Pro:
-milder, sehr harmonischer Geschmack mit sanftem Abgang
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Hallo Zielgruppe!
Da ich jüngst angesichts einiger ungewöhnlicher Begebenheiten einfach mal wieder meine Seele baumeln lassen wollte, nahm ich das zum Anlass, um mal die Whisky-Flasche zu öffnen, die ich mal vor einigen Monaten geschenkt bekommen habe. Bei Whiskies unterscheidet der Kenner ja zwischen sogenannten „Blends“ und „Single Malts“. Was es mit dieser Unterscheidung auf sich hat, dazu vorab ein paar klärende Worte-
### Dr.Ed's kleine Produktkunde ###
~~~ Blends ~~~
Was ist denn nun ein "Blend Whisky"? - Die meisten Whiskies, die ihr so im Supermarkt um die Ecke kaufen könnt, sind sogenannte "Blends". Darunter versteht man Whiskies, die aus mehreren verschieden Whiskies oder Destillationen zusammengestellt werden. Das können dann Whiskies aus gemälzter Gerste, aber auch aus anderen gemälzten Getreidesorten sein. Dabei können dann auch Whiskies aus verschiedenen Brennereien, Jahrgängen und Herkünften zusammengemischt werden. Im Deutschen würde man dazu wahrscheinlich "Verschnitt" sagen.
Man kann es in etwa vergleichen mit Jahrgangssekt oder einigen Weinen, die nach einer bestimmten Rezeptur aus Weinen verschiedener Herkunft und/oder Rebsorten zusammengerührt wurden. Man könnte es grob überspitzt auch als Eintopf bezeichnen. Kann durchaus schmackhaft sein, hat aber selten eine individuelle Note und ist daher eher etwas für den "mainstream". Wenn Ihr also mal auf die Etiketten von Johnnie Walker oder Ballantines draufschaut, werdet ihr sehen, dass es sich meist um die Blend-Version handelt. Zwar haben sich diese beiden Marken inzwischen dazu durchgerungen, auch Single-Malt-Versionen ihrer Produkte anzubieten, aber die sind dann natürlich auch teurer als deren "Blend"-Geschwister.
~~~ Single Malts ~~~
Unter "Single Malts" versteht man Whiskies, die ausschließlich aus Gerstenmalz hergestellt werden und die aus einer einzigen Brennerei stammen. Dabei können für die Flaschenabfüllung verschiedene Jahrgänge dieser Brennerei verwendet werden. Auf dem Etikett der Flasche wird dann das Alter des jüngsten in der Abfüllung enthaltenen Whiskies angegeben. Wenn also auf dem Etikett zu lesen ist, dass der Whisky 12 Jahre alt ist, bedeutet das, dass das jüngste Destillat mindestens 12 Jahre alt ist, wobei sich natürlich auch ältere Semester darunter befinden können.
In gewisser Hinsicht ist das natürlich auch eine Mischung, aber eine mit wesentlich geringeren Variationsmöglichkeiten. Hat aber den Vorteil, dass ein Whisky auf diese Weise eine wesentlich individuellere Note erhält, der ihn von anderen unterscheidbarer macht, so dass sich - ähnlich wie bei Spitzenweinen - allein durch den Geruch, aber auch den Geschmack schon in etwa über die Herkunft des Whiskys eine Aussage treffen lässt.
### DIE CARDHU-DISTILLERIE ###
An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich nie die Gelegenheit hatte, diese Distillerie persönlich zu besuchen. Daher kann ich an dieser Stelle nur die Informationen zusammenfassen, die in diversen Fachbüchern, auf der homepage der Distillerie und im Internet darüber zu bekommen sind. Dabei werde ich darum bemüht sein, es in eigene Worte zu fassen. Nicht, dass ich mich womöglich sonst für irgendwelche politischen Pöstchen qualifiziere ;-)))
~~~ Die Geschichte ~~~
- 1811 erwarben John und Helen Cumming ein Stück Land in der Grafschaft Banffshire in der Nähe des Örtchens Cardow auf dem Mannoch Hill, hoch über dem Fluss Spey. Sie bauten dort eine Farm in unmittelbarer Nähe zu einer kleinen Quelle. Dort begann Helen Cumming damit, Whisky in kleinen Mengen zu brennen, allerdings ohne eine offizielle Brenn-Lizenz zu haben. Aufgrund der isolierten Lage blieben sie von Steuereintreibern weitestgehend unbehelligt. Da aber hin und wieder mal Beamte auf dem Hof zu übernachten pflegten, musste die Brennerei sehr diskret verlaufen. Wenn also die Beamten auf dem Hof zu Gast waren und am Essenstisch saßen, hisste Helen Cumming eine rote Flagge, um die umliegenden Whisky-Brenner zu warnen.
