Pro:
eingängig, tanzbar, schöne Vocals, kann man überall hören
Kontra:
vorhersehbar, die Club Tracks sind zu einheitlich mit denen anderer Künstler,etwas flach, manche Songs bleiben einfach nicht hängen
Empfehlung:
Ja
THE LAST THAT EVER SHE SAW HIM....
Wir stellen uns vor: Samstag abend in der Disco. Wir sind auf dem Land, da wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen und vor allem da, wo die Dorfjugend nichts besseres zu tun hat als sich allwöchentlich sämtliche Lichter auszuschießen und aufgrund des darauf folgenden Black Outs die besten Erlebnisse ihrer Jugend zu erleben. Womit macht man bei dieser verzogenen Generation Eindruck? Scooter wird nur noch halbherzig belächelt, gemäßigte House Musik ist lahm und überhaupt... Man will abfeiern. Deswegen sollte jeder schlaue DJ Groove Coverage da haben. Wegen den eingängigen Coverversionen, die auch älteren Semestern was sagen, das ja sowieso. Aber auch weil diese Platten sich einer unheimlichen Beliebtheit erfreuen.
Warum? Groove Coverage besteht zu erst mal aus zwei gutaussehenden jungen Menschen im Vordergrund. DJ Novus und eine wechselnde Sängerin, immer hübsch, immer toll, immer super Stimme. Im Hintergrund agieren dann noch Axel Konrad und Ole Wierk. Die man eigentlich gar nicht bemerken würde. Wenn sie nicht im Booklet irgendjemandem danken würden. Fakt ist: sie schreiben die Songs.
Dazu kommt die immer etwas, sagen wir, provokante Covergestaltung. Bei ‚God is a girl’ ein gebräuntes, super schlankes Mädel mit Finger in der Unterwäsche und auch beim Album gibt es als Zugabe im Booklet dieses Mädel als Poster. Ja, so fängt man Teenager rein optisch. Weil alles so cool und toll und.. Ja, so, aussieht.
Aber könnte der Erfolg auch zustande kommen, wenn sie komplette Schrott- Musik machen würden? Wahrscheinlich. Andere schaffen ja auch durch gute Produzenten und überwältigendes Marketing Super Stars zu werden. Aber bei dieser Dance Musikrichtung geht es gar nicht so sehr um Talent. Stimmen lassen sich verzerren und keine Sau merkts. Und der DJ muss nur lang genug an seinem DJ Kit rumbasteln und es kommt wahrscheinlich etwas hörbares dabei heraus.
Groove Coverage haben gleich mit einer Coverversion ihre Karriere begonnen. Es war ‚Moonlight Shadow’, ein Klassiker von Mike Oldfield. Musikexperten kreischten, dass das Hochverrat wäre und man sich als Dance Combo an so etwas erst gar nicht rantrauen sollte. Egal, passiert. Und die Anziehungskraft, die ein solches Lied sowieso schon hat, wird durch den eingängigen Trance Rhythmus erst recht noch verstärkt. Tanzbarkeit 02.
GOD IS A GIRL WHEREVER YOU ARE, DO YOU BELIEVE IT CAN YOU RECEIVE IT
Wie es der Zufall so will beginnt die CD auch gleich mit ‚MOONLIGHT SHADOW’ und obendrein bekommt man dazu dann auch gleich eine PIANO VERSION . Wozu? Um sich von den Vorwürfen der Musikverstümmelung weg zu sagen? Um zu Beweisen, dass man nicht nur stumpfes Techno Gedöhns machen kann? This is acoustic. Und beweist, dass die Sängerin nicht nur durch Verzerrungen bestehen kann, wie das bei manchen anderen Dorf Disse Techno Dings so ist.
Der nächste bekannte Titel, der dem geneigten Hörer ins Auge sticht, ist ‚GOD IS A GIRL’. Längst nicht so... nennen wir es stilvoll, wie sein Vorgänger. Vielleicht weil es kein Vorbild gibt. Weil das hier wirklich in den Köpfen dieser Gruppe entstanden ist. Erfreulich ist zu berichten, dass diese Version sich von der veröffentlichten Single Version doch unterscheidet. Es ist schleppender, mit mehr ‚richtiger’ musikalischer Untermalung, mit Piano und anderen schönen, sanften Effekten. Nicht hämmernd, nicht Dorf Disco. Vielleicht etwas für einen Walzer. Wenn sie das vorhatten.
Der Rest ist unbekannt, entweder nicht als Single ausgekoppelt oder sang-und klanglos untergegangen. Eigentlich schade.
Groove Coverage machen keinen harten Scheiß. Mädchen Techno/Trance Kram. Viel Gesang, kein Beat verprügelt dich, peitscht dich auf die Tanzfläche. Es ist paradox. Weil es dich ja doch zum Tanzen bringt. Aber gleichzeitig ist es auch eine CD zum Relaxen. Zum Liegen und an die Decke starren, Träumen.
Stellen von ‚MILLION TEARS’ scheint man noch aus den 90ern zu kennen, der ganz großen Epoche des Pop Trances. Zwischendurch immer wieder Parts mit einfachen Beats, ganz ohne Gesang. Das sind dann auch die Teile, die am meisten an konventionellen Techno erinnern.
