seinen Einfluß schmälern.
Aber wenn ich schon mit zu vielen aufgedeckten EINFLUSSKARTEN quasi in der Auslage sitze, kann ich durch Spielen der ROCHADE bei zwei PATRIZIER Gruppen alle Einflußkarten aufnehmen und sie in geänderte Reihenfolge wieder verdeckt hinlegen. Dadurch weiß der Gegner wieder nicht, was ich genau vorhabe.
Hilft das alles nichts und der Einfluß des Gegners ist bei einer Gruppe bereits viel zu groß, dann darf ich so richtig zornig werden. Dann spiele ich die Karte ZORN DER GÖTTER und verlange das alle EINFLUSSKARTEN bei dieser Gruppe entfernt werden müssen.
Tja, ich kann also mit diesen Karten sehr viel Ärger machen, aber leider gibt es unter den Aktionskarten auch zwei sogenannte VETO Karten. Der Gegenspieler kann also auch meine Aktionen durchkreuzen indem er ein Veto dagegen einlegt.
Wohlgemerkt, jede Aktionskarte kann nur einmal gespielt werden, also muß man sich genau überlegen wann man spioniert oder ein Veto einlegt.
HANDBUCH
Ich gehe davon aus, das nun keiner meiner Leser das Spiel vollständig verstanden hat. Der Sinn des Spieles eröffnet sich auch wirklich erst wenn man die Karten aufgelegt hat und die ersten Runden hinter sich hat. Dann allerdings wird man sehr rasch die Klugheit des Spieles zu schätzen wissen.
Die genauen Regeln sind im Handbuch sehr gut abgebildet und auch leicht nachschlagbar falls es mal zu einer verzwickten Spielsituation kommt.
Die einzige Schwäche fand ich bei der Beschreibung der Aktionskarten. Laut Handbuch muß man sie verdeckt vor sich legen und sie der Reihe nach ziehen. Obwohl man sie vorher sortieren darf, ist es dann purer Zufall ob die gezogene Karte in der Spielsituation nützlich ist oder nicht. Außerdem ist es schwer gegen eine Aktionskarte des Gegners ein Veto einzulegen wenn man die Vetokarte gar nicht bei der Hand hat.
Wir haben deshalb beschlossen, das man pro Runde eine Aktionskarte ziehen darf und diese bei Bedarf spielt oder vorerst behält. Es dürfen jedoch nur maximal zwei Aktionskarten in der Hand gehalten werden. So eröffnen sich viele weitere taktische Spielzüge, die man eben in Kenntnis der beiden zur Verfügung stehenden Aktionskarten wagen darf.
BESCHAFFENHEIT
Das Spiel besteht aus insgesamt 135 stabilen Karten und wird in einem Karton in den Ausmaßen 20x20x5 cm (geschätzt) geliefert. Diesen Karton braucht man aber nicht wirklich, so das man die Karten auch mit einem Gummiring zusammengehalten in die Reisetasche stecken kann. Sollten mal ein oder zwei Karten verloren gehen, funktioniert das Spiel auch weiterhin zufriedenstellend.
Jeder Spieler hat sein eigenes Kartenpaket, das verschieden gestaltet ist. "Cäsar" hat auf den Vorderseiten seiner Spielkarten römisch gekleidete Zenturios, Spione, Attentäter und Konsuln. "Kleopatra" hat auf ihren Karten hübsch gekleidete Tänzerinnen, Hohepriesterinnen und Sklavinnen aber auch fiese Schlangen.
Die Patrizier hingegen sind schon etwas ältere Herren in römischer Staatstracht. Alle 21 sind dabei verschieden gestaltet und tragen zum Teil recht bemerkenswerte Namen. So heißt der eine Zensor für Sitte und Moral "Beatus Usus" und der eine Aedil für Sicherheit "Stephanus Derricus". Man kommt also bei diesem Spiel immer wieder zum Lachen wenn man sich die Patrizierkarten genauer ansieht.
RESÜMEE
Ich war von dem Spiel begeistert, da es sowohl Glück als auch Kombinationsgabe und Gedächtnisleistung in sich kombiniert. Zudem ist es rasch erlernbar und ist leicht auf Reisen mitzunehmen. Lediglich eine größere Spielfläche braucht man, da man sonst die Karten rund um die Patrizier nicht gut auflegen kann.
(*) wie wir ihn vom Spiel Black Jack kennen, wo Spieler die gefallenen Karten zählen und ihre Chancen berechnen.
DATEN lt. WEBSITE DES HERSTELLERS
Hersteller: KOSMOS
Autor: Wolfgang Lüdtke
Spieldauer: ca. 30 Min.
Spieler: 2
Inhalt: 135 Karten
Alter: ab 10 Jahren
BestNr: 686314 weiterlesen schließen
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