Pro:
Spannend
Unterhaltsam
Kontra:
Nicht alle Angaben historisch korrekt
Klischeebeladen
Übertrieben und unglaubwürdig
Einige Ungereimheiten
Empfehlung:
Ja
___ % Inhalt
Johanna erblickt in einer stürmischen Winternacht in Ingelheim das Licht der Welt. Sie ist die Tochter eines strenggläubigen Priesters und einer heidnischen Sachsin, die der Dorfpriester bei einer Missionarreise kennen gelernt hat.
Schon früh kann man erkennen, dass Johanna ein sehr intelligentes Kind ist, dass sich nur wünscht, sich noch mehr Wissen anzueignen. Doch da sie in einer Zeit lebt, in der Frauen nicht das Privileg hatten, ihren Wissensdurst zu stillen, kann sie sich diesen Herzenswunsch erst einmal nicht erfüllen.
Ihre zwei älteren Brüder, Mathias und Johannes, dagegen müssen regelmäßig ihrem Studium nachgehen. Schließlich bittet Johanna ihren Bruder Mathias, ihr lesen und schreiben beizubringen – natürlich heimlich, damit ihr Vater, der dies als schwere Sünde bezeichnet, nichts mitbekommt. Nach anfängliches Zweifeln willigt der Junge schließlich ein.
Johanna lernt rasch, ihre Intelligenz ist wirklich beachtenswert. Doch bald darauf stirbt Mathias nach einem schrecklichen Fieber – und Johanna hat nicht nur ihren geliebten Bruder, sondern auch vorerst die Chance, etwas zu lernen, verloren.
Da dem Dorfpriester nur noch Johannes als Sohn bleibt, möchte er ihm eine gute Bildung ermöglichen, damit er ebenfalls ein Geistlicher wird. Doch Johannes interessiert sich mehr für Ritter und Schlachten, und wirklich intelligent kann man ihn auch nicht nennen. Schließlich bekommt der Priester vor dem griechischen Gelehrten Aeskulapius, der das Amt eines Lehrmeisters an der scola antreten soll, einen Besuch. Da der Dorfpriester wünscht, dass der Grieche Johannes nach seinem Wissen testet, wird der Junge befragt – allerdings mit einem ernüchternden Ergebnis. Doch Johanna, die ihrem Bruder oft über die Schulter geschaut hat, kann die Fragen beantworten.
Aeskulapius ist von ihrem Wissen begeistert, und schlägt vor, ihr Unterricht zu geben, doch der Dorfpriester wehr sich dagegen. Schließlich einigen sie sich auf einen Kompromiss: Der Grieche wird beiden Kindern, Johanna und Johannes, regelmäßig
Einige Zeit später kommt ein Abgesandter des Bischofs nach Ingelheim und möchte Johanna mit nach Dorstadt in die dortige scola bringen. Johanna kann ihr Glück nicht fassen, doch ihr Vater stellt sich quer. Er behauptet, in dem Brief wäre ein Schreibfehler – der Bischof würde nach Johannes und nicht nach Johanna schicken. Da Gudrun, die Mutter, aus ihren eigenen Gründen nicht will, dass ihre einzige Tochter zur scola geht, nimmt der Abgesandter Johannes mit, obwohl er nicht die scola besuchen möchte.
Johanna ist wütend und enttäuscht. In der folgenden Nacht flieht sie aus ihren Elternhaus und wird wenig später durch eine Fügung des Schicksals zusammen mit ihrem Bruder an der scola aufgenommen. Dort lernt sie auch Gerold kennen, in der sie sich bald über beide Ohren verliebt.
Johanna hat es als einziges Mädchen schwer auf der scola, und auch Richild, die Frau von Gerold, ist gegen sie. Nach einem Überfall der Normannen entschließt sie sich, einem Kloster in Fulda beizutreten – als Mann verkleidet. Schnell wird sie wegen ihrem beachtlichen Wissen hoch geschätzt und reist bald nach Rom. Dort wird sie der Leibarzt des Papstes.
In Rom warten weitere Gefahren auf Johanna, nun bekannt unter Johannes Anglicus, und sie lebt in ständiger Angst, dass irgendjemand ihre wahre Identität herausfindet. Sie trifft Gerold nach vielen Jahren wieder, der gedacht hat, dass Johanna von den Normannen entführt worden ist. Die Liebe der Beiden zueinander ist groß – und so entschließen sie sich nach langer Zeit, gemeinsam Rom zu verlassen und als Mann und Frau zu leben.
Doch dann passiert das Unvorstellbare – Johanna, eine Frau, wird Gottes Vertreter auf Erden – sie wird vom Volk zum Papst gewählt.
___ % Hintergrund
Von seriösen Historikern wird die Päpstin Johanna als fiktive Gestalt eingestuft.
Auszug aus wikipedia.de
Johanna lebte in einer sehr „dunklen“ Zeitepoche, nämlich im frühen, oft „finsteren“ genannten, Mittelalter. Nach dem Zusammenbruch des römisches Reiches musste die Bevölkerung Europas mit Hungersnöten, Bürgerkriegen und Invasionen kämpfen. Aus dieser Epoche ist nur wenig bekannt, da zu dieser Zeit nur wenige Menschen schreiben konnten. So gesehen ist es nichts außergewöhnliches, dass nicht viele schriftliche Quellen aus dieser Zeit von Johanna (falls es sie gab) berichteten.
Wie die Autorin in dem Nachwort erklärt, ist der Großteil des Romans reine Fiktion. Es gibt zwar einige Indizien, die für die Existenz Johannes sprechen, doch keine endgültigen Beweise. Zudem ist über Johannes Leben nur sehr wenig bekannt, als das man daraus ein Buch machen könnte, der vollkommen auf historische Fakten basiert. Einige Nebenhandlung im Buch sind wirklich geschehen, teilweise hat die Autorin sich aber die Freiheit genommen, diese etwas zu verändern, damit sie in den Roman auch passen.