- Offiziell gegründet wurde die Brennerei 1824, was nichts anderes heißt, als dass man eine Brenn-Lizenz erwarb. Aus der Schwarzbrennerei wurde nun ein staatlich lizenziertes Gewerbe.
- 1846 übernahm John und Helens ältester Sohn Lewis die Brennerei, nachdem Vater John im Alter von 72 Jahren verstarb. Bis 1872 arbeitete er an der Verfeinerung des Destillats.
- 1872 verstarb auch Lewis Cumming und seine Frau Elizabeth übernahm die Distillerie. Zwei Jahre später verstarb ihre Schwiegermutter im Alter von 97 Jahren.
- 1885 erwarb Elizabeth Cumming ein zusätzliches Stück Land in unmittelbarer Nachbarschaft, wo dann die Distillerie neu aufgebaut wurde. Die alten Brennblasen und andere Gerätschaften wurden an einen gewissen William Grant verkauft. Es sollte der Grundstock werden für die Distillerie, die er im Nachbar-Örtchen Dufftown gründen wollte. Bei einigen von Euch wird es bei diesen Stichworten klingeln und damit liegt Ihr völlig richtig: William Grant gründete damit die bekannte Glenfiddich-Distillerie.
- 1893 verkauften Elizabeth Cumming und ihr Sohn die Distillerie an einen gewissen John Walker. Wieder richtig: DER John Walker, der einige Jahrzehnte später mal zum besten Freund eines gewissen Marius Müller-Westernhagen werden sollte und von jenem dann besungen wurde. Am 19. Mai 1894 verstarb auch Elizabeth Cumming.
- 1899 wurde im Ort Knockando ein Bahnhof errichtet, wodurch der Abtransport von Cardhu-Whisky um einiges kostengünstiger wurde. Daraufhin wurde die Kapazität der Brennerei von 2 auf 4 Brennblasen verdoppelt
- 1902 wurde die Anlage durch einen neuen Dampfkessel, Kondensatoren und einige Gebäude-Erweiterungen technisch auf den neuesten Stand gebracht.
- 1917 bis 1919 mussten alle Distillerien Schottlands auf Geheiß der Regierung schließen, weil die Gersten-Vorräte für die Erzeugung von Nahrungsmitteln vorgehalten werden sollten. Nachdem der 1. Weltkrieg beendet war, durfte ab Oktober 1919 der Betrieb wieder aufgenommen werden.
- Am 5. Januar 1933 verstarb John Cumming im Alter von 69 Jahren.
- 1960 wurde ein Teil der alten Brennerei-Gebäude abgerissen und der alte Dampfkessel entfernt. Stattdessen wurde ein zentraler Brennkessel für die Wärmeerzeugung installiert. Außerdem kamen noch 2 weitere Brennblasen dazu. Die Umbau- und Erneuerungsarbeiten waren 1971 abgeschlossen.
- 1981 wurde die Brennerei von Cardow in Cardhu umbenannt. Cardhu stammt aus dem Gälischen und bedeutet soviel wie schwarzer Fels.
- 1988 wurde ein Besucher-Zentrum errichtet und eröffnet
- Heute gehört die Distillerie zum Diageo-Konzern und hat eine Jahresproduktion von rund 3 Millionen Flaschen. Damit gehört Cardhu zu den 10 größten Whisky-Produzenten der Welt. Nebenbei bildet Cardhu-Whisky auch den Grundstock für die Whiskies von Johnnie Walker.