‚YOU’ geht da schon ein Jahrzehnt weiter zurück, die 80er. Viel Elektronisches gab es damals. Musik, die sich nach verbrutzelter Leitung anhörte. Komische Effekte, störend, aber irgendwie auch gerechtfertigt. Eigentlich unglaublich nervig, aber dann doch irgendwie.. na ja, besser. Groove Coverage machen da mehr draus, mischen es mit Chill Out und Trip Hop mäßigem Beiwerk. Und immer im Vordergrund: die Stimme. Von Verena, wie ich es hier einfach mal vermute. Sie ist so klar und deutlich zu hören, dass das alles bestimmt Absicht war. Schade, aber auch das ist durchaus reizvoll. Natürlich.
‚LAST UNICORN’ könnte ein Cover sein. Das könnte man von Juliette kennen. Aber kennt die noch wer? Nein, danke. Die Stimme hallt, wie durch einen Regen und dann- es echot. Es geht ab im Non- Vocal Part. Es rockt möchte man fast sagen, aber das tut es bestimmt nicht. Es tranct wahrscheinlich nur.
Ich meine allgemein hier wieder viele Elemente aus den 90ern wiederzufinden. So auch bei ‚ONLY LOVE’. Ob’s jetzt was von Mr.President war, an das ich hier erinnert wurde, wage ich nicht zu denken. Weil man diese Bands nicht vergleichen sollte. Und erst recht keine Parallelen ziehen. Aber: sanft. Alle Vocal Parts: Sanft. Nach einigen Songs fast unerträglich sanft.
Texte über Party Gängerinnen. Ja, worüber sollten solche Bands auch anderes singen. Irgendwie schade, diese Eindimensionalität dieses Songwritings. Aber wer würde Groove Coverage auch einen Protestsong abkaufen? „Save the whales“ von Groove Coverage? Nein. Macht ruhig weiter so. ‚LITTLE JUNE’ lebt nur für morgen und das in ihrer kleinen Club Welt. Untermalt von.. altbekanntem.
‚FAR AWAY FROM HOME’ ist da schon anders. Wieder leicht schleppend, wandernd, ist die Melodie. Mutet an wie ein voller Pop Track, etwas was sie auch auf ihrem folgenden Album gewagt haben. Ein reinrassiger Pop Track auf einem Trance Album. Skandal. Ob das über 4 Minuten so gehen muss ist da schon eine ganz andere Frage.
‚LULLABY FOR LOVE’ Also sozusagen ein Wiegenlied, ein Schlaflied, als einzige Untermalung wieder ein Piano. Und dazu eine fremde Stimme. Das ist doch nicht die vom Rest des Albums? Verwirrung. Aber: das hier wäre der perfekte Ausklang eines guten Albums. Bätsch. Denn: This is techno, MAN!! Und deshalb gibt es noch 2 Songs aus der Club Fraktion. Jaha, hast wohl gedacht du kommst hier so schnell wieder weg.
Stampfend, verdröhnte Stimme, das was man das ganze Album lang nicht von Groove Coverage hören sollte. Es prügelt dich, es gibt keine schönen Vocals. Just landed in my worst nightmare. Minimalistisch zwischendurch auch noch. Es geht auf die Ohren und wahrscheinlich nur bei einigen wenigen Leute in die Beine. Das hoffe ich zumindest. Stop in the name of taste. Wie zu erwarten ist auch der zweite Clubtrack nicht besser. Und bevor ich mir noch meinen guten Eindruck zerstöre: Stop Taste. Und: entspannen.
WHEN THE LAST EAGLE FLIES OVER THE LAST CRUMBLING MOUNTAIN
Einen Meilenstein wollten Groove Coverage bestimmt nicht abliefern, das haben sie auch nicht. Sie haben das Rad nicht neu erfunden, sondern altbewährtes mit neuem vermischt, alte Songs neu vertont und tanzbar gemacht und noch viel mehr. Dabei gab es einige Ideen, schöne Pianoparts und eine glasklare Stimme der Sängerin(nnen?).
Es ist tanzbar, aber du kannst dazu auch zuhause rumhängen, es mit in die Stadt nehmen, es passt überall. Und irgendwie scheints ja jeder zu mögen. Ja, das liegt an der Eingängigkeit. Und an den sanften Vocals, die in manchen Songs zu hören sind.
Aber man kann sich sicher sein: Hätten Groove Coverage das Image ihrer letzten beiden Songs, wären sie sicherlich nicht so berühmt. Weil man mit so etwas nicht raussticht. Und dann wird man irgendwann nur noch morgens auf Sunshine Live gespielt. Amen.
Alles in allem ist dieses Album gute drei Sterne wert. Weil es durchaus Höhen hat, diese aber nicht über das ganze Album halten kann. Weil es Ohrwürmer hat, aber auch Songs, die man gleich wieder aus seinem Gedächtnis streicht. Weil es irgendwie doch nur ein Trance/Pop Gedöhns ist. Aber ein netter Zeitvertreib ist es allemal. weiterlesen schließen
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