Bis Anfang des 17. Jahrhunderts wurde von der katholischen Kirche das Papsttum der Johanna anscheinend als historische Tatsache akzeptiert. Für Existenz einer Päpstin sprechen ein paar mehr oder weniger glaubwürdige schriftliche Quellen. In den Chroniken des Martinus Polonus steht zum Beispiel geschrieben: "Nach diesem Leo herrschte Johannes Anglicus aus Mainz 2 Jahre, 7 Monate, 4 Tage (...). Dieser Johannes war, wie versichert wird, eine Frau, die (...) auf verschiedenen Wissensgebieten derartig glänzte, dass sich niemand mit ihr messen konnte. (...). Außer den schriftlichen Quellen gibt es noch ein paar weitere Indizien, die man auf den weiter unten stehenden Webseiten lesen kann.
Insgesamt kann man sich darum streiten, ob es wirklich die Päpstin Johanna gab und dies damit einer der größten Skandale der christlichen Kirche gewesen ist, oder ob es eine reine Legende ist. Weder das eine noch das andere kann man zweifelsfrei beweisen – und so bleibt Johanna wohl eine Person, um die sich auch in Zukunft viele Geschichten ranken werden und vielleicht auch noch viel Stoff für weitere Bücher dieser Art geben wird =).
Links
http://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4pstin_Johanna
http://www.bautz.de/bbkl/j/Johanna_pae.shtml
http://www.loq12.at/conspiracy/13_johanna/
___ % Die Autorin
Donna Woolfolk Cross, geboren 1949 in New York, machte ein Studium der englischen Literatur und arbeitete danach unter anderem in der der Verlagsbranche. Heute ist sie die Leiterin eines Schreib-Projektes am Onodaga College. Sie veröffentlichte bisher nur Sachbücher und Ratgeber, der Buch „Die Päpstin“ war ihr erster Roman.
___ % Meine Meinung
Niveau: # # # (3/5)
Humor: # (0/5)
Spannung: # # # (3/5)
Unterhaltungswert: # # # # (4/5)
„Die Päpstin“ ist eine Geschichte über eine einzigartige und ehrgeizige Frau, die in einer eher frauenfeindlichen Epoche lebte und es trotzdem schaffte, ihr Traum zu verwirklichen und, als Mann verkleidet, ein Gelehrter wurde. Dass sie dazu noch Päpstin wurde, ist, wenn diese Legende war ist, einer der größten Skandale der katholischen Kirche.
Der Roman wird spannend erzählt, da stören auch nicht die sprachlichen Holpersteine, die ab und zu in dem Buch auftauchen. Die Sprache ist recht einfach und nicht besonders anspruchsvoll, obwohl in dem Buch oft lateinische Wörter auftauchen, bei denen man nur durch den Zusammenhang herausfinden kann, was sie bedeuten. Insgesamt erinnert mich das Buch vom Schreibstil her sehr ab Rebecca Gable („Das Rad der Fortuna“). Das Buch ist aus gutem Grund historisch zweifelhaft ist, doch man erfährt nebenbei noch viel aus dem Leben im „finsteren“ Mittelalter. Allerdings ist nicht alles so gut recherchiert, wie es aussieht (s.u.).
Manche Wendungen im Buch wirken eher unrealistisch und an den Haaren herbeigezogen, z.B. dass Johanna als einzige den Normannenüberfall (der zudem noch an ihrer ungewollten Hochzeit stattfindet!) überlebt und Gerold als einziger die Schlacht – und dann treffen sie sich auch noch in Rom wieder! Die Welt ist wirklich sehr klein. Manche Stellen werden lieblos erzählt, während andere Stellen eher unnötig ausgeschmückt werden. Zudem bekommt man öfters den Eindruck, dass der Roman nicht ganz durchdacht ist und voll Ungereimtheiten steckt, wie man zum Beispiel an einigen Altersangaben erkennen kann oder daran merkt, dass die Menschen in dem frühen Mittelalter Mais aßen oder Hexen verbrannten. Was noch stört, ist diese Schwarz-Weiß-Malerei. Die Charaktere sind gut oder böse, dumm oder klug – es gibt nichts, was irgendwo dazwischen ist und von der Weiterentwicklung der Charaktere gibt es keine Spur. Insgesamt ist das Buch dazu noch recht klischeebeladen und dementsprechend vorausschaubar. Recht Hollywood-Niveau, wie ich finde. Auch das Ende kommt etwas abrupt und überzogen, sogar kitschig. Es wirkt nach meiner Meinung sehr unbefriedigend nachdem man sich durch die vielen Seiten gelesen hat, die voll von Wendungen und Schicksalsschlägen sind – da ist das Ende einfach zu schlicht und einfach.
Nun ja, bei „Die Päpstin“ bin ich irgendwie gespalten. Auf der einen Seite ist es ein unterhaltsames und spannendes Buch, auf der anderen Seite allerdings auch klischeebeladen und überzogen. Insgesamt gebe ich dem Roman noch ein knappes „gut“, da mich die Kritikpunkte beim Lesen nicht so sehr gestört haben, wie es vielleicht den Eindruck erweckt.
Man wird das Buch wohl lieben oder hassen – scheinbar wird es, wie man an den Bewertungen sieht, von den meisten geliebt, doch die, die eine anspruchsvolle, originelle und historische Lektüre suchen, werden mit dem Roman wohl nicht so gut bedient sein. weiterlesen schließen
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