Ihr seht also, die Brennerei hat schon eine lange und bewegte Geschichte hinter sich. Aber Geschichte hin oder her, wie schon ein bekannter Fußballer sagte „Wichtig is' auf'm Platz“ oder auf Getränke umgemünzt heißt das soviel wie „Entscheidend ist im Glas“. Wie schmeckt also der edle Tropfen?
### THE CARDHU HIMSELF ###
Es ist natürlich nicht ganz einfach, etwas zu beschreiben, was andere nicht riechen oder schmecken können, aber ich versuche es trotzdem mal. Wenn man die Flasche öffnet strömt einem zunächst ein leicht süßlicher Duft entgegen, der ein wenig an Vanille erinnert. Wenn man dann weiter schnuppert, meint man einen Hauch Honig und eine Prise Muskat riechen zu können, sowie eine feine, dezente Sherry-Note. Man bekommt also eine gewisse Frühlings-Assoziation.
Wenn man sich dann das helle, goldgelbe Destillat auf der Zunge zergehen lässt. Wird der erste Eindruck unmittelbar bestätigt, den man beim Riechen bekommen hat. Auch hier lässt sich wieder ein leichtes Vanille-Aroma mit etwas Honig, einer Prise Muskat und etwas Sherry wahrnehmen. Der Abgang ist für einen Whisky sehr sanft und angenehm, fast schon ein wenig wie Likör. Der Whisky ist also sehr mild und nicht unbedingt besonders charakteristisch.
Man kann ihn als sehr angenehmen und harmonischen Dessert-Whisky bezeichnen. Für EinsteigerInnen ist er also ideal, um auf den Geschmack zu kommen, weil er im Hals nicht so kratzt und einen sanften Abgang hat. Ich habe ihn jedenfalls sehr genossen! Für fortgeschrittene Whisky-LiebhaberInnen, die eher auf kräftige Whiskies mit ausgeprägtem Charakter stehen, ist es eher eine sehr schöne Ergänzung der Whisky-Sammlung, mit der man auch seine Gäste bewirten kann.
### PREIS ###
Für die 12-jährige Version, die am weitesten verbreitet ist, werden im einschlägigen Fachhandel meist Preise zwischen 27,- und 40,-€ für eine 0,7-Liter-Flasche verlangt. Es gibt auch noch eine Special Cask Reserve, die meist ab 40,-€ aufwärts verkauft wird. Wenn Ihr Glück habt, könnt Ihr die Geschenk-Edition erwerben, bei der der Whisky noch in einer Bordeaux-roten Ledertasche verpackt ist.
### KONTAKT ###
Falls Ihr mal in Schottland seid und Euch zufällig mal in der Nähe befindet, die genaue Adresse der Distillerie ist Cardhu-Distillery, Knockando, Aberlour, Banffshire AB38 7RY. Die Öffnungszeiten des Besucher-Zentrums sind von Januar bis Anfang April, sowie von Anfang Oktober bis Ende Dezember Montags bis Freitags von 11h bis 15h. Von Anfang April bis Ende Juni Montags bis Freitags von 10h bis 17h. Von Anfang Juli bis Ende September ist das Besucherzentrum Montags bis Samstags von 10h bis 17h geöffnet. Führungen finden immer zur vollen Stunde statt, die letzte eine Stunde vor Schließung.
Und falls Ihr mal Fragen habt zu den Öffnungszeiten könnt Ihr unter 0044 (für England) 1479 874635 anrufen oder unter [email protected] fragen, ob Ihr noch Führungen buchen könnt. Die normale Tour dauert rund 45 Minuten und kostet 4 britische Pfund und es gibt noch die „Glassic-Tour“, die 1 Stunde dauert, 6 Pfund kostet, eine angeleitete Verkostung von 3 Single-Malts aus der häuslichen Prodkt-Palette beinhaltet und man noch anschließend ein Glas zum Andenken erhält. Beide Touren beinhalten eine 3-Pfund-Gutschein auf einen Whisky-Einkauf im Hause. weiterlesen schließen